Kapitel 47
Kapitel 47
Sezuna sollte mit ihrer Vermutung recht behalten, denn Raphael machte deutlich, dass er in einen Krieg ziehen würde. Was er jedoch auch deutlich machte war, dass er sie auf dem Thron ihrer Mutter sehen wollte. Und dazu würde er sie ausbilden.
Anfangs hatte sich Sezuna überhaupt nicht vorstellen können, was er damit meinte, doch nachdem er sie in ein Gästezimmer einquartiert hatte, wurde sie diversen Engeln vorgestellt, die ihr Unterricht erteilten. Viele Dinge beherrschte sie bereits und einige waren auch gegen jegliche vampirischen Regeln, doch sie lernte auch viel Neues dazu.
Was ihr jedoch am meisten Angst machte, waren die Kampfstunden, die Raphael anordnete. Zu diesen würde auch Sephiroth erscheinen, mit dem sie sich sowieso noch aussprechen musste. Sie wusste nicht, was sein Vater bereits mit ihm besprochen hatte.
Nervös versuchte sich Sezuna in die Kleidung zu zwängen, die Raphael ihr gegeben hatte. Es handelte sich um einen hautengen Anzug, der für ihre Trainingseinheiten gemacht war. Er erlaubte es ihr, sich frei zu bewegen, gleichzeitig konnten ihre Lehrer jedoch auch sehen, wie sich ihre Muskeln bewegten.
So praktisch wie er auch war, so unwohl fühlte sich Sezuna darin.
Man konnte jede ihrer Rundungen sehen und das sorgte dafür, dass sie sich entblößt fühlte. Gleichzeitig vermisste sie auch Sephiroth, dem dieser Anblick sicherlich Freude gemacht hätte.
Seufzend schloss sie den Anzug und betrachtete sich einmal kurz im Spiegel. Schon jetzt hatte sie das Bedürfnis sich zu verstecken, obwohl jeder Teil von ihr verborgen war.
Sie drehte sich zur Tür und öffnete diese, bevor sie einen erschrockenen Schrei ausstieß, als sie plötzlich gegen eine harte Männerbrust knallte.
Überrascht taumelte sie zurück und machte große Augen, als sie den Engel erkannte, der direkt in der Tür stand und diese blockierte.
Violette Augen waren direkt auf sie gerichtet und Sezuna lief ein Schauer über den Rücken. "S-Sephiroth", stammelte sie.
Er war schon hier? Damit hatte sie nun gar nicht gerechnet. Was sollte sie denn jetzt tun? So wie er auf sie hinabsah, war er noch immer böse.
"Immer noch Meister", meinte er und machte einen Schritt auf sie zu, womit er ihr ins Bad folgte. Mit einer Bewegung schloss er die Tür hinter sich, was Sezunas Angst nur noch verstärkte.
"M-Meister", korrigierte sie sich. "Was tut Ihr hier?", fragte sie unterwürfig. Wenn er so drauf war, war das vielleicht die einzige Möglichkeit, sich zu retten. Vorallem, da er sie gerade im Bad eingesperrt hatte und den einzigen Ausgang blockierte.
"Das sollte ich dich eher fragen", meinte er fast, als wäre er in Plauderlaune. "Erst lügst du mich an und dann verschwindest du auch noch", zählte er auf. "So viele Vergehen", murmelte er, als er nach ihren Haaren griff, die sie noch nicht fertig hatte. Er hielt die rote Strähne in seiner Hand und besah sie sich, bevor er sie küsste. "Das steht dir viel besser", bemerkte er und Sezuna fragte sich, was hier eigentlich los war.
Er war irgendwie seltsam und auch irgendwie nicht. Sie konnte ihn einfach nicht einschätzen. Was wollte er hier?
"Euer Vater hat mich entführt", erklärte sie nüchtern und hoffte ihn damit nicht böse zu machen.
"Faule Ausrede", widersprach er und zog sie mit der Strähne so weit zu sich, dass sich ihre Körper fast berührten.
"E-Euer Vater erwartet mich", stammelte sie, weil sie nicht wusste, was er hier tat. Gleichzeitig fragte sie sich auch, ob Raphael das wusste, oder ob er auf sie wartete. Einen Erzengel warten zu lassen, war nicht ihre Absicht. Davor hatte sie sogar noch mehr Angst, als vor Sephiroth. Auch wenn Raphael gezeigt hatte, dass er durchaus sanft und lieb sein konnte. Immer in den Momenten, wo er in ihr Shioni gesehen hatte.
