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Schnell atmend suchte sich Jimin seinen Weg durch das Dickicht des ruhigen Waldes. Der Boden war noch immer leicht rutschig, aber dieses Mal hatte er für passendes Schuhwerk gesorgt.
2 Wochen, ging es ihm durch den Kopf. So lange hatte er noch Zeit bis er seine Ausbildung zum Polizisten beginnen würde und ihm wurde jetzt schon schlecht, wenn er daran dachte, was alles auf ihn zukommen würde.
"Hab keine Angst. Das wird Spaß machen" hatte sein bester Freund gesagt, doch war es so? War es das, was er wollte oder war es nur sein Unterbewusstsein, welches sich verpflichtet dazu fühlte?
Eilig schüttelte er diese Gedanken ab und legte dafür noch einen Zahn zu. Die Kälte störte ihn schon lange nicht mehr und auch das Ziehen seiner Muskeln ignorierte er.
Stattdessen machte er seine Musik lauter und bewegte sich geschickt durch die Büsche hindurch. Das Grün der vorbeiziehenden Pflanzen verschwomm wie in einem Strudel um ihn herum und die Luft, die er ausstieß, bildete Kringel, die ihn an Nebel erinnerten.
Schon bald war er an seinem Ziel angekommen und bremste sich gerade noch rechtzeitig ab, um nicht gegen einen Baum zu knallen. Vorsichtig lehnte er sich an die Rinde des Baumes und schloss die Augen.
Er atmete den Sauerstoff gierig ein und ignorierte den Fakt, dass die Kälte in seinen Lungen ein unangenehmes Brennen hinterließ. In dieser Position verweilte er für wenige Sekunden, um seinen Herzschlag zu normalisieren.
Dann öffnete er seine Augen und griff in seine Jackentasche nach seinem Handy. Er hatte 34 Minuten und wenige Sekunden gebraucht, was bedeutete, dass er ganze 2 Minuten schneller war als letztes Mal, aber sein Ziel, unter die 30 Minuten zu kommen, noch lange nicht erreicht hatte.
Erschöpft stieß er sich wieder von dem Baum ab und wollte gerade seinen Weg zurück angehen, als er sich umentschied. Sein Vater würde wohl noch eine ganze Weile bei der Arbeit sein und auch seine Freunde hatten ihren eigenen Kram zu tun, weshalb Jimin auf sich alleine gestellt war.
Er hätte sich zwar einen schönen Tag zu Hause machen können, aber stattdessen beschloss er seine Route etwas zu ändern. So kam es, dass der Dunkelhaarige kurz seine Schultern kreisen ließ und seine verspannten Muskeln lockerte, um dann wieder los zu joggen.
Auch wenn er diesen Weg in letzter Zeit kaum gegangen war, kannte er ihn so gut wie die Strophen seines Lieblingsliedes.
Mehrmals musste er tiefhängenden Ästen ausweichen und darauf achten nicht in ein Spinnennetz zu laufen, denn desto länger er seinen Weg fortführte desto weniger Zeichen der Zivilisation waren zu erkennen.
Bald schon befand er sich dort, wo die Gehwege schon von Pflanzen überwuchert waren und kein Mensch in der Nähe war. Er hätte so laut schreien können wie er wollte - niemand hätte ihn hören können.
Aber trotzdem ging er so lange weiter bis er die alte Brücke erreicht hatte. Von dort aus war der Weg eindeutig - einfach den Gleisen folgen, bis der alte Bahnhof zu sehen war.
Dort angekommen, achtete er darauf so leise wie möglich zu sein, um potentielle Jugendkriminelle nicht vorzuwarnen. Spezifischer: Er wollte sicher gehen, dass der grünhaarige Junge, falls er hier war, ihm nicht noch einmal durch die Lappen ging.
Doch der Platz war verlassen und so konnte sich Jimin vorübergehend wieder entspannen. Er beschloss sich auf einer Bank nieder zu lassen, was er kurzerhand auch tat.
Fast jeder Zentimeter des Holzes war schon mit Graffiti verunstaltet worden, doch Jimin zwang sich diese Tatsache zu ignorieren, obwohl die Wut in ihm brannte.
Emotionale Reife war etwas, was Polizisten haben sollten, doch wusste Jimin nicht, ob er damit dienen konnte. Er war emotional und ließ sich zu oft von seinen Gefühlen leiten. Würde er damit jemanden in Gefahr bringen?
