Dienerschaft
In diesem Beitrag möchte ich einen Überblick über die Dienerschaft geben, die in einem respektablen Herrenhaus mit einer gewissen Größe vorhanden sein sollte. Die Beispiele aus dem Internet, sind oft eher an die Herrenhauser Großbritanniens angelegt, doch ich hoffe, dieser Beitrag kann trotzdem ein wenig weiterhelfen.
Falls jemand an (gratis!) Literatur zu diesem interessiert ist und Englisch kann, wurde The Book of Household Management von Isabella Beeton empfohlen, ein Buch zur Haushaltsführung im späten 19. Jahrhundert.
Hausdiener
Das Äquivalent zum Britischen Butler. Er war hauptsächlich für die Wünsche des Hausherrn zuständig, seiner Garderobe, dem Empfang von Gästen und dem Servieren der Mahlzeiten bzw. der Aufsicht über die Diener, die das Essen servieren. Üblicherweise war er auch Leiter des Dienstpersonals im Herrenhaus und unterstanden allein den Anordnungen des Hausherrn. Alle Aufgaben, die der Hausherr selbst nicht erledigte, gab er an seinen Hausdiener weiter.
Er überprüfte immer wieder die Ordentlichkeit und Sauberkeit der Räume, vor allem für Mahlzeiten und wenn Gäste angekündigt wurden. Ein Hausdiener musste große Verlässlichkeit aufweisen und auch stillschweigen über all die Geschehnisse der Familie wahren.Nicht selten, waren sie enge Vertraute ihres Herrn. Interessanterweise, waren sie auch oft für den Einkauf und die Lagerung von Weinen zuständig und mussten sich gut damit auskennen, um ihren Hauherrn entsprechend bei der Wahl des richtigen Weins beraten zu können.
Kammerdiener/Leibdiener
Neben dem Hausdiener oder Butler, gab es in reicheren Haushalten auch oft einen Kammerdiener oder Leibdiener, der einige der Aufgaben des Hausdieners übernommen hat. Diese erhalten ihre Befehle auch ausschließlich vom Hausherrn und waren oft die engsten Vertraute desselben. Aufgaben wie die passende Kleidung für ihren Herrn auslegen gehörten zu ihrem Alltag oder das Rasieren und Frisieren ihres Herrn. Kammerdiener mussten sich ebenfalls um die Ordentlichkeit und Sauberkeit der Garderobe und der privaten Gemächern ihres Herren kümmern. Sie haben auch, wenn der Hausdiener nicht dafür verantwortlich war, Briefe, Visitenkarten, etc. für ihre Herren entgegen genommen. Sie waren auch diejenigen, die ihre Herren beim Ausgehen zu Tür begleitet haben und ihn auch wieder empfangen haben.
Haushälterin/Hauswirtschafterin
Diese hat zusammen mit den Butler ebenfalls das restliche Dienstpersonal angeleitet und angewiesen. Sie hat sich auch um das Wohlbefinden des Gesindes gekümmert, beispielsweise wenn sie krank waren, dafür gesorgt, dass sie ärztliche und medizinische Versorgung bekamen. Wenn die Herrschaften Beschwerden hatten, wurden diese der Hauswirtschafterin kommuniziert und sie musste für die Fehler der restlichen Dienerschaft geradestehen. Sie war auch verantwortlich für den Einkauf und die Bevorratung des Haushalts und sie hatte die Verantwortung, der Dienerschaft ihren Lohn auszuzahlen. Eine Haushälterin hat nicht selbst mit angepackt und schwere Arbeiten verrichtet, sondern war eher für die logistischen Maßnahmen des Haushaltes zuständig. Sie hat Buch geführt, die außer von der Hausherrin, oft auch vom Butler oder sogar dem Hausherrn auf Korrektheit überprüft wurde. Haushälterinnen spielten ebenfalls eine große Rolle in den sogenannten Destillierräumen, wo nicht nur Wein und Bier hergestellt wurde, sondern auch Gewürze, bestimmte Kochzutaten, hausgemachte Putzmittel, Medikamente, Tinkturen, Kosmetika, Seifen und noch vieles mehr.
