Brodelndes Flammenmeer - 2

Eine Gänsehaut legte sich über meinen Rücken. Konnte das vielleicht die Lösung sein? Würde Mrs. Johnson mir wirklich helfen mich aus meiner Lage zu befreien? Wenn ich die Plasmakugeln berühren würde, könnte ich sie vielleicht in mir aufnehmen. Plötzlich wurde ich hochgehoben. Ich wagte es meine Augen einen winzigen Spalt zu öffnen. Von unten hörte ich Samuel schreien: „Lass sie sofort runter!" Aidan zischte auf, als die Leviathanin mich immer näher zu den wabernden Energiekugeln brachte.

Mein Herz pochte wie verrückt. Würde ich in der Lage sein das Plasma in mich aufzunehmen? Ich hatte immer ein emotionales Band zwischen einem Flammengeborenen und mir gebraucht, wenn ich dessen inneres Feuer absorbierte. Wie war es wohl jetzt? Ich verspürte im Moment nichts weiter als reine Angst. Wie hatten sich wohl Aidan und Samuel gefühlt, als die Flammen ihren Körper verließen? Beide hatten plötzlich realisieren müssen, dass sie keine Kontrolle über ihr inneres Feuer hatten. Mit Sicherheit hatten sie dabei keine Freude empfunden, sondern ebenfalls Panik, Verzweiflung und Angst. Es konnte also vielleicht klappen! Es musste einfach funktionieren!

Ängstlich blickte ich hinauf zu den wabernden Kugeln. Mrs. Johnson verlangsamte meinen Körper immer weiter, wahrscheinlich um Samuel und Aidan zu foltern. Ich hielt diese Anspannung jedoch nicht mehr länger aus. Die Zweifel und die Angst drückten mir die Luft zum Atmen ab.

„Nun seht wie sie stirbt!", rief Mrs. Johnson aus. Ich schwebte ein kleines Stückchen höher. Schnell streckte ich meine Hand aus, um eine der kleineren Plasmakugeln zu berühren.

Ungeahnte Energie kroch durch meine Finger in meine Hand und schließlich meinen Arm empor. Mein Herz begann zu rasen. In meinem Magen flatterten Schmetterlinge. Mein Körper pulsierte vor Energie, doch was würde geschehen, wenn ich das ganze Feuer in mir aufnahm? Ich wusste es nicht. Meine größte Befürchtung war, dass mich die geballte Energiemasse in zwei Teile reißen würde. Bereits eine kleine Plasmakugel brachte meinen gesamten Körper zum pulsieren und überflutet mich mit Kraft. Was würden dann die dutzend anderen, weitaus größeren mit mir machen? Ich hatte keine Zeit, um zu zögern, denn in diesem Moment realisierte Mrs. Johnson ihren Fehler.

„Was zum...?", rief sie voller Entsetzen aus, doch auch Samuel schrie: „Tu das nicht, Jenny! Das ist zu viel Energie für deinen menschlichen Körper!" Ich ignorierte die beiden, streckte meine Hände aus und griff beherzt zu. Jedes Mal, wenn ich eine weitere Kugel berührte, schoss ein brennender Strahl aus Licht, Wärme und Energie in mich. Nach drei Plasmakugeln, begann jeder neue Kontakt furchtbar zu schmerzen. Ich schrie meine Qual hinaus, doch ich hörte nicht auf, immer schneller das Feuer in mir aufzunehmen.

Gleißend helles Licht erfüllte mein Sichtfeld. Mein Körper pulsierte. Hitzewellen schossen durch ihn hindurch, verließen meine Haut und ließen zischend das Wasser um mich verdampfen. Ich fiel zu Boden, aber ich bemerkte den Aufprall nicht. Schmerzende Hitze brannte in jeden Muskeln, jeden Knochen und in jeder Zelle von mir. Die Energie war zu viel. Viel zu viel! Ich konnte sie nicht in mir stabilisieren und doch konnten die Flammen nicht mehr aus meinem Körper hinaus.

Wieder schrie ich voller Qual auf. Mein gehetzter Blick richtete sich auf Mrs. Johnson. Sie schien den Ernst der Lage endlich zu begreifen. Die Wände aus Wasser rings um uns herum brachen zusammen. Die gesamte Flut stürzte sich auf mich. Die ersten Liter verdampften bereits bei der ersten Berührung mit meiner glühend heißen Haut, doch es folgten immer weitere Tonnen an Wasser bis ich schließlich vollkommen umhüllt war. Erneut bekam ich keine Luft. Panik breitete sich in meinem Körper aus. So konnte das Ganze doch nicht enden!

Ich begann mich zu konzentrieren. Mit aller Kraft drängte ich die Flammen in mir zusammen. Immer wieder wollten sie entkommen, doch ich ließ sie nicht gehen. Eine unbändige Wut hatte von mir Besitz ergriffen. Ich wollte nicht sterben und ich würde auch nicht sterben! Das Feuer gewann ebenso mit jeder Sekunde in mir scheinbar an neuer Kraft. Es versuchte meinen Verstand niederzureißen und diese klägliche menschliche Hülle in tausende Stücke zu zerfetzen. Währenddessen schlugen immer mehr Wassermassen auf mich ein und versuchten mich zu erdrücken.

Ein winziger Gedanke war schließlich der Auslöser für die entscheidende Wende. Wenn ich hier und jetzt sterben würde, würde auch Samuel sein Leben verlieren. Keiner konnte sagen, was der Tod mit sich brachte, doch eines war sicher, wir würden dort nicht gemeinsam das Leben genießen können. Ich würde ihm nie die Leviten lesen und er würde einfach ungeschoren davon kommen! Das konnte ich nicht zu lassen, ich würde leben und mich ordentlich für seine Dummheit rächen!

