Kapitel 34


„Mir aber nicht", erklang Sephiroths kalte Stimme und der Engel mit den taubengrauen Flügeln wandte sich hektisch um. Seine Augen betrachteten den Violetthaarigen, der wenig begeistert wirkte. Er hatte das kurze Aufflackern von Sezunas Angst gespürt und war sofort losgegangen. Auron war ihm gefolgt, denn auch er hatte seine Yuna immer im Auge. Und was er jetzt sah, gefiel ihm weniger. Yuna tat das, was sie sollte. Sie beschützte den Ort vor ungebetenen Gästen und auch die Sklaven, die nicht freigegeben waren, doch sie verärgerte einen hochrangigen Engel und dafür würde sie bestraft werden müssen.

„Mylord. Es ist nicht so, wie es aussieht", versuchte er sich zu erklären, doch Sephiroth ignorierte ihn, wie er selbst vorher Yuna ignoriert hatte. Stattdessen trat Sephiroth auf Sezuna zu und legte ihr eine Hand an die Wange, um sie ein wenig zu beruhigen.

Sie wirkte nicht verängstigt, aber er spürte Schmerzen in ihr. Als hätte sie sich bei den Berührungen des Mannes auf die Zunge gebissen.

„Sei froh, dass du keine sichtbaren Wunden hinterlassen hast", sagte Sephiroth kalt und wandte sich nun doch dem Engel zu. „Ich mag es gar nicht, wenn man mein Eigentum anfasst."

Der Engel schluckte und faltete seine Flügel eng an seinen Körper. „Verzeiht, Mylord, aber sie war so faszinierend", versuchte er sich zu erklären und neigte sein Haupt.

„Geh jetzt", wies Sephiroth ihn an und der Mann verließ fluchtartig den Garten. Sein Blick dabei wütend auf Yuna gerichtet, die seiner Meinung nach das Ganze versaut hatte.

Diese hatte den Blick gesenkt und versuchte ihr Gewand wieder zu ordnen. Durch ihre Begegnung mit den Büschen hatte es einige Risse bekommen, die jedoch kaum zu sehen war. Dennoch fühlte sie sich unwohl dabei. Sie trug es nicht aus Langeweile. Ihr Köper konnte gefährlich sein und nur ihre Hände und Füße konnte sie richtig kontrollieren. Überall sonst war die Gefahr groß, dass sie andere Leute einfach einfror.

Auron trat auf sie zu und fuhr ihr durch die Haare, um sie ein wenig zu beruhigen. „Bist du verletzt?", fragte er flüsternd und Yuna zuckte die Schultern.

„Ich weiß nicht", antwortete sie, weil sie zwar leichte Schmerzen spürte, aber nicht wusste, ob es blutete.

Auron seufzte. „Es ist besser, wenn ihr bei uns bleibt. Es scheint als hätten wir Gäste, die sich nicht an die Regeln halten wollen", erklärte er und blickte dabei von Yuna zu Sezuna, die noch immer an Sephiroths Brust gelehnt war.

Sie versuchte ihren Herzschlag wieder zu beruhigen, denn sie konnte Yunas Blut riechen. Nicht viel, doch es brachte sie dazu jemanden anzugreifen. Eine instinktive Reaktion auf eine Verletzung einer Person, die ihr wichtig war. Auch wenn sie Yuna noch nicht lange kannte, hatte sie das Gefühl eine Verbindung zu ihr zu haben. Als würde sie diese schon viel länger kennen, als diese paar Stunden.

Der Engel strich Sezuna beruhigend über den Rücken und so schaffte sie es, sich wieder zu fangen.

„Willst du nach Hause?", fragte er mit leiser Stimme und so, dass Auron ihn nicht hören konnte. Sezuna hörte die Sorge in seinen Worten und das wärmte ihr Herz.

„Ich möchte mit dir noch tanzen", antwortete sie leise und konnte nicht verhindern, dass sie ein wenig rot um die Nase wurde. Sie hatte sich schon den ganzen Abend darauf gefreut, selbst wenn sie nicht in der Luft tanzen würden.

„So?", fragte Sephiroth ein wenig belustigt und drückte ihr einen Kuss auf die Stirn. „Wenn das dein Wunsch ist, komme ich dem doch gerne nach", sagte er mit einem schiefen Grinsen und Sezuna fragte sich, ob er sich über sie lustig machte, oder einfach die Situation nutzte, weil es auch sein Wunsch war. Sephiroth war ihr oft genug ein Buch mit sieben Siegeln.

