16 - Getretener Welpe
Nirgends hat man seine Ruhe!, denke ich mürrisch und stelle meine Tasse auf den Tisch, bevor sie Begegnung mit der Wand macht. Von einem Moment auf den anderen scheint meine gute Laune wie weg geblasen, als hätte mein Körper plötzlich den Dopaminausstoß in den Minusbereich gekickt. Weis Gott, was die Hormone im Inneren gerade für eine schräge Party feiern. Jedenfalls sind meine dicken Schutzmauern wieder an Ort und Stelle, trotz Nicos Anwesenheit.
»Ist irgendwer gekillt worden oder sind nur mal wieder ein paar Mädchen auf Kian getroffen?«, will ich wissen und ernte dafür einen verstörten Blick von Nico. Klar, bis vor ein paar Sekunden war meine Laune im Bereich des unmöglichen – im positiven Sinne – nur um jetzt wieder die gewohnt kühle, sarkastische Art zu haben. Eigentlich dachte ich, die Pubertät wäre schon längst vorbei. Aber anscheinend sieht mein Körper das ein klein bisschen anders.
»Ich habe keine Ahnung«, antwortet Nico schulterzuckend, doch das neugierige Funkeln in ihren braunen Augen spricht Bände. Sie will wissen, was los ist. Und so, wie meine Beziehung mit dem Glück steht, werde ich wohl mit müssen. Vielleicht hätte ich mir doch einen doppelten Espresso machen sollen. Oder einen achtfachen. Dann wäre ich jetzt vielleicht im Koffeinkoma und müsste mir keine Sorgen um die nahenden Menschenmengen machen.
Wie zu erwarten steht der Dauersonnenschein auf und läuft zum Fenster in der Küche. Besagtem Fenster, vor dem noch vor ein paar Sekunden die Sonne in meine Augen geknallt war. Jetzt hatte anscheinend eine Wolke erbarmen mit mir gehabt und sich vor den Gratisgrill gestellt. Und ich wie sehe, hat sie auch meinen Sarkasmus aktiviert.
Keine Sekunden später dreht sie sich auch schon mit großen Augen zu mir um, die einer Untertasse Konkurrenz machen könnten. »Oh mein Gott Angi! Wir müssen sofort da raus! Da braucht jemand Hilfe!«, keucht sie und stürzt auch schon zur Tür, allerdings nicht ohne zuvor noch Bekanntschaft mit einer Stuhllehne zu machen. Aber selbst dieser liebenswerte Verdrehter meiner Meinung – nicht raus gehen – kann die motivierte Helferin in Not nicht davon abhalten, sich ins Chaos zu stürzen. Wer sie da später wieder raus zerren darf, ist wohl klar. Leider.
Missmutig seufzend kippe ich den Rest meines Kaffees die Kehle hinunter und verabschiede mich im Stille schon einmal von meinem Lieblingsgetränk, welches ich wohl nie wieder werde trinken können. Danke an Nico, mal so nebenbei.
Sobald ich durch die Haustüre auf die Straße fahre, durchfährt mich das tiefe Verlangen, umzudrehen, zurück ins Haus zu rasend, die Türe zuzuknallen und den Rest meines Lebens unter der Decke zu verbringen. Als Nico sagte, jemand brächte Hilfe, hatte sie nicht erwähnt, dass sich bereits eine große Menge von Rund fünfzig Leuten um den Unfallort drängen. Vielleicht wurde doch jemand abgestochen.
Nur durch Zufall schaffe ich es irgendwie, Nico zwischen den tausend Gesichtern auszumachen. Wobei sie in ihrem Snoopyschlafanzug und den nach wie vor wirren Haaren unter all den aufgetakelten Puten heraussticht wie ein Papagei zwischen einer Schafherde.
Selbstverständlich ist sie nicht am Rand. Das wäre einfach zu schön gewesen. Beinahe ein Traum. Stattdessen befindet sich diese Idiotin mitten in der Menge. Und wenn ich sage, in der Mitte, dann meine ich den direkten Unfallort. Typisch!
