Der Kampf gegen die Verzweiflung - 2

Meine Brust schmerzt bei diesem Gedanken, doch trotzdem wollte ich nicht einsehen, was das Ganze mit meiner Situation zu tun hatte. Also brachte ich bloß ein: „Das ist aber tragisch", in einem viel zu trockenem Ton hervor.

Liam zog eine Augenbraue in die Höhe und blickte mich erstaunt an: „Tragisch?", fragte er mit einem leichten scharfen Ton nach. Er schien sich nicht besonders über meine Reaktion zu freuen.

Ich zuckte bloß mit den Achseln. Mein eigener Schmerz war im Moment zu präsent, als dass ich Mitleid für die Person empfinden würde, die mich in diese schreckliche Lage gebracht hatte.

„Nun gut", Liam zuckte nun ebenfalls gelassen mit den Schultern. „Es ist deine Entscheidung, was du mit dieser Information machst, doch du solltest wissen, dass dich Aidan niemals einfach so umgebracht hätte. Samuel wusste das. Ich bin mir sicher, dass er tief in seinem Herzen weiß, dass du unschuldig bist. Vielleicht redet er sich sogar ein, dass er dich so vor bösen Intrigen schützen kann."

Ich schwieg und beobachtete wie Liam von meinem Bett aufstand. Langsam streckte er sich und warf mir einen unerwartet ernsten Blick aus seinen sonst so fröhlich funkelnden Augen zu. „Ich habe wirklich nicht gedacht, dass du hier in Selbstmitleid versinkst. Hätte man mich zuvor gefragt, hätte ich behauptet, dass du eine Kämpferin bist. Ich hätte erzählt, dass du um dich schlägst, wenn dich jemand verletzt, dass du bis zum letzten Blutstropen kämpfen würdest, egal wie klein die Aussicht auf Erfolg ist."

Er drehte sich um und wollte bereits den Türgriff nach unten drücken, als ich mein Kissen nach ihm warf. Ohne hinzusehen fing er es auf.

„Was für ein schwacher Versuch", verhöhnte er mich. Was war mit diesem Jungen auf einmal los!? Verwandelten sich jetzt alle um mich herum in Schwachmaten?

Ich sprang auf. Wütend schnaufend stolzierte ich auf den Tisch zu. Meine guten Manieren vergaß ich vollkommen, als ich das Glas an mich riss, einen großen Schluck trank und es anschließen ebenfalls auf Liam warf. Dieses Mal musste der Kerl ausweichen. Das Glas zersplitterte nutzlos an der Tür, doch immerhin traf ihn die Flüssigkeit des süßen Saftes. „Du, Aidan und erst recht Samuel können mir gestohlen bleiben. Ich bin doch nicht euer kleines Stehaufmännchen! Was würdest du tun, wenn die Person, der du vertraust und zu der du eine starke Beziehung geglaubt hast, dich auf einmal hinterrücks verrät?!", bei jedem neuen Wort war meine Stimme lauter geworden. Hätte ich nur einen Funken mehr von Samuels Energie absorbiert, würden nun wahrscheinlich kleine Funken um mich herum tanzen.

„Ich an deiner Stelle würde mich ganz sicher nicht einsperren und erst recht nicht zum Nichtstun verdonnern lassen", erwiderte Liam kalt. Noch immer hatte der Feigling mir den Rücken zu gewannt.

Zornig griff ich zu der Suppe und schmiss sie durch den Raum, dabei schrie ich ihn an: „Dann lass mich hier raus!"

Dieses Mal drehte sich Liam zu mir um, als er mit einer eleganten Drehung auswich. Die einzelnen heißen Suppentropfen, die auf sein T-Shirt zuflogen, beachtete er nicht. „Nein, so einfach werde ich dich nicht gehen lassen", antwortete er mir lässig.

„Ach ja, was möchtest du für meine Freiheit?", zischte ich ihn wütend an.

„Ich möchte Informationen. Samuel und Aidan müssen wissen, wer hinter dem Auftrag des Gerätes steckt, um endlich die Explosionen zu stoppen. Sie haben jedoch die einzige Person eingesperrt, die Zugriff zu all den wichtigen Informationen hat. Ich möchte, dass du mit mir kooperierst. Wenn du uns hilfst die Explosionen zu stoppen, kommst du hier auch wieder raus. Was sagst du?", fragte Liam nach. Sein Grinsen wirkte auf einmal etwas angespannt. War er etwa nervös?

