Klavier
Ah ja, das klassische Instrument schlechthin. Wieder nehme ich meine eigenen Erfahrungen als Quelle. Ich habe sechs Jahre lang Klavierunterricht gehabt und spiele auch heute noch sehr gerne. In letzter Zeit vor allem Musik aus Filmen und Videospielen.
Wenn ihr ein Bild zum Aufbau eines Klaviers sucht, sollten unter anderem folgende Begriffe fallen: Gehäuse (Korpus), Resonanzboden, Stimmstock, Saiten, Klaviermechanik, Klaviatur (üblich sind 88 Tasten) und Pedale.
Wenn wir von der Sorte Klavier sprechen, die nicht elektronisch ist, dann denkt man sofort an das Pianino, das aufrecht stehende Klavier und natürlich den Flügel, oder Konzertflügel. Den Begriff Klavier, nimmt man eigentlich oft nur für die Pianinos her. Diese sind platzsparender und man findet recht günstige und gute Modelle, so dass sie in relativ vielen Wohn- und Schlafzimmern zu finden sind. Doch auch wenn man ein günstiges Modell findet, sind die Einstiegspreisen für so ein Klavier immer höher, als bei anderen Instrumenten, wie zum Beispiel Gitarre. Flügel, besonders Konzertflügel brauchen ihren Platz und haben auch oft einen höheren Preis. Einige Beispiele für sehr bekannte Hersteller: C. Bechstein, Bösendofer, Blüthner, Schimmel, Steinway & Son, K. Kawai, sowie Yamaha.
Ich hatte in meinem Unterricht einen Flügel zur Verfügung. Zuhause hatte ich leider kein Platz für ein „echtes", oder akustisches Klavier und habe daher immer elektronische gespielt. Diese werden hier in Deutschland E-Pianos genannt. Beliebte Hersteller sind Yamaha, Casio, Roland und Clavia Nord. Ich selbst, besitze ein Casio E-Piano und ein Clavia Nord Electro. Instrumente von Clavia Nord haben sehr, sehr, seeeeeeeehr gute Sounds. Die kommen wirklich sehr nahe an den himmlischen Klängen von teuren Konzertflügeln und Vintagepianinos. Zudem haben all ihre Instrumente eine sehr ikonische, rote Farbe, wodurch sie auffallen und leicht wiederzukennen sind. Leider sind sie nichts für jemanden mit einem kleinen Geldbeutel.
Ein E-Piano ist hier in Deutschland kein Keyboard. Ein Keyboard ist zwar ein Tasteninstrument, aber es ist nicht das gleiche wie ein E-Piano und hat seine eigene Kategorie. Der größte Unterschied besteht in der Anzahl der Tasten und dem Spielgefühl. Die meisten E-Pianos haben 88 Tasten, wie bei einem echten Klavier. Auch die Anschlagsmechanik ist anders. Heißt, egal wie leicht oder stark man auf die Taste eines Keyboards drückt, der Ton bleibt gleich. Die Tasten von E-Pianos sind so gebaut, dass sie die gewichteten Tasten von akustischen Klavieren nachahmen. Heißt, wenn man leicht auf die Taste drückt, wird der Ton leiser. Benutzt man etwas mehr Kraft, wird der Ton lauter.
Wenn man ein "akustisches" Klavier hat, besitzt es Saiten und die müssen in bestimmten Abständen gestimmt werden. Technisch gesehen, ist das Klavier ein Tasten- und ein Saiteninstrument. Dafür wird ein Klavierstimmer angerufen und nach Hause bestellt. Ich habe bis jetzt noch niemanden kennengelernt, der sein eigenes Klavier stimmt. Kann man wahrscheinlich nicht, wenn man nicht zum Klavier- und Cembalobauer ausgebildet wurde.
Ich habe mir ein E-Piano aus Platzgründen und Kosten geholt. Ich bin sehr oft in meinem Leben umgezogen und lebe meistens in Wohnungen. Es ist wesentlich leichter, mit einem kompakten E-Piano umzuziehen, als mit einem Flügel oder Pianino. Ein E-Piano ist nicht so empfindlich und vom Gewicht her, kann ich eins, ohne eingebauten Ständer, gut alleine tragen. Außerdem kann ich meine Kopfhörer an meine E-Pianos anschließen. So störe ich weder meine Mitbewohner, noch meine Nachbarn, wenn ich spiele.
Man kann E-Pianos mit unterschiedlicher Klaviaturanzahl bekommen. Üblich sind 88 Tasten, aber man findet auch Hybridmodelle, die so eine Art Mischung aus E-Piano und Keyboard sind, mit 76 oder 61 Tasten. Je weniger Tasten, desto kompakter ist das Instrument, aber man verliert einige der tieferen und höheren Noten. Das ist nicht so tragisch, vor allem wenn man eher im Bereich Pop-Musik spielen möchte. Bei klassischen Stücken und in Filmmusik, kommen schon auch mal Noten in den sehr hohen oder tiefen Bereichen vor.
