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Schon der nächste Tag hielt eine Überraschung bereit, die es in sich hatte. Gerade als Jimin erwacht war, stieg ihm der Geruch von Frühstück in die Nase, welchen er nur selten zu dieser Uhrzeit zu riechen bekam.

Noch geplättet von dem gestrigen Tag, stieg er die Treppen hinunter und stutzte, als er seinen Vater in der Küche kochen sah. Gleich zwei Dinge schossen ihm gleichzeitig in den Verstand. Nummer 1: sein Vater war selten so spät noch im Haus und Nummer 2: er konnte gar nicht kochen.

Mit leisen Schritten schlich er sich an seinen Vater an, wurde aber schon bemerkt, bevor er diesen überhaupt erreicht hatte. Jahrelanger Polizeidienst hatten seine Reflexe geschärft wie die von einer Katze.

"Was machst du da?" Jimin wagte einen Blick über die Schulter des Mannes und bekam einen Schwall Rauch ins Gesicht, der ihn zum Rückzug zwang.

Ein Runzeln hatte sich auf sein Gesicht gelegt und warf sein junges Gesicht um einige Jahre in die Zukunft. Die ganze Angelegenheit kam ihm nur allzu verdächtig vor und dieses Mal wollte er seine Energie lieber sparen und die einfachste Variante zur Lösung verwenden.

Doch sein Vater schien nicht zu wissen, wovon er sprach oder wollte es zumindest nicht zugeben "Wonach sieht es denn aus? Ich koche für uns. Das habe ich doch so lange nicht mehr gemacht.".

Jimin nahm sich einen Moment, um seinen Vater von oben bis unten zu mustern, konnte aber an seiner äußeren Erscheinung nichts Ungewöhnliches  feststellen. "Genau das meine ich ja. Wieso hast du dich so plötzlich dazu entschieden, zu kochen? Müsstest du nicht eigentlich bei der Arbeit sein?".

Der Dunkelhaarige war sich bewusst, dass das alles etwas harsch klingen mochte und so nahm es auch sein Vater auf, dessen Miene sich unmerklich etwas verfinsterte.

"Ich mache so viele Überstunden, dass ich mir doch die Zeit nehmen kann, um mich mit meinem einzigen Sohn zusammenzusetzen und zu frühstücken. Denkst du nicht?" der Ältere sah seinen Sohn mit solch einem intensiven Blick an, dass dieser nicht anders konnte, als einzulenken, obwohl er noch einiges dazu zu sagen gehabt hätte.

Doch vorerst ließ er sich einfach an dem Holztisch nieder und starrte auf ein Loch in der Tischdecke, während sein Vater am Essen hantierte. Mehrmals wollte er aufstehen und die Sache selbst in die Hand nehmen, aber sein Vater versicherte ihm, dass er das alleine schaffen würde und so blieb ihm nichts Anderes übrig, als ihm dahingehend zu vertrauen.

Eine Viertelstunde später roch die Küche zwar nach verbranntem Essen, doch wenigstens stand das Frühstück auf dem Tisch. Während sich sein Vater auflegte, nutzte der Dunkelhaarige wieder die Chance, ihn zu betrachten, doch auch dieses Mal gab sein Anblick keinen Hinweis.

Obwohl der Jüngere am vorherigen Tag nicht viel gegessen hatte und spürte wie sein Magen nach Nahrung bettelte, bekam er nur wenige Bissen hinunter, was nicht mal am leicht angekohlten Geschmack des Essens lag.

Er konnte spüren, dass etwas nicht stimmte und jedes noch so freundliche Lächeln seines Vaters hätte dieses Gefühl nicht wettmachen können. Zum Glück erlöste ihn sein Vater aber schon nach wenigen Sätzen Smalltalk von seinem Elend und kam raus mit der Sprache.

"Du hattest Recht mit der Annahme, dass ich nicht einfach so koche." hier wollte der Dunkelhaarige ein ach entgegnen, schwieg aber "Ich dachte nur, dass ich dir damit eine Freude machen könnte und dass du dann offen mit mir reden würdest.".

Es kam ihm vor, als hätte sich sein Herzschlag deutlich beschleunigt bei den ernsten Worten seines Vaters und auch dieser schien es bemerkt zu haben, da er ihm beruhigend auf die Schulter klopfte, was ihn aber nur noch aufgeregter machte. 

Hätte er einfach nur mit ihm reden wollen, hätte er das hier alles nicht veranstalten müssen, dachte sich der Jüngere insgeheim und stocherte mit seiner Gabel in seinem Essen herum. Der Appetit war ihm nun gänzlich vergangen.

"Hab keine Angst. Ich werde dich keinem Verhör unterziehen. Du sollst mir nur eine einfache Frage beantworten." sogar diese Worte steigerten Jimins Unwohlsein, der sich wünschte, dass er ihn nicht so lange auf die Folter spannen würde und einfach sprach.

