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Jimin wartete auf die Reaktion des Jungen und hoffte inständig, dass er es nicht zu weit getrieben hatte, doch nur wenige Momente später hörte er ein Grummeln und dann die Stimme seines Gegners "Ok.".
Mit einem leisen Lächeln auf den Lippen löste er seine Hände von den Unterarmen seines Gegenübers und sah ihm dabei zu wie er sich mit dem Rest seiner Würde aufrichtete und zu ihm umdrehte.
Nun konnte Jimin zum ersten Mal einen richtigen Blick auf das Gesicht des Größeren werfen und musste sich ein Grinsen verkneifen.
Er hatte mintgrünes Haar, welches ihm unordentlich über die Stirn fiel und den Eindruck machte, dass es einen Friseurbesuch dringend nötig hatte. Einige Strähnen reichten ihm bis über die dunklen Augen, die Jimin argwöhnisch musterten. Alles in einem sah er alles andere als gefährlich aus und hatte wahrscheinlich schon mehrere Menschen mit seinem unschuldigen Gesicht getäuscht.
Jimin überkam das Gefühl seine Hand ausstrecken zu wollen, um die alabasterweiße Haut des Jungen streichen zu können, doch belehrte er sich sofort eines besseren. Stattdessen reckte er sein Kinn in die Höhe und spannte seinen Körper an.
"Na los." forderte er den Jungen auf sich auf die Bank zu setzen, was dieser tat - nicht aber ohne zuvor seine Augen zu verdrehen. Erst als er saß und nicht den Eindruck erweckte jeden Moment wieder aufzuspringen, ließ sich auch Jimin neben ihm nieder, stets bedacht etwas Abstand zu halten.
"Was willst du, Alter?" genervt fuhr der Brokkolikopf, an den Jimin ihn erinnerte, den Dunkelhaarigen an. Seine Augen waren zu Schlitzen zusammen gekniffen und seine Mundwinkel an einer Seite leicht in die Höhe gezogen.
Jimin zögerte und fuhr sich mit den Händen über die Oberschenkel. Nun, da er erreicht hatte was er wollte, wurde ihm klar, dass er gar keinen Grund dazu gehabt hatte, ihn um ein Gespräch zu bitten, denn eigentlich hatte er ihm nichts zu sagen, was er nicht hätte im Stehen tun können.
Doch ein Rückzug würde nicht nur an seinem Ego knabbern, sondern auch bedeuten, dass er sich erklären müsste, was überaus peinlich werden würde. So kam es, dass er einfach begann zu reden, ohne zu wissen worauf es hinaus laufen sollte "Wieso ... Was machst du hier?".
Er merkte sofort wie die Röte in sein Gesicht stieg und versuchte sich zu ermutigen, indem er sich einredete, dass er hier der Stärkere war und nichts zu befürchten hatte, trotzdem schaffte es der Junge irgendwie ihn daran, zweifeln zu lassen.
"Wonach sieht es denn aus?" erwiderte dieser, ohne mit der Wimper zu zucken und starrte ihn unbeeindruckt an. Auch, wenn nicht Jimin derjenige war, der in der Falle saß, fühlte er sich auf jeden Fall so.
Der Dunkelhaarige räusperte sich und entgegnete dann unbehindert "Es sieht so aus als hättest du es auf eine Anzeige abgesehen.". Er wusste, dass es nicht die klügste Idee war Feuer mit Feuer zu bekämpfen, aber konnte er sich nicht dazu überwinden, auf einer freundlichen Basis zu verharren.
"Bist du ein Cop?". Der Kleinere wunderte sich, ob es helfen würde, wenn er dies bejahte, entschied sich aber schnell dagegen. Es war gegen das Gesetz sich als ein Polizist auszugeben, auch wenn er auf dem besten Weg dazu war, einer zu werden.
Also verneinte er dies, was sein Gegenüber mit einem Heben der dichten Augenbrauen quittierte. "Und was gibt dir dann das Recht mit mir zu sprechen?"