Einige E-Pianos kommen mit bereits eingebauten Lautsprechern. Andere wiederum brauchen externe Lautsprecher oder Verstärker. Diese sind oft eher für die Bühne konzipiert worden, als für den Gebrauch Zuhause, wo man vielleicht auch mal seinen Freunden und Verwandten etwas vorspielen möchte. Ich will das ja eher nicht so, deswegen hat mein E-Piano kein Lautsprecher, so habe ich einen triftigen Grund, warum ich ihnen nichts vorspielen kann. Muhahaha.
Kommen wir nun zum Spielen. Ich hab für mich selbst drei Kategorien gesetzt, wie ich ein Lied lerne, bzw. spiele.
Erstens, nach Noten spielen. Ich kann Noten lesen und sie entsprechend auf der Tastatur des Klaviers finden. Ich weiß auch ungefähr, wie lang ich eine Note spielen muss, das erkläre ich später nochmal. Trotzdem höre ich mir vorher lieber eine Aufnahme des Stücks an, ehe ich es selbst lerne. Ich spiele meistens nach Noten, wenn es sich um klassische Stücke, oder Filmmusik handelt. Ich kann jedoch nicht vom Blatt abspielen. Das bedeutet, wenn man das Stück im perfekten Tempo und mit keinen, oder nur sehr geringen Fehlern spielen kann, auch wenn man es vorher noch nie gehört, gespielt oder geübt hat. Meine ehemalige Klavierlehrerin kann das. Aber sie ist auch Professorin für Musik und Klavier. Und Japanerin.
Improvisation. Die ist sehr nützlich in einem zeitgenössischem Bandkontext. In Pop und Rockbands haben Klavier- oder Keyboardspieler eigentlich keine Noten vor sich. Üblicherweise kennen sie sich mit Musiktheorie aus, können Akkorde auf dem Klavier spielen und passend zur Tonart des Lieds und zum Rhythmus Riffs, Arpeggios oder Licks spielen. Manchmal, um sie nochmal zu betonen, spielen sie die Melodie des Liedes nach. Einer meiner früheren Bandkollegen konnte keine Noten lesen. Wir haben ihm jedoch die Akkordfolge des Liedes gegeben und die Tonart und er konnte problemlos mitspielen und das Lied mit seinen Improvisations-Skills untermalen. Ich selbst kann einfache Liedbegleitung spielen. Heißt, ich spiele einfach die Akkorde, so dass sie zum Rhythmus des Liedes passen.
Nach Gehör. Ich kann einfache Melodien, manchmal auch Akkordfolgen von einem Lied abhören. Nicht von klassischen Stücken, eher von zeitgenössischen Stücken. Dazu setze ich mich ans Klavier, lasse das Lied im Hintergrund laufen und probiere einzelne Noten aus, die zum Lied passen. Als Erstes versuche ich immer die Tonart eines Liedes herauszufinden. Wenn ich die habe, weiß ich, welche Akkorde und Noten zu dem Lied gehören.
Es gibt Leute, die können perfekt nach Gehör spielen. Diese Glückspilze können ein Lied hören, und es einfach so gut wie perfekt nachspielen. Rechte und linke Hand. Als hätten sie in ihrem Kopf eine kleine Stimme die ihnen sagt, welche Tasten sie spielen müssen, damit sie genau so klingen wie ein bestimmtes Lied. Viele von ihnen, (aber nicht alle, vor allem Berufsmusiker lernen Musiktheorie, da es die Kommunikation mit anderen Musikern erleichtert) können weder Noten lesen, noch kennen sie sich wirklich mit dem Aufbau von Akkorden oder mit Tonleitern aus. Das müssen sie ja auch nicht unbedingt, wenn sie als Hobby Klavier spielen, oder ein anderes Instrument.
Oft hat es mit dem sogenannten Perfect Pitch zu tun, die einige Musiker haben. Darunter viele, die Klavier spielen. Auf Deutsch nennt man es absolutes Gehör oder Tonhöhengedächtnis. Interessant ist, dass viele die dieses Gehör besitzen, oft auch Synästhesie haben.
Viele glauben und behaupten, man muss mit dem absoluten Gehör geboren sein. Stimmt nicht. Das kann man sich mit VIEL Übung auch antrainieren. Vielleicht schafft man es nicht unbedingt zum absoluten Gehör, aber es gibt auch noch das relative Gehör, dass mehr mit den Abständen, also Intervallen zwischen den gespielten Noten zu tun hat.