Sephiroth führte Sezuna zurück und auch Auron und Yuna folgten ihnen, bogen dann aber ab.

Die beiden Gäste betraten den Saal und statt sich wieder in ihre Ecke zurückzuziehen, führte der Engel Sezuna auf die Tanzfläche.

Nervös hielt sich Sezuna an Sephiroth fest und begab sich in Tanzposition. Sie spürte die Blicke auf sich, doch sie versuchte sie zu ignorieren. Es war nicht schlimm, versuchte sie sich einzureden. Niemand würde ihr etwas tun, solange Sephiroth an ihrer Seite war.

Er legte seine Hand an ihre Taille und die andere griff nach ihrer Hand, bevor sich beide in den Tanz der anderen eingliederten und begannen die Musik zu genießen.

Der Tanz war locker und weniger intim, als sie angenommen hatte, doch das störte Sephiroth nicht. Immer wieder zog der Engel sie an sich und brachte Sezuna so aus dem Konzept. Nicht nur, was die Tanzschritte betrafen. Es war fast so, als würde er sie ärgern wollen und ihre Gefühle genießen. Sein Lächeln sprach Bände und schaffte es Sezuna auf eine Art und Weise zu verführen, die sie nicht erwartet hatte. Sie mochte die Art und Weise, wie er versuchte sie abzulenken und zu beruhigen, aber gleichzeitig mit ihr spielte.

Der Tanz endete viel zu schnell und Sezuna war dazu gezwungen mit Sephiroth zu Auron zurückzukehren. Allerdings wurde sie überrascht, als sich Sephiroth bei dem anderen Engel verabschiedete und sich tusammen mit Sezuna nach drausen begab.

Die Schwarzhaarige steuerte auf die Kutsche zu, wurde jedoch von Sephiroth zurüclgehalten. Er ergriff ihren Amr und erhielt so ihre Aufmerksamkeit. „Willst du zurück fliegen?", fragte er und spürte sofort Freude, die sich in Sezuna breit machte.

„Ja", nickte sie begeister und auf Sephiroths Lippen bildete sich ein Lächeln.

„Aber damit du nicht auf dumme Gedanken kommt", begann er und holte ein weißes Halsband aus seiner Tasche. „Werde ich dich an die Leine nehmen."

Sezuna Lächeln verrutschte und drückte ihr Missfallen darüber aus. Trotzdem spürte Sephiroth noch immer die Vorfreude in ihr und wusste, dass sie sich nicht widersetzen würde.

Sezuna ärgerte sich ein wenig über sich selbst, da sie es hätte wissen müssen. So war Sephiroth nun einmal. „Bleibt mir wohl nichts anderes übrig", murmelte sie und streckte ihn den Hals entgegen.

Die Vorstellung gleich zu fliegen war einfach zu verlockend, dass Sezuna nicht wollte, dass er das Angebot zurückzog, weil sie sich über ein Halaband beschwerte.

„Seit wann bist du so untefwürfig?", wollte der Engel belustigt wissen.

„Das wird nicht so bleiben", murmelte Sezuna und wartetw geduldig, bis der Engel ihr das Halsband umgelegt hatte.

Sie hielt noch einen Moment still, doch nach dem leisen Klicken des Schlosses trat er zurück und betrachtete die junge Vampirin. Diese griff zu ihrem Hals und fuhr mit den Fingern das Halsband nach. „Keine Leine?", fragte sie skeptisch und auf Sephiroths Lippen breitete sich ein zufriedenes Lächeln aus.

Er zog sie Hand gleich einem Ruck zu sich und die Schwarzhaaroge stolperte ein wenig nach vorn, da es auch an ihrem Halsband zog.

Irritiert griff sie nach der vermeindlichen Leine, doch da war kein Wiederstand.

Erneut spürte sie einen Ruck und landete in den Armen des Engels.

Aufgeregt klopfte ihr Herz und ein wenig unwohl wurde ihr schon, wenn sie daran dachte, wie sehr er sie damit unter Kontrolle hatte. Auch wenn er dazu ein solches Halsband eigentlich nicht brauchte.

„Ich nehme dich mit in die Luft", sagte Sephiroth mit Worten, die keine Widerrede zuließen.

Sezuna kam nicht einmal dazu eine Antwort zu geben, da war Sephiroth schon abgehoben.

Bei dem plötzlichen Start überkam sie erneut Angst und ein mulmiges Gefühl machte sich in ihr breit.

Es war etwas komplett anderes, nicht alleine zu fliegen und ängstlich klammerte sie sich an Sephiroth, dem ihre Gefühle nicht verborgen blieben.

