Kapitel 40
Kapitel 40
Sezuna stieg aus der Kutsche und sah sich neugierig um. Das Sephiroth nicht bei ihr war, sorgte dafür, dass sie sich ein wenig mulmig fühlte.
Zum Glück war Misaki dabei, doch diese wusste genau so wenig, wie sie. Wie sollten sie diesen Tag nur überstehen, ohne dass sie wussten, was man von ihnen wollte?
Sezuna bemerkte, wie ein großgewachsener Mann auf sie zu schritt. Er hatte lange Hörner auf den Kopf und seine fast schwarzen Augen lagen in einem attraktiven, männlichen Gesicht. Die Haut des Dämons war herrlich gebräunt und der Teufelsschwanz hinter ihm schwang fast schon träge.
Die Vampirin schluckte und versteifte sich ein wenig, denn mit Dämonen hatte sie bisher noch nicht so viel zutun gehabt.
"Lady", grüßte er und verneigte sich. "Lord Matus wartet auf Euch", sagte der Mann, der sich jedoch nicht vorstellte. Sezuna schätzte, dass es sich um einen Diener handelte.
Sie hätte bei Sephiroth nachfragen sollen, wie die Diener hießen und mit was sie zu rechnen hatte. Doch leider war dazu keine Zeit gewesen. Außerdem glaubt sie sowieso, dass Sephiroth ihr nichts verraten hätte. Dazu hatte er es zu gern, wenn er sie in unangenehme Situationen schicken konnte, um die zu überfordern. Auch wenn das in dem Moment keinen Sinn machte, weil er sowieso nicht anwesend war.
Der junge Mann führte Sezuna ins Innere des Hauses und öffnete schließlich eine Tür, die wohl in eine Art Tanzzimmer führte.
Dort entdeckte Sezuna einen Mann, der nicht wirklich einer war. Er hatte Spinnenbeine auf dem Rücken und seine Hände waren von Chitin ummantelt.
Seine acht Augen richteten sich auf die Neuankömmlinge und Sezuna versteifte sich bei dem Anblick. Ihr Herz begann heftig zu klopfen und ihr Atem wurde flacher. Panik hüllte ihre Gedanken ein und sie bemerkte kaum, wie der Silthide näher kam.
Solange sie nur seine meerblauen Augen und die viridiangrünen Haare sehen konnte, konnte sie sich einreden, dass er einfach nur ein Mensch war, doch selbst sein Geruch sagte etwas anderes.
Schluckend versuchte sie sich ihrer Angst zu stellen, doch es gelang ihr nicht. Ihr Körper zitterte so heftig, dass sie Angst hatte hinzufallen und Misaki schien es zu bemerken, denn sie griff sicherheitshalber nach ihr, um sie zu stützen.
Jedoch war auch sie nicht ganz begeistert von der Situation. Sie störte sich nicht so sehr an der Silthide, sondern an Sezunas Reaktion. Diese wurde immer blasser und schien sogar das Atmen zu vergessen.
Wahrscheinlich befand sie sich in einer Art Schockstarre, die Misaki nicht ganz verstand.
Der Spinnenmann kam näher auf sie zu und Sezuna spürte, wie ihr vor Panik die Luft wegblieb. Erinnerungen kamen hoch und Bilder drängten sich in ihr Bewusstsein, die sie versucht hatte zu verdrängen. Sie spürte die Spinnenseide an ihrer Haut, obwohl da keine war. Der Silthide blickte sie nur stumm an und schien sie zu mustern.
Zu nah.
Sezuna versuchte ihren Körper dazu zu zwingen zurückzuweichen, doch es gelang ihr nicht. Stattdessen spürte sie die Magie in sich aufsteigen, die sich instinktiv dazu bereit machte, sie zu schützen.
"Lord Matus", erklang eine Stimme, doch der Rest des Satzes ging für Sezuna unter.
Das war Lord Matus? Die Spinne war ihr Tanzlehrer?
Die Panik nahm zu und als er eine seiner Spinnenbeine nach ihr ausstreckte, um sie zu berühren, schloss sie die Augen und verlor sich in ihren Gefühlen.
Eine Welle der Macht überschwemmte sie.
Stimmen wurden laut, doch Sezuna konnte sie nur undeutlich hören. Es war, als wäre sie in einem Meer aus Farben, die sie umherwirbelten.
Ihre Haut kribbelte und zwickte, während sie das Gefühl hatte, sie würde sämtliche Energie verlassen.
Das Farbenspiel ging zurück und sie fiel in ein Nichts aus Schwärze.
"-na ... -zuna", drang eine Stimme an ihr Ohr, die sehr aufgeregt wirkte. "Sezuna", schrie Misaki sie förmlich an und die junge Vampirin wollte antworten, konnte sich aber nicht rühren. Es war, als hätte sie nicht einmal mehr die Kraft ihre Lider zu öffnen oder auch nur die Lippen zu bewegen.