Mit einem stummen Schrei rang ich das Feuer nieder. Ich wusste, dass ich nicht für immer gewonnen hatte, doch für diesen Moment hatte ich die Flammen unter Kontrolle. Mit einem bösen Grinsen schleuderte ich einen Teil der Energie hinaus in die Welt. Das Wasser um mich herum begann auf der Stelle zu verdampfen. Neues Wasser wollte zu Hilfe eilen, doch ich fand fast schon Gefallen daran auch dieses in weißen Dampf zu verwandeln. Mit einem teuflischen Grinsen rannte ich mehrere Schritte aus der Nebelwolke heraus, dorthin wo ich Mrs. Johnson vermutete.

Tatsächlich hatte ich Recht. Die kleine Schlange stand beim Küchenhahn, aus dem immer noch stetig neues Wasser plätscherte. Er musste unbedingt verschlossen werden, sonst würde Mrs. Johnson Kraft stetig anwachsen! Ich warf eine gewaltige Feuerkugel auf die Spüle. Das war zwar nicht besonders elegant und Samuel hätte es mit Sicherheit besser gelöst, doch zumindest war es genauso effektiv. Das Metall schmolz und verschloss damit den Wasserstrom.

„Was bist du?", schrie Mrs. Johnson verzweifelt. Sie zog den Nebel zu sich, um sich in ihm zu verstecken und so vielleicht zu entkommen, doch sie hatte die Rechnung nicht mit mir gemacht.

„Ich bin bloß ein kleines Menschlein!", antworte ich, während ich wie eine wilde Bestie Feuerbälle in den Nebel warf.

Ich hörte Samuel laut fluchen, doch ich glaubte nicht, dass ich ihn durch sein eigenes Feuer töten konnte. Vielleicht würde ich ihn ein bisschen anrösten, aber das war dann schon fast eine gerechte Strafe.

Ein schriller Schrei ertönte aus einer besonders dichten weißen Wolke, die in diesem Moment in sich zusammenfiel und sich wieder in flüssiges Wasser verwandelte. Mrs. Johnson blickte mich mit wütend funkelnden Augen an. Ihre zuvor langen fast weißen Haare waren fast bis auf ein paar Zentimeter abgebrannt. Einige Brandwunden zierten auch ihren Körper.

„Ergib dich!", schrie ich ihr entgegen. Sie hatte keine Chance mehr.

„Niemals!", antwortete sie verächtlich. Plötzlich kam aus der Decke eine gewaltige Wasserflut herab gestürzt. Die Leviathanin hatte nicht versucht sich im Nebel davon zu schleichen, sondern hatte den Druck in den Wasserrohren aufgebaut und es tatsächlich geschafft diese zum Platzen zu bringen.

Entsetzt begriff ich, was das bedeutete. Für den Moment hatte sie einen unbegrenzten Vorrat an Macht. Das Wasser würde immer wieder nachströmen, bis schließlich die Energie in mir irgendwann erlosch, egal wie groß diese im Moment auch sein mochte. Ich hatte nur noch eine einzige letzte Chance Mrs. Johnson zu besiegen und das war ein Frontalangriff. Eine Attacke wie ich sie damals gegen Aidan genutzt hatte und die mich anschließend tagelang ins Koma transportiert hatte. Was würde mit meinen Körper wohl geschehen, wenn ich die geballte Macht von Samuel und Aidan auf einen Schlag freisetzte? Ich könnte sterben, doch vielleicht war es das ja wert. Ein letztes Mal blickte ich zurück. Die Nebelschwaden hatten sich durch den Deckensturzbach gelüftet und ich konnte Samuel erkennen, der bei Aidan kniete. Seine braunen wundervollen Augen schienen in diesem Moment zu begreifen, was ich vor hatte und sein Blick weitete sich vor Entsetzen.

„Nein!", schrie er, doch ich war bereits herumgewirbelt und rannte los. Eine Wand aus Feuer preschte vor mir her und ließ gewaltige Dampfschwaden emporsteigen. Voller Hass betrachtete ich das hämische grinsende Gesicht von Mrs. Johnson. „Na komm doch!", schrie sie und genau das tat ich auch. Funken stoben um mich herum. Eine gewaltige Flamme rahmte meine Faust ein, die ich zum Schlag erhob. Mit einem gewaltigen Knall krachte ich in Mrs. Johnson hinein. All meine Energie steckte ich in einem einzigen wohlplatzierten Fausthieb, der sie mitten im Gesicht traf.

Wenigstens hatte ich gut gezielt, dachte ich voller Schadenfreude, bevor ich zurückgeschleudert wurde. Ich flog taumelnd durch die Luft. Bereits jetzt fühlte ich mich so unglaublich müde. Es war Zeit für mich zu schlafen. Ich wollte nichts anderes mehr als einfach nur endlich zu ruhen. Mein Körper schlug hart auf, doch mein Geist hatte sich bereits längst von seiner Hülle gelöst. Es war Zeit das Buch zuzuschlagen und ein neues zu öffnen, voller Abenteuer, Fantasy und vielleicht auch beseelt mit einer wahren reinen Liebe.

So vielleicht ahnt ihr bereits, was das Ganze bedeutet ;)
Mir haben die letzte Kapiteln unglaublich viel Spaß gemacht.
Ich hoffe, dass ihr gut mitfierben konntet ;)

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top