"Der weiß, dass ich hier bin", winkte der Engel ab, was Sezuna die einzige Hoffnung auf Flucht zunichte machte. Wenn Raphael es wusste, dann würde er wahrscheinlich nicht warten und sie hatte Zeit mit Sephiroth. Was ihr nicht sonderlich gefiel. "Das hießt du hast alle Zeit der Welt, mir zu erzählen, was vorgefallen ist. Von Anfang an", sagte er mit Nachdruck und legte seine freie Hand in ihren Nacken, um sie festzuhalten. "Immerhin besteht unser Dienstvertrag noch immer und ich habe nicht vor, dich einfach so daraus zu entlassen."
Sezuna schluckte. Daran hatte sie gar nicht mehr gedacht. Schon die letzten Wochen über nicht, aber er hatte Recht. Ihr Dienstvertrag bestand noch immer.
Die junge Vampiren schluckte, befeuchtete sich die Lippen und begann dann leise zu erzählen. Ihr goldener Blick war auf den Boden gerichtet, während sie Sephiroth das erzählte, was sie auch schon seinem Vater erzählt hatte. Dass sie wegen eines Anschlags von Zuhause geflohen und dann hier gelandet war.
Ihr gingen die Wörter jedoch nicht so leicht über die Lippen, wie bei Raphael. Dieser hatte eine Verbindung zu ihrer Mutter gehabt. Sephiroth hatte gar nichts. Keinen Grund, warum er ihr glauben sollte oder sie anderweitig unterstützen.
Sephiroth hielt die ganze Zeit ihre Strähne fest und hatte beginnen mit seiner freien Hand auf seinem Kinn herum zu tippen. Für Sezuna nicht gerade ein gutes Zeichen.
Irgendwas schien ihm nicht zu gefallen. "Du bist also in unser Reiche gestolpert, weil du Schutz gesucht hast", bemerkte er nachdenklich und Sezuna konnte nur zustimmend nicken. Es zu leugnen wäre dumm. "Und ich habe dir diesen Schutz durch den Vertrag mehr oder weniger eingeräumt", murmelte er weiter, als würde er mit sich selbst sprechen. Erneut nickte die Rothaarige.
Sephiroth senkte den Blick und betrachtet sie nachdenklich. "Die Vampire sind also wegen dir gekommen und haben die Grenzen angegriffen", bemerkte er und Sezuna erzitterte.
"Ja", brauchte sie quietschend hervor. Sie war der Grund für dieses Blutvergießen gewesen und dafür hasste sie sich. Aber ihr blieb keine andere Wahl, wenn sie leben wollte.
"Was passiert, wenn sie dich bekommen?", fragte er und Sezuna erschauderte erneut.
"Kommt drauf an, wer", murmelte sie leise.
"Die Anhänger deiner Tante", konkretisierte er, weil er wusste, dass die anderen wahrscheinlich sie als wahre Thronfolgerin sahen. Was sie eigentlich auch war, wenn man den Regeln der Vampire folgte. Makoto war nur eine Vertretung, weil sie reinrassig war. Aber Sezuna müsste irgendwann den Thron besteigen.
Sie benetzte sich mit der Zunge die Lippen. "Sie würden mich im besten Falle töten", flüsterte sie fast tonlos. Makoto traute sie noch sehr viel mehr zu und darüber wollte sie nicht nachdenken. Dazu war ihre Tante viel zu grausam.
"Was passiert, wenn sie dich nicht tötet?", wollte er lauernd wissen, da er ihre Angst deutlich spüren konnte. Sie war viel größer, als vor ihrem Tod.
Sezuna schluckte schwer und zitterte. "Sie braucht einen legitimen Nachfolger", flüsterte sie. "Ich bin zu alt, dass sie mich noch formen kann. Aber ein Kind ...", begann sie und bei der bloßen Vorstellung wurde ihr schlecht.
Geleitet von ihren Gefühlen, die so angstvoll waren, dass er es kaum aushielt, zog er sie in eine feste Umarmung. Zuerst spürte er ihren Schreck, doch dieser legte sich schnell. Stattdessen entspannte sie sich. "Das werde ich nicht zulassen", versicherte er ihr und er konnte spüren, wie Sezuna in seinen Armen förmlich zusammensank. Vor Erleichterung, aber auch, weil er ihr nichts tat.
