Kapitel 7 - Die Diebin, die einem alten Mann zu einem Flugsegler folgt
Unangenehm. Anders konnte ich es nicht bezeichnen, als ich Wu durch die Straßen folgte.
Meine wütenden Augen durchstachen ihm den Rücken, während er vor mir lief. Er würde mich in des Teufels Heim, zum Flugschiff bringen. Zum Flugschiff der verdammten Ninja. Der Ort, an dem man mich, ginge es nach mir, nicht einmal tot finden würde. Tja. Toll gelaufen.
Mir war deutlich unwohl. Es war mir anzusehen. Die Leute starrten bereits. Als Reaktion darauf straffte ich meine Schultern etwas mehr, und versuchte, Selbstbewusstsein auszustrahlen. Den hartnäckigeren Starrern sandte ich eine Kostprobe ihres Starrens, woraufhin die meisten sich umdrehten. Dann und wann kam nun einmal die Piratenprinzessin in mir durch. Damals hatte ich wirklich jeden mit diesem Blick eingeschüchtert. Spätestens dann wusste man, dass der Spaß vorbei war. Damals hatte ich aber auch noch meinen Vater, meine Crew und meine Familie. Das war nun alles Geschichte.
Danke, Ninja.
Wu kümmerte es nicht, dass ich jeden mit meinen Blicken zu erdolchen schien, im Gegenteil. Er wirkte auf gewisse Weise amüsiert.
„Was?!", blaffte ich, und das Grinsen vertiefte sich.
Ich runzelte die Stirn. Das war definitiv nicht die gewünschte Wirkung. Er war resistenter, als er es blicken ließ. Ich grummelte etwas, musste jedoch zugeben, dass er sich dafür zumindest etwas Respekt erlangt hatte. Ich hasste, verachtete ihn noch immer, aber nur weil man jemanden hasst und verachtet, muss man ja nicht unbedingt keinen Respekt vor dieser Person empfinden. Man möge mir natürlich gerne widesprechen. Immerhin würde ich dann eine Möglichkeit mehr haben, meine Abneigung gegen ihn auszudrücken. Und außerdem besaß ich - selbst als Piratin - zumindest einen Hauch von Anstand. Was wohl meinem Status als Prinzessin meiner Crew und meines Reiches nicht ganz unverschuldet war.
Die Gebäude wurden weniger, die Hochäuser blieben hinter uns zurück. Mein gewohntes Terrain würde bald nur noch eine feine Linie am Horizont sein. Und es gefiel mir kein bisschen. Dort hatte ich zumindest den Heimvorteil, der nun innerhalb weniger Minuten verschwunden sein würde. Was meine Bedingungen für eine Begegnung mit den Ninja nicht gerade verbessert...
"He, alter Mann.", unterbrach ich schließlich das Schweigen. "Wie stellen wir mich eigentlich vor?"
"Ganz einfach.", da war es wieder, dieses mysteriöse Lächeln. Ich hasste es jetzt schon. "Mit deinem Namen."
"So weit war ich auch schon."
Mein Grummeln schien ihn zu erweichen, denn er erbarmte sich meiner, und antwortete: "Du wirst meine Schülerin sein, nicht mehr, nicht weniger. Es liegt an dir, was du ihnen erzählen willst."
Zumindest etwas.
"Und wenn sie Fragen stellen?"
"Dann kannst du sie so beantworten, wie du es für richtig erachtest."
Das war jetzt aber auch sehr hilfreich.
Meine Wut verpuffte nicht, doch ich schob sie beiseite, um nachzudenken. Automatisch zog sich meine Stirn kraus, das war wohl ein Punkt für ihn. Ich musste mir dringend einen Plan überlegen, und eine Vergangenheit, wenn sie zu wissbegierig werden. Oder ich erzähle ihnen einfach gar nichts. Das wäre mir eigentlich am liebsten. Ich holte zu dem Sensei auf.
