Überall konnte man die Vorfreude auf den Frühlingsball spüren. Der Ball wurde für die Dienerinnen und Diner gegeben und wurde von allen geliebt. Letztes Jahr war ich mit Kirian dort gewesen. Es gab gutes Essen und alle tranken Wein, es wurde durchgehend getanzt. Der Übungsplatz von den Soldaten, wurde zu einem wunderschönen Ballsaal unter den Sternen um geschmückt. Dieses Jahr hatte ich allerdings keinen Partner. Da ich Aurelian gesagt hatte, was für ein Arschloch er und ich ganz sicher nicht mit ihm zum Ball gehen würde. Als er mich tatsächlich gefragt hatte, ob ich mit ihm hingehen wolle. Bei dieser Erinnerung schnaubte ich wütend, wand mich dann aber den vielen Lampions zu, die ich mühsam aus den Keller des Schlosses holen musste. Ich hatte schon zwei große Körbe voller gelber und orangener Lampions hochgeschleppt und so hingen mir meine Haare wirr ins Gesicht. 
Ich hob den nächsten Korb hoch und lief das alte Treppenhaus hoch. Oben setzte ich den Korb kurz ab und sammelte meine Kräfte. Puh, war das anstrengend. Morgen würde ich wahrscheinlich den Muskelkater meines Lebens haben. Nachdem ich das Dienstbotenhaus, das an das Schloss angrenzte passiert hatte, ging ich den langen Sandweg entlang. dieser führte einmal um das Schloss und den Park herum. 

Die Blumen blühten in bunten Farben. Als ich gerade das Haus der Diplomaten erreicht hatte, kamen natürlich genau Lelia und Lani heraus. Im Gegensatz zu uns Heilerinnen oder Spionen trugen Diplomaten am liebsten aufwendige Kleider mit Tüll und Schleifchen.
Lelia und Lani trugen Sonnengelbe Kleider, wohin gegen ich mir in meinem Schlichten weißen Kleid schäbig vorkam. Sie liefen ein paar Meter vor mir und unterhielten sich. 
"Ich freue mich schon auf den Ball, dann kann ich allen mein neues Ballkleid vorführen", protzte Lelia, wie mich das nervte! "Weißt du wer mit Marlie auf den Ball geht?" fragte Lani Lelia. "Nein, wer will schon mit der gehen. Sie benimmt sich wie eine Klosterschwester!" sagte Lelia gehässig. Wie konnte sie so etwas sagen? Als wäre ich eine Nonne, nur weil ich nicht mit jedem rummachte. "Sie könnte doch mit Julius dem Gärtner gehen", erwiderte Lani lachend. Julius war Taub und so alt wie mein Großvater! Wütend und traurig zugleich bog ich auf einen anderen Weg ab. Was hatte ich ihnen den getan? Warum hackten sie seit beginn der Ausbildung auf mir rum?

Als ich am Übungsplatz an kam, sah ich wie Sole mit Aurelian sprach. Was wollte der denn von Sole? Er verabschiedete sich von Sole und ging. Neben Sole angekommen stellte ich die Lampions ab und massierte mir meine schmerzende Hände. Sole war für die Blumen zuständig gewesen. Überall waren Rosen Ranken und wunderschöne Gestecke aus Tulpen, Krokusse und Osterglocken. 

"Gefällt es dir?" fragte Sole mich lächelnd. "Auf jeden Fall. Es sieht super aus", antwortete ich und lächelte zurück. "Was wollte Aurelian von dir?" erkundigte ich mich bei ihr. Sie antwortete überglücklich: "Er hat mich gefragt, ob wir zusammen auf den Ball gehen!" Das war ein Schock für mich: "Und was hast du gesagt?"
"Natürlich ja!" rief Sole aufgeregt. Ich sollte Sole lieber warnen: "Sole, ich muss dir etwas sagen." Erwartungsvoll schaute sie mich an. "Ich...ähm...also Aurelian...er wollte mir weh tun", jetzt war es raus. Ihre Augen wurden Teller groß. Doch dann zogen sich ihre Augenbrauen wütend zusammen. "Marlie, ich finde das nicht witzig! Aurelian würde so etwas niemals tun. Wie kannst du nur so etwas sagen. Nur weil du enttäuscht bist, weil du niemanden hast!" rief sie wütend. 
"Nein Sole es ist wahr!" rief ich nun auch aufgebracht, warum glaubte sie mir nur nicht. 
"Marlie, ich sage dir jetzt mal was: Zerstöre nicht das Glück anderer, nur weil du selbst keins finden kannst." Damit drehte sie sich um und ging. Warum? Warum? Ich hatte ihr das zu ihrem besten gesagt.

Auf einmal überkam mich Traurigkeit und Einsamkeit. Meine Großmutter war für immer gegangen und Sole glaubte mir nicht. Ich war hier ganz alleine. Getrennt von meiner Familie und ganz alleine. Halt! Dachte ich, ich bin nicht ganz alleine. Lucien ist auch noch da!