8. Zombie - The Cranberries
Nie hätte Sam gedacht, dass man in so kurzer Zeit einen Dämon fangen konnte. Nun, nahm man es genauer, wusste er bis vor vier Stunden nicht einmal, dass es Dämonen gab. Castiel hatte den ganzen Kram den sie brauchten vorbereitet und Gabriel hatte Sam Gesellschaft geleistet. Sam's innere Stimme sagte ihm jedoch, dass sie nur aufpassten, dass er nichts stahl oder vielleicht selbst ein Dämon war?
Nun, das zweite hatte sich damit beantwortet, dass er von einem Schwall Wasser in seinem Gesicht begrüßt wurde, als Gabriel zu ihm gekommen war. Man hatte Sam wohl seine grummlige Mine ansehen können, denn daraufhin erklärte ihm der Jäger zumindest die Basics. Dazu kam lauter Wissen über Dämonen, Geister und Wesen aus der Hölle oder wo auch immer die noch herkamen. Das seltsame bei der Sache war, dass Sam das Gefühl hatte, dass er dies alles kannte. Als hätte er das bereits gewusst, es aber nur wieder vergessen. Trotzdem fiel es ihm schwer, das neu gewonnene Wissen in seinem Kopf zu behalten und nicht direkt wieder zu vergessen. Es war wirklich wie verhext.
"Was habt ihr geplant?" fragte Castiel erneut, diesmal mit etwas mehr Nachdruck in der Stimme. Er war mit dem Dämon in dem Nebenzimmer, während Sam von Gabriel gebabysittet wurde. Gabriel versuchte immer wieder eine Konversation mit ihm aufzubauen, doch Sam war viel interessierter an den Geschehnissen im Zimmer nebenan. Er versuchte zu verstehen, was Castiel den Dämon fragte und was dieser antwortete. Laut dem Jäger konnten Dämonen in einem Körper mit einem Kommunizieren. Ansonsten waren sie einfach nur eine schwarze Rauchwolke. Ja, Sam fand dies auch nicht gerade sehr angsteinflößend.
Erneut fing Gabriel mit irgendeiner belanglosen Geschichte an. Vielleicht war es auch eine Geschichte, die er irgendwo gelesen hatte. Wie auch immer. Sam fand, dass es an der Zeit für eine weitere Fragerunde war.
„Gabriel. Was versucht ihr von diesem Dämon zu erfahren?" unterbrach Sam den Jäger, welcher für einen Moment etwas verärgert aussah. Hatte er etwas wichtiges erzählt?
„Nun, vielleicht warst du vorher besessen und hast deshalb dein Gedächtnis verloren. Wo erfährt man eine Information wie diese besser, als bei einem Dämon selbst?"
Innerlich seufzend warf er einen erneuten Blick zur Tür. Die Wand an der er lehnte entzog ihm langsam auch den letzten Rest seiner Körperwärme. Vielleicht lag es aber auch an dem Blut, welches langsam in Richtung seiner Fäuste strömte.
„Was ist mit eurem Gespräch von vorhin? Als ihr so getan habt, dass ich nicht mit euch in einem Raum wäre?"
Nickend wandte Gabriel den Blick ab. Mit einer Hand zupfte er an seinem olivgrünen Hemd herum. Er schien zu überlegen, ob er Sam nun reinen Wein einschenken sollte oder nicht. Dieser ließ den Jäger gar nicht erst mit sich selbst debattieren, sondern fing direkt wieder an zu sprechen. „Gabriel," sagte er, stieß sich von der Wand ab und stellte sich direkt vor den Jäger," Wenn das etwas mit mir zutun hat. Egal was es ist, dann möchte ich, dass du es mir erzählst. Ich möchte wissen, wer ich bin und kein komischer Voodoo-Zauber oder Dämon wird mich davon abhalten."