Unter sich spürte sie einen kalten Boden und fragte sich, was passiert war, dass sie dort lag. Sie musste liegen, denn es war hart und unbequem, aber sie konnte sich einfach nicht rühren.
Für einen Moment war es Sezuna so, als würde Misakis Stimme sie wieder aus der Dunkelheit hervorziehen, doch dem war nicht so. Stattdessen spürte sie einen Ruck, der sie wieder zurück in die Dunkelheit zog.
Macht umspülte sie und ließ sie sich geborgen und beschützt fühlen.
Es war ein sehr seltsames Gefühl, aber Sezuna wusste, dass sie sich irgendwie in sich selbst zurückgezogen hatte. Ein Ort, an dem ihr Geist sicher war. Sicher vor den Bildern, Erinnerungen und Gefühlen, die ihr die Luft abschnürten.
Sie fühlte sich schwerelos und irgendwie war nichts wichtig. Ihre Gedanken fühlten sich nicht mehr so scharf an und generell wirkten die Gefühle seicht. Als wären sie gar nicht wirklich da.
Eine Weile verharrte sie in diesem Zustand, bis sie einen fremden Geist spürte, der in ihren eindrang. Instinktiv wollte sie sich dagegen schützen, doch als sie den Geist berührte, überschwemmte sie ein bekannter Geruch.
Sephiroth.
Statt sich zur Wehr zu setzen, wie sie es bei anderen getan hätte, ließ sie zu, dass ihr Geist seinem folgte und kurz darauf spürte sie ihren Körper wieder.
Langsam kam das Gefühl in ihren Fingern zurück und ein Kribbeln lief durch jeden Teil ihres Körpers.
Dennoch dauerte es eine Weile, bis sie wieder Dinge wahrnshm. Wie die weiche Matratze, auf der sie lag. Oder sie leichte Decke, die nach Minze roch.
Dann war da noch die Hand, die sanft durch ihre Haare strich und sie beruhigte.
"Wenn du Sehnsucht nach mir hast, musst du keine solche Szene machen. Es reicht eine mentsle Botschaft", meinte der Engel nüchtern und wenn sich Sezuna nicht so schrecklich fühlen würde, hätte sie sicherlich gelacht.
Doch im Moment fühlte sich ihr Körper noch sehr schwer an. So dass sie sich kaum rühren konnte. Nicht einmal ihre Lider schienen sich dazu bewegen zu lassen, sich zu öffnen.
Da half ihr auch nicht die Tatsache, dass sie durst hatte und den Duft von warmen Tee wahrnahm. Ihr Mund wollte sich nicht einmal bewegen, als Sephiroth ihr das Handgelenk an die Lippen legte. Dabei konnte ihr Körper das Blut gut gebrauchen.
"Würde ich deine Gefühle nicht spüren, wüsste ich nicht einmal, dass du wach bist", seufzte Sephiroth und Sezuna glaubte, dass leichte Angst in seiner Stimme mitschwang. Doch da irrte sie sich sicher. "Was hast du nur angestellt?"
Eine gute Frage, doch sie erinnerte sich nicht mehr daran. Was genau war geschehen? Wieso hatte sie es zugelassen, dass sich ihr Geist kurzzeitig von ihrem Körper trennte und diesen ohnmächtig zurückließ? Immerhin konnte sie als Vampirin diesen Zustand steuern und die Instinkte verhinderten normalerweise eine solche Ohnmacht. Einfach, weil die Überlebenschancen dann besser standen.
Mühsam befeuchtete sie ihre Lippen mit ihrer Zunge, bevor sie versuchte zu sprechen. Ihr Körper fühlte sich bleischwer an und irgendwie hatte sie das Gefühl ihr Kopf würde in Zeitlupe arbeiten. "Ich weiß nicht", krächzte sie mehr, als sie sagte. Sie wusste gar nicht, was vorgefallen war.
"Du machst mir wirklich nur Ärger in letzter Zeit", murmelte der Engel und strich sanft durch ihre Haare. Was sollte er nur mit ihr anfangen?
"Tut mir leid", murmelte sie und Sephiroth musste gestehen, dass ihm ihr Anblick nicht gefiel. Sie wirkte so schwach und blass, dass er Angst hatte, dass sie die Augen schloss und einfach starb. Was sie nicht tun würde, da sie eine Vampirin war, doch das milderte seine Angst kaum. Nicht, solange sie so aussah.
"Ruh dich erst einmal ein wenig aus", murmelte Sephiroth und strich ihr weiter durch die Haare. "Morgen sieht die Sache schon anders aus und vielleicht kannst du mir dann sagen, was vorgefallen ist", sagte er und entschied sich dazu, einfach Misaki zu fragen. Sie war immerhin dabei gewesen, auch wenn sie unter Schock stand.
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