Ich werde noch ein bisschen was von meinem Klavierunterricht erzählen. Es kann als Beispiel dienen, aber man muss bedenken, dass jeder Klavierlehrer anders ist und daher auch seinen Unterricht anders gestaltet. Die Lehrer gehen auch oft auf das Ziel der Schüler, bzw. der Eltern ein. Meine Lehrerin hat vor allem darauf geachtet, dass ich immer Spaß am Spielen hatte und hat mich nicht gezwungen so lange Klavier zu lernen und zu üben, bis ich mich zu Mozart 2.0. entwickelt habe.
In meiner ersten Klavierstunde, hat meine Lehrerin mir die Noten beigebracht. Obwohl ein Klavier üblicherweise 88 Tasten hat, gibt es an sich nur 12 Töne die man spielen kann. Sie sind dann höher oder tiefer. Hier die Töne, der Reihenfolge nach, der weißen Tasten: C - D - E - F - G - A - H. Das wiederholt sich dann für alle weißen Tasten. Normalerweise befinden sich zwischen den weißen Tasten, eine kürzere, schwarze. Das kommt aber an zwei Stellen nicht vor. Einmal zwischen E und F (die kommen nach den zwei schwarzen Tasten, die durch E und F von der nächsten Gruppe an schwarzen Tasten getrennt werden) und einmal zwischen H und C (H kommt direkt nach den dreier Gruppe der schwarzen Tasten). Hier ist die Reihenfolge der schwarzen Tasten: C#/Db - D#/Eb - F#/Gb - G#/Ab - A#/Hb. Je nachdem in welcher Tonart man spielt, bekommen die Tasten eine andere Bezeichnung, deswegen der Schrägstrich.
Ich habe dann bald darauf die Takte gelernt und wie man die Noten zählt. Wie lange eine Note im Takt gespielt wird, weiß man durch ihr Aussehen. Euch ist sicher schonmal aufgefallen, dass manche Noten schwarz sind, andere haben nur eine schwarze Kontur, manche haben gar kein Fähnchen, oder ein Fähnchen, manchmal sogar mehrere. Dadurch wird die Länge der gespielten Note gekennzeichnet.
Am Anfang habe ich natürlich leichte Stücke bekommen, in denen nicht viele Noten vorkamen. Ich kann mich noch dunkel daran erinnern, dass ich am Anfang Schmerzen in den Fingern hatte, der so in Richtung Muskelkater ging. Das hat sich doch schon bald gelegt und ich konnte meistens ohne viel Fingermuskelanstrengung 15-30 Minuten am Tag üben. Was nach meiner Klavierlehrerin eigentlich zu kurz war, aber ich war immer zu faul zum üben. xD Es gab Tage, an denen ich auch mal länger geübt habe. Aber die waren selten.
Ich hab von manchen gehört, die kaum geübt haben, und trotzdem schnell vorangekommen sind, andere haben 1 Stunde am Tag geübt haben, wieder andere 2 oder 3, oder sogar noch mehr. Die Gründe dafür sind unterschiedlich. Wenn man später mal beruflich was in Richtung Musik machen möchte, dann ist es schon schlau, wenn man sein Instrument oft und lange übt, bis man es wie eine Sprache, fließend beherrscht. Einige waren einfach leidenschaftliche Klavierspieler. Andere wurden von ihren Eltern gezwungen eine bestimmte Anzahl an Stunden zu üben.
Meine Klavierlehrerin, hat für mich meistens die Stücke die ich spielen sollte, ausgesucht. Nach ungefähr zwei Jahren, durfte ich selbst auch Noten von Stücken mitbringen, die ich gerne lernen wollte. Wenn sie für mein Level zu einfach waren, musste ich das Mitgebrachte üben und noch ein Zweites, dass sie ausgesucht hat, um mich herauszufordern.
Ich bin nicht die größte Musikerin der Welt, aber ich lerne recht schnell. Meine Klavierlehrerin hat nach zwei Jahren gesagt, dass ich bereits so viel gelernt habe, wie andere in 4 Jahren. Ich bin jedoch bis heute etwas faul, was Technik angeht und spiele deswegen manchmal etwas schlampig. Ich betone gewissen Stellen im Stück nicht oft und stark genug, korrigiere meine Finger nicht, wenn sie in einer bestimmten Passage immer „stolpern", betätige das Pedal nicht zur richtigen Zeit, zu lang, oder zu kurz.
Ich musste ab und zu auch mal an den Hauskonzerten teilnehmen, die meine Klavierlehrerin veranstaltet hat. Und ich habe es gehasst wie die Pest. Also die Konzerte, nicht meine Klavierlehrerin. Sie ist für mich eine der besten Menschen, die ich kennengelernt habe. Aber zurück zum Konzert.