„Gabriel, seh mir in die Augen." Der kleinere hob den Kopf und musste ihn bereits in den Nacken legen, um Sam überhaupt seinen Wunsch zu erfüllen. Sie blickten sich in die Augen. Sam wusste nicht weshalb, aber irgendwie war dieser Augenkontakt anders, als ihr erster. Lag es etwa an ihrer Nähe? Zumindest waren sie so nah beieinander, dass Sam etwas helles in diesen dunklen Augen des Jägers erkennen konnte. Dies weckte seine Neugierde, denn in ihm kam nun die Begierde auf näher zutreten und nachzusehen, was es war.
Eine sich öffnende Tür unterbrach den Moment und ließ Sam sogleich in seiner beinahe geschehenen Bewegung innehalten.
Was ist da gerade passiert?
„Er wusste bestimmt nichts, ansonsten hätte er sich nicht töten lassen. Es sei denn es ist irgendetwas wichtiges im Gange, weswegen er lieber hier sein Leben ließ, als uns davon zu erzählen..."
Castiel war aus der geöffneten Tür getreten und öffnete damit nicht nur diese sondern auch seinen Mund. Sam war ein wenig weggetreten. Er schüttelte seinen Kopf, um Castiel erst richtig zuhören zu können. Er fühlte sich irgendwie komisch und ein Seitenblick zu Gabriel, der nun mit zusammengezogenen Augenbrauen ins Nichts starrte, ließ ihn denken, dass er es ebenso fühlte.
„Ich denke ich beschwöre noch einen Dämon. Dieser Michael schuldet uns sowieso noch etwas."
Wieder sprach der Jäger von etwas, von dem Sam absolut keine Ahnung hatte. Er hatte eigentlich schon aufgegeben irgendetwas aus den beiden herauszubekommen und wollte einfach im heimlichen ein wenig den Bunker nach Antworten durchsuchen, da meldete sich Gabriel unerwartet zu Wort. „Ich finde wir sollten Sam einweihen. Selbst wenn es am Ende nichts mit ihm zu tun hat. Er hat ein Recht es zu erfahren, denn..."
„Denn was? Gabriel. Dieser Mann ist seit ein paar Stunden hier und du verfällst direkt seiner Scharade? Er könnte nur so tun, als hätte er sein Gedächtnis verloren und wartet nur auf einen Moment um uns in den Rücken zu fallen." Mit dem Ende dieses Satzes warf Castiel Sam einen solchen Blick zu, dass Sam augenblicklich woanders hinsehen musste. Das hatte sich nicht im geringsten so angefühlt, wie mit Gabriel.
„Weshalb sollte ein Mensch uns töten wollen? Er hat alle Tests bestanden. Denkst du im ernst er hätte die Ärzte überlistet? Die kleben dir hier ein Pflaster auf deinen abgehackten Finger und schicken dich zurück an die Arbeit, mit der Begründung, dass es ja gar nicht so schlimm sei!"
„Ich vertraue ihm nicht," meinte Castiel nun und verschränkte die Arme vor der Brust, „ Er könnte wirklich sonst wer sein. Denk doch mal an seine erste Erinnerung. Wo bist du nochmal aufgewacht?"
„Auf einer Wiese neben..."
„Auf einer Wiese!" unterbrach Castiel ihn, „Ich möchte dich nur beschützen Gabriel und du weißt, was das letzte Mal passiert ist, als du einfach jemandem die Tür geöffnet und ihn hereingelassen hast!"
Plötzlich verzog sich Gabriels sonst so fröhliches Gesicht in eine von Wut verzerrte Maske. Seine Hände ballten sich zu Fäusten und sein Körper nahm eine Anspannung an, als würde er gleich in den Kampf marschieren.
Sam fragte sich, was wohl damals passiert war, dass der Jäger so aussah, als würde er jeden Moment seinen eigenen Bruder ermorden. Entgegen Sam's Erwartungen drehte Gabriel sich um und lief schnellen Schrittes in die Richtung, in der Sam sein Zimmer vermutete. Castiel rief ihm noch nach, doch vergebens. Kurz darauf hörten sie eine Tür laut zu knallen.
„Sollte ich überhaupt fragen, oder kenne ich deine Antwort darauf schon?" rätselte Sam, während Castiel sich angestrengt die Stirn massierte.
