Kapitel 16: Die Königin, Aurelian und Sole


Ich drehte mich zum gefühlten hundertsten Mal in meinem Bett um. Konnte jedoch nicht einschlafen. Immer wenn ich die Augen schloss, dachte ich an ihn. Ich hatte mich ins Bett geschleppt und wollte das alles einfach vergessen. Etwa eine Stunde nachdem Lucien gegangen war, hörte ich wie die anderen vom Ball kamen. Als es leise klopfte stellte ich mich schlafend. Ich nahm an, dass es Bente gewesen war, die sich nach meinem Befinden erkundigen wollte.

Weinend dachte ich an Luciens letzte Worte. Ich fragte mich, ob sie das Gleiche gemeint hatten, wie das was meine Großmutter zu mir gesagt hatte. Am meisten fragte ich mich jedoch, was Luciens Auftrag gewesen war. Wieso war der Prinz der Dämonen im Land der Engel unterwegs? Wo wir doch so verfeindet waren! Was wenn er unserem Land schaden wollte oder gar unserer Königin? Bei diesem Gedanken führ ich hoch. Ich musste die Königin warnen. Morgen, gleich Morgen früh würde ich ihr erzählen, das der Prinz der Dämonen in unserem Land war.

Als ich am nächsten Morgen aufwachte, war es draußen noch dunkel. Langsam quälte ich mich aus dem Bett, ich betrachtete mich im im Spiegel. Mich schaute ein Mädchen mit tiefen Schatten unter den Augen an, diese hoben sich von ihrer blassen Haut stark ab. Ihr blondes Haar fiel ihr wirr über die Schultern. Die Augen hatten jeglichen Glanz verloren und blickten mir stumpf entgegen.

Erschöpft über die nicht vorhandene Nacht zog ich mir mein übliches weißes Kleid über und band meine goldene Schürze um. Meine Haare band ich lieblos zu einem Dutt zusammen. Ich atmete noch einmal tief durch und schwor mir keine weitere Träne wegen ihm zu verlieren. Als ich aus unserem Gebäude trat, ging gerade die Sonne auf und schien mir ins Gesicht. Alle anderen hatten noch geschlafen, als ich aufgestanden war. 

Ein frischer Wind blies mir ins Gesicht, ich hoffte die Königin sei schon wach. Denn so schnell wie möglich wollte ich sie warnen. Auch wenn es mir das Herz brach in womöglich zu verraten, so war meine Solidarität der Königin gegenüber größer. 

Ich lief den Schlossgarten entlang der zu der großen Eingangstreppe führte. Mit zitternden Knien ging ich an den Wachen vorbei, die am Eingang standen. Da ich mich vorher Anmelden musste, ging ich den endlosen Flur entlang, der verlassen vor mir lag. Am Empfang war niemand zusehen, so dass ich beschloss direkt im Thronsaal zu warten. Ein paar Wachen kamen mir entgegen, sagten aber nichts. So selbstbewusst wie sie dort lang gingen erinnerten sie mich an Lucien und ich wäre fast wieder in Tränen ausgebrochen.

Reis dich zusammen! Er hat es nicht verdient, dass du wegen ihm weinst! Diese Sätze wiederholte ich wie ein Mantra in meinem Kopf. Ich blieb vor der Tür stehen, die in den Thronsaal führte. Ich strich ein letztes mal meine Schürze glatt. Anschließend öffnete ich die Tür leise einen Spalt breit. Der Thron der Königin stand mit dem Rücken zu mir, aber ich konnte die Königin auf ihm ausmachen. Ihr goldenes aufgetürmtes Haar ragte über die Rückenlehne des Throns empor. 

Ich wollte gerade etwas sagen, als mir auf fiel, dass sie sich mit jemandem unterhielt. Ich wollte mich wieder ab wenden, jedoch vernahm ich in diesem Augenblick meinen Namen.
"Und was ist mit Marlie Evans?" fragte die Königin die andere Person. Diese konnte ich jedoch nicht sehen. "Ja, eure Hoheit. Sie könntet ihr auch nehmen", sagte die Stimme. Mir stockte der Atem, als ich die Stimme hörte. Es war Soles Stimme. Aber was wollte sie hier bei der Königin?
"Meinst du sie wäre gut genug für mich? immerhin muss ich ihr Blut trinken."
"Ja, eure Hoheit. Ich denke sie wäre in Ordnung für die Opferung", erwiderte Sole. 

Mir gefror das Blut in den Adern. Hatte ich das gerade richtig gehört? Sie wollten mich umbringen. Ein Keuchen entfuhr mir und ehe ich mich versah, wurde ich entdeckt und beide sahen mich an. "Marlie, was machst du hier?" fragte mich Sole erschrocken. Ich konnte nicht antworten, ich war wie im Schock zustand. Erst als die Königin: "Wachen!" rief kam wieder Leben in mich zurück. 

Ich drehte mich um und rannte weg. Ich rannte den Flur entlang und schlitterte um die Ecke. ich hatte zu viel Schwung und flog hin. Hinter mir kamen die Schritte der Wachen immer näher. Keuchend rappelte ich mich hoch und rannte weiter. "Stehen Bleiben!" rief eine Wache. Aus Angst rannte ich so schnell wie noch nie zuvor in meinem Leben. Als ich an einer Kreuzung zweier Gänge ankam lief ich nach rechts, gerade Wegs in eine Wache hinein. Diese reagierte prompt und hielt mich eisern am Arm fest. 

"Lassen Sie mich los!" rief ich verzweifelt. "Nein, du bleibst schön da", schnauzte er mich an. "Sag ihnen, ich hab sie!" forderte er einen der zwei anderen Soldaten auf. Als ich nach oben blickte, sah ich das der Soldat der mich fest hielt Aurelian war.
"Bitte Aurelian. Lass mich los. Ich hab nicht getan!" flehte ich ihn an.
"Nein Marlie. Ich übergebe dich schön der Königin."
"Warum machst du das? Was bringt dir das?"
"Was es mir bringt?", er lachte auf "Natürlich Geld du Dummkopf!"

 Ich versuchte mich zu befreien. Aber seine Hände lagen wie Schraubstöcke um meinen Arm. Seine rote Uniform verlieh ihm noch breitere Schultern als er ohnehin schon hatte. Ich hörte wie die anderen Wachen zu uns kamen. "Sehr gut Aurelian. du hast sie gefangen!" lobte ihn ein älterer Mann mit weißem Bart. Er schien ein Kommandant zu sein.
"Die Königin hat den Befehl gegeben, sie in den Kerker zu werfen!"

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