Daher bemühte er sich darum in einen ruhigen Flug überzugehen, als sie kn der Luft waren.

„Kannst du trotz des Kleides deine Flügel nutzen?", fragte er und Sezuna beruhigte sich ein wenig. Dass er fragte hieß, dass er sie wohl nicht einfach fallen lassen würde. Dabei hätte sie ihm das durchaus zugetraut. Wahrscheinlich nur, um ihr Gesicht zu sehen.

„Ich weiß nicht", murmelte sie ehrlich und wollte das Kleid nicht unbedingt kaputt machen. Es gefiel ihr sehr gut. Allerdings war es auch so geschnitten, dass der Rücken überwiegend frei lag.

Sezuna hatte so lange auf das Fliegen verzichten müssen, dass sie die Vorfreude erneut den Wind in den Schwingen zu spüren, nicht unterdrücken konnte. Sie schob langsam ihre Flügel aus ihrem Rücken und streifte dabei den Stoff, doch das Kleid zerriss nicht.

Wind fuhr ihr in die Schwingen, doch da Sephiroth noch mit ihr im Arm flog, hielt sie diese noch geschlossen. Dennoch genoss sie das Gefühl sehr.

„Glaubst du, sie tragen dich?", wollte er wissen und schien sehr vorsichtig im Umgang mit ihr zu sein. Lag das daran, dass Lilith ihm gesagt hatte, dass sie ihre Flügel erst langsam belasten sollte? Denn das hatte sie auch Sezuna gesagt. Womöglich hatte er sie deshalb mit in die Luft genommen. Ein Start vom Boden aus hätte durchaus Muskeln schaden können.

„Werde ich testen müssen", murmelte sie und kaum hatte sie diese Worte gesprochen, spürte sie wie der kalte Wind in ihr Fleisch schnitt, weil sie sich im freien Fall befand.

Dieser Mistkerl hatte sie fallen gelassen!

Panik überschwemmte sie, doch das Gefühl zu fallen war ihr sehr vertraut und instinktiv öffnete sie die Flügel, bis diese den Wind einfingen und ihren Fall verlangsamten. Solange, bis sie es schaffte eine Windströmung zu finden, auf der sie gleiten konnte, bis sie sich mit einigen kräftigen Flügelschlägen wieder zu Sephiroth nach oben kämpfte. Ihre Muskeln, die sie so lange nicht mehr beansprucht hatte, machten dabei Überstunden und protestierten nicht nur einmal. Doch Sezuna kannte dieses Gefühl. Es würde sich geben, sie musste sich nur wieder an diese Bewegungen gewöhnen.

Freude überkam sie immer mehr, während sie sich vom Wind tragen ließ und die Schwerelosigkeit genoss. Wie lange hatte sie dieses Gefühl vermisst und wie lange war ihr diese Freiheit verwehrt gewesen.

Sie machte sich keine Illusionen darum, dass sie jetzt wegfliegen konnte. Sephiroth hatte sie an der Leine und dennoch hielt er sie nicht davon ab es zu genießen. Sie schoss in die Lüfte, ließ sich fallen und flog um Sephiroth herum, als würde sie ihn auffordern wollen, mit ihr zu spielen.

„Übertreib nicht so, sonst bist du zu müde, bevor wir angekommen sind", wies Sephiroth sie zurecht und nur widerwillig wurde Sezunas Flug langsamer und sie kam zu ihm runter, um neben ihm zu fliegen.

„Spielverderber", murmelte sie. Warum behandelte er sie wie ein Kind, das zum ersten Mal flog? Sie war es gewohnt und konnte mehrere Tage durchfliegen. Zumindest war das früher so gewesen. Wie weit ihre Flügel das schon wieder mitmachten, war jedoch fraglich.

Eine Weile lang flog sie einfach nur neben ihm her, doch das war ihr zu langweilig.

„Mach mit mir ein Wettfliegen", bat sie und schaffte es so zu fliegen, dass sie ihn sehen konnte und somit fast rückwärts flog.

Dieses Manöver sorgte für einen fragenden Blick des Engels. „Bist du dir sicher, dass du das willst?"

Sezuna lachte leise. „Hast du etwa Angst, dass ich schneller bin als du?", fragte sie belustigt und flog ein wenig mehr um ihn herum. Auffordernder.

Sephiroth seufzte. „Ich mache mir eher Sorgen, dass du mir erschöpft vom Himmel fällst", gab er zu und richtete seine violetten Augen dabei genau auf Sezuna.

