Kapitel 22
Kapitel 22
Sephiroth hatte sich über die Dokumente gebeugt und bearbeitete einige Anfragen. Da er für die nächste Zeit so gut wie alle Termine abgesagt hatte oder die wichtigen, die er nicht absagen konnte, zu sich eingeladen hatte, musste er Fragen per Brief beantworten. Was im Grunde nicht schlimm war, auch wenn viele der Engel, mit denen er arbeite, eine sehr seltsame Art hatten Dinge zu formulieren.
Er war sich bei vielen Briefen überhaupt nicht sicher, wie er darauf antworten sollte, weshalb er gehofft hatte sich jetzt an diese setzen zu können, da Sezuna eingeschlafen war. Auch wenn es erst Mittag war und sie wohl mehr gelangweilt als wirklich müde war. Doch seit ein paar Minuten hielten ihre Gefühle seine Aufmerksamkeit fest. Anfangs war sie unruhig gewesen, doch jetzt war da Angst. Außerdem zuckte sie unruhig im Schlaf, was Sephiroth immer wieder zu ihr blicken ließ.
Ihre Lippen bewegten sich, doch sie sprach nicht. Zumindest nicht so, dass Töne aus ihrem Mund kommen würden.
Als die Angst in Panik umschlug erhob sich Sephiroth, um sie zu wecken. Er wusste nicht, wie sie reagieren würde, doch er hielt es für besser so.
Er ließ ich auf dem Bett nieder und streichelte ihr die Wange, was jedoch nur dafür sorgte, dass ihre Panik schlimmer wurde.
Überrascht darüber zog er die Hand zurück. „Sezuna", sagte er laut genug, in der Hoffnung sie so wach zu bekommen. Sie zuckte zwar ein wenig, erwachte jedoch nicht. Sephiroth wiederholte ihren Namen lauter und erneut reagierte sie irgendwie darauf, bevor die Panik nachließ und er spürte, wie sie wach wurde.
Ihr Blick war an die Decke gerichtete, bevor sie sich ruckartig aufsetzte und umblickte. Ihr Atem ging schneller und sie bekam erneut einen Anflug von Panik.
„Sezuna, alles ist in Ordnung", versuchte er sie zu beruhigen, weil Sephiroth davon ausging, dass sie einen Albtraum gehabt hatte.
„Nein", gab sie außer Atem von sich und schüttelte den Kopf. „Ist es nicht", fügte sie hinzu und wirkte unruhig, als würde irgendwas sie treiben.
Sephiroth kniff die Augen zusammen. Ihr Verhalten ähnelten dem von Sklaven, die er bei anderen gesehen hatte. Panikattacken, wenn sie in kleinen Räumen eingesperrt waren. Da es viele Engel gab, die diese Art von Panik gerne zu sich nahmen, war das hervorrufen solcher Gefühle fast zu einem Sport geworden. Aber wie sollte er sie jetzt beruhigen?
„Was ist mit dir?", fragte er und versuchte ein wenig auf Distanz zu gehen, doch ihre Gefühle nahmen ihn mit. Es fühlte sich gar nicht gut an in ihrer Gegenwart zu sein, während sie so panisch war. Dabei störte es ihn sonst nicht. Wahrscheinlich weil er den Geschmack ihrer anderen Gefühle so gernhatte.
„I... Ich möchte hier raus", erklärte sie leise und bestätige Sephiroths Vermutung somit. Was auch immer sie geträumt hatte schien eine Art Panik in ihr auszulösen, die vorher nicht da gewesen war.
„Die Tür steht dir offen", erklärte er, während sie schon die Decke zur Seite schlug, um aufzustehen. „Geh und vertritt dir ein wenig die Beine, wenn es dich beruhigt."
Er ließ sie zur Tür tapsen und entschied sie zwar zu beobachten, doch so, dass sie ihn nicht sehen konnte. In dem Moment ahnte er nicht, dass sie wie ein nervöses Tier durch die Burg tigern würde und sein Personal damit ebenfalls unruhig machen würde.
Sie durchquerte so gut wie jeden Gang und mied die anderen Anwesenden so gut es ihr ging, doch sie verließ die Burg nicht. Nur im Garten, die sie am Ende ihrer Reise aufsuchte, schien sie wieder zur Ruhe zu kommen. Auch wenn die Ruhe mehr ihrer Erschöpfung geschuldet war.
Sie ließ sich einfach mitten im Gras nieder, doch ihre Gefühle waren noch immer aufgewühlt. Sephiroth trat an sie heran und setzte sich neben sie.
„Möchtest du mir erzählen, was los ist?", fragte er, doch sie schüttelte den Kopf, während ihr Blick ins Leer ging.
Der Engel hob eine Augenbraue und drehte Sezunas Kinn zu sich, um sie zu zwingen ihn anzusehen. „Was war mit dir los?", fragte er erneut mit Nachdruck und ließ nicht zu, dass sie ihren Blick wieder abwandte, auch wenn sie die Augen senkte.
