Kapitel 5
Kapitel 5
Sezuna spüre, wie sich die Welt ihrer Träume langsam lichtete und sie spürte, dass sie irgendwie unbequem lag. Ihr Arm begann zu schmerzen und irgendwas drückte an ihre Seite.
Grummelnd versuchte sie sich bequemer hinzulegen und griff nach der Decke, weil ihr kalt wurde. Als ihre Finger über den Stoff fuhren, fragte sie sich, was das wohl war. So weich und irgendwie wie Federn.
Federn!
Sezuna riss die Augen auf und starrte genau auf einen weißen Flügel, den sie sich dreister weise als Decke beschlagnahmt hatte.
Schnell ließ sie davon ab, setzte sich auf und stammelte eine leise Entschuldigung. Es war immerhin sehr respektlos und unhöflich Engelsflügel zu berühren. Das wusste sie sehr gut.
Sephiroths Blick war herablassend, doch ein schiefes Grinsen zierte seine Lippen. „Hat Dornröschen ausgeschlafen?", fragte er und widmete sich wieder dem Sushi, das auf seinem Teller lag.
Ein wenig irritiert blickte sich Sezuna um. War sie gar nicht mehr in der Kutsche? Aber wo war sie dann?
Das Zimmer kam ihr nicht bekannt vor und war relativ groß. Allerdings nur mit einer Art Sitzecke samt Tisch bebaut. Ein Esszimmer oder ein Ruheraum? Sezuna konnte es nicht sagen. Nur, dass der Geruch des Essens sie anzog.
Als Vampir brauchte sie frisches Blut, doch auch feste Nahrung. Gerade für junge Vampire war eine ausgewogene Ernährung wichtig. Wenn Sezuna auf Blut verzichten würde, könnte sie nicht leben und wenn sie auf feste Nahrung verzichtete, würde sie ihr menschliches Aussehen verlieren.
Sezuna blickte sich um, als plötzlich eine Sushirolle, die von Stäbchen gehalten wurde, vor ihrer Nase auftauchte. Sie blickte das Stück Essen skeptisch an und dann zu Sephiroth, der sie dabei interessiert beobachtete. Als wäre sie irgendein Tier hinter Glas, das nur zu seiner Belustigung da war.
„Oder brauchst du keine feste Nahrung?", fragte er neugierig und Sezuna öffnete brav ihren Mund. Zufrieden schob er ihr das Stück Sushi hinein und konnte sehen, wie sie ein wenig die Lippen verzog.
„Scharf", beschwerte sie sich, weil für ihren Geschmack viel zu viel Ingwer und Wasabi an dem Sushi war.
„Was passiert eigentlich, wenn du keine feste Nahrung zu dir nimmst?", fragte Sephiroth interessiert. Sezuna verzog die Lippen noch mehr.
„Mein Körper würde austrocknen und ich würde mich nach und nach dem Aussehen der Fledermäuse annähern", erklärte sie wiederwillig.
„Wäre das dauerhaft?", wollte der Engel wissen, während er damit begann sie mit dem Sushi zu füttern.
„Nein, zumindest nicht wenn es nicht zu lange vorhält", murmelte sie und versuchte dabei das Essen nicht auszuspucken, während sie sprach.
„Es gehört sich nicht mit vollem Mund zu sprechen", erklärte Sephiroth belustigt, hielt ihr aber schon das nächste Stück hin, so dass sie kaum eine Sekunde den Mund frei haben konnte.
Ein wenig peinlich berührt wurde sie rot um die Nase und versuchte in Ruhe zu kauen und sich nicht hetzen zu lassen.
Bevor er ihr erneut etwas in den Mund schieben konnte, hob sie die Hand, um ihn daran zu hindern, ihr noch eine Sushirolle in den Mund zu schieben. „Es ist deine Schuld, wenn du mich etwas fragst und mir den Mund vollstopfst", murmelte sie.
Sephiroth gab ein leises, fast abgehacktes Lachen von sich. „Den Mund würde ich dir lieber mit anderen Dingen stopfen", erklärte er zweideutig und Sezuna wurde bei diesen Worten hochrot. Ein Gefühl, das Sephiroth genoss. Sie war so unschuldig, verstand ihn aber dennoch, selbst mit diesen zweideutigen Anspielungen. „So und jetzt den Mund brav auf. Sonst wird das Essen kalt."
Sezuna konnte nicht anders, als diesen Engel anzustarren. Was war falsch mit dem Typen? Was wollte er von ihr? Wie konnte man so sein?
Abwartend blickte Sephiroth sie an und hielt abwartend eine weitere Sushirolle mit den Stäbchen fest.
Sezuna hingegen zögerte und nahm nur langsam die Hand vom Mund weg, um sich ihm wieder zuzudrehen. Diese ganze Sache war bizarr. Schon die ganze Zeit machte er seltsame Andeutungen und in anderen Momenten war er normal. Fast schon zu freundlich.
Sezuna ging dieses Hin und Her auf die Nerven, denn sie wusste nicht, worauf sie sich einstellen sollte.
Sephiroth schien der Meinung zu sein, dass sie nun genug gegessen hatte und tat die Sushirolle zurück, statt sie ihr in den Mund zu stecken.
Gerade als Sezuna nachfragen wollte, wurde die Tür geöffnet und die Katzenfrau trat ein. Zusammen mit einer weiteren Frau, die irgendwie gruselig wirkte. Sie war klein, zierlich und geisterhaft. Ihre Haut war grünlich und das lange, weiße Haar mit geflochtenen Zöpfen durchsetzt. Die grünen Augen, die direkt auf Sezuna blickten, besaßen keine Pupille.
