Kapitel 3
Kapitel 3
Die Schreie wurden lauter und der Geruch von Schweiß und Fäkalien hing in der Luft. Sezuna fühlte sich unwohl, während sie Sephiroth über einen gesäuberten Weg folgte.
Dieser führte an kleineren tribünenartigen Gebilden vorbei, die dafür genutzt wurden, um die Gefangenen auszustellen.
Während sich Sephiroth diese alle einzeln besah, traute sich Sezuna kaum den Blick zu heben. Sie wollte die angeketteten, halbnackten Körper nicht sehen, die geschunden wirkten. Die gequälten Laute der Frauen und Männer sorgten dafür, dass ihr schlecht wurde.
Sie wusste, dass so etwas in vielen Ländern ihrer Welt normal war. Sklaven waren eine Handelsware und sie hatte Glück in einer Gesellschaft aufgewachsen zu sein, in der Sklaverei langsam abgeschafft wurde. Zumindest war die Sklaverei in der Hauptstadt von Yama verboten. In den Randgebieten wurde sie zwar noch betrieben, doch Sezuna war nicht damit aufgewachsen und so kannte sie diese Szenarien nicht. Darüber war sie froh.
„Such dir einen aus", erklärte Sephiroths Stimme an ihrem Ohr und Sezuna spürte, wie ihr das Herz in die Hose rutschte. Sie sollte was?
Mit großen, goldenen Augen hob sie den Blick und starrte den Engel erschrocken an. Warum sollte sie das tun?
Sephiroth schmunzelte und neigte sich erneut zu ihrem Ohr. „Als Kammerdiener", erklärte er zuvorkommend. „Eine Seele, die zusammen mit dir die hundert Jahre abarbeitet."
Die junge Frau schluckte. Eine Möglichkeit sich aus dem Sklavendasein freizukaufen. Doch nur für eine langlebige Rasse. Einen Menschen würde das nichts bringen. Dieser würde in den hundert Jahren sterben. Aber wahrscheinlich würde er bei Sephiroth besser behandelt werden, als bei anderen Engeln. Glaubte sie zumindest. So barbarisch, wie der Sklavenmarkt aufgebaut war, war das naheliegend.
Sezuna riss sich zusammen und hob dem Blick. Einen dieser Sklaven würde sie mit dieser Wahl retten können. Zumindest dann, wenn Sephiroth sich an sein Versprechen hielt und sie nach den hundert Jahren freiließ.
Die Entscheidung lag schwer auf ihren Schultern, als sie die Wege des Sklavenmarktes entlang gingen. Hier waren nicht nur die Wesen, welche man gefangen hatte, weil sie unerlaubt Engels-Territorium betreten hatten, sondern auch Sklaven, die von ihren Herren weiterverkauft wurden.
Es gab so viele Sklaven in jeder Alterskategorie und jeder Rasse, dass sich Sezuna überhaupt nicht entscheiden konnte. Eine junge Elfe zog ihre Aufmerksamkeit auf sich, doch Sezuna wollte zuerst alle sehen, bevor sie sich entschied. Immerhin sollte sie jemanden retten, der mit seiner Freiheit auch etwas anfangen konnte.
„So ein weiches Herz und so einen starken Willen", murmelte Sephiroth und ließ Sezuna den Blick zu ihm drehen. Die ganze Zeit über versuchte sie sich nichts anmerken zu lassen, doch wahrscheinlich hatte er ihre innere Unruhe bemerkt. Engel konnten Gefühle spüren, daher war sie ein offenes Buch für jeden Engel ihrer Umgebung. Zumindest dann, wenn diese sich auf sie konzentrierten. Das wurde ihr wieder einmal schmerzlich bewusst. Doch es war besser, wenn sie sich jetzt auf ihre Aufgabe konzentrierte.
Sezuna bemerkte aus den Augenwinkeln, wie ein junger Katzenmensch dazu gezwungen wurde, für einen Engeln die Beine breit zu machen, damit dieser ihn berühren konnte. Sie drehte sofort den Blick komplett weg und versuchte sich von dieser Abscheulichkeit nicht den Mut nehmen zu lassen. Es gab hier so viele arme Seelen, die sie retten wollte und sie konnte nur einen davon wählen.
Ein alter Zwerg, der einen Fluchtversuch unternommen hatte, schrie auf, als die Peitsche sein nacktes Fleisch traf und Sezuna wurde schlecht. Hoffentlich waren sie bald am Ende. Sie wollte eigentlich nur noch weg.