Es sollte als Ansporn dienen, da man dadurch ein konkretes Ziel hat, wofür man üben will. Blöderweise habe ich bis heute große Schwierigkeiten mit Lampenfieber. Ein gewisses Maß an Aufregung ist normal und gut für die Performance. Der Adrenalinschub soll einem ja eigentlich dabei helfen, seine Aufgabe gut zu meistern. Aber bei mir hat es sich leider eher in Panik verwandelt. Mein erstes Konzert habe ich gerade noch so überstanden und habe auch nicht viele Fehler gemacht. Doch danach war mir speiübel und ich habe mich eine zeitlang nicht zu einem zweiten Konzert überreden lassen. Die Konzerte meine Klavierlehrerin sind so abgelaufen, dass sie eine Zahl von Schülern hatte, die nach und nach gespielt haben. Es gab sogar ein kleines Programm und üblicherweise hat man Familie und Freunde eingeladen. Manchmal haben wir auch Duette mit unserer Lehrerin gespielt. Danach gab es eine kleine Erfrischung und die Möglichkeit, sich mit den anderen zu unterhalten.
Ich kann mich nicht mehr genau erinnern, ob mein zweites oder drittes Konzert ein Fiasko war, aber ich weiß genau, dass ich in einem dieser Hauskonzerte so ein starkes Lampenfieber hatte, dass ich nicht spielen konnte. Ich saß am Klavier und mein Kopf war vollkommen leer. Meine Finger wussten nicht, was sie machen sollten, obwohl ich das Stück auch ohne Noten auswendig spielen konnte, und haben mir auch nicht mehr gehorcht. Sie haben nur geschwitzt und gezittert. Nach einer gefühlten Ewigkeit, habe ich endlich angefangen zu spielen und bin mit vielen Fehlern durchgekommen. Danach musste ich ins Bad rennen, um zu heulen und durchzuatmen, um so meiner Panik etwas Luft zu machen. Danach hat mich meine Klavierlehrerin nie wieder gezwungen, in einem Konzert zu spielen. Falls es gewünscht ist, kann ich eventuell auch noch einen separaten Beitrag zum Thema Lampenfieber zu verfassen.
Klavier kann man sich auch gut alleine beibringen. Es gibt zwar, vor allem was die Handhaltung angeht, richtige Techniken, auf die ein Lehrer achtet und seine Schüler hinweist, und auch den richtige Fingersatz lernt man leichter mit Hilfe eines Lehrers, doch wenn man versucht möglichst so zu spielen, dass es nicht wehtut, dann sollte man keine allzu große Probleme haben. Und mit den Schmerzen, meine ich vor allem stichartige Schmerzen. Vor dem ziehenden Schmerz, den man oft bekommt, wenn man seine Muskeln trainiert, muss man keine Angst haben. Aber es gilt natürlich, es nicht zu übertreiben, sondern in einem angemessenem Tempo seine Fingerkraft und Agilität aufzubauen, dann sind die Risiken relativ gering, sich zu verletzen.
Lange Fingernägel sind übrigens super unpraktisch und gefährlich fürs Klavierspielen. Ich kenne einige Mädels, die trotzdem mit langen Fingernägeln spielen, aber spätestens, wenn ihnen der Nagel zwischen den Tasten stecken bleibt und er im Eifer des Spiels abgebrochen oder abgerissen wird, halten sie sich fürs Spielen die Nägel kurz. Meine Klavierlehrerin hat auch immer auf die Länge meiner Fingernägel geachtet, da ihr das, was ich gerade beschrieben habe, mit einer anderen Schülerin passiert ist. Das Mädchen war verletzt und ihr Flügel mit Blut besudelt. Ich persönlich hasse das nervige Klacken, dass beim Spielen mit langen Nägeln oft entsteht. Und die Handhaltung ist auch nicht gerade praktisch, denn mit kurzen Nägeln, kann man seine Fingerspitzen auf die Taste legen. Ich hab persönlich das Gefühl, dass ich dadurch auch schneller und dynamischer Spielen kann. Mit langen Fingernägeln, muss man oft die Tasten mit der flachen Fingerkuppe berühren. Die Finger werden also eher gerade gehalten und für mich scheint es so zu sein, dass man dadurch etwas an Agilität verliert.
Das wäre es soweit von mir. Falls Ihr noch irgendwelche spezifischen Fragen zum Thema Klavier und Klavierspielen habt, könnt Ihr sie gerne unten in den Kommentaren schreiben und werde, sobald ich kann, dieses Kapitel mit einer passenden Antwort erweitern. Falls Ihr selbst noch Anmerkungen, Korrekturen und Wissen habt, das Euch hier noch fehlt, schickt mir gerne eine PN.
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