Die weißhaarige Frau schob die Katzenfrau sanft auf Sephiroth und Sezuna zu, bevor sie ihre Hand von dieser nahm und auf Sephiroth zutrat, sich zu ihm beugte und ihm etwas zuflüsterte.
Sezuna verstand die Worte, doch sie kannte die Sprache nicht. War das die alte Engelssprache, die kaum noch einer sprach oder eine andere? Sie konnte es nicht sagen.
„Verstehe", murmelte Sephiroth. „Das hast du gut gemacht, Lilith. Du kannst jetzt gern raus in den Kräutergarten, wenn du möchtest", erklärte er und tätschelte ihre Schulter. Lilith, wie die Weißhaarige hieß, machte einen leichten Knicks und verschwand dann aus dem Raum.
Sezuna richtete ihren Blick wieder auf die schwarzhaarige Frau mit den Katzenohren.
„Misaki, das hier ist Sezuna. Sie hat dich ausgesucht und ihr hast du diesen Vertrag zu verdanken", erklärte er, weil er mit ihr den Vertrag bereits besprochen hatte, während Sezuna schlief und bevor er sie zu Lilith gebracht hatte. „Du wirst ihr dienen."
Misakis grüne Augen richteten sich direkt auf Sezuna, die ein wenig unsicher wirkte und sich Mühe geben musste, den Blick nicht zu senken. War sie ihr böse? Würde Misaki sie hassen?
Sephiroth drehte sich zu Sezuna und strich ihr sanft über die Wange, um so ihre Aufmerksamkeit zu bekommen. Erschrocken über die plötzliche Berührung drehte diese sich um und blickte den Engel aus großen, goldenen Augen fragend an. „Kannst du dir vorstellen, warum ich wollte, dass du dir jemanden aussuchst?", fragte er unerwartet und mit sanfter Stimme, die nie etwas Gutes verheißen konnte.
Sezuna schüttelte ein wenig den Kopf. Sie wurde aus seinen Handlungen generell nicht schlau.
Der violette Blick des Engels richtete sich auf Misaki. „Und du? Kannst du es dir denken?", fragte er mit einem leicht herablassenden Grinsen.
„Adlige brauchen doch immer Spielzeug", gab sie fast schon nüchtern, aber mit einer sanften Stimme von sich.
Sephiroth lachte und legte einen Arm um Sezuna. „Sie ist keine Adlige. Sie ist genau wie du, an einen Vertrag mit mir gebunden", erklärte er, was dafür sorgte, dass Misakis grüne Augen sich wieder auf Sezuna richteten und ein wenig größer wurden. Das hatte sie nicht erwartet. Dann ergab das Ganze ja noch weniger Sinn.
Sephiroth ließ von Sezuna ab und erhob sich, um auf Misaki zuzugehen und sie ein wenig zu umkreisen. Das hatte etwas raubtierhaftes und die junge Katzenfrau versteifte sich.
„Schon beim Aushandeln des Vertrages war ich mir sicher, dass Sezuna einen sehr rebellischen Charakter hat. Es gab also nichts, außer ihr Wort, was mir versicherte, dass sie ihren Vertrag halten und nicht wegrennen würde", erklärte Sephiroth, während er weiter um Misaki herum ging und sie scheinbar nachdenklich musterte. Seine Flügel waren dabei eng an seinen Rücken gelegt und hinter ihr hielt er plötzlich inne, um von hinten ihr Kinn zu packen. Verärgert, dass Sephiroth so sprach, als wäre sie nicht da, fixierte die Vampirin ihn mit ihren goldenen, wütenden Augen, spitzte aber die Ohren, um nichts zu verpassen. „Aber jetzt habe ich dich. So wie ich sie einschätze, würde sie niemals zulassen, dass andere für ihre Fehler bezahlen. Denn das wirst du tun. Sollte Sezuna versuchen zu fliehen, werde ich dich dafür bestrafen." Sezunas Herz rutschte förmlich in die Hose, als sie die Worte vernahm. Schlagartig wurde sie blass und auch Misaki erging es so.
„Aber das ist...", begann Sezuna, während sie sich erhob und zu Misaki wollte, doch der tadelnde Blick des Engels ließ sie innehalten.
„Vertrag ist Vertrag und sie hier nur eine kleine Unterstützung. Sieh es als Möglichkeit mit deinem Vertrag ein weiteres Leben freizukaufen", erklärte der Engel und ließ dann von Misaki ab.
Sein Blick ließen Sezuna dabei keine Sekunde aus den Augen und er betrachtete ihre Gefühle genau. Er spürte Resignation, was ihn verriet, dass sie durchaus in Erwägung gezogen hatte, zu verschwinden. Es war also richtig gewesen das hier zu tun. Auch wenn seine anfängliche Intention dahinter eine andere gewesen war.
„Jetzt bewegt euch, damit Eris euch euer Zimmer zeigen kann", wies er sie an und wank Sezuna mit einem Finger zu sich.
Diese kam mit gesenktem Haupt auf ihn zu und fragte sich, wie sie aus dieser Nummer wieder herauskommen sollte.
Eigentlich hatte sie damit gerechnet, dass sie einfach verschwinden konnte, wenn ihr danach war, denn als Vampir war sie viel schneller als die Engel, doch wenn stattdessen das Leben eines anderen auf dem Spiel stand, konnte sie nicht einfach gehen. Das verboten ihr ihre Erziehung und ihre Moral.
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