Kapitel 17: Der Kerker
Wir stiegen eine enge Wendeltreppe herunter. Meine Hände waren hinter meinem Rücken zusammengebunden. Hier unter dem Schloss im Keller, war es viel kälter und ich fror langsam. Ich hatte schreckliche Angst, Angst zu sterben und Lucien nie wieder zusehen.
Unsanft stieß mich der Wachmann die Trappe weiter nach unten. Tausend Gedanken kreisten in meinem Kopf umher. Die größte Frage jedoch war: Weshalb hatte Sole mich verraten?
"Vorwärts, wir sind hier nicht zum Spaß!" forderte er mich mit dröhnender Stimme auf. Durch den dünnen Stoff meiner Schuhe spürte ich den eisigen Felsboden unter mir, als wir durch ein kleines Tor im Felsen traten. Ich versuchte die Tränen zu unterdrücken, ich wollte nicht vor ihm weinen. Als wir den Raum betraten, schlug mir ein übler Gestank aus Verwesung und Erbrochenem entgegen.
Der Raum hinter dem Tor bestand aus mehreren Zellen, sie waren nicht größer als ein Strandhandtuch alle vergittert. Mein Blick fiel auf eine Zelle, in der ein sichtlich totes Mädchen lag. Ihr goldenes Haar lag wie ein Kranz um ihren toten Körper. Ich schrak zurück und blieb erschrocken stehen. "Hey ihr, ihr bekommt Gesellschaft von einem anderen Abschaum. Los hier kommst du rein." Er schloss eine weitere Zelle auf. Mehrere verlotterte und ausgehungerte Mädchen blickten mich aus traurigen Augen an. Mir wurde übel, wie konnten wir so etwas schreckliches nicht bemerkt haben, obwohl es direkt unter uns stattfand!?
"Nein, lassen Sie mich!" rief ich schluchzend. Denn ich wusste, wäre ich einmal dort drinnen, würde ich die Zelle niemals mehr lebend verlassen. Mit meiner letzten Kraft trat ich ihm auf den Fuß, jedoch trug er Stahlkappen Schuhe. Brutal riss er meine Haare nach hinten, so dass ich schmerzerfüllt aufschrie.
"Benimm dich und jetzt rein mit dir!" Er schubste mich in die dunkle Zelle und knallte die Tür hinter mir zu.
Als er mich rein warf schürfte ich mir meine Hände am blanken Felsboden auf und fiel schluchzend auf die Knie. Ich hörte, wie sich der Soldat mit schweren Schritten entfernte. Zurück blieb die eiskalte Stille, die ab und zu von einem Husten unterbrochen wurde. Weinend zog ich die Knie an meinem Oberkörper und bettete den Kopf darinnen. Ich weinte um meine Großmutter die tot war, um Lucien der mich belogen hatte und um Sole, die mich verraten hatte.
"Hey, ich bin Helena. Willkommen in der Hölle", sagte ein Mädchen. Ich blickte auf und sah ein ausgehungertes und blasses Mädchen, das in der Zelle gegenüber von mir saß. Ihre Kastanienbraune Haare hingen ihr wie Zotteln vom Kopf. Sie trug ein zerrissenes Nacht Hemd.
"Hallo, ich bin Marlie. Was passiert jetzt mit uns?" Ich blickte mich in meiner Zelle um, es lag etwas Stroh darinnen und es roch abscheulich.
"Keine Ahnung. Sie holen immer wenn Vollmond ist ein Mädchen ab, dieses kommt nie zurück", entgegnete sie achselzuckend.
Ich konnte mir vorstellen was sie mit uns machten. Ich war fassungslos, in was für einem schrecklichen Land lebten wir eigentlich!? Unbewusst hatte ich wieder angefangen zu weinen.
"Ich würde dir empfehlen, nicht zu weinen, wenn eine Wache da ist", erklärte mir Helena. "Wieso nicht?" fragte ich nach. "Weil sie jede noch so kleine Schwachstelle benutzen werden, um deinen Willen zu brechen. Sie werden keine Kosten und Mühen scheuen, um das zu erreichen", antwortete sie voller Hass. "Okay, danke für die Warnung. Ich werde mich bemühen."
"Wie lange bist du schon hier?" Ich lehnte mich an die kalte Steinwand.
"Seit 19 Monaten. Sie haben insgesamt 19 Mädchen mitgenommen aber nie mich. Verhalte die unauffällig, dann hast du eine Chance länger zu überleben, ist eher die Frage, ob man das hier überhaupt will?"
Ich war geschockt, seit 19, Monaten saß sie in diesem Loch, ohne jegliches Tageslicht.
"Wie viele Mädchen sind hier noch?" fragte ich sie.
"insgesamt 30 Mädchen. alle zwischen 150 und 200 Jahren alt. Wir alle waren ergebene Dienerinnen und wurden fast alle ohne Grund hierhergebracht." Sie schluckte und wandte ihr Gesicht von den Gitterstäben, durch die sie mich anblickte ab.
"So viele? Aber für was braucht die Königin denn so viele Dienerinnen?" fragte ich verwirrt und verwundert.
"Wir wissen es nicht. Die die geholt werden wissen es. Können es aber nicht mehr weitersagen, da sie danach getötet werden."
"Aber wie können wir einfach verschwinden, ohne das nach uns gesucht wird?"
"Ganz einfach, Sie erzählen Lügen über unser Verschwinden", meinte sie und lachte bitter auf.
Mein Magen knurrte, da ich heute noch nichts gegessen hatte. Helena hörte es und sagte: "Versuch den Hunger zu unterdrücken. Hier bekommt man erst am Abend eine Schüssel Haferschleim hingeworden. Es schmeckt wie Kotze."
Angewidert schaute ich sie an. Igitt! Bei dem Gedanken an Haferschleim wurde mir auf der Stelle komisch.
"Seit endlich leise. Manche wollen hier schlafen!" wies uns eine der anderen Mädchen zurecht.
"Das ist Stella. Wie immer sehr gut gelaunt. Höhr einfach nicht auf sie", sagte Helena liebevoll.
Ich lehnte mich an die Gitterstäbe und schaute den Gang entlang. In der Zelle neben Helena saß Stelle. Sie konnten sich nicht sehen, da sie eine dicke Steinwand trennt. Ob Stella Helenas Schwester war? Es hatte sich so angehört als würde Stella ihr viel bedeuten. Bei dem Gedanken an meine Familie, dachte ich an die Warnung meiner Großmutter. Ich tastete nach der Kette und umschloss sie mit meiner Hand fest.
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