Als Erwiderung nickte er einfach nur, wagte aber nicht den Blick von der unebenen Struktur des Tisches zu nehmen. Ihn plagte eine böse Vorahnung und diese sollte sich auch bewahrheiten, wie sich kurz darauf zeigte. 

Sein Vater neben ihm räusperte sich und setzte dann zum Sprechen an "Ich habe mich nicht gewundert, wieso du und Jungkook mich wegen der Schlägerei ausgefragt habt und habe euch auch das gesagt, was ich für angemessen gehalten habe. Doch hast du mir auch die Wahrheit erzählt?".

Der junge Mann hielt in seiner Bewegung, er hatte die Rillen des Tisches mit seiner Fingerspitze nachgefahren, inne und hob seinen Blick. "Was meinst du?" seine Stimme brach mitten im Satz so, als wäre er noch in der Pubertät und verriet, dass er sehr wohl eine Ahnung hatte, wovon der Ältere sprach. 

"Gestern Nacht ist etwas im Krankenhaus passiert und ich weiß aus sicherer Quelle, dass du an diesem Tag dort anwesend warst, obwohl du mir versprochen hast, dass du dich aus der Angelegenheit raus halten würdest. Bevor ich dir also irgendwelche Vorwürfe mache, erkläre mir einfach, wieso du dort warst.".

Der Dunkelhaarige schluckte und strich sich mit der Hand aufgeregt über den Oberschenkel. Er spürte, wie ihm das Blut in die Ohren schoss und musste sich anstrengen, das Rauschen zu ignorieren.

Es brauchte einen Moment, bevor er die richtigen Worte zusammengelegt hatte und diese auch einen Weg über seine Lippen gefunden hatten, doch als er erstmal angefangen hatte zu sprechen, kam die Erklärung wie ein Schwall Wasser aus ihm heraus.

"Lass mich bitte ausreden, bevor du etwas sagst oder mich mit einem enttäuschten Blick ansiehst, ok?" sein Vater gab ein zögerndes Nicken "Ich wollte mich wirklich an mein Versprechen halten, doch desto länger ich gewartet habe, desto stärker hat es mir in den Fingerspitzen gekribbelt. Ich musste etwas tun. Es war nicht mal nur ein Wunsch, sondern ein Drang und da ich wusste, dass du mir nichts sagen würdest, solange es nicht bereit war an die Oberfläche zu kommen, musste ich wohl oder übel selbst Hand anlegen. Also bin ich ins Krankenhaus, um mit dem Beteiligten zu reden, aber ich versichere dir, ich bin genauso ahnunglos wieder gegangen wie ich gekommen bin. Er hat sich geweigert mir etwas zu erzählen und nach mehreren Anlaufversuchen habe ich gemerkt, dass es sinnlos ist und bin nach Hause zurückgekehrt."

Die Worte fanden ihren Weg so schnell aus Jimins Mund, dass er am Ende seiner Rede beinahe atemlos war und doch lieber weiter geredet hätte, denn solange er sprach, würde es sein Vater nicht tun und er fürchtete sich vor dem, was er sagen könnte.

Anders als er jedoch erwartet hatte, legte sich ein Schweigen über den Raum und zog Jimin wie ein Stein nach unten. Mit hängenden Schultern ließ er die Sekunden vorbeilaufen, bis es ihm zu viel wurde.

"Glaubst du mir?", fragte der Dunkelhaarige in einem flüsternden Ton, wagte es aber nicht aufzusehen. Egal was andere sagten, der Jüngere war sich sicher, dass ein Blick mehr sagte als tausend Worte und sein Vater hatte den traurigen Blick über Jahre hinweg perfektioniert.

"Du bist mein Sohn, wem sollte ich sonst glauben?" Jimin konnte sich ein Lächeln nicht erwehren. "Aber", fuhr er fort, während die Mundwinkel des Dunkelhaarigen langsam in Richtung Boden sanken.

"Aber?", wiederholte Jimin und zog die Augenbrauen instinktiv in die Höhe. Auch für diese Antwort ließ sich sein Vater länger Zeit, als er es sich gewünscht hatte, aber wie es schien rang er mit sich selbst, ob er ihm das Wissen wirklich mitteilen wollte.

Schließlich entschied er sich aber dafür und erwiderte mit fester Stimme, die für seinen Vater typisch war "Aber Zweifel habe ich immer noch. Du musst mir jetzt etwas versprechen." nun war Jimin an der Reihe, zögerlich zu nicken "Ich erwarte von dir die Wahrheit und nichts als die Wahrheit.".

Normalerweise war Jimins Vater keine Person, die lange um den heißen Brei herum redete oder einen auf die Folter spannte, dieser Moment war aber anders. Bevor sich der Dunkelhaarige aber darüber aufregen konnte, hatte sein Vater schon zur Antwort angesetzt.

"Verrate mir, Sohn, hast du etwas mit dem Verschwinden von Choi Kibum zu tun?"

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