Kapitel 17

Kapitel 17

Erschöpft und noch immer von Schmerzen geplagt, seufzte Sezuna, als Lilith endlich von ihr abließ. Ihre Flügel waren gereinigt und mit einer heilenden Salbe überzogen, die ihre Flügel auch ein wenig kühlte. Zusätzlich bot sie einen gewissen Schutz gegen die Luft in den Räumen, die auch sehr schnell unangenehm werden würde.

Außerdem spürte die junge Vampirin, wie ihr Körper langsam wieder begann auf sie zu hören. Trotzdem wollte sie sich noch nicht bewegen und einfach nur liegen bleiben. Zudem genoss sie es, wie Sephiroth ihr immer wieder beruhigend durch die Haare strich. Er hatte sich einen der Stühle herangezogen und saß jetzt neben dem Kopfende des Bettes, auf dem Sezuna lag. Sein Blick war auf sie gerichtet und nur manchmal glitt er zu Lilith, die dabei war, die Kräuter wegzuräumen und ihre Hände zu waschen.

„Fertig", verkündete sie schließlich. „Ich lasse euch jetzt allein", fügte sie hinzu und schritt mit einem kleinen Säckchen Kräutern auf die Tür zu. Kaum hatte sie den Raum verlassen kehrte Stille ein. Nur Sezunas Atem, der noch immer irgendwie schwer ging, war zu vernehmen.

„Wieso sind deine Flügel so mitgenommen?", durchbrach der Engel mit seiner Frage die Stille, doch statt zu antworten stellte Sezuna eine Gegenfrage.

„Was ist Lilith für ein Wesen?", wollte sie wissen und es entstand wieder Schweigen zwischen den Beiden. Wahrscheinlich weil jeder auf eine Antwort wartete.

Schließlich seufzte Sephiroth, der für sich entschied das Thema in einem späteren Moment aufzugreifen. Er hatte eine Menge Fragen an sie und er wusste eine Art, wie diese Sache sogar noch sehr spaßig werden konnte. Doch dafür musste er sich noch ein wenig Zeit lassen.

„Lilith ist die Tochter einer Magierin, die vor einigen Jahren hingerichtet wurde, weil sie unerlaubte Experimente an ihrer eigenen Tochter durchgeführt hat", erklärte Sephiroth mit ruhigem Tonfall. „Statt die Tochter jedoch zu retten und einer Pflegefamilie zu geben, hat man sie verkauft. Es war reiner Zufall, dass ich sie gefunden habe."

„Wie traurig. Es ist schwer seine Mutter zu verlieren. Egal wegen welchen Umständen", murmelte Sezuna und drehte ein Stück ihren Kopf, um sich bequemer hinzulegen. Sephiroth hielt in seinen Streicheleinheiten inne und betrachtete sie nachdenklich.

„Sie hat ihre Tochter wahrscheinliche jahrelang gequält", stellte er fest. Wie konnte sie dann sagen, dass es traurig war? Lilith war wahrscheinlich sehr glücklich darüber gewesen. Aber wenn er so darüber nachdachte, wusste er es gar nicht. Das Thema war hier kaum zur Sprache gekommen.

„Und dennoch war es ihre Mutter. Diese hat sie ja nicht erst durch den Tod verloren", seufzte Sezuna und schloss für einen Moment die Augen.

Sephiroth seufzte und hob die Hand, um eine Tasse, die Lilith vorbereitet hatte und die noch immer über einer kleinen Teelichtflamme stand, mit einem Zauber zu umweben. Diese erhob sich in die Luft und flog dann direkt auf den Engel zu. Er griff danach und drehte dann Sezunas Kopf zu sich. Verwundert öffnete diese die Augen.

„Trink das", befahl er, was Sezuna dazu veranlasste die Stirn zu runzeln.

„Ich will mich nicht bewegen", gab sie von sich, nachdem sie festgestellt hatte, dass sie in dieser Position nicht trinken konnte.

Sephiroth musste schmunzeln und mit der freien linken Hand, begann er seine Finger zu bewegen. Irritiert und verwundert bemerkte Sezuna, wie sich ihre Arme plötzlich ungewollt bewegten und sie sich ein Stück nach oben drückte, bis sie schließlich auf ihren Beinen saß. Die Flügel berührten mit den Spitzen das Bett und sie zischte als Schmerzen durch ihre Flügel zuckten. Sephiroth ließ jedoch nicht von ihr ab und bewegte seine Finger weiter. Beim genaueren Hinsehen bemerkte Sezuna die dünnen, weißen Fäden, die fast unsichtbar schienen und von seinen Fingern zu ihrem Körper gingen.

Fasziniert und ängstlich, was das jetzt schon wieder war, fokussierte sie sich so sehr darauf, dass sie überhaupt nicht so wirklich mitbekam, wie sich ihr Körper auf das Bett setzte. Wahrscheinlich auch, weil sie noch immer nicht alles richtig spürte.

