Kapitel 50
Kapitel 50
Sie befanden sich in den unterirdischen Tunneln, die durch ganz Yama verliefen und von deren Existenz Sezuna nur durch Aurichs Karte wusste. "Wir wissen nicht, ob wir ihm vertrauen können", sagte er ernst.
"Ich vertraue ihm", meinte Sezuna konzentriert und versuchte die Karte in der Dunkelheit zu erkennen. Sie hatten eine Lichtkugel erschaffen, die jedoch recht klein war und nur gedämpftes Licht spendete. Sie wollten immerhin möglichst unentdeckt bleiben.
Sephiroth knirschte hörbar mit den Zähnen. "Wenn du das sagst", grummelte er und blieb dich bei ihr, obwohl seine Flügel eigentlich sogar recht stören waren.
"Vorsichtig", murmelte Sezuna, die an ihren Füßen etwas spürte und stehen blieb. Als ihr Blick nach unten fiel, musste sie schlucken. Knochen. Überall unter ihren Füßen waren Knochen.
Sephiroth folgte ihren Blick und betrachtete den Untergrund. "Tierknochen", beruhigte er die junge Frau, denn er spürte ihr Unbehagen.
Zitternd atmete Sezuna aus. "Zum Glück", hauchte sie und hatte schon Angst bekommen, dass die Gänge vielleicht doch nicht so unbekannt waren, wie sie angenommen hatte.
Langsam setzten sie sich wieder in Bewegung und bogen schließlich in einen weiteren Gang ein. Er war teilweise zugeschüttet, weshalb sie stehen blieben und einen neuen Weg suchte. Die Tunnel waren zum Glück so gebaut, dass es immer mindestens einen Weg gab, auf den sie ausweichen konnten.
Sezuna deutete auf die Karte und erklärte Sephiroth den Weg. Zudem erklärte sie, dass sie jetzt wohl gerade unter dem Thronsaal des Schlosses waren.
Der Engel ließ seine Hand über ihren Rücken wandern, um sie zu beruhigen. Er spürte, wie aufgeregt sie war.
Hoffnung rang mit Angst und sie versuchte die Panik zu verstecken. Es gelang ihr nicht. Allerdings musste sie vor Sephiroth auch nichts verstecken. Er war für sie da, das hatte er schon sehr oft gezeigt. Darum blieb sie stehen und schmiegte sich für einen Moment an ihn, um neuen Mut zu tanken.
Er küsste sanft ihre Stirn. "Es wird alles gut", flüsterte er beruhigend.
"Was ist, wenn Eve nicht mehr lebt?", fragte Sezuna und klang verzweifelt. "Wenn wir zu spät kommen?"
Spehiroth streichelte sanft ihren Rücken. "Ich weiß es nicht", gestand er. Es war ein möglicher Ausgang, den er nicht leugnen konnte. "Wir geben unser Bestes", sagte er ernst und hob ihr Kinn, um ihr in die Augen sehen zu können.
Sanft drückte er seine Lippen auf ihre und versuchte sie so abzulenken. Es gelang ihm nur für einen kurzen Moment. Sezuna atmete tief durch und somit Sephiroth Duft ein. Dieser gab ihr Mut. Sie war nicht allein und was auch immer kam, er würde bei ihr sein. "Lass uns weiter gehen", flüsterte sie.
Der Engel nickte und drückte sie noch einmal an sich. "Pass bitte auf dich auf", bat er und kurz darauf liefen sie weiter.
Die Tunnel waren tief unter der Erde und man spürte den Druck des Gesteins über sich. Wenn diese jetzt zusammenkrachten, würde niemand sie retten können.
Laut Karte war es jedoch nicht mehr weit und sie würden irgendwo in den Kerkern herauskommen.
"Hier müssten wir richtig sein", bemerkte Sephiroth irgendwann. Im Grunde sah es nicht anders aus, als in den Tunneln, doch laut Karte müsste es hier einen Mechanismus geben, der die Wand öffnete.