Ihre Gefühle spielten verrückt und sie wusste einfach nicht, wie sie mit diesen umgehen sollte, weshalb sie einfach anfing zu weinen, so erleichtert war sie.
Sephiroth hielt sie fest und gab ihr Halt. Seine Hand fuhr fast schon zärtlich über ihren Rücken. "Vater will dich darauf vorbereiten den Thron der Vampire zu besteigen", informierte der Engel die und zeigte ihr somit, dass er gewusst hatte, was los war, bevor sie es ihm erzählt hatte. Sezuna verstand jedoch nicht, warum seine Stimme dabei so traurig wirkte.
Sie löste sich leicht von ihm und sah mit einem Tränenschleier vor den Augen zu ihm auf. Ein leises Schniefen verließ ihren Mund, bevor sie fragte, was das heißen sollte.
"Du bist die Thronfolgerin der Vampire. Damit ist unser Vertrag nichtig, sobald du deinen Platz einnimmst", erklärte er. Dabei war er noch nicht bereit dazu, sie gehen zu lassen. "Misaki gebe ich dir als Geschenk mit", fügte er hinzu und musterte ihr Gesicht forschend. Trauer war darin zu sehen, denn Sezuna verstand, dass sie nicht mehr zusammen sein konnten. Zumindest nicht so, wie sie es jetzt waren.
Nachdem sie so auseinandergegangen waren, hatte sie nicht damit gerechnet, dass es so sehr schmerzen würde, der Realität ins Auge zu sehen. Dabei hatte sie das Gefühl gehabt, bei Sephiroth jemanden gefunden zu haben, bei dem sie sicher war und sich beschützt gefühlt hatte. Aber wie sollte das aussehen, wenn sie ihren Posten einnahm und als Herrscherin über die Vampire regierte?
Ihr wurde bei dieser Vorstellung richtig schlecht und sie begann zu zittern. "Ich kann das nicht", hauchte sie panisch. Obwohl Raphael sie unterstützte, war sie nicht bereit dafür. Weder für einen Kampf noch dafür, ihren Thron zu besteigen. Nicht, dass sie es generell nicht wollte, aber sie war einfach zu jung und unerfahren.
Sephiroth nahm sie auf den Arm, als wäre sie ein Kind. Dabei drückte er sie jedoch beruhigend an sich, während eine Hand ihren Rücken streichelte. "Versagte nicht schon, bevor du es überhaupt versucht hast", meinte er leise und ging mit ihr aus dem Badezimmer, bevor er sie aufs Bett setzte.
Überrascht über seine Worte und seine Aktion, hob Sezuna den Blick, bevor sie versuchte die Tränen wegzuwischen. "Was meint Ihr?", fragte sie verwirrt und schniefte leise.
Sephiroth begann damit, ihre Haare für die Übungsstunden zu machen, damit sie nicht störten. "Du hast es noch gar nicht versucht. Wenn du es nicht versuchst, hast du versagt. Aber wenn du es versuchst, kannst du auch gewinnen."
"Das ist nicht so einfach", meinte sie noch immer schniefend.
"Doch ist es", antwortete Sephiroth nüchtern. "Genau so einfach ist es. Und du bist ja nicht allein", fügte er hinzu und hielt sie noch immer im Arm. Seine Stärke gab ihr Geborgenheit, die sie brauchte.
"Ich bin nicht stark und ich bin keine Kämpferin", sagte sie leise. "Ich wurde dazu ausgebildet Politik zu machen, nicht auf einem Schlachtfeld zu stehen."
Sephiroth legte den Flügel beruhigend um sie. "Das mag sein, aber ich habe dich in der Kutsche gesehen, als du Misaki geheilt hast. Damals noch mit kaputten Flügeln. Das wär Stärke. Also kannst du nicht sagen, dass du sie nicht hast", widersprach er.
Schniefend und mit Tränen in den Augen blickte sie auf. Sie wirkte wie ein unschuldiges, kleines Kind, das mit der Situation überfordert war. So schlimm war es bisher noch nie gewesen und bei diesem Anblick wollte er sie am liebsten wieder mitnehmen und in Watte packen. Sie löste in ihm so seltsame Gefühle aus, dass es kaum zu beschreiben war.
