Kapitel 6: Das Versprechen


Meine Füße baumelten über dem Rand des Heuwagens und der Wind ließ meine Haare herum wehen. Angespannt saß ich auf dem Wagen eines Bauern, der mich netterweise mitgenommen hatte. Vor etwa einer Stunde hatte ich eine Nachricht von meinen Eltern erhalten, meine Großmutter lag im Sterben.

Obwohl wir das Schloss nicht oft verlassen durften, konnte ich es heute nicht genießen. Die Angst um meine Großmutter war zu groß. Ich liebte sie sehr und wir hatten viele schöne gemeinsame Erinnerungen. Einmal waren wir zusammen im Wald und haben Kräuter gesammelt. Damals war ich 59 Jahre alt. Fröhlich hopste ich über die große Wiese hinter unserem Haus. Der Frühling war im vollen Gange und alles blühte und war bunt. Großmutter und ich ging öfters zusammen in den Wald und sie zeigte mir verschiedene Kräuter. Als ich den Waldrand erreichte drehte ich mich um und blickte meiner Großmutter entgegen. Sie hatte schwarze Haare die graue Strähnchen hatten und in der Sonne glitzerten. Sie nahm meine Hand und wir liefen in den Wald. Als sie mich losließ, um ein paar Kräuter zu pflücken, stolperte ich über eine Wurzel am Boden und fiel hin. Meine Hand fing an zu bluten. Großmutter war eine Heilerin und so gab sie mir Heilkräuter und damit es aufhörte wehzutun. An diesem Abend wurde mir klar, dass ich auch gerne eine Heilerin wäre.

"Miss, Sie müssen jetzt absteigen", riss der Bauer mich aus meinen Gedanken. "Oh ja natürlich. Vielen Dank", antwortete ich und stieg ab. Am Ende einer Schotterstraße Stand mein Elternhaus. Es war aus Holz, Timea meine kleine Schwester und ich hatten die Fensterläden in hellblau gestrichen, dies sah man schon von weitem. Als ich den Weg entlangeilte, hoffte ich, dass ich nicht so spät kam. Meine Mutter öffnete mir die Tür und umarmte mich. "Marlie, mein Schatz. Deine Großmutter hat nach dir gefragt. Geh am besten gleich nach hinten", sagte sie und schniefte in ihr Taschentuch. Erst jetzt sah ich wie zerknittert ihr Kleid war und wie rot ihre Augen vom Weinen waren. "Mama, das tut mir so leid!", antwortete ich und auch mir die Tränen in die Augen. 

In Großmutters Zimmer waren die Fensterläden zu und es war dämmrig. Großmutter lag in ihrem Bett, als sie mich erblickte hob sie schwach die Arme. "Marlie, mein Engel", flüsterte sie und wurde von einem Hustenanfall geschüttelt. "Großmutter ich bin so froh, dass ich dich noch einmal sehen kann", schluchzte ich und brach in Tränen aus. Sie war viel dünner und ihre Haut war kalk weiß. Sie nahm meine Hand in ihre: "Nicht weinen mein Kind. Jeder muss mal gehen und ich war so oft glücklich mit dir, so sei jetzt bitte nicht wegen mir so traurig. Lebe dein Leben jetzt, du hast noch alles vor dir." "Bitte geh noch nicht!" flüsterte ich und umfasste ihre kalten Hände fester.  

"Marlie, ich muss dich warnen", sie holte tief Luft und redete weiter," Die Königin, sie tut etwas verbotenes, du bist in Gefahr..." "Was? Großmutter warum?" fragte ich sie entsetzt. "Du musst es herausfinden. Versprich es mir!" bat sie mich. "Ja, ich verspreche es dir", sagte ich voller Überzeugung. "Marlie, ich hab etwas für dich." Sie nahm ihre Kette ab und legte sie mir in die Hand. "Beschütze sie gut, einmal würd sie Leben retten. Öffne sie dann, wenn du in größter Not bist." "Aber woher weiß ich, wann ich sie öffnen soll?" "Vertraue deinem Herzen, Marlie", flüsterte sie und holte das letzte mal tief Luft bevor sie starb. "Nein Großmutter! Komm zurück!" rief ich weinend.

Da ich an dem selben Abend wieder zurück musste, fuhr ich direkt mit dem ersten Wagen mit, den ich fand. Den Kopf in den Knien vergraben, versuchte ich den ekligen Gestand von Fisch auszublenden, der neben mir lag. Ich holte die Kette hervor und schaute sie mir genauer an. Der Anhänger war aus Gold , mit einem Euro großen Saphir, diesen schien man aufmachen zu können. Gehalten wurde das ganze von einer schmucklosen schmalen Gold Kette. Ich umfasste den Stein fest und dachte an meine Großmutter, die jetzt im Himmel war.


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