Sezuna ließ ihre Hand über die Wand wandern, in der Hoffnung, dass sie etwas fand. Sie spürte nach Magie oder irgendetwas anderem. Schließlich entdeckte sie eine Art Mechanismus, der durch Druck auf einen bestimmten Stein ausgelöst wurde.
Es gab ein leises Klackern, das Sezuna überhaupt nicht gefiel.
Sephiroth machte sich kampfbereit, da er davon ausging, dass Wächter das Geräusch hören und sie angreifen würden. Doch es geschah nichts. Dunkelheit und Stille umfing sie.
Sezuna blinzelte und ihre Augen gewöhnten sich nur nach und nach an die Dunkelheit und sie begann Umrisse zu erkennen.
"Sind wir hier richtig?", flüsterte Sephiroth, denn irgendwie war das seltsam.
Sezuna nickte. "Ja, es gibt hier Zauber, die es so dunkel machen", antwortete die Vampirin flüsternd.
Sephiroth nahm das so hin und versuchte etwas zu erkennen. Wenn sie wirklich im Gefängnis waren, dann wäre Licht auch nicht das Sinnvollste. Sie mussten möglichst unentdeckt und vorsichtig sein.
Plötzlich blieb Sezuna stehen und er konnte hören, wie sie leise einatmete. "Ich versuche etwas", flüsterte sie und murmelte dann einige Worte, die der Engel nicht verstand. Es waren Teile eines uralten Zaubers, den sie von ihrer Mutter hatte. Zuerst hob sie ihre Hände an ihre Augen und berührte dann vorsichtig Sephiroths Stirn. Sofort wurde das Bild klarer und es zeichnete sich deutlich etwas ab. Als hätte man die Dunkelheit mit hellem Grau ersetzt.
"Ein Nachtsichtzauber", bemerkte er anerkennend, was Sezuna leicht lächeln ließ.
"Er wirkt nicht lange, also sollten wir uns beeilen", antwortete diese und setzte sich wieder in Bewegung.
"Sehr gut", meinte Sephiroth, der sofort begann sich umzusehen. Die Zellen, die sie umgaben, waren nun deutlich zu erkennen. Genau wie die Leute dahinter. Diese schienen zwar etwas zu hören, sie aber ebenfalls nicht zu sehen.
"Sezuna?", erklang eine leise, vorsichtige Stimme. Sie klang erschöpft und zögernd. Als würde sie etwas hören oder fühlen was sie selbst nicht richtig einschätzen konnte.
"Eve", flüsterte Sezuna aufgeregt. Das war die Stimme ihrer Schwester.
Die Vampirin wollte sofort auf sie zu rennen, doch Sephiroth packte ihren Arm und hielt sie zurück. "Wir wissen nicht, ob das eine Falle ist", sagte er eindringlich und nur so gelang es ihm, Sezuna davon abzuhalten, etwas Unüberlegtes zu tun.
"Ich weiß", sagte sie knirschend, während sie spürte, dass ihr Herz vor Aufregung heftiger schlug. Da war vielleicht ihre Schwester. Sie musste zu ihr und sehen, ob sie es wirklich war.
"Wir müssen uns trotzdem beeilen", flüsterte der und draußen hörte man, dass eine laute Glocke erklang. Sezuna wusste genau, was das hieß. Sie machten sich für einen Kampf bereit. Sie konnte jedoch nicht sagen, ob sie angegriffen wurden oder selbst angreifen würden.
"Soweit ich mich erinnere, greifen unsere Leute noch nicht an", flüsterte Sephiroth, der Sezuna eine Hand in den Rücken legte. Als Zeichen, dass sie weiter gehen sollte. "Also beeilen wir uns", sagte er und schob sie ein Stück.
Sezuna nahm das als Anlass, um weiter zu laufen und dabei jede Zelle zu begutachten. Sie musste ihre Schwester finden und ...
Eine Frau zog ihre Aufmerksamkeit auf die Zelle und nur mit Mühe gelang es Sezuna, auf diese zu zu rennen.