Die Frau kratzte nicht nur an seiner Oberfläche, denn sonst hätte er sie schon längst ziehen lassen. Sie hatte es geschafft dafür zu sorgen, dass er sich ohne ihre Gegenwart getrieben fühlte. Dabei war sie nicht einmal einen Tag lang weg gewesen. Dennoch hatte Sephiroth ihre Gegenwart schmerzlich vermisst. Ein Zustand, der ihm selbst nicht gefiel, denn wen sie dort hinaus ging, könnte sie sterben und er würde sie verlieren. Aber auch wenn sie überlebte, würde er sie verlieren, denn dann war sie auf dem Thron der Vampire.
Vorsichtig wischte Sephiroth ihr die Tränen aus den Augen. "So und jetzt genug Trübsal geblasen. Mein Vater wünscht, dass wir mit deinem Übungen beginnen, also werden wir seinem Wunsch nachkommen", erklärte er.
"Wir?", fragte Sezuna verunsichert. Hatte sie das richtig verstanden und Sephiroth würde mit ihr trainieren? Warum? Was hatte er mit der Sache zu tun?
Er war zwar Raphaels Sohn und verteidigte die Außengebiete, aber sonst hatte er keinen Grund, ihr zu helfen. Oder tat er das für seinen Vater? Sezuna konnte es nicht sagen und ließ sich etwas widerwillig hochziehen.
"Ja, wir. Ich werde dafür sorgen, dass du in Form kommst", erklärte er und stellte sie erst einmal hin, damit er sie mustern konnte.
Sofort fühlte sie sich unwohl, spürte aber auch, dass ihr ganz warm wurde und Verlangen in ihr aufkam. Dabei wusste sie, dass es hier Fehl am Platz war.
"Für den Anfang bekommst du eine einfache Lederrüstung", erklärte er unerwartet und Sezuna wirlte überrascht.
"Wieso das?", fragte sie vorsichtig, denn sie hatte erwartet, dass das hier ihr einziger Schutz war. Rüstungen hatten ihr zudem noch nie gelegen.
"Solange ich nicht einschätzen kann, was du kannst, ist es sicherer", meinte Sephiroth, der nicht wirkte, als würde er mit sich reden lassen.
Sezuna, der sowie so keine Wahl blieb, nickte. "Was genau werdet Ihr tun?", fragte sie vorsichtig und mit jeder Sekunde, die verstrich, begann sie sich unwohler zu fühlen.
"Ich werde erst einmal sehen, was du alles kannst", erklärte er ihr und reichte ihr eine Hand, um sie aus dem Zimmer hinauszuführen. Durch die Gänge und schließlich in den Innenhof. Dabei erklärte er ihr, dass er ihr unterschiedliche Waffen geben würde, mit denen sie zeigen sollte, was sie konnte.
Dass sie ausdauernd war, wusste er sehr gut. Auch ihre Schnelligkeit hatte er bereits gesehen, dennoch würden auch Flugübungen zum Programm zählen.
Sezuna wirkte nicht begeister. "Ich kann mit dem Stab und dem Schwert umgehen", erklärte sie. "Auch Bogenschießen beherrsche ich etwas", murmelte sie und klang tatsächlich verlegen. Als würde sie sich dafür schämen nur so wenig zu beherrschen.
"Das ist ein Anfang und wir werden dich auch nicht in allem ausbilden. Es ist besser wenige Dinge zu beherrschen, diese aber richtig", erklärte ihr Sephiroth, als die Sonne begann sie zu blenden.
Ihre Augen betrachteten die Umgebung und sie stellte fest, dass sie bis auf Raphael allein waren.
Der Innehof besaß einen abgetrennten bereich mit Sand, einige Vorrichtungen zum Schießen und einige Strohpuppen, an denen sie üben konnte. Auch wenn sie glaubte, dass sie eher mit Sephiroth oder Raphael üben würde.
Sephiroth führte Sezuna zu einem Stände, wo es mehrere Waffen gab. Dort hing auch eine eher schlichte Lederrüstung. Der Engel half ihr diese anzuziehen und bat sie dann, ihre Flügel zu öffnen. Es war besser, wenn sie gleich damit anfingen die Flügel beim Traininung zu nutzen.
Nur widerwillig tat Sezuna das und öffnete ihre Flügel, bevor sie sich mit Sephiroth in Position begab, um zu beginnen.
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