„Und? War doch nicht so schlimm", stellte Sephiroth fest und Sezuna richtete ihre goldenen Augen auf ihn. Sie waren geweitet und ungläubig. Als hätte er heute nicht schon genug mit ihrem Körper gespielt. Warum tat er das? Wollte er ihr unbedingt demonstrieren, was er alles mit ihr anstellen konnte? Wollte er ihr Angst machen? Was genau wollte er damit bezwecken? Ihr zeigen, dass er sie zu allem zwingen konnte, was er wollte, es aber nicht tat? Wenn sie so darüber nachdachte, konnte er sie zu ganz anderen Dingen zwingen. Doch das hier war ... eher hilfreich. Er hatte ihre Schmerzen genommen, hatte sie gelähmt, damit sie Lilith nicht angriff und nun hatte er ihr sogar geholfen aufzustehen, was sie allein wohl nicht geschafft hatte. Und das auch noch, ohne sie zu berühren und dabei Gefahr zu laufen, ihre Flügel anzufassen.

Ihre Augen verengten sich ein wenig, als sie den Engel musterte. Dieser hielt ihr lediglich den Tee entgegen. Dabei hatte er einen belustigten Ausdruck auf den Lippen, den Sezuna absolut nicht deuten konnte. „Trink schon", wiederholte er und Sezuna gab sich geschlagen. Sie griff nach der Tasse, doch als sie mit ihren zittrigen Händen danach greifen wollte, zog Sephiroth diese zurück.

Unwillig verzog Sezuna den Mund. „Es ist besser, wenn ich sie halte, sonst kippst du den Tee noch weg oder lässt die Tasse fallen", erklärte er und klang irgendwie belustigt.

Ärgerlich gab Sezuna ein leises Knurren von sich, senkte aber die Arme wieder. Es war wirklich anstrengend diese zu heben. Ihr Körper hörte noch nicht wieder richtig auf sie, was sich sehr komisch anfühlte.

Sephiroth ging nicht darauf ein, stattdessen strich er mit den Fingern über den Rand der Tasse und Sezuna spürte die leichte Priese, die von seinen Fingern ausging. Ein Zauber, der die Tasse abkühlen würde. Sezuna kam nicht umhin festzustellen, dass der Engel auf eine ihm sehr eigene Art doch sehr zuvorkommend war.

Er hob die Tasse an und legte sie vorsichtig an Sezunas Lippen, so dass diese trinken konnte. Nur widerwillig ließ Sezuna das über sich ergehen, doch sie wusste, dass es dumm war sich zu widersetzen. Außerdem war der Tee sehr lecker und würde ihr hoffentlich ein wenig Kraft geben. So wie sie die Heiltränke ihrer Heiler kennengelernt hatte, waren diese Stärkungsmittel wahre Meisterwerke, die den Körper recht schnell wieder stärkten. Doch der aufputschende Effekt, den Sezuna von den Mitteln von Zuhause kannte, trat nicht ein. Stattdessen spürte sie, wie ihr Blick leicht verschwamm. Vorgewarnt wollte sie sich der Tasse entziehen, doch Sephiroth ließ sie nicht. Erst, als die Tasse leer war, nahm er sie weg und entließ Sezuna erneut aus seinen Marionettenfäden. „Was war das?", fragte sie und fühlte sich zu müde, um eine Hand zu heben.

„Ein Schlaftrank", erklärte der Engel ungerührt.

„Wieso jetzt?", wollte Sezuna leise wissen und kämpfte gegen die Müdigkeit an.

„Lilith war sich nicht sicher, ob du vielleicht irgendwelche Tränke nehmen musst, die sich mit dem Trank hier nicht vertrugen", erklärte Sephiroth, während er ihr beruhigend begann den Nacken zu graulen. Er wollte nicht, dass sie erneut Panik bekam, daher hielt er es für sinnvoll ihr zumindest einen Teil von dem zu erzählen, was Lilith mit ihm gedanklich besprochen hatte. Er war in der Lage mit allen seinen Frauen mental zu kommunizieren und so war er auch von Yui gewarnt worden, als sich Sezuna in sein Spielzimmer verirrt hatte. Aber das wollte er ihr noch nicht erzählen.

„Was?", fragte sie und konnte kaum noch gegen den Schlaf ankämpfen. Sephiroth hoffte, dass sie morgen nicht nachfragen würde. Aber jetzt sackte ihr Kopf auf seine Schulter und ihr Atem wurde ruhiger. Das war gut. Sie brauchte ein wenig Ruhe, auch wenn er noch nicht wusste, wie er verhindern wollte, dass sie sich in der Nacht auf den Rücken und somit auf ihre Flügel drehte.

„Schlaf, Kleine", murmelte er beruhigend und kraulte sie noch einen Augenblick weiter. Einfach, weil es ihn selbst beruhigte, wenn er ihren Nacken kraulte und ihren ruhigen Atem hörte. Er würde sich etwas einfallen lassen, um sie in ihr Zimmer zu bringen. Dort war es sicherlich bequemer für sie, als hier auf der eigentlich zu kleinen Untersuchungsliege. Auf ihrem Bett konnte sie die Flügel richtig ausbreiten und auf die Decke legen, während sie hier ein wenig hingen. Auf Dauer würde das sicherlich unbequem werden.

Sie war schon ein sehr seltsamer Fang. Aber interessant genug, um weiter mit ihr zu spielen.

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