"Ich bin Waise. Sie nahmen mich auf und als Schülerin an, damit ich nicht auf der Straße leben muss. Wirklich willig war ich nicht, da ich auch allein klar kam, die Miete jedoch plötzlich erhöht wurde und ich somit nicht mehr die Mittel hatte, sie zu halten. Meine Eltern starben bei den Kämpfen mit den Geistern, ich stamme also aus Stiix.", ratterte ich eine Geschichte herunter, auf die er mich mit undefinierbaren Blick ansah. Ich ignorierte ihn, behielt meinen eigenen stur auf den Weg vor uns gerichtet. "Das ist die Geschichte, mit der ich verfahren werde. Sie passt zu dem, was die Ninja denken, von mir zu wissen. So dürften auch keine Unstimmigkeiten aufkommen."
Dann sorgte ich wieder dafür, dass Abstand zwischen uns kam. Sein leises "Beeindruckend.", entging mir jedoch nicht.
Viel zu schnell kamen wir an, und beinahe wäre mir ein beeindrucktes Pfeifen beim Anblick des Schiffes entflohen. Ich hielt es zurück, war aber nicht minder beeindruckt, nun, da ich es tatsächlich einmal von nahem sah. Es war ein rotes Ungetüm mit gelben Zähnen und Fenstern, weiß-roter Flagge und groß genug ein Haus zu verschlingen, ohne Probleme zu haben. Das Deck war geräumig, so viel konnte ich, ohne es zu betreten, schon erkennen, und barg genug Platz für zumindest ein paar Trainingsgeräte.
"Das ist der Flugsegler.", meinte Wu überflüssigerweise, schließlich hatte ich es bereits einige Male gesehen. Manchmal von näher, als mir lieb war, wie auch jetzt. Doch ich konnte den kleinen Funken Begeisterung, wieder auf so einem Schiff leben zu können, nicht verhindern. Es juckte mich schon danach, wieder das Knarzen von Balken zu hören, wenn ich abends schlief, das sanfte Schaukeln, das es in der Luft oder im Wasser erbeben lassen würde...
Doch mein Tagtraum nahm rasch ein Ende, als ich die Ninja hörte. Wie Kinder schienen sie zu streiten, und als Wu mich ins Wohnzimmer führte, um mich ihnen 'vorzustellen', verzog ich nur noch mehr mein Gesicht.
Sie stritten über ein Videospiel. Ein verdammtes Videospiel. Und ich hatte schon gehofft, es wäre etwas Ernstes. Sowas wie eine Diebin, die das Museum momentan wieder einmal regelmäßig ausraubt.
Mein Respekt sank in den Keller, und ich hob eine Augenbraue. Das sollen die ach-so-tollen Helden Ninjago's sein? Wie armselig.
"Seht mal, Leute, Sensei Wu ist zurück!", hörte ich die enthusiastische Stimme von Kai, und meine Laune verschlechterte sich noch mehr. Nicht nur, dass sie mich noch nicht einmal bemerkt hatten, sondern auch noch, dass sie sich wie Kinder verhielten!
Ich widerstand dem Drang, meine Augen zu rollen, nur schwach, bemerkte jedoch auch, dass zumindest Nya, der hellblaue Ninja, sich mit etwas besserem zu beschäftigen schien. Der grüne Ninja, Lloyd, kam jetzt erst von der anderen Seite dazu. Sollte er nicht derjenige sein, der sich hier kindisch verhielt? So weit ich wusste, war er der Jüngste hier, seltsamen Tee hin oder her. Stattdessen schien er sich wie ein richtiger Erwachsener zu benehmen. Was das Verhalten seiner 'Beschützer' nur noch schlimmer machte.
Ich räusperte mich. Die Blicke von fünf Augenpaaren flogen zu mir herüber. Unbeholfen erwiderte ich die Blicke, meine Arme an meinen Seiten. "Uhm. Hi...?"
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