Kapitel 15

Kapitel 15

Sephiroth zog Sezuna näher an sich heran und spürte, wie ihr Herz begann heftiger zu klopfen. Ihre Gefühle schienen Achterbahn zu fahren, denn auf der einen Seite wusste sie nicht, ob ihr das gefallen sollte oder nicht. Doch ihr gefiel es, denn Sephiroth spürte das deutlich unter der Unsicherheit über die Situation. Gleichzeitig spürte er aber auch ihren Unwillen. Er nutzte die Gelegenheit, um ein wenig an ihrer Gefühlsenergie zu naschen und so seine Laune zu bessern. Ihre Nähe half ihm ein wenig dabei abzuschalten und so genoss er den Tanz selbst viel mehr, als er erwartet hatte. Es war schon eine gefühlte Ewigkeit her, seitdem er mit jemanden getanzt hatte, ohne dass es auf einem öffentlichen Fest stattgefunden hatte. Dabei tanzte er sehr gern und wie er feststellte tat Sezuna das auch. Mit jedem Schritt, den sie taten, schien sie mehr in den Tanz einzutauchen und sich der Musik hinzugeben. Ihre Gefühle beruhigten sich und Freude wurde das überwiegende Gefühl.

„Du tanzt gerne", stellte der Engel fest und sorgte so dafür, dass Sezuna ihren Kopf ein wenig an seiner Brust versteckte. Eine Geste, die er durchaus niedlich fand.

Sephiroth richtete ein wenig seine Flügel, bevor sich die beiden Tanzenden voneinander wegbewegten und Sezuna von Sephiroth geführt eine Drehung vollführte, bevor sie wieder eng aneinander tanzten, nur um kurz darauf die Handflächen aneinander zu legen und ein Stück auseinander zu tanzen. Dabei gaben Sephiroths Flügel im Takt der Musik ein leises Rascheln von sich, das etwas Beruhigendes hatte.

Der Tanz näherte sich dem Ende und beide lösten sich wieder voneinander. Nachdenklich ließ Sephiroth seinen Blick über die junge Vampirin wandern. „Und du tanzt gut", stellte er weiterhin fest, was ihn tatsächlich überraschte. Die Schritte waren sehr präzise gesetzt gewesen und auch ihr Taktgefühl war gut. Was jedoch nicht so gut war, waren einige ruckartige Bewegungen, die zeigten wie selten sie diesen Tanz tanzte. Es fehlte ihr also an Erfahrung. Dennoch war da Talent und Sephiroth fragte sich, ob er sie vielleicht zu ein paar Tanzstunden zu einem Freund schicken sollte. Das kam darauf an, wie gut sie mit den anderen Tänzen der Engel vertraut war.

Er betrachtete weiter ihre Wangen, die durch seine Musterung ein wenig rot wurden. Sie war wirklich eine eigenartige Vampirin. Sie wirkte noch so jung und unschuldig, dabei waren Vampire eigentlich hartgesottene Genossen, denn viele von ihnen dienten in den Heeren der Königin und hatten sich dem Schutz ihres Reiches verschrieben. War sie vielleicht sogar aus der Armee desertiert, weil sie den Druck darin nicht aushielt? Er konnte es nicht sagen, wurde aber immer neugieriger.

„Wir werden einen anderen Tanz versuchen", erklärte er und faltete seine Flügel ein wenig auf. „Dafür brauchst du aber deine Flügel", erklärte er und Sezuna riss die Augen erschrocken auf, ehe sie einige Schritte zurück machte. Panik schlug Sephiroth förmlich entgegen.

„Nein", hauchte sie und schien sich mit ihren Armen schützen zu wollen, so wie sie diese vor ihrem Körper hielt.

Überrascht über diese plötzliche und sehr heftige Reaktion von Sezuna ließ Sephiroth nachdenklich innehalten. Warum reagierte sie so heftig?

„Warum?", fragte er und blieb einfach stehen, während er seine Flügel faltete und Sezuna aus seinen violetten Augen heraus unnachgiebig ansah. Seine Macht fuhr dabei durch den Raum und belegte die Tür mit einem Schild, falls sie auf die Idee kommen sollte, aus dieser zu verschwinden. Bei ihren Haaren hatte er sie nicht weite gedrängt, doch die Flügel von Vampiren waren Machtspeicher, ähnlich wie die der Engel und wenn mit diesen etwas nicht in Ordnung war, dann konnte sich das sehr negativ auf den Körper ausüben.

Sezuna blickte ihn fest in die Augen und schwieg.

