Kapitel 20
Da es doch von einigen gewünscht war, gibt es heute eine Lesenacht.
Ich habe 5 Kapitel, die ich heute im Laufe des Abends veröffentlichen werde. Zeiten sind keine direkten geplant, ich denke mal so stündlich vielleicht. Je nachdem ob ihr hinterher kommt.
Kapitel 20
Sezuna war anzusehen, dass sie nicht begeistert darüber war, dass Sephiroth plötzlich von ihr abließ, doch sie stieß lediglich ein Seufzen aus, bevor sie sich das Oberteil wieder nahm und versuchte anzuziehen. Es war ein wenig frisch geworden und sie wollte sich nicht der Kälte aussetzen, auch wenn die Wahrscheinlichkeit, dass sie krank wurde, recht gering war.
Mühsam versuchte sie das Oberteil am Rücken wieder zu schließen, doch es funktionierte nicht. Frustriert ließ sie das Kleidungsstück fallen und erhob sich, um nach der dünnen Decke des Bettes zu greifen. Mit einigen geschickten Bewegungen, die zeigten, dass sie das nicht das erste Mal machte, verwandelte sie die Decke in ein Kleid. Sie kreuzte diese vor ihrer Brust und band sie dann hinten an ihrem Nacken zusammen.
Sephiroth betrachtete das Ganze mit einer hochgezogenen Augenbraue. „Du hättest um Hilfe bitten können", meinte er und sie richtete ihre goldenen Augen auf ihn.
„Hätte ich wohltun können, habe ich aber nicht", widersprach sie und klang tatsächlich ein wenig verärgert. Was sie auch war und was der Engel spürte. Das belustigte ihn irgendwie. Wie lange würde es wohl dauern, bis er sie dazu brachte ihn um Hilfe zu beten? „Schauen wir uns den Sternenregen jetzt an?", wollte sie wissen, lief aber nicht los, sondern starrte Sephiroth abwartend an.
Das ließ ihn zufrieden Lächeln. Zumindest verstand sie, dass im Moment er das Sagen hatte. Auch wenn sie mit kleineren Gesten immer wieder ausbrach. Trotzdem war eine gewisse Akzeptanz da.
Sephiroth faltete seine Flügel hinter seinem Rücken zusammen, um dann Sezuna den Arm zu reichen, damit diese sich unterhacken konnte und ihre Flügel seine nicht berührten.
Vorsichtig trat Sezuna auf ihn zu und machte genau das, was er von ihr wollte. Sephiroth wusste aber auch sehr genau, dass die Vorsicht nichts mit ihm sondern mit ihren Flügeln zu tun hatte. Sie wollte sich keine weiteren Schmerzen zufügen und achtete daher sehr darauf, wie sie lief und ob sie etwas berührte, während Sephiroth sie durch eine Glastür ins Freie führte. Hier gab es einen Innenhof, der mit allerlei Pflanzen bewachsen war und von dem Hauspersonal gepflegt wurde. Dennoch verbrachten nicht viele ihre Zeit hier, denn wie Sezuna herausgefunden hatte, war dieser Garten nur dem Engel und seiner derzeitigen Favoritin bestimmt. Was sie im Moment war.
Sezuna hielt sich an Sephiroth fest, weil sie nicht damit gerechnet hatte, dass ihr der kurze Weg hinaus in den Garten so viel abverlangte. Ihr Körper fühlte sich erschöpft und normalerweise hätte sie sich gegen den Wärmezauber gewehrt, den der Engel um sie webte, doch heute ließ sie es ohne ein Wort zu. Außerdem ließ sie sich zu einer Bank führen, die zwischen Rosenbüschen stand. Diese war zwar aus weißem Stein und wirkte nicht sonderlich gemütlich, doch die Vorstellung sitzen zu können, war angenehm.
Draußen war es recht dunkel und so konnte man die kleinen, bunten Punkte gut erkennen, die überall in den Bäumen und Sträuchern saßen. Schimmerfliegen, die hier in der Gegend heimisch waren. Tiere, die Sezuna als Kind schon sehr fasziniert hatten, weil ihr Körper in der Nacht begann in allen möglichen Farben zu schimmern. Manche von ihnen sogar so hell, dass einige Rassen sie in Gläser packten und als Beleuchtung nutzten.
Sephiroth half Sezuna dabei sich zu setzen und erst, als sie ihre Flügel so gelegt hatte, dass sie nicht schmerzten, setzte er sich zu ihr. Seine Flügel dabei möglichst so, dass er Sezunas nicht berührte. Eine sehr schwierige Übung, aber es gelang ihm irgendwie.