Das warf den Dunkelhaarigen so aus der Bahn, dass er für wenige Sekunden mit geöffnetem Mund da saß, bevor er sich wieder fasste. "Als angehender Polizist sehe ich es als Pflicht die Stadt vor jeglicher Art von Beschmutzung oder Gewalt zu beschützen." er hatte seinen Mut wieder gefunden und spürte so etwas wie Stolz in sich aufkeimen.
Er konnte es kaum glauben, dass er noch vor weniger als einer Stunde daran gezweifelt hatte Polizist zu werden, wo es ihn doch so mit Freude erfüllte. Vielleicht tat er es für seinen Vater, aber wichtig war doch, dass er etwas mit dem Beruf verband, das ihn daran erinnerte, dass es richtig war, was er tat.
"Habe ich dir den Eindruck gegeben, dass es mich in irgendeiner Weise interessiert?" Jimins Hochgefühl wurde von der Aussage des Grünhaarigen gedrosselt. Früher oder später würde er mit schwierigen Fällen in Kontakt kommen müssen und vielleicht war das ja die Art des Schicksals ihn darauf vorzubereiten.
"Du hältst nicht viel von der Polizei, habe ich recht?" er rechnete zwar nicht mit einer vernünftigen Antwort, wollte es aber trotzdem versuchen. Der Typ, dessen Namen Jimin immer noch nicht kannte, war vielleicht ein Krimineller, was nicht hieß, dass er verloren war.
Der Junge ließ sich mit seiner Antwort einen langen Moment Zeit und machte den Eindruck als rang er mit sich selbst. Als er dann antwortete, war es was Jimin erwartet hatte, aber sicher nicht was er sich gewünscht hatte "Ich würde ja liebend gerne weiter mit dir plaudern, aber - ach was rede ich da: Ich habe Besseres zu tun als mich mit dir zu unterhalten.".
Daraufhin erlaubte Jimin es sich zu lachen, vor allem auch um seine Enttäuschung zu überspielen "Deshalb treffe ich dich hier schon zum zweiten Mal? Ist Staatseigentum beschmutzen das, was du mit Besserem meinst?".
"Wieso tust du so als hätte ich dir etwas getan? Ist ja nicht so als wäre ich derjenige, der dich angegriffen hat.". Er hatte einen Punkt, aber trotzdem wollte Jimin es sich nicht eingestehen, dass er überreagierte.
Peinlich berührt erhob er sich von der Bank, straffte seine Schultern und schluckte, bevor er sprach "Ich lasse dich dieses Mal gehen, aber sei dir bewusst, dass ich nicht immer so großzügig bin.".
Verwirrt zog der Junge die Augenbrauen zusammen und musterte Jimin skeptisch, welcher diese Geste gekonnt ignorierte. Er wollte die Situation nicht noch unangenehmer machen als sie es schon war und behielt daher ein ausdrucksloses Gesicht, obwohl er wusste, dass dies kaum zu verhindern war.
Unter den bohrenden Blicken seines Gegenübers fühlte Jimin wie Hitze in seine Wangen kroch und wandte beschämt den Blick ab. Er wollte darauf warten, dass der andere den Platz räumte, doch dieser blieb unbeirrt sitzen.
"Ich werde mich jetzt entfernen, sollte ich aber sehen, dass du hier deinen persönlichen Fingerabdruck hinterlässt, werde ich dafür sorgen, dass du nie wieder die Chance dazu bekommst."
Der Größere stieß ein Raunen aus und signalisierte ihm damit, dass er mehr oder weniger verstanden hatte, auch wenn Jimin sich nicht sicher war inwiefern er sich an die Drohung halten würde.
Trotz seiner Bedenken drehte sich der Dunkelhaarige zum Gehen um und trabte den gleichen Weg zurück, den er gekommen war. Nicht einmal drehte er sich zu dem Kriminellen um, auch wenn er dessen bohrende Blicke in seinem Rücken spürte.
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