„Was soll das heißen, ihr habt keine Bühne mehr frei?", keifte eine Engelsfrau mit auffälligen, orangefarbenen Locken. In der Hand eine Leine, die am Halsband einer jungen Frau befestigt war. Diese war nackt und ihr Körper wies einige Wunden auf. Dazu war ihr Mund mit einem Knebel verbunden und die Katzenohren mit zwei Ringen aneinandergebunden. Etwas, was unglaublich schmerzhaft aussah. Gerade, als sich daran ein weiterer Strick befand, der mit der Leine verbunden war. Jedes Mal, wenn die Frau daran zog, zog sie auch an den Ohren. „Ich will dieses Vieh hier los werden! Sie hat meinen Mann verstümmelt", kreischte sie weiter und Sezuna schaffte es nicht den Blick abzuwenden. Das Feuer in den grünen Augen faszinierte sie, daher blieb sie stehen.
Sephiroth bemerkte es, als er sie bei einem Schritt ein Stück mit sich zog und hielt schließlich auch inne.
„Sie?", kommentierte er, wirkte aber nicht überrascht.
Geistesabwesend nickte die junge Frau, denn sie wusste, dass es für diese Katzenfrau keinen anderen Ausweg gab. So wie die Frau schrie, würde sie diese wohl zusammenschlagen.
Sephiroth sortierte mit einem leisen Rauschen seine Flügel neu und trat dann auf den orangehaarigen Engel zu. „Eleila, meine Liebe", grüßte er mit einem sanften Schnurren in der Stimme. Dieser Ton sorgte dafür, dass Sezuna ein Schauer über den Rücken rann.
Mit einem entzückten Laut drehte sich die Frau zu Sephiroth um und schien sich an ihn schmiegen zu wollen, als sie Sezuna bemerkte und ihr Blick böse und dann höhnisch wurde. „Sephiroth. Gut seht Ihr aus. Was führt Euch hierher?", fragte sie stattdessen und ihre Stimme hatte einen schmachtenden Ton, der Sezuna die Galle aufsteigen ließ.
Sephiroth erwiderte nicht viel, sondern zeigte lediglich auf das Katzenmädchen. So nah bemerkte Sezuna, dass sie noch gar nicht so alt war. Wahrscheinlich ein Kind ihrer Rasse. „Die Sklavin. Ich will sie", erklärte er ohne zu zögern.
Eleila sah überrascht aus und blickte dann auf die junge Frau mit den Katzenohren und zuckte die Schultern. „Ein Geschenk an Euch, wenn Ihr das wünscht. Für sie Geld zu verlangen, wäre in ihrer Verfassung sehr dreist", fügte sie hinzu und schien damit etwas anzudeuten. Wahrscheinlich ging es um ihre Hände, die in seltsamen Verbänden steckten, die aussahen, als würde sie so davon abgehalten werden, zu kratzen. Etwas worüber sie sich laut genug beschwert hatte.
Die Orangehaarige überreichte die Leine an Sephiroth und dann schien dieses Geschäft besiegelt.
„Ich lade am Wochenende wieder zu einem Ball. Würdet Ihr mir die Ehre Eurer Anwesenheit geben?", fragte sie und schien verführerisch klingen zu wollen. Doch der Versuch schlug Fehl.
Sephiroth hob eine Augenbraue, nahm aber trotzdem die ihm dargebotene Hand und küsste den Handrücken. „Ich werde darüber nachdenken, doch mein Terminplan ist sehr voll", erklärte er mit einer kühlen Note in der Stimme.
Eleila lachte. „Es ist Bondage-Night. Das letzte Mal hat Euch dieses Fest sehr gefallen", kicherte sie und Sephiroth lächelte ein wenig.
„Ich werde Euch benachrichtigen, sollte ich die Zeit finden", versicherte er noch einmal, bevor er sich verabschiedete und abwandte.
Elaine wirkte zufrieden und verließ mit tänzelndem Schritt den Sklavenmarkt.
Sephiroth hingegen betrachtete die Leine und griff sie so, dass er nicht zu sehr an den Ohren der jungen Frau ziehen würde. „Komm", forderte er und zog ein wenig daran.
Ein gedämpftes Fauchen war die Antwort, doch die Katzenfrau folgte dennoch. Scheinbar wollte sie den Schmerzen an ihren Ohren entkommen.
Nun zu dritt, liefen sie zurück zur Kutsche, wo die Kutscherin namens Yui sie bereits erwartete.
Als sie die nackte Katzenfrau sah, zog sie sich den Mantel aus und hängte ihn ihr über die Schultern. Ein sanftes Flüstern in ihr Ohr, was Sezuna nicht hören konnte, da sie bereits von Sephiroth in die Kutsche geleitet wurde. Ihr Blick dabei allerdings weiter auf die Frau mit den Katzenohren gerichtet, bis sie diese nicht mehr sehen konnte. Ob die Idee so gut war?
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