Aus welchem Grund auch immer Liam sich leicht verspannte, es lagen viele Leben auf dem Spiel. Ich konnte nicht einfach meine Hilfe verweigern, nur weil die Angelegenheit auf einmal persönlich wurde. Seufzend strich ich mir durch meine Haare. Scheinbar war mein Gewissen immer noch viel zu aktiv. „In Ordnung", stimmte ich schließlich zu, setzte jedoch sofort nach: „Ich helfe dir unter einer Bedingung."

„Und die wäre?", fragte Liam mit einem breiten Grinsen nach. Ahnte er etwa bereits was ich verlangen würde?

„Die Hackfressen von Samuel und Aidan will ich nicht sehen!", verlangte ich mit einem ebenso breiten Grinsen. Aus irgendeinem Grund wusste ich bereits jetzt, dass Liam darauf eingehen würde. Wieso auch nicht?

„Aber natürlich, Mylady!", stimmte er sofort zu, dabei verbeugte er sich auf altmodische Art und Weise.

„Lass das!", befahl ich schon fast lachend, obwohl der Schmerz in meiner Brust immer noch nicht abgeklungen war. Es würde viel Zeit brauchen, bis die Wunde in meinem Herzen wieder ganz geheilt war.

„Wie sie wünschen, Mylady", antworte Liam mit einem frechen Zwinkern, dann setzte er sich auf das Bett und betrachtete mich neugierig. Als ich fragend eine Augenbraue anhob, fragte er: „Und wie gehen wir jetzt voran?"

Ich seufzte und rieb mir meine nervende Beule, was keine gute Idee war. Es schmerzte höllisch und ließ mich noch rastloser werden. Nervös begann ich im Raum auf und ab zu tigern, während ich die verrostete logische Denkmaschine in meinem Kopf anwarf. Es dauerte einige Zeit, bis mir alle Faktoren der Situation bewusst wurden. „Wie viel wisst ihr bereits?", fragte ich Liam schließlich.

„Nicht viel. Natürlich haben Aidan und Samuel versucht an die Daten heranzukommen, doch Lisa hat einen glänzenden Job geliefert und sie kalt abserviert. Diese Frau ist wirklich nicht zu unterschätzen", schwärmte Liam mit einem verträumten Blick, dann setzte er wieder ernst fort: „Anschließend haben sie versucht sich in euer System zu hacken. Leider ebenfalls ohne Erfolg. Im Grunde genommen wissen die beiden absolut nichts."

Ich grinste breit. Die Sicherheitsvorkehrungen hatten einem echten Angriff standgehalten! Das gesagt zu bekommen, war ein herrliches Gefühl. Es war schon fast berauschend, immerhin hatten wir neben den großen gekauften Sicherheitsmaßnahmen noch unsere eignen kleinen Fallen installiert. Nach kurzem Zögern äußerte ich eine Vermutung, die mir plötzlich ins Gehirn geschossen kam: „Liam? Du hast mich nicht zufälligerweise jetzt eingeschaltet, weil Aidan und Samuel auf nicht ganz so freundliche Gedanken gekommen sind, oder?"

Liam hüstelte verlegen, doch seine Haut unter den Sommersprossen rötete sich kein bisschen. Dieser Mann war wahrlich mit allen Wassern gewaschen. „Vielleicht, also was können wir jetzt tun?"

„Eigentlich ist es ganz einfach. Die einzige Person, die alle Daten hat, ist Lisa. Ich weiß nicht, wie stark zerstört das Gerät ist. Falls sie das Teil nicht sofort erkennt, fragt einfach Thomas. Er ist das Genie unter meinen Mitarbeitern. Ich werde für dich einen kleinen Brief an Lisa schreiben, der alles erklärt. Bitte gehe persönlich zu ihr. Sie kann Menschen sehr gut einschätzen und wird wissen, dass du nicht lügst."

Liam nickte. „Ich werde dann Papier und Stift holen. Bleib so lange hier und stelle keinen Unsinn an!"

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P.S. Heute gibt es keine Bilder oder einen schönen Schnickschnack, da die Verbindung zu unsere DSL Leitung kaputt ist. Kein Internet außer teuren mobilen Daten ^^°

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