Kammerfrau/Zofe
Das weibliche äquivalent zum Kammerdiener, diese waren natürlich für die Frauen des Hauses zuständig. Es war nicht selten, dass die Zofen enge Vertraute der Frauen im Haus waren, doch an sich hat es sich nicht für sie geziemt, mit ihren Herrinnen zu sprechen, außer diese haben eine Antwort von ihnen verlangt. Sie waren wie auch die Kammerdiener, verantwortlich für die Sauberkeit und Ordentlichkeit der Garderobe und der privaten Gemächern ihrer Herrinnen, hinzu kam auch die Herstellung und Instandhaltung von Kleidung für ihre Herrinnen, da nicht immer ein Schneider oder Schneiderin dafür angestellt wurde. Hinzu kam auch die körperliche Pflege ihrer Herrinnen, die sie geschminkt und frisiert haben und waren auch dafür zuständig, gute Kosmetika für ihre Herrinnen zu besorgen. Entweder wurden diese eingekauft, oder in den eigenen Destillierräumen hergestellt.
Gouvernante/Hauslehrer
Beide hatten eine gesonderte Stellung und hatten nicht den gleichen Rang wie die anderen Dienstboten. Eine Gouvernante kam üblicherweise aus einer gehobeneren Schicht und war vor allem für die Erziehung der Kinder zuständig, mit denen sie viel Zeit verbrachten. Sie waren eigentlich fast schon ein Teil der Familie, da die Gouvernante üblicherweise alle Speisen mit der Familie einnahm und gemeinsame Zeit mit ihnen verbrachte. Auch bei Ausflügen und Reisen waren sie mit dabei. Die Gouvernante übernahm entweder selbst die Schulausbildung der Kinder, vor allem der Mädchen, oder kümmerte sich darum, dass ein fähiger Hauslehrer zu Diensten war.
Ein Hauslehrer war, vor Einführung der allgemeinen Schulpflicht, ebenfalls oft in Herrenhäuser engagiert und unterrichtete die Kinder, vor allem die älteren Jungen.
Kindermädchen
Auf Englisch auch Nanny genannt, kümmerte sie sich vor allem um die kleinen Kinder des Hauses und achtete neben der Erziehung in den ersten Lebensjahren, vor allem auf die Pflege und das Wohlbefinden der Kleinen.
Stubenmädchen/Hausmädchen
Diese haben für Ordnung und Sauberkeit in den privaten Gemächern der Herrschaft gesorgt. Das bedeutet vor allem Zimmer, Wohnzimmer, etc. putzen und aufräumen, sowie darauf achten, dass in den kälteren Monaten immer ein Feuer im Kamin brannte. Sie mussten ein sauberes und ordentliches Äußeres pflegen, da sie nicht selten in Anwesenheit der Herren arbeiteten und mussten deswegen auch über exzellente Manieren verfügen. Sie haben dem Hausdiener auch oft dabei geholfen, den Tisch zu decken und wieder abzuräumen, zusammen mit anderen Lakaien die nicht so hochstanden wie der Hausdiener oder die Kammerdiener.
Koch/Köchin
Beide Geschlechter wurden als Köche angestellt, auch in der Hauptführung der Küche. Diese waren unverzichtbar und selbst Familien aus der unteren Mittelschicht wollten es sich nicht nehmen lassen, zumindest einen Koch einzustellen, wenn sie sich keine Haushälterin und Hausdiener leisten konnten. Diese haben zusammen mit der Hauswirtschafterin für den Einkauf und Bevorratung gesorgt. Zudem war der Koch, oder die Köchin natürlich für die Planung und Zubereitung aller Mahlzeiten zuständig. Ihnen unterstand auch, wie bereits erwähnt, die Führung über die Küchenmägde und Spülmägde.