Mit einem letzten Stoßgebet gen Himmel und einem beruhigenden danach-kannst-du-Nico-umbringen-Gedanke, stürze ich mich ins Getümmel. Was sich sogleich als leichter gedacht als getan heraus stellt. Zum einen wollen die sozialinkompetenten Arschlöcher von Gaffern nicht weichen und zum anderen ist meine Motivation gegen null. Blöd gelaufen, würde ich sagen.
»Würden Sie bitte ihren Arsch zur Seite schwingen?«, fragte ich an einen Fettwans – eindeutig Tourist – gewandt und gebe mir nicht die Mühe, ein dämliches Ich-bin-so-lieb-und-hübsch-hihi-Lächeln auf meine Lippen zu tackern. Der Mann blinzelt kurz, ehe er überrumpelt einen Schritt nach hinten geht. Geht doch!
Mürrisch arbeite ich mich weiter vor, an einer Frau mit schräger Kurzhaarfrisur, einem relativ jungen Typ mit zerzausten Haaren und einem Monster von Kamera in der Hand und einem Rotschopf in Emo-Look vorbei. Sie machen mir nicht gerade freiwillig Platz, eher zwinge ich sie dazu, ihren Arsch zu bewegen. Was in etwa so viel heiß, wie dass ich sie mehr oder weniger freundlich dazu auffordere, endlich zu weichen. Wobei sich der Typ mit der Kamera als besonders hartnäckig herausstellte und ich mich schlussendlich mit Gewalt an ihm vorbei quetschen musste. Eigentlich müsste man ja meinen, dass die Menschen mehr Empathie besitzen als ich, allerdings habe ich da wohl im falschen Universum nachgesehen.
Zumal ich immer noch nicht weiß, was eigentlich passiert ist und mir meine Spucke zu kostbar ist, als sie an irgendeinen Trottel zu verschwenden, der sowieso nichts weiß und mich im Endeffekt nur zu viel meiner Lebenszeit kostet. Ob vielleicht ein gebärender Elefant auf der Straße liegt? Oder ob irgendjemand Aric die Halsschlagader aufgeschlitzt hat? Sinn würde es zumindest machen, schließlich wage ich mal zu behaupten, dass es auf dieser gottverdammten Welt sicherlich noch jemanden gibt, der ebenso große Mordlust auf das Arschloch von Affe hat, wie ich. Danken würde ich dieser Person auf jeden Fall.
Doch als endlich ganz vorne angekommen bin, ist das sich bietende Bild in etwa so spannend, wie eine Blume beim sich im Wind wiegen zu beobachten. Und wir reden hier von einem stinknormalen Gänseblümchen und keine exotische Pflanze, die irgendein Depp aus dem brasilianischen Regenwald entführt und für Millionen Euro an irgendein anderes Opfer des Gehirnverlustes verkauft.
Und wegen so etwas wird so ein Drama gemacht, denke ich mürrisch und fixiere feindselig die Gestalt am Boden, wegen der ich mich nun aus dem Haus gequält habe. Die liegt weder im sterben, noch in einer verdächtigen Pfütze aus Blut. Eher schien mir, als hätte sie nur einen fällenden Baum imitiert und ist auf den Straßenbelag gekracht.
Was zumindest erklären würde, warum sie auf dem Boden hockt, den linken Arm schützend an ihren Körper gepresst, als hätte sie Angst, dass er ihr jeden Moment ausgerissen werden könnte. Zumal die schwarzen Spuren an ihren Wangen sehr gut als das Ergebnis von Krokodilstränen in Kombination mit nicht so ganz wasserfester Wimperntusche gewertet werden können.
Besagte Krokodilsträne fließen im übrigen immer noch sturzbachartgig über die verquollenen Wangen und tun ihrer zweifelhaften Schönheit nicht gerade eine Krone aufsetzen. Hinzu kommt das penetrante Jaulen eines verletzten Tieres, was ich jedoch als ihr rumgeheule identifiziere.
Entweder sie spielt sich hier gerade als ziemlich beschissen Dramaqueen auf oder hat ernsthaft Schmerzen, kann das jedoch nur sehr schlecht zeigen. Was auch immer der Fall ist, die Aufmerksamkeit hat sie definitiv auf ihrer Seite. Dennoch hält jeder Abstand von ihr, selbst Nico, die wohl etwas unschlüssig ist, was sie nun tun soll.