„Sezuna", mahnte der Engel erneut. Dieses Mal ein wenig ungeduldig und mit tiefer Stimme. „Zeig mir deine Flügel", forderte er erneut, doch Sezuna reagierte nicht.

Mit einem Satz war er bei Sezuna und packte ihren Arme. Diese schrie erschrocken auf und kratzte sogar nach ihm. Ihre Fingernägel hinterließen tiefe Spuren auf seinem Arm, doch Sephiroth gab nicht nach und hielt die Arme der jungen Vampirin so fest, dass sie ihn nicht mehr kratzen und auch nicht beißen konnte. Denn auch das versuchte sie.

„Hör auf damit", knurrte er, doch Sezuna wehrte sich weiter. Verärgert darüber schlug Sephiroth mit der flachen Hand und ein wenig Magie auf ihren Rücken, bevor er sie von sich schubste. Er wusste, dass es ihr Schmerzen bereiten würde, wenn er sie magisch dazu zwang ihre Flügel preiszugeben, doch mit diesen Schmerzen hatte er nicht gerechnet.

Sie fiel auf die Knie und schrie vor Schmerzen auf, als sich die ersten Knochen ihrer Flügel aus ihren Rücken und durch ihr Kleid schoben. Sezuna fiel förmlich nach vorn und die Schmerzen schlugen sogar Sephiroth entgegen. Selbst, als die Flügel schob draußen waren, ebbten die Schmerzen nur gering ab.

Nachdenklich betrachtete er die fledermausartigen Flügel und wusste nicht genau, ob es ihre Flügelmembran war, die er sah, oder der Stoff des Kleides. Darüber hinaus musste er kein Vampir sein, um das Blut zu riechen, das sich auf den Boden ergoss und eine Lache bildete.

„Was zur Hölle", brachte er hervor und trat dann auf Sezuna zu, um den Stoff von ihren Flügeln zu entfernen und diese genauer betrachten zu können. Das Knochengerüst war mit einer schwarzen, lederartigen Haut überzogen, die typisch für Vampire war. Doch die Flügelmembran selbst war rot und völlig zerfetzt. Sie war eindeutig Opfer eines Kampfes geworden. Doch Sephiroth war nicht klar, wie sie bisher mit diesen Flügeln hatte leben können. Ihm war auch nicht aufgefallen, dass sie Schmerzen gehabt hatte. Aber so wie die Flügel aussahen, waren sie weder verheilt, noch geeitert. Scheinbar regenerierten sie sich nicht, solange sie eingezogen waren.

Sezunas Flügel zuckten und sie versuchte diese wieder einzuziehen, doch Sephiroth war dagegen. Mit einer Handbewegung griff er erneut nach ihrem Rücken und legte an die Flügelansätze magische Manschetten, die dafür sorgten, dass sie ihre Flügel nicht mehr einziehen konnte. Bei Engeln wurden diese genutzt, damit diese nicht mehr fliegen konnten. Doch hier würden sie ebenfalls hilfreich sein.

Sezuna gab ein Wimmern von sich und sackte einfach zu Boden. Ihr Atem ging stockend und sie wusste nicht, wie sie gegen die Schmerzen ankämpfen sollte. Sie war alt genug, dass sie nicht mehr ohnmächtig werden konnte. Nichts, was ihr im Moment sonderlich gut gefiel. Sie hätte sich gerne der gnädigen Schwärze hingegeben, doch das war ihr nicht vergönnt.

Sephiroth trat auf sie zu und hockte sich zu ihr. Seine Flügelspitzen hingen dabei ein wenig in ihrem Blut, doch das interessierte ihn kaum. Stattdessen hob er einen Flügel über sie und violettes Puder rieselte von seinen Federn auf Sezunas Rücken hinab.

Die junge Frau keuchte zuerst auf, doch dann spürte sie, wie der Schmerz nachließ. Sofort versuchte sie sich hochzudrücken und die Gelegenheit zur Flucht zu nutzen.

Silberner Staub folgte, der dafür sorgte, dass Sezunas Glieder ihr nicht mehr gehorchten. Statt sich hochzudrücken sackte sie erneut zu Boden. „Sei artig", mahnte Sephiroth und Sezunas Herz klopfte vor Angst. Was hatte er mit ihrem Körper angestellt? Es war, als würde sie diesen nicht mehr spüren und das ließ Panik in ihr aufsteigen. So stark, dass ihr sogar die Tränen in die Augen traten. Es war ein Gefühl von Hilflosigkeit, das ihr nicht geheuer war.

Im Grunde war sie ihm völlig ausgeliefert und konnte sich nicht gegen ihn wehren. Was würde er jetzt mit ihr machen?

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top