Während Sezuna hinauf in die Sterne blickte, legte der Engel seine Hand auf ihren Oberschenkel und betrachtete die junge Frau. Er spürte Vorfreude in ihr, musste aber gestehen, dass es nicht nur der Geschmack ihrer Gefühle war, der sie schön machte. Auch der Ausdruck in ihren goldenen Augen faszinierte ihn sehr.
Gedankenverloren begann er mit seiner Hand über ihr Bein zu streicheln und er spürte, dass sich Sezuna dessen bewusst war und Mühe damit hatte, so zu tun, als würde sie es ignorieren, während sie weiter in den Himmel blickte.
Bisher hatten sich die Sterne erst zu einem wunderschönen Meer aus Punkten gesammelt und es schienen immer mehr zu werden. Noch war es nicht so weit, doch bald würde der Sternenregen stattfinden.
Angeblich waren die Sterne pure Magie, die sich an einen Punkt sammelt und schließlich auf die Erste stürzte, um sie zu nähren. Die Magie fiel zu Boden und das war der Sternenregen. Ein Regen, der ihrer Umgebung neue Kraft verlieh. Wie weit das stimmte, konnte Sephiroth nicht sagen, aber die Geschichte dahinter war faszinierend.
Überrascht spürte der Engel plötzlich Wärme auf seiner Hand und sein Blick glitt zu dieser. Sezuna hatte ihre Hand auf seine gelegt, aber nicht mit dem Versuch sie festzuhalten, damit er nicht weiter über ihr Bein streifen konnte. Mehr, als würde sie ebenfalls seine Wärme spüren wollen. Das gefiel ihm sehr und am liebsten hätte er sie direkt an sich gezogen, doch er wollte sie nicht überfordern. Es war ihm lieber, wenn sie zu ihm kam. Er liebte es viel mehr die Frauen dazu zu bringen, zu glauben es ginge von ihnen aus. Dann waren sie viel offener und aufgeschlossener.
Aber Sephiroth wusste, dass das wohl noch eine Weile dauern würde. Ihr Zustand würde dem Engel allerdings in die Hände spielen. Die Verletzungen an den Flügeln waren so schwerwiegend, dass ihr ganzer Körper darum kämpfte diese zu heilen. Sie war, ob sie wollte oder nicht, auf ihn angewiesen.
Sezunas Finger schlossen sich plötzlich um seine Hand und Freude schlug ihm entgegen.
Überrascht hob Sephiroth den Blick und stellte fest, dass der Sternenregen begonnen hatte. Sezunas Augen waren gen Himmel gerichtet und sie erfreute sich sehr an diesem Anblick. Viel mehr, als er erwartet hatte. Ihre Gefühle schienen generell viel intensiver zu sein, als er es von anderen Frauen ihres Alters kannte. Was in ihm die Frage aufkommen ließ, wie alt sie eigentlich wirklich war.
Sie hatte das Kinderalter schon überschritten und da Vampire sich nicht mit der Pubertät herumschlagen mussten, sondern ab ihrem hundertsten Lebensjahr so schnell alterten, dass sie von einem Kinderkörper zu einem jungen Erwachsenen wurden, war sie definitiv schon über hundert Jahre alt. Ihr Körper war nicht mehr der eines Kindes sondern der einer Frau. Dennoch hatte sie noch immer diesen kindlichen, leicht naiven Charme, den nur junge Vampire hatten. Sie musste also auch noch unter fünfhundert Jahren sein. Aber ob das so zutraf wusste Sephiroth nicht, denn bis auf die Unterrichtsstunden und Bücher, die er gelesen hatte, wusste er kaum etwas über Vampire. Er war bisher nur selten mit diesen zusammengetroffen und Sezuna war die erste Vampirin in seinem Schloss.
Sezuna überraschte ihn erneut, als sie plötzlich ihren Kopf auf seine Schulter legte, dabei aber weiter in den Himmel starrte und die Lichter der Sterne genoss. Sephiroth bewegte sich nicht, um sie nicht zu verschrecken und blickte ebenfalls hinauf in den Himmel, um den Sternenregen zu genießen. Dabei waren es aber Sezunas Gefühle, die er mehr genoss und auf die er achtete. Daher spürte er auch, wie sie immer ruhiger wurde und schließlich einfach einschlief. Dabei war der Sternenregen noch nicht vorbei.
Erst überlegte Sephiroth, ob er sie wecken sollte, doch dazu genoss er die Vertrautheit ihrer Geste viel zu sehr. Er würde noch ein wenig warten und einfach die Stille genießen. Erst dann würde er sie wecken und wieder nach drinnen bringen. Ein wenig frische Luft tat ihr gut und noch war es nicht zu kalt draußen.
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top