»Bitte machen Sie Platz!«, ertönte in diesem Moment eine ziemlich laute, ziemlich autoritäre Stimme, die einem herrschsüchtigen König alle Ehre macht. Genau so reagiert auch die Menge, als sie sich wie ein Meer aus Gaffern teilt und den Blick auf einen Mann mittleren Alters freigibt, welcher in zügigen Schritten auf das Mädchen am Boden zugeht und dabei eine solche Sicherheit an den Tag legt, als ob er nirgends anderes zu sein hat, als im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit.
Stirnrunzelnd betrachtet er die Szene, während ich nicht verhindern kann, dass sich zwei Idioten vor mich schieben und ich das folgende nur durch ihre stinkenden Arme beobachten kann und gleichzeitig Angst haben muss, in der nächsten Sekunden an einer Gasvergiftung zu sterben. Liebend gerne wäre ich einfach umgekehrt und wieder ins Haus gefahren, allerdings hat sich die Mengen inzwischen so weit verdichtet, dass ich wohl ein Mikrofon bräuchte, um jeden hier höflich zu bitten, doch bitte ihren vermaledeiten Arsch zur Seite zu bewegen. Weshalb mir nichts anderes übrig bleibt, als um weitere Lebensminuten und schnelle Aufklärung der nervigen Situation zu beten. Auch wenn ich jetzt schon weiß, dass dieses Gebet auf eine Ladung Höllenfeuer gepaart mit dem höhnischen Lachen des Teufels persönlich trifft.
»Geogia! Was ist denn nun schon wieder los!«, herrschte selbsternannte König, der soeben das Zepter an sich gerissen hat und nun einen auf sorgsamer Herrscher macht. Wobei mir seine Art zu regieren sehr zweifelhaft erscheint.
»Mein Arm ist gebrochen!«, heulte das Ding auf dem Boden und hebt mit einem wehleidigen Blick den blondgefärbten Schopf, der zwar ziemlich natürlich aus sieht, aber mit ihrem sonnenstudiugebräunten Teint genauso gut harmonierte, wie ein Hase mit einem tollwütig Fuchs. Kurz gesagt: Es sieht nicht einmal mehr Scheiße aus.
»Was? Bist du dir sicher?« Der Mann wirkte, als hätte er so eben den Biss einer Kobra zu spüren bekommen. Sein Gesicht ist aschfahl geworden und erinnerte an einen Ertrunkenen. Hinzu kommen die Schweißperlen, die wie hässliche Larven aus seiner Stirn sprießen. Zu sagen, er gleicht jemand, der so eben den Sechser im Lotto gewonnen hat, kommt dem etwa so nahe, wie die Behauptung, die Erde wäre eine Scheibe.
Die ganze, ziemlich aberwitzige Situation wird weitergeführt, als eine neue Rolle ins Spiel kommt. Diesmal in Form einer etwas betagteren Frau im Dauerwellenstile, die allerdings mehr Eleganz an den Tag legt, als ich es jemals können werde.
Mit gemäßigter Interesse beobachte ich, wie sie in die Mitte des Kreises der tuschelnden Menschen tritt. Langsam kam ich mir wie bei einem Aufnahmeritual einer obskuren Sekte vor, bei der Menschenopfer noch das geringste übel waren.
»Darf ich bitte?«, fragt sie an den Mann gewandt, der fassungslos auf die Barbie namens Geogia starrt und immer noch so aussieht, als würde er gleich das Zeitliche segnen. Skeptisch blickt er nun zu der Oma auf. »Ich bin pensionierte Ärztin«, stellt sie klar, bevor der Typ etwas sagen konnte und bekommt sofort das Feld geräumt. Ob es wohl auch so schnell gegangen wäre, wenn ich mich auf den Platz gestellt und behauptet hätte, ich wäre Krankenschwester? Ich glaube eher, dass man mich belächelt und dann dafür gesorgt hätte, dass meine Hass auf die Menschheit ins Unendliche steigt.