„Wir müssen dir einen Platz zum Schlafen suchen. Es gibt hier in der Stadt das ein oder andere Hotel..."
„Ich habe kein Geld."
Seufzend sah Castiel ihn an. „Und ich habe keins für einen Fremden." Mit einer Hand am Kinn schien er nachzudenken, sah in beide Richtungen des Flurs, bis seine Augen bei einer Tür stehen blieben. Sam konnte nicht genau sagen, ob es die schwer aussehende dunkle Tür war, oder die metallerne, die wie jede andere aussah. Er hoffte eigentlich auf zweiteres, doch Castiel machte ihm da ganz schnell einen Strich durch die Rechnung.
„Wir haben ein verstecktes Verlies. Du hast Glück, es ist momentan leer und du musst dafür nichts bezahlen. Folge mi..."
„Ich werde nicht in einem Verlies schlafen. Ich habe nur mein Gedächtnis verloren und stehe nicht vor der Verwandlung in irgendeine unheimliche Kreatur." Castiel wollte seine Familie beschützen, das verstand Sam mittlerweile und er hasste ihn vermutlich auch, eben weil er ein Fremder war. Was auch immer er gegen Fremde hatte, aber er sah es nicht ein, wegen seiner Paranoia in einem kalten dunklen Raum zu schlafen. Allein der bloße Gedanke daran ließ ihn frösteln. Nein, da schlief er lieber vor der Tür zu diesem Bunker und klopfte am nächsten Morgen wieder an.
„Ich bin nicht euer Gefangener, Castiel," setzte Sam an. Er musste den Mann wohl irgendwie beschwichtigen, damit er ihn am Ende nicht zum Todfeind hatte. Dann wäre er wie all die anderen Menschen, die er bisher getroffen hatte und hätte mehrere Probleme. „Ich habe einen Sprung aus einem Hochhaus überlebt, gut, aber ich kann kein Feuer speien, fliegen oder habe scharfe Krallen, mit denen ich euch im Schlaf umbringen könnte. Wenn du willst, schlafe ich in einem anderen verschlossenen Raum. Hey, im Wald könnte ich auch noch schlafen. Ich würde mir sogar ein Bett mit euch teilen, wenn es heißt, dass du endlich aufhörst mich wie den Mörder deiner Familie anzusehen und... Warum lachst du?"
Es hatte mit einem kleinen Grinsen angefangen und nun musste Castiel bereits die Hand vor seinen Mund halten, um seine Reaktion auf Sam's Ausbruch zu verstecken.
„Du würdest im Wald schlafen und dir ein Bett mit uns teilen?" grinste Castiel. Er holte einmal tief Luft, um dem Drang des Lachens zu entkommen. „Ein Bett teilen ist nicht gerade... Ich habe gute Reflexe, aber wenn Gabriel schläft, dann schläft er. Nicht einmal der Weltuntergang könnte ihn dann aufwecken. Das wäre für dich ein gefundenes Fressen..."
„Bitte Castiel. Woher soll ich das denn gewusst haben? Ich belüge dich nicht! Das würde ich niemals tun!" sagte Sam und versuchte dabei so ehrlich auszusehen, wie er nur konnte.
Erneut musste der Jäger seufzen. „In Ordnung. Ich werde dir ein Schlafzimmer geben."
Bei dieser Aussage erhellte sich Sam's Gesicht, dass man meinen konnte Gott selbst hätte ihn berührt und erstrahlen lassen. „Schau lieber nicht so fröhlich drein. Ich werde dich trotzdem einschließen Sam und sie gewarnt. Ich habe in meinem Zimmer immer eine Waffe in der Nähe, also..."
„Jajaja, ich habe es verstanden. Du bist gefährlich und kannst mich jederzeit töten. Ist gut, zeigst du mir jetzt das Zimmer?"
Castiel wirkte beinahe belustigt über das Verhalten seines Gastes, bevor er sich umdrehte und mit einem „Folge mir" Sam zu dem freien Zimmer brachte.
