🦆 06
Wie so oft lümmelte Isaac auf dem Sofa und suchte zwei leckere Gerichte raus, die er zum Abendessen bestellte. Heute würde er endlich Inho sehen.
Ungeduldig wartete er vorm Fernseher auf seinen Freund und aufs Essen. Er sprang auf und rannte in den Flur, als die Tür aufging, um seinen Schatz mit Küssen zu begrüßen. Hyunuk freute sich ebenfalls ihn zu sehen und drückte ihn ganz fest. Sie tauschten einen innigen Kuss. Eigentlich könnten sie noch länger knutschen, denn das Essen würde noch zehn Minuten brauchen.
Doch dann eilte Isaac aufs Klo. Schon seit einer Weile musste er ganz dringend, wollte aber nicht gehen, solange niemand anderes da war, der die Tür aufmachen konnte. Gerade als er sich hingesetzt hatte, klingelte es - an der Wohnungstür, nicht unten an der Haustür. Hyunuk öffnete und begrüßte einen ganz bestimmten Jemand.
Genervt stöhnte Isaac auf. Das konnte doch jetzt nicht wahr sein!
"Hi. Bin unten mit einem Paketboten rein", erklärte Inho.
"Ah. Willst du noch kurz bleiben? Eine Minute?", fragte Hyunuk, in der Hoffnung, dass Isaac sich im Bad beeilte.
"Nee, sorry, hab viel zu tun heute." Inho schüttelte den Kopf und rannte davon. Seufzend schloss Hyunuk die Tür und steckte den Kopf ins Bad. Resigniert hatte Isaac die Ellenbogen auf den Knien und das Kinn auf die Hände gestützt und seufzte ebenfalls. "Ich brauch noch eine Weile", informierte er seinen Freund, der die Badür wieder zumachte und auf dem Sofa wartete.
Mit Schmollmund kam Isaac einige Minuten später ins Wohnzimmer und ließ sich neben Hyunuk auf die Couch plumsen.
"Dann siehst du ihn eben beim nächsten Mal", versuchte Hyunuk ihn aufzumuntern.
"Ich hab grad keine Lust mehr ihn zu sehen."
Am nächsten Tag machten sie eine Pause von D.O.s Essen und Inho und wollten stattdessen zu Hause kochen. Da unerwartet der Reis fast alle war und Isaac keinen gekauft hatte, lief Hyunuk von der Haltestelle nicht nach Hause, sondern in den Supermarkt. Er nahm einfach mehrere verschiedene Sorten und wollte gerade zur Kasse, da fiel ihm jemand am Kühlregal auf. Hyunuk beschloss, einen Umweg zu machen und an ihm vorbeizulaufen.
"Hallo Inho", sagte er freundlich im Vorbeigehen. Die Stimme kam dem Angesprochenen verdächtig bekannt vor. Sein 'Lieblingskunde' zwinkerte ihm zu, als Inho sich umdrehte. Vor Schreck stieß er einen kleinen hohen Schrei aus und ließ den Einkaufszettel fallen. Gleichzeitig bückten sie sich danach, wodurch ihre Köpfe fast zusammenstießen. Erschrocken sah Inho ihn an. Sie waren sich so nahe. Wenn er sich noch näher lehnte, würden sie sich fast-
Hyunuk legte ihm einen Finger auf den Mund. Diese Lippen waren noch weicher als sie aussahen. "Bevor wir uns jetzt küssen wie in einem drittklassigen Drama, muss ich erst meinen Schatz um Erlaubnis fragen."
Dann drückte er ihm seinen Einkaufszettel in die Hand und machte sich auf den Weg zur Kasse. Inho blieb schockiert zurück. Er brauchte einen Moment, bevor er mit wackeligen Beinen aufstand und sich am Griff des Regals festhielt und anschließend seinen Kopf gegen das kühle Glas schlug.
"Wer war das denn?", fragte eine neugierige Stimme neben ihm. Inho blickte zu dem Jüngeren auf.
"Sunghyun!", seufzte er theatralisch. "Das war Hyunuk. Der Kunde, von dem ich dir erzählt habe."
"Der dich immer anstarrt? Wow, der sieht wirklich gut aus. Hast du seine Nummer?"
Inho schüttelte den Kopf. Der Name, die Adresse und die Nummer standen immer auf dem Lieferschein, wenn er etwas austrug, aber er hatte nie darauf geachtet. Er würde doch nicht auf die absurde Idee kommen, Hyunuk anzurufen!
"Schade", meinte sein Kumpel, "mach dir den mal klar!"
"Sicher nicht." Davon abgesehen, dass Inho natürlich überhaupt kein Interesse an ihm hatte, hatte Hyunuk gerade eben erst angedeutet, dass er in einer Beziehung war. "Der Typ ist vergeben."