Nach einem kurzen Tasten am Arm und einigen ziemlich fragwürdigen Lauten aus Barbies Mund, die mich teilweise um die Standhaftigkeit meiner Trommelfelle bangen ließen, scheint die Oma soweit fertig zu sein. Mit einem bedauerten Blick richtet sie sich an den Mann, der gerade ziemlich verloren aus der Wäsche schaut. »Ihr Arm scheint tatsächlich gebrochen zu sein, allerdings sollten wir jetzt erst einmal ins nächste Krankenhaus fahren, um den Arm versorgen zu lassen und vor allem ein Röntgenbild zu machen«, berichtet sie und der Mann blickt sie an, hätte sie so eben verkündet, dass ihn seine Frau mit ihrem Sekretär betrogen hat. Wenn dass nicht mal Drama in Live ist!
»Machen Sie das«, murmelt er, während die Oma schon am Handy hängt und was weiß ich was verständigt. Nun beginnt sich die Mengen aufzulösen; das Spektakel ist vorbei. Tja und daran, meine lieben Damen und Herren, erkennt man hervorragend den Unterschied zwischen Neugierde und Hilfebreitschaft. Während ersteres nämlich aus jeder Faser des Körper quillt und einen zu einem penetranten Schaulustigen befördert, ist das andere so rar gesät, dass man selbst mit dem besten Mikroskop in den meisten Kohlköpfen kein Funke davon finden kann.
Als sich auch die zwei stinkenden Ochsen links und rechts von mir dazu entschlossen haben, dass sich die Augen aus der Birne glotzen eigentlich doch viel interessanter ist, bin ich endlich wieder frei. Was ich natürlich sofort nutze, um zu Nico zu gelangen, die als eine der wenigen Personen noch hier herumsteht und der Bezeichnung „verloren in der Ecke stehen" eine ganz neue Bedeutung verleiht.
»Wenn du noch einmal so davon rennst, hacke ich dir die Beine ab!«, drohe ich missmutig, vom Gestank aus Bier und kalten Zigarrenrauch gepaart mit Schweiß noch ziemlich von den Socken.
»Wen sie jetzt wohl nehmen werden...«, murmelte Nico und ich muss den Satz zweimal im Geiste wiederholen, um zum Schluss zu kommen, dass er im Kontext mit meinem Gesagten wohl entweder die Ausgeburt eines kurzzeitigen Hirnausfalls oder ein Gedanken zu einem anderen, offensichtlich weitaus spannenderem Thema ist.
»Erde an Nico!«, rufe ich und wedele wie eine Irre vor ihrem Gesicht herum, bis sie sich dazu herunterlässt, sich mir zuzuwenden und mich zugleich mit einem Blick bedenkt, der deutlich zeigt, wie verstört sie von meinem Verhalten ist.
»Was ist?«, fragt sie nicht gerade erfreut über die Unterbrechung ihrer ach so wichtigen Gedanken. Ich rolle mit den Augen. »Vergiss es. Sag mir lieber, was genau du da gerade gefaselt hast«, antworte ich nur ein ganz klein wenig genervt, was so viel heißt, dass von der guten Laune heute morgen nicht einmal ein winziges Krümelchen von der Welle aus schlechter Laune verschont geblieben ist.
Immerhin scheint Nico nun wieder richtig bei Sinnen zu sein, denn ihrer Augen weiten sich schockiert, als hätte sie mich gerade beim Knutschen mit Kian erwischt. Wie genau ich jetzt auf diesen bescheuerten Vergleich kam, weiß ich zwar selbst nicht, treffend ist er aber allemal.
»Das ist Geogia O'Neill. Sie soll Skyla McValley in »Murdered Love« spielen! Die Hauptrolle!«, erklärte mir meine beste Freundin fassungslos und fragt sich wohl, wo genau ich die letzten fünf Jahre meiner Existenz verbracht habe. Selbst der Mond scheint, ihrer Meinung nach, noch viel zu nahe zu sein.