„Ein Albtraum", sagte sie schließlich und schien damit auszuweichen. Sephiroth zog misstrauisch die Stirn zusammen. Dabei beobachtete er, wie ihr die Tränen kamen und die Gefühle wieder begannen verrückt zu spielen. Unerwartet warf sie sich in seine Arme und begann hemmungslos zu weinen, während sie sich an ihm festkrallte.
Überrascht und überfordert gleichermaßen blieb er einfach nur sitzen und wartete darauf, dass sie sich beruhigte. Seine Hand strich dabei in sanften Kreisen zwischen ihren Flügeln entlang über ihren Rücken. Er wurde einfach nicht schlau aus ihr.
Sie saß so lange, bis sie schließlich erschöpft in seinen Armen einschlief und er sie zurück in ihr Bett bringen konnte. Die Tür hinaus in den Garten ließ er offen, um ihr ein besseres Gefühl zu vermitteln, auch wenn er nicht wusste, ob das helfen würde.
~*~*~
Sezuna war schon eine Weile lang wach, lag aber noch eingekuschelt im Bett, während sie Sephiroth dabei beobachtete, wie er die Dokumente ausfüllte. Dabei wirkte er irgendwie unruhig und blickte immer wieder zu ihr rüber. Sie war sich sicher, dass er wusste, dass sie wach war, aber scheinbar wollte er sie nicht drängen aufzustehen. Was er durch seine Blicke aber dennoch irgendwie tat.
Noch durch die Wärme der Decke ein wenig träge setzte sich die Schwarzhaarige auf und blickte verschlafen zu Sephiroth. „Du siehst aus, als hättest du etwas zu sagen", murmelte sie und gähnte herzhaft.
Seine violetten Augen richteten sich genau auf sie und darin lag ein Ausdruck, der sie nervös machte. Es wirkte fast wie Angst, doch diese konnte sie sich nicht erklären. Was würde ihm Angst machen?
Der Engel erhob sich und kam auf Sezuna zu, um sich neben sie zu setzen und mit seiner Hand über ihre Wange zu streichen. „Deine Flügel sind noch immer nicht richtig verheilt", erklärte er leise und strich sanft darüber. Etwas, was mittlerweile nicht mehr schmerzte, doch er hatte recht. Noch waren sie nicht vollständig verheilt. „Aber ich will trotzdem, dass du sie wieder einziehst. Ich möchte nicht, dass du angreifbar bist, während wir Besuch bekommen", erklärte er und Sezuna war die Verwirrung anzusehen. Während sie überlegte, was er meinte, strich Sephiroth über ihren Rücken und entfernte die Zauber, die es ihr unmöglich machen sollten, die Flügel einzuziehen.
Überrascht darüber faltete sie die Flügel an den Rücken, zog sie aber noch nicht ein, weil sie es mochte, wenn er sie streichelte. Sie wollte seine Flügel auch streicheln, traute sich aber nicht danach zu fragen. Sie wusste, dass jede Rasse mit Flügeln diese Dinge anders sah. Sie wollte ihn nicht kränken.
„Warum so vorsichtig? Wer kommt denn zu Besuch, dass du solche Sicherheitsmaßnahmen triffst?", fragte sie vorsichtig und noch immer nervös, weil sie seine Laune nicht einschätzen konnte.
„Mein Vater", knirschte Sephiroth und Sezuna legte den Kopf schief. Es klang nicht erfreut und dabei handelte es sich doch um seinen Vater.
„Ist er so gefährlich?", wollte Sezuna neugierig wissen, machte sich aber auch Sorgen. Die Beziehung der beiden schien nicht gut zu sein.
„Er ist ein Erzengel und hat seine ganz eigenen Regeln", erklärte Sephiroth ausweichend, als wolle er nicht darüber sprechen. „Deshalb wirst du auch im Zimmer bleiben, während ich mich um ihn kümmere. Ist das klar?", fragte er, hob ihr Kinn und blickte ihr auffordernd in die Augen.
„Machst du dir etwa Sorgen um mich?", fragte Sezuna und klang fast schon belustigt, als sie ihm über die Wange strich, um ihn zu beruhigen. Sephiroth griff nach seiner Hand und hielt sie fest, während er ihr weiterhin in die Augen blickte. „Versprich mir, dass du dich ihm nicht zeigst", bat er inständig, was Sezuna durchaus überraschte. Es klang noch immer dieses drängende Etwas mit.
„In Ordnung, ich werde vorsichtig sein", versprach sie, denn sie wusste nicht, ob sie in dem Zimmer bleiben würde können. Sie war schon so lange hier, dass sie sich regelrecht eingesperrt fühlte und Sephiroth hatte schon erfahren, wie schlimm es werden konnte.
Der Violetthaarige strich ihr beruhigend durch die Haare und gab ihr einen Kuss auf die Stirn. „Ich meine es ernst. Er könnte dich verletzen."
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