Das pastellfarbene Haar, das von hellem Violett über Blau zu Weiß ging, war fettig und hatte seinen Glanz verloren. Die weißen Flügel mit den wundervollen pastellfarbenen Spitzen waren zerfetzt und gebrochen, so dass sie nach unten hingen. Die Arme waren hoch über den Kopf an die Wang gekettet und die Position schien ihr Schmerzen zu bereiten.
Sezunas Herz setzte für einen Moment aus. Eve. War sie das wirklich?
Das Klopfen ihres Herzens drohte immer lauter in Sezunas Ohren und ihr blieb die Luft weg, als sie langsam auf die Zelle zu schlich, um sich die Person hinter den dicken Eisenstäben genauer zu betrachten. Sie konnte spüren, dass diese Person litt und das wiederum hieß, dass es nur Eve sein konnte. Nur mit ihr hatte sie eine derartige Verbindung.
"Eve", flüsterte Sezuna und Tränen ließen ihre Stimme rau klingen.
Die junge Frau hob den Kopf und für einen Moment wurde Sezuna schlecht. Aus ihren leeren Augenhöhlen rann Blut und Kratzer zierten ihre blasse Haut.
"Sezuna?", fragte die Engelsfrau mit kratziger, rauer Stimme.
"Ja, ich bin es", antwortete die Vampirin und trat auf ihre Schwester zu, blieb aber weit genug von den Eisenstäben der Zelle entfernt. Wer wusste schon, was diese für Zauber enthielten und wie gefährlich sie waren?
Erneut wiederholte Eve ihren Namen und begann zu weinen.
Sezuna zerriss es fast das Herz, doch sie konnte sich nicht von ihren Emotionen leiten lassen. Sie musste vorsichtig vorgehen. Daher hob sie die Hände und hielt sie in die Nähe des Gitters. Sephiroth, den sie aus den Augenwinkel heraus beobachten konnte, stellte sich auf, um sie Notfalls zu schützen.
Also konnte sie sich auf ihren Zauber konzentrieren.
Es war ein Versuch zu analysieren, aus was die Stäbe bestanden und welche Art von Zauber daraufgelegt war.
Sezunas Hände glühten bläulich, als die Magie sich auf die Gitterstäbe ausstreckte. Sie runzelte die Stirn, als sie bemerkte, dass sie Recht gehabt hatte. Es war ein Zauber auf diesen. Was eigentlich unnötig war, da die Ketten mit denen Eve gefesselt waren, wahrscheinlich auch noch magisch verzaubert waren. War Makoto vielleicht sogar davon ausgegangen, dass jemand sie retten würde?
"Kannst du den Zauber brechen?", fragte Sephiroth leise und hörbar angespannt.
"Es wird etwas dauern", gestand Sezuna, weil sie nicht genau wusste, wie sie vorgehen sollte. Entweder schnell und mit der hohen Wahrscheinlichkeit, dass jemand es bemerkte oder aber vorsichtig und weniger auffällig, dafür aber sehr langsam.
"Bekommst du es hin, dass wir nicht gesehen werden?", fragte der Engel und Sezuna entschied sich dazu, dass es sinnvoller war, schnell zu machen.
"Nein, ich werde nicht aufpassen. Wir reisen die Gitterstäbe ein und dann die Ketten. Das wird jemand bemerken", erklärte die Rothaarige.
Sephiroth wollte etwas sagen, doch da war es schon zu spät. Sezunas Magie trat bereits in die Gitterstäbe ein und diese zerflossen, bevor Sezuna in die Zelle sprang, um Eve von den Ketten zu befreien.
Ein Knurren verließ die Lippen des Engels und er sprang Sezuna hinterher, bevor er sich um die Ketten kümmerte und Eve sofort stützte. "Jetzt schnell", sagte er und klang nicht begeistert über ihr Vorgehen. Auch aus dem Grund, weil der Nachtsichtzauber nachgelassen hatte.
Jetzt mussten sie sich beeilen, um schnell in Sicherheit zu gelangen.
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