»Die soll eine Hauptrolle spielen? Heilige Scheiße, wie kann man da ernsthaft erwarten, dass der Film was wird?!«, stoße ich ehrlich fassungslos hervor. Diese mehr künstlich als echt aussehende Barbie – die im Übrigen gerade vorsichtig wie eine Porzellanpuppe, die beim kleinsten Ruck in tausend Stücke zerspringt, weggetragen wird – soll die Hauptrolle in einem geplanten Filmerfolg werden?
Ich glaube nicht, dass sich überhaupt irgendwer einen Film mit ihr reinziehen wird. Mag sein, dass ich gerade eventuelle etwas voreilig urteile, allerdings vernichtet alleine ihre Visage jegliche Freude auf einen Film.
»Sie ist wirklich gut! Aber viel schlimmer ist, wer jetzt die Hauptrolle übernehmen soll. Ich meine, da kann nicht mal eben ohne sie angefangen werden und nachdem, was ich im Internet gelesen habe, steht die Crew sowieso unter Zeitdruck«, murmelt Nico ernsthaft besorgt. Ungläubig verdrehe ich die Augen. Es ist schließlich nicht mein Problem, wenn sie ohne Barbie nicht anfangen zu drehen und es gibt sicherlich genug andere Dummerchen, die diesen Part liebend gerne übernehmen würden.
»Wie auch immer. Wir gehen jetzt erst mal wieder ins Haus und du solltest dir vielleicht mal etwas anziehen, bevor Kian noch um die Ecke kommt«, beende ich Nicos Gedanken mit einer zugegebenermaßen ziemlich fiesen Methode, die allerdings sofort ihr gewünschtes Ziel erreicht.
Wie von einer Tarantel gestochen quiekt Nico schweinchenlike auf und macht bei ihrem Gang ins Haus einem gejagten Reh Konkurrenz, das nicht gerade den Wunsch verspürt , bald als Braten herzuhalten. Schmunzelnd fahre ich ihr hinterher und bin froh, endlich hier weg zu kommen. Allerdings entgeht mir nicht das schwere Gefühl in meiner Magengegend, als hätte sich eine Steinfamilie dazu entschlossen, spontan bei mir einzuziehen. Irgendwie habe ich das Gefühl, dass bald etwas ziemlich nerviges passieren wird, warum auch immer. Mit einem beunruhigen Gefühl, dass mir schon nach zwei Sekunden auf den Senkel geht, schließe ich die Haustüre hinter mir.
***
Zwei Stunden. Zwei verdammte Stunden hatten wir unsere Ruhe, in denen wir Frühstückten, quatschten und schließlich die Sache für den Seebesuch zusammensuchten. Nico war gerade im Bad, als irgendein Vollpfosten meinte, meine sich langsam wieder aufbauende gute Laune wieder Richtung Keller zu schicken.
Genervt rolle ich zu Tür und riss sie mir viel Schwung auf, einen finsteren Blick auf dem Gesicht. Besser gleich meinen Unmut zur Schau stellen, als das fälschliche Bild der freundlichen Gastgeberin zu übermitteln. Als ich allerdings erkenne, wer sich da auf den Fußabtreter gewagt hat, konkurriert mein Blick einem tötungsfreudigem Mörder.
»Kian!«, knurre ich den Namen des Idioten, der es gewagt hat, unseren ohnehin schon nicht mehr ganz so tollen Tag zu versauen. Am liebsten hätte ich ihm wieder eine runterhauen.
»Hey Sonnenschein!« Seine Stimme triefte nur so vor guter Laune und aktiviert meinen Kotzmechanismus. Dass ich meinen Mageninhalt nicht in die Freiheit entlasse, hängt allein damit zusammen, dass mir gerade so gar nicht nach dem ekelhaft sauren Geschmack meiner Magensäure ist. Also darf die Brühe ruhig noch im Bauch bleiben.
»Was willst du?«, übergehe ich seine Bemerkung einfach. Allerdings ertappe ich mich selbst dabei, wie ich seine Augen inspiziere und das wohl genauso unauffällig tue, wie er seinen Blick über mich wandern lässt. Kein verräterischen Grün. Nur langweiliges Kackbraun. Wobei ich nicht wirklich sagen kann, dass sich meine Nerven um bedeutende Faktoren beruhigen.
