🦆 08
Isaac nahm Hyunuks Hand und begleitete ihn zum Sofa. Sein Schatz stellte das Essen auf den Tisch und fummelte unsicher am Saum seiner Kleidung herum, eh er sich neben ihn setzte.
"Habt ihr euch heut geküsst?", fragte Isaac geradeheraus. Hyunuk schluckte und blickte ihn nicht direkt an, was seine Vermutung bestätigte. Da war es natürlich blöd, dass er ihn auch geküsst und Inhos Spuren auf Hyunuks Lippen zerstört hatte. "Oh sorry..."
"Wieso entschuldigst DU dich? Ich hab das Gefühl, ich hätte dich betrogen und sollte mir jetzt gründlich den Mund waschen, bevor ich dich wieder küssen darf."
"Na... weil ich dich direkt danach geküsst hab? Jetzt spürst du doch seine Lippen nicht mehr auf deinen, sondern meine?"
Hyunuk überlegte nicht lange. Er rückte ganz nah an Isaac ran, nahm dessen Gesicht zwischen seine Hände und küsste ihn lange und liebevoll.
"Jetzt ist alles wieder so, wie es sein soll", seufzte er wohlig. Inhos Lippen waren zwar schön zart und weich, aber nur Isaacs Lippen fühlten sich für Hyunuk genau richtig an. "Ich brauch keinen Dreier, um glücklich zu sein. Es sei denn, du willst unbedingt einen", sagte er leise.
"Wenn, dann würd ich mir Inho gerne vorher ansehen. Irgendwann muss es ja mal klappen", meinte Isaac zuversichtlich. Hyunuk nickte bedächtig und küsste ihn erneut, bevor er ihm das Essen reichte und sie sich einen gemütlichen Kuschelabend auf dem Sofa machten.
Am nächsten Tag sahen sie sich erst später, da Hyunuk mit seiner Abteilung ausging. Auf dem Weg ins Lokal lief ihm auf einem großen Platz ein hochgewachsener Kerl über den Weg, der ihm irgendwie bekannt vorkam. Als er sich dessen Begleiter ansah, wusste er warum. Unter den jungen Männern war auch Inhos gefärbter Schopf zu finden. Dann wäre Isaac heut wieder enttäuscht, ihn nicht zu sehen.
In gewisser Entfernung liefen die beiden Gruppen aneinander vorbei und Hyunuk versuchte krampfhaft, ihm nicht hinterherzuschauen. An der nächsten Straßenkreuzung begegneten sie sich allerdings wieder, während sie darauf warteten, dass die Ampel grün wurde.
"Hi Inho", sagte er leise, als der Kleinere sich direkt neben ihn stellte und mit zusammengekniffenen Augen zu ihm aufsah.
"Hi", erwiderte er knapp. Er war immer noch beleidigt, dass Hyunuk ihn nach dem Kuss so erschüttert angesehen hatte, obwohl er Inho überhaupt erst auf diese dumme Idee gebracht hatte. Hinterher hatte Inho sich furchtbar über sich selbst geärgert, dass er seinem spontanen Impuls nachgegeben hatte. Lieber hätte er sich an das halten sollen, was er vor Sunghyun behauptet hatte – dass er absolut kein Interesse hatte. Nun, da er wieder direkt in Hyunuks Nähe war, wusste er, dass er sich selbst belog. In der Tat fand er den Typen heiß. Zumindest ein bisschen, obwohl er seltsam war und ihn immer anstarrte. Doch dieses Bisschen reichte offensichtlich aus, sich zu einem Kuss hinreißen zu lassen.
Und leider hatte Sunghyun Recht damit, dass Inho lange keinen Sex mehr gehabt hatte. Es wäre schön mal wieder-
Bevor er den Gedanken zu Ende fassen konnte, sprang die Ampel auf Grün und Hyunuks Leute setzten sich in Bewegung. Inho spürte eine sanfte Berührung an seiner Hand, eh Hyunuk sich wie immer mit "Bis zum nächsten Mal" verabschiedete. Verhielt sich so ein vergebener Mann? Stand Hyunuk wirklich auf ihn? Gestern nach dem Kuss hatte er kurz daran gezweifelt, bevor er sich dessen Worte aus dem Supermarkt wieder ins Gedächtnis rief. Vielleicht hatte er seinen Schatz einfach noch nicht gefragt, ob sie sich küssen durften, und wollte deshalb nicht auf den Mund geküsst werden? Seine dringendste Frage lautete also: Wer war sein Schatz und was würde diese Person alles erlauben?
Inho sah ihm nach und hätte fast den Anschluss an seine Gruppe verloren, wenn Sunghyun ihn nicht grinsend an die andere Hand genommen hätte. "Scheint gut bei euch zu laufen."
"Da läuft überhaupt nichts!"
"Neiiin, gaaar nicht", machte der Jüngere sarkastisch. "Gib es ruhig zu. Du willst ihn."
"Will ich nicht." Zumindest war er sich nicht sicher, was er wollte. Wenn er die Gelegenheit hätte, Hyunuk anzufassen... würde er es tun oder würde er schreiend weglaufen? Im Prinzip waren sie Fremde. Es war gar nicht vernünftig, ihm so nahe kommen zu wollen.
"Pfff... das kannst du deiner Oma erz-"
"Wie läuft es mit deiner Verlobten?"