Sezuna lachte und hörte nicht damit auf aufgeregt um Sephiroth herumzufliegen. „Ich falle nicht vom Himmel", versicherte sie ihm und ließ sich nicht von ihrer Freude abbringen. Eine Freude, die den Engel ansteckte.

„Na gut", gab er sich schließlich geschlafen und kam nicht umhin, ihre Fröhlichkeit in sich aufzunehmen. Der Geschmack ihrer Emotionen war einfach süchtig machend.

„Auf drei?", fragte Sezuna gut gelaunt und mit einem Lachen in der Stimme.

Sephiroth verdrehte ein wenig die Augen und wurde langsamer, um auf der Stelle zu schweben.

Sezuna tat es ihm gleich, was ihn durchaus überraschte. Er hatte nicht gewusst, dass auch Vampire auf der Stelle schweben konnten. Das hatte er bisher nur bei Engeln gesehen. Nicht einmal Harpyien konnten das.

Sephiroth begann von drei herunterzuzählen und auf „Los", begannen die beiden zu fliegen.

Zuerst gab sich Sephiroth kaum Mühe, doch er stellte schnell fest, dass Sezuna sehr schnell war. Er musste sich Mühe geben schneller zu fliegen, damit sie ihn nicht überholte. Dabei bemerkte er ihre Freude und selbst den Wind, der ihn durch die Haare wehte und unter seinen Flügeln sauste.

Ihm war gar nicht bewusst, wie schnell sie eigentlich flogen.

„Hast du nicht vor aufzugeben?", wollte er wissen und erhielt als Antwort ein Lachen, bevor sie ihn tatsächlich überholte.

Sephiroth, der eigentlich als einer der schnellsten Engel, der kein Erzengel war, bekannt war, fühlte sich in seinen Stolz angegriffen und erhöhte sein Tempo ebenfalls, um wieder zu ihr aufzuschließen.

Nun entschied er sich ebenfalls dazu noch ein wenig an Tempo zuzulegen, um herauszufinden, wie schnell Sezuna wirklich war. Er hatte sich noch nie ein Wettfliegen mit einem Vampiren geliefert und die Informationen, die er daraus gewinnen konnte, waren mit Sicherheit sehr hilfreich.

Sezuna hing an seiner Seite und schien sich einfach nicht abhängen lassen zu wollen. Dabei wurde Sephiroth immer schneller und selbst die Wolken sausten bereits fast ungesehen an ihnen vorbei und verschmolzen mit dem Rest des Himmels.

Der Engel, der noch immer nach ihren Gefühlen tastete, spürte keine Erschöpfung, dafür aber leichte Schmerzen, die wahrscheinlich von ihren Flügeln kamen und wie erwartet wurde sie langsamer. Sephiroth tat es ihr gleich. Das war im Moment ihr Limit, da war er sich sicher, doch auf Grund ihrer Gefühle nahm er an, dass es nur an den Verletzungen ihrer Flügel lag, die noch nicht richtig verheilt waren.

„Lilith hatte recht", brachte Sezuna schließlich hervor, doch nicht vor Erschöpfung keuchend. Trotzdem angespannt. „Meine Flügel sind noch nicht wieder komplett geheilt", verkündete sie und Seühiroth hob eine Augenbraue.

„Gibst du auf?", fragte er provokant und erhielt ein schiefes Lächeln seitens Sezuna.

„Ich bin nicht dumm genug weiter zu machen, obwohl ich weiß, dass ich Schaden anrichten könnte", sagte sie ehrlich, was Sephiroth ein wenig beruhigte. Er hatte damit gerechnet, dass sie ihre Grenzen bis zum Äußersten ausloten würde.

„Dann werden wir den Rest jetzt langsamer angehen", bestimmte der Engel, stellte aber fest, dass die Strecke gar nicht mehr so weit war. Sie hatten den gesamten Weg in sehr kurzer Zeit zurückgelegt und als sie hoch über der Burg flogen, schossen sie beide wie Pfeile nach unten. Sie waren besonders hoch geflogen, damit man sie von unten nicht sehen konnte, denn Sephiroth wollte nicht, dass jemand seine Vampirin zu Gesicht bekam. Dass er diese fliegen ließ, würde nur unnötige Fragen aufwerfen.

Sephiroth streckte seine Flügel und beobachtete, wie Sezuna ihre wieder einzog, als sie ebenfalls neben ihm auf dem Gras landete.

„Es ist spät", verkündete er und drückte ihr einen Kuss auf die Wange. „Du solltest jetzt ins Bett gehen", murmelte er und legte ihr eine Hand in den Rücken, um sie sanft in die Burg zu schieben.

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