"Und trotzdem flirtet er mit dir. Vielleicht hat er eine offene Beziehung? Auf jeden Fall wär der was für dich."
Pikiert schaute Inho zu Sunghyun hoch. "Spinnst du jetzt völlig? Ich fange nichts mit einem vergebenen Kerl an."
"Sehr löblich... aber wenn er nicht vergeben wär, würdest du ihn klarmachen?" Anzüglich grinste er Inho an.
"Schlag dir das aus dem Kopf."
"Frag doch einfach seinen Freund, ob du mal randarfst? Du hattest ewig keinen Sex. Tut dir bestimmt gut."
"Vielleicht hat er eine Freundin und keinen Freund?"
"Völlig egal. Und wenn es weder Freund noch Freundin wäre - er steht eindeutig auf dich. Also lenk nicht vom Thema ab."
"Ich lenk nicht ab, ich will einfach nicht darüber reden", beendete Inho das Gespräch und stapfte davon, um schnellstmöglich den Rest ihres Einkaufs einzupacken und den Laden verlassen zu können. Sunghyun trottete ihm seufzend hinterher.
Als er sich an die lange Schlange an der Kasse anstellte, konnte er einen Blick auf Hyunuk erhaschen, der soeben das Geschäft verließ. Der Kerl würde ihm noch einen Herzinfarkt bescheren, wenn das so weiterging. Nicht einmal an einem freien Tag hatte er Ruhe vor ihm. Inho würde ganz sicher nie wieder in Sunghyuns Wohngegend einkaufen gehen.
Hyunuk lief unterdessen fröhlich nach Hause und half seinem Freund, der schon mit Kochen angefangen hatte. Die Begegnung mit Inho verschwieg er zunächst. Er würde es Isaac in einem ruhigen Moment erzählen und nicht, wenn der gerade an der heißen Herdplatte beschäftigt war. Dass er es ihm erzählen würde, stand außer Frage. Natürlich erzählten sie sich immer alles. Nur nicht jetzt sofort.
Nach dem Essen sahen sie sich eine Show an. Isaac starrte gebannt auf den Fernseher und Hyunuk war eher mit Isaacs Haaren beschäftigt. Er hatte keine Ahnung, wen Isaac sich da anschaute, weil er sich die Namen einfach nicht merken konnte. Diese Idols interessierten ihn eben nicht. Statt denen schaute er sich lieber echte Kerle an. Früher nur Isaac. Jetzt auch Inho.
"Hast du schonmal dran gedacht, einen von denen zu küssen?", fragte er leise. Isaac schaute überrascht auf. Seine Wangen wurden leicht rosa.
"Nicht so richtig... Vielleicht ein bisschen? Also nicht, dass ich es wirklich wollen würde", antwortete er. "Wie kommst du darauf?"
Hyunuk zuckte die Schultern. "Hab heut Inho getroffen. Im Supermarkt."
Sofort drehte sich Isaac in Hyunuks Armen um und schaute ihn ein wenig ängstlich an. "Ihr habt euch geküsst?"
"Nein, haben wir nicht. Würde ich ohne dein Einverständnis sowieso nie machen."
"Und jetzt willst du mein Einverständnis?"
"Nein."
"Glaub ich nicht." Warum würde er das sonst so sagen?
"Vielleicht ein bisschen? Also nicht, dass ich es wirklich wollen würde."
"Hmmm."
Einen Moment lang schwiegen sie sich an, dann rückte Hyunuk die Details raus: "Hab ihn am Kühlregal gesehen und gegrüßt, und er hat sich furchtbar erschrocken und sogar den Einkaufszettel fallen lassen. Ich wollte den aufheben und dabei sind sich unsere Gesichter ziemlich nahe gekommen."
Isaac runzelte die Stirn. Sein Freund erzählte weiter: "Eventuell hab ich ihm den Finger auf die Lippen gelegt. Ungefähr so." Er machte es vor und berührte Isaacs Lippen. "Weil er mit seinem Gesicht noch näher gekommen ist."
"Er steht auf dich", flüsterte Isaac gegen Hyunuks Finger.
"Natürlich. Bei meinem umwerfenden Aussehen!", erwiderte er gespielt arrogant. Normalerweise konnte er Isaac mit solch affektierten Sätzen zum Lachen bringen - heute nicht. Noch immer sah er ihn stirnrunzelnd an und dachte nach. Sein Freund hätte die Chance gehabt, Inho zu küssen. Aber er hatte es nicht getan. Er hatte ihn nur berührt und verriet Isaac hinterher sämtliche Details. Isaac konnte ihm wirklich vertrauen.
"Küss ihn."
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