Früher wurde von den Köchen meistens alles selbst zubereitet, also auch Lebensmittel wie Brot, Kuchen, Gewürzzutaten, Eingelegtes, etc. Gekauft wurden nur die frischen und unverarbeiteten Zutaten wie Obst, Gemüse, Fleisch, usw. Dafür hat der Koch sich mit den geeigneten Lebensmittelhändler verbunden. Ein guter Koch hatte für möglichst hochwertige Zutaten zu sorgen und auch, dass kein Lebensmittel verschwendet wurde. Neben der Haushälterin und dem Hausdiener, hatte der Koch auch die Aufsicht über die Speisekammer.
Küchenmädchen/Küchenmägde
Die Helfer der Köche, die bei der Zubereitung geholfen haben, beim Saubermachen der Küche und sonstige niedere Arbeiten, die dort aufkamen. Einige hatten auch eigene Bezeichnungen wie zum Beispiel die Spülmägde.
Kutscher
Für die Kutschen und Pferde der Herrschaft zuständig. Neben dem Fahren, mussten sie auch die Kutschen warten und auf die Versorgung der Pferde achten. Als die Zeit der Automobilen Fortbewegung begann, wurden Chauffeure angestellt, die neben dem Fahren, ebenfalls für die Wartung der Autos verantwortlich waren. Wenn ein Herrenhaus Stallungen in einer gewissen Größe besaß, gab es neben dem Kutscher auch einen Stallmeister und Stallburschen, die angestellt wurden.
Knecht
Diese haben alle Aufgaben verrichtet, die sonst im Haushalt angefallen sind. Von der Pferdepflege, zu Holz hacken, Wasser tragen oder Toiletten und Toiletteneimer entleeren, sind viele der niederen Aufgabe den Knechten zugefallen. Das weibliche Äquivalent ist die Magd, die genauso wie die Knechte, die niedrigste Stufe des Gesindes bilden und für alle niederen Arbeiten zuständig waren.
Je reicher das Herrenhaus, desto mehr Diener waren angestellt. Die Angestellten lebten oft mit im Herrenhaus, in die für sie eingeteilte, oft nur kleine und spärliche Kammern, die nach Geschlechter getrennt wurden. Es gab oft auch einen oder mehrere Gemeinschaftsräume wo die Dienerschaft sich treffen konnte. Die anderen Bereiche und Räume des Hauses, durften nicht ohne Erlaubnis der Hauswirtschafterin oder des Hausdieners betreten werden. Wenn jemand in der Dienerschaft heiraten wollte, musste der Hausherr dies genehmigen und oft war er dafür zuständig, dem frischgebackenem Ehepaar eine Unterkunft außerhalb seines Herrenhauses zu besorgen.
Die oberste Haushaltsführung, hatte oft die Dame des Hauses. Also entweder die Ehefrau des Hausherrn, die Mutter, eine Schwester oder die älteste Tochter. Und alle Diener unterstanden ihrer Führung, auch der Hausdiener und die Hauswirtschafterin. Je größer die Dienerschaft, desto mehr Arbeit hatte die Dame des Hauses und trug umso mehr Verantwortung über ihre Angestellten.
In vielen Geschichten der älteren klassischen Literatur, habe ich den Eindruck, dass die Frauen, die schlichtweg keinen Bock auf die ganze Arbeit hatten, entweder das Pech hatten, eine schlechte Dienerschaft zu haben, was damit auch dem Ruf ihrer Familie schadete, oder sie das große Glück hatten, verantwortungsbewusste und verlässliche Angestellte zu haben, die trotz ihrer laschen Hausführung alle Arbeiten gut erledigten und somit auch dem Haus einen guten Ruf einbrachten.
Das war es erstmal von mir. Ich bin jederzeit offen für Verbesserungen und Ergänzungen. Dafür kann man sich am besten per PN bei mir melden. Falls noch Fragen anstehen, könnt Ihr sie gerne in den Kommentaren da lassen.
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