Seine Gedanken wurden durch das Geräusch von Schritten unterbrochen. Vorsichtig drehte er sich um und musste ein Lachen unterdrücken als er sah, wer sich seinen Weg hier her bahnte.
Vorsichtig setzte Jimin sich die Kapuze auf den Kopf und verdeckte sein Gesicht so gut es ging. Er hoffte nur, dass der Junge sich nicht wieder umdrehen würde, nachdem er gesehen hatte, dass er nicht alleine war.
Aber zu Jimins Glück oder Pech fuhr er seinen Weg fort und stand kurz darauf vor ihm. Unauffällig schielte er vorbei an seiner tiefhängenden Kapuze zu dem Jungen, der sich vor ihm aufgebaut hatte.
Er sah noch genauso aus wie Jimin es in Erinnerung hatte und doch schien es so surreal ihm so nah zu sein, wo ihre letzte Begegnung doch so tragisch geendet hatte.
Als der Junge sich räusperte, wandte Jimin seinen Blick wieder auf den Boden und hoffte nur allzu sehr, dass diese Geste nicht zu offensichtlich war. "Das ist mein Platz." erklärte der Junge mit ruhiger Stimme, doch Jimin konnte sofort den bedrohlichen Unterton heraus hören. Hätte er keine Erfahrung im Nahkampf gehabt, hätte ihn das wahrscheinlich eingeschüchtert, doch so war es nicht.
Trotzig blieb er da wo er war und machte sich schon darauf gefasst, aufspringen zu müssen. "Du willst wohl nicht hören, huh?" dieses Mal war die Drohung kaum noch zu überhören, was Jimin eine merkwürdige Befriedung durch den Körper jagte.
Es gefiel ihm wie berechenbar der Typ war, denn so war er ihm immer einen Schritt voraus. Andererseits kam mit der Berechenbarkeit auch eine Aggression, die ihm, in Jimins Augen, früher oder später den Kopf kosten konnte.
Der Dunkelhaarige spürte, dass die Stille sich mit jeder vergangenen Sekunde weiter auf sie herab senkte und die Anspannung steigen ließ und so beschloss er zu handeln, bevor er dem anderen die Möglichkeit geben konnte, seine Fäuste sprechen zu lassen.
Blitzschnell sprang er auf und konnte zuerst die Verwirrung und dann die Wut auf dem Gesicht des Jungen sehen, die ihn in seiner Sache nur noch weiter bestärkten.
Noch bevor der Kriminelle einen Fuß vor den anderen setzen konnte, hatte Jimin ihn gepackt und verdrehte dessen Arme so auf seinen Rücken, dass er ihm zumindest dahingehend nichts hätte tun können.
Rasselnd atmete der Unterlegene ein und stieß anschließend ein wütendes Knurren aus, welches den Dunkelhaarigen nicht beeindruckte. Er war zufrieden mit sich und seiner Arbeit und fühlte auch so etwas wie Genugtuung.
Nur aus Spaß und um seinen Triumph weiter auszukosten, begann er die "Miranda-Warnung" aufzusagen "Sie haben das Recht zu schweigen. Alles was Sie sagen, kann und wird vor Gericht gegen Sie verwendet werden. -".
"Ich hab's kapiert, Mann." forsch wurde Jimin von dem zappelnden Burschen, welchen er immer noch mit starkem Griff festhielt, unterbrochen.
Auch wenn er noch Stunden so weiter machen könnte, wusste er, dass er der Sieger war und das genügte ihm schon. Zögernd lockerte er seinen Griff und fühlte sofort wie der andere dies auszunutzen versuchte, doch noch einmal würde er ihn nicht aus den Augen verlieren.
"Du befindest dich offensichtlich in einer misslichen Lage und deshalb empfehle ich dir stillzuhalten und mir ganz ruhig zu erklären wieso du wieder hier bist." mit jedem Wort, das über seine Lippen kam, spürte der angehende Polizist die Macht, die ihn durchfuhr und einen angenehmen Nachgeschmack hinterließ.
Der Grünhaarige nickte, wenn auch nur widerwillig, und stellte das Zucken ein, woraufhin sich auch Jimin etwas entspannte.
"Okay, ich lasse dich jetzt los und wir werden ein Gespräch führen, aber wenn du versuchen solltest wegzurennen, dann sei gewarnt: Ich werde dich bis an's Ende der Welt verfolgen."
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