Nun, es war definitiv nichts besonderes und ein Hotelzimmer hätte wahrscheinlich einladender gewirkt. Auf den beiden einzigen dunklen Kommoden an der Wand, links und rechts von der Tür, lag eine dicke Staubschicht. Ansonsten wirkte es eher trostlos. Sam fehlten die Fenster jetzt schon. Das Bett war zwar bezogen, aber er wollte nicht wissen, ob dort bereits jemand gestorben und zu Staub zerfallen war. Ja, er würde sich definitiv einfach da reinlegen und nicht groß darüber nachdenken.
„Wir hatten lang keine Gäste mehr," beantwortete Castiel Sam's Gedanken, „Eigentlich hatten wir noch nie einen Gast im Bunker. Noch irgendwelche Fragen?"
Daraufhin sah Sam Castiel mit einem dein Ernst Blick an. Natürlich hatte er Fragen, nur würde er sie ja nicht beantworten.
„Wir holen dich Morgen früh wieder raus." Dies war das letzte, was der Jäger sagte, bevor er die Tür schloss, sie verriegelte und ging. Sam fragte sich, ob er zu Gabriel ginge und sich mithin aussprechen würde. Ob er nach ihm sehen würde. Er fand zwar, dass Castiel nicht wie der Typ wirkte, der nach seinem kleinen Bruder sah, aber das lag wohl nur daran, weil Castiel ihn nicht mochte. Wenigstens hatte er ihn einmal zum Lächeln gebracht.
Mit einem Blick auf das Bett fiel ihm auf, dass er noch total verschwitzt und verdreckt war. Er fühlte sich eklig und hätte sich nun sogar mit einem Waschbecken zufrieden gegeben, aber er war halt nicht in einem Hotel. Vielleicht wäre dies doch die klügere Wahl gewesen. Naja, was auch immer. Es war in diesem Moment sowieso zu spät.
Sam's Gedanken drifteten wieder ab. Er versuchte Hinweise zu finden, die ihn zu einer möglichen Antwort führen konnten.
Er wurde auf mysteriöse Weise von einer Frau gefunden. Natürlich war der Ort, an dem er gelegen hatte wohl auffällig gewesen, weil es die einzige Fläche gewesen war, an der kein Schnee lag, aber trotzdem. Ivy hatte ihn bemerkt, obwohl sie auf die Straße geachtet hatte und er nicht gerade zwei bis drei Meter daneben lag. Nein, er lag mitten in diesem Feld drin.
Stunden verstrichen und Sam wälzte sich immer noch im Bett hin und her. Er war einfach noch viel zu wach und er hatte keine Möglichkeit um sich nun auszupowern. Wer weiß, vielleicht waren auch erst einige Minuten vergangen, wer konnte das schon sagen. Weder ein Fenster noch eine Uhr konnten ihm einen Hinweis auf die Zeit liefern. Er war kurz davor aufzustehen und zu schauen, ob es etwas in den Schubladen zu finden gab, da machte sich ein unangenehmer Ton in seinen Ohren bemerkbar. Er war unfassbar hoch und schien mit jeder Sekunden lauter zu werden. Seine innere Stimme verriet ihm, dass genau das schon einmal passiert war. Nämlich kurz bevor er von dem Wendigo geschnappt wurde. Der Wendigo hatte ihn also gar nicht übermannt.
Seine Gedanken wurden jäh unterbrochen, als der Ton an Lautstärke zunahm. Er hielt sich verzweifelt die Ohren zu. Selbst der Raum schien unter diesem Ton zu erbeben, oder bildete sich Sam das ein? Übelkeit stieg in ihm auf und er versuchte verzweifelt all das, was er in den letzten Stunden zu sich genommen hatte, in sich zu behalten. Er schloss die Augen und presste die Hände noch fester auf seine Ohren, doch das Geräusch schien nicht von außen zu kommen.
Es war in seinem Kopf! Würde es noch lauter, war sich Sam sicher, dass er sterben würde. Er musste dort raus! Er... Er musste unbedingt... da raus... Er...
„Hilfe..."
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