»Wow, deine Laune ist ja mal wieder prächtig!«, erwidert Kian mit einem amüsierten Schmunzeln auf den Lippen, da da mindestens genauso fehl am Platz ist, wie seine Erscheinung vor diesem Haus. Ob eine Putzfirma wohl auch Dreck wie ihn entsorgt?
»Sogar so gut, dass ich einen außerordentlichen Morddrang dir gegenüber verspüre. Also, wenn du nicht sofort sagst, warum du hier bist, dann verpiesel dich doch bitte wieder, ja?«, verlange ich, darauf bedacht, gar nicht erst eine Konversation zu beginnen. Das letzte Mal war schon genug für mein ganzes Leben.
Kian nickte langsam, bevor sein ekelhaftes Lächeln von einem ernsten Ausdruck weggekickt wird. »Ich bin hier, um dich um etwas zu bitten«, gestand er schließlich und ich kann mir einen Kommentar nicht verkneifen.
»Wenn du jetzt denkst, dass ich deine Freundin spiele oder dir deine verdammten Schuhe lecke, kannst du dir gleich deinen Grabsteinspruch aussuchen!« Kurz taucht wieder das verhasste Schmunzeln auf seine Lippen und ich bereue es, meine Klappe nicht zugetackert zu haben. War ja klar, dass meine müllhaldenreife Scheiße ihn amüsiert.
»Keine Sorge, es ist viel harmloser«, verspricht er und wirkt dabei in etwa so überzeugend, wie ein maskierter Mann mit geladener Waffe, der einen überzeugen will, dass er der Gute ist und derweil einen Cop nach dem anderen und jenseits befördert. Und zu leider bin ich noch nicht so dämlich, dass ich Arbeitslosengeld für mein Hirn bekommen würde.
»Jetzt spuck's endlich aus, bevor wir an Weihnachten noch hier stehen!«, gebe ich vollkommen genervt von mir und frage mich, ob diese hirnlose Birne immer so lange braucht, bis er endlich mit der gottverdammten Sprache rausrückt.
»Ich würde dich gerne jemandem vorstellen«, wagt Kian dann schließlich zu sagen und nun macht sein Zögern auch irgendwie Sinn. Ich an seiner Stelle hätte mir auch schon längst in die Hose geschissen. Meine Blick verfinstert sich, falsch möglich, noch mehr.
»Und bevor du jetzt ablehnst«, fügt er eilig hinzu, als er meinen Blick bemerkt, »ich verspreche dir, dass ich dich nicht an irgendeinen Auftragskiller verkaufen werde. Und ich wird auch nur ganz kurz gehen. Bitte.« Aus großen, bittenden Augen schaut er mich an und versucht wahrscheinlich das, das viele unter Welpenblick verstehen, bei mir aber als getretener Welpe ankommt.
»Nein«, ist das einzige Wort, dass aus meinem Mund kommt. Egal, was diese Nervensäge sagt, ich würde nicht mitkommen. Alleine schon, weil er es ist und ich jeglichen Kontakt mit ihm auf ein nicht existierendes Minimum reduzieren will. Wie sagt man so schön? Aus den Augen, aus dem Sinn. Oder bei mir eher aus den Nerven.
»Was sie sagen wollte, ist natürlich ja«, mischte sich in diesem Moment eine weitere Person ein, die ich gerade echt nicht als Unterstützung gebrauchen konnte.
***
Es ist schon ziemlich komisch, nach so langer Zeit mal wieder ein Kapitel zu posten. Und dann auch noch von EHKF. An alle, die erst jetzt dazu stoßen: Es gar da eine winzige, aber auch wirklich nur winzige Pause *hust*.
Jedenfalls will ich dieses Buch jetzt wieder aufnehmen und habe es dafür auch schon etwas überarbeitet xD. Die jetzige Version ist eindeutig besser und vor allem Angi ist realistischer geworden - meiner Meinung nach ^^'
Aber nun zum eigentlichen xD. Ahnt ihr, was nun passieren wird^^? Ist auch überhaupt nicht auffällig oder so xD
Gut, das war's auch schon. Wir lesen uns xD
PS: Ich werde in Zukunft immer Sonntags Updaten, da Samstag einfach zu knapp ist ^^'
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