"Super, weißt du doch, aber lenk nicht schon wieder vom Thema ab."
"Ich weiß nicht, was ich will, ok? Lass mir einfach Zeit, in Ruhe darüber nachzudenken."
"Eigentlich ist dir doch klar, dass-"
Inho unterbrach ihn, indem er ihm einen strengen Blick zuwarf.
"Ok ok, ich sag ja schon gar nichts mehr. Aber denk nicht zu lange nach, Hyung."
Unterdessen tanzte Isaac zu Hause mit Inpyo vor dem Fernseher zu diversen Dance Practices ihrer Lieblingsgruppen. Ihr Essen müsste gleich da sein. Sobald es klingelte, sprang Isaac auf und eilte zur Tür. Gut, dass Inpyo hier war, da konnte er sich Inho auch gleich anschauen und Isaac seine Meinung über ihn mitteilen.
In gemächlicherem Tempo ging Inpyo hinterher, nachdem er das aktuelle Video pausierte. Gespannt wartete der Kleinere an der Tür. Seine Mundwinkel bewegten sich nach unten, sobald er den Boten sah.
"Hey Phuc. Bist du schon aus dem Urlaub zurück?"
"Ja. Ich finde es auch traurig, aber ich muss noch ein paar Urlaubstage für die Familienfeste übrig lassen. Was ist denn los bei dir?"
Isaac nahm ihm das Essen ab, während Inpyo antwortete: "Er wollte auch mal Inho sehen. Den hat er bisher nicht zu Gesicht gekriegt."
"Ah. Ja, der ist sehr sympathisch und macht seine Arbeit gut. Wenn du ihn dringend sehen willst, frag doch beim Bestellen nach ihm?"
"Das geht?", fragte Isaac überrascht.
"Keine Ahnung, aber D.O. zu fragen kostet ja nichts."
"Ja... danke."
"Ist Hyunuk denn gar nicht da?", erkundigte sich Phuc noch neugierig.
"Nee, der ist mit Kollegen was essen."
"Achso. Dann liebe Grüße an ihn und lasst es euch schmecken."
"Ich werd's ausrichten." Isaac winkte ihm noch, bevor er die Tür schloss und nachdenklich ins Wohnzimmer ging. "Dann werde ich wohl beim nächsten Mal telefonisch bestellen. Hyunuk sieht ihn irgendwie ständig, sogar im Supermarkt, und ich hab ihn noch kein einziges Mal gesehen."
"Wird schon noch", ermutigte ihn Inpyo und machte sich über das köstliche Essen her. Isaac zuckte die Schultern und tat es ihm gleich. Pappsatt lümmelten sie auf dem Sofa herum, bis Isaacs Freund nach Hause kam und sich dazu gesellte.
"Na. Wer hat geliefert? Mal wieder nicht Inho?"
"War irgendwie klar, oder?", meinte Isaac leicht frustriert. Er fragte gar nicht nach, woher Hyunuk das wusste, weil es schon üblich war, dass er ihn nie zu Gesicht bekam.
"Hab ihn in der Stadt an der Ampel getroffen."
"Oooch...", machte Isaac genervt. Inpyo und Hyunuk amüsierten sich über den Kleinen in ihrer Mitte. "Irgendwann sehe ich ihn aber bestimmt, dafür sorge ich schon!"
Einen Tag später setzte er sein Vorhaben in die Tat um.
"Hallooo! Hier ist Isaac."
D.O. wusste sofort, wer dran war, da er nur einen Isaac kannte. "Nanu? Seit wann rufst du denn an zum Bestellen? Sonst macht ihr das doch immer online?"
"Ja, sonst. Aber heute wollte ich dich was fragen. Ist Inho da?"
"Ja, aber der ist grad unterwegs."
"Wie lange arbeitet der denn heute?"
"Seine Schicht geht bis 21:30 Uhr."
"Ok. Muss er nachher noch in den Laden oder hat er nach der letzten Lieferung Feierabend?"
"Normalerweise bringen die Boten noch die Thermokisten vorbei, aber manchmal, wenn die letzte Lieferung zeitlich knapp ist, können sie die bis zur nächsten Schicht mit nach Hause nehmen."
"Ah ok. Also kann Inho heut das Essen liefern?"
"Ähm. Klar, er kann eure Bestellung übernehmen, aber dann müsst ihr etwas länger warten. Wie gesagt, er liefert gerade woanders aus."
"Kann er genau 21:30 hierher liefern?"
Erst jetzt wurde D.O. stutzig. "So spät?"
"Jaaa..."
Wenn nicht gerade eine große Gruppe hungriger Menschen seinen Laden betreten hätte, könnte er Isaac weiter ausfragen, aber leider wurde es jetzt hektisch in der Küche. "Okayyy... geht deine Bestellung schnell? Sonst ruf ich zurück, hier kommen grad viele Gäste."
"Zweimal Ente Chop Suey. Ich zahl dann bar."
"Okay. Gut. Danke. Stellt nichts an, ich brauch meinen Boten noch."
Kichernd legte Isaac auf. Heute würde er endlich Inho sehen. Während er sich noch glücklich auf dem Sofa rumrollte, ging die Wohnungstür auf. Grinsend rannte er seinem Freund in die Arme und küsste ihn überschwänglich. "Rate mal, was wir heute Abend machen!"
Er freute sich darauf. Er war bereit.
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