Das Baby kommt
Anna starrt mit vor Schreck und Angst geweiteten Augen den Mann ihr gegenüber an. Er ist dunkel gekleidet, älter als sie, dreckig und riecht wie billiger Fusel, den sie nur in Hanks Saloon kennt, obwohl seines fast noch hochwertiger ist als der, den der Mann vor ihr wohl trinken tut.
Sie spürt, wie ihr das Herz stehenbliebt und sie eine Kälte packt. Sie hat Angst, große Angst und sie muss schnell von hier weg.
"Was führt Sie hier?", will Anna mit zittriger Stimme wissen.
Er grinst nur belustigt. "Ach, Schätzchen", fängt er an zu kichern und kommt ihr näher, woraufhin sie ein Schritt zurückrückt. "Warum solche Angst, ich will mich nur ganz in Ruhe mit ihnen unterhalten."
"Von wegen", wispert sie tonlos und geht wieder ein Schritt zurück. Doch er kommt ihr ein vor. Er wird sie nicht entkommen lassen, das weiß sie jetzt schon, und wegen ihres Bauches ist es sogar noch schwieriger, ihm zu entkommen. Sie braucht Hilfe.
"Ach, komm schon, meine Süße, wir können uns ja zuerst kennen lernen, dann können wir uns ja näherkommen", er rückt mit jedem Wort näher und näher zu ihr, sieht sie mit einem dunklen, kalte Blick an, der mehr zeigt als die hungrige Lust eines Raubtiers. "Und dann, wenn du Lust hast, kann du mir immer", er rückt wieder näher, "und immer wieder", bis er mit ihren Bauch in Berührung kommt, "behilflich sein." Nun berühren seine dreckigen Finger ihre Wange und er schaut sie mit einem hungrigen Blick grinsend an. "Was sagst du dazu, Süße?"
Kaum die Worte gesagt, hebt sie ihr Knie an und rammt ihn direkt zwischen die Beine, woraufhin er sich laut stöhnend zusammenkrümmt, auf die Knie fällt und Anna schnellstmöglich wegrennen kann. Egal wo, sie rennt einfach weiter und weiter, hört die fluchenden Worte, die er ihr hinterherbrüllt und rennt weiter, so gut es eben mit ihren runden Bauch geht.
Die Nacht rückt näher und näher, die Sonne ist fast komplett unter gegangen und alles wird in einem dunkelblauen Himmelnacht getaucht, die unheimlicher ist denn je, denn es ist nun die Zeit der Jäger gekommen. Und dieser Typ eben, er ist sicher einer von ihnen.
Völlig atemlos und verschwitzt, halb erhitzt und zugleich erfroren, bleibt sie mit brennenden Lungen stehen und stützt sich auf die Knie ab. Keuchend ringt sie um Atem, sie kann einfach nicht mehr und diese Hektik ist auch nicht gut für das Baby, dass sie bemerkbar macht.
Anna schaut sich um, jedes einzelne Geräusch, was sie vernimmt, lässt sie umdrehen. Mit vor Angst geweiteten Augen und ganz zittrig hofft sie wirklich, er ist ihr nicht gefolgt, denn wenn ja, dann würde er wer weiß was alles mit ihr anstellen.
Langsam geht sie weiter durch den Wald. Nun, da es Nacht ist und sie nur dünne Kleider trägt, wurde ihr so richtig kalt mittlerweile. Sich die Arme reibend versucht sie sich warm zu halten, doch das geht nur mäßig. Sie will einfach nur nach Hause, zu Matthew, zu Charlotte, zu ihrer Familie.
Wieder knackt was hinter ihr, leise aufschreiend dreht sie sich um, sieht aber nur ein Eichhörnchen, das einen Baum hochklettert. Leise kichernd dreht sie sich wieder um, wird aber dann an der kehle gepackt und würgend gegen den Baum gedrückt. Keuchend und röchelnd windet sie sich unter dem harten Griff des Mannes, der sie doch gefunden hat.
"Nun reicht es mir, du kleines Miststück", knurrt sie der Kerl mit eine vor Wut gezogene Visage an. "Nun werde ich nicht mehr so sanft mit dir umgehen. Und mit dem Balg auch nicht!" Er zückt ein Taschenmesser und hält es ihr an die Wange, um damit langsam ihre zarte Haut zu streicheln. Eine Gänsehaut bekommt sie am gesamten Körper. Der penetrante Geruch des Alkohols lässt Anna würgen und sie will sich von ihm befreien, aber die Angst um ihr Kind lässt sie erstarren.
Matthew, bitte hilf mir!
Plötzlich schreit er auf, als ihn was auf den Kopf trifft, zuckt, sein Kopf fällt nach hinten und der Kerl landet auf dem Laub vor ihr. Und hinter dem Mann erkennt sie zwei Gestalten, die eine hat einen dicken Ast in den Händen und der andere steht in einem Mantel, Hut und Sheriffstern vor Anna.
"Ninova, Daniel!", ruft Anna erleichtert und eilt zu ihnen, ihre Freundin schlingt sofort ihre Arme um ihn.
"Oh Anna, wir haben uns Sorgen um dich gemacht", spricht ihre Cheyenne-Freundin. "Wir haben uns sofort auf der Suche nach dir gemacht, nachdem ein Telegramm aus New York gekommen ist."
"Was für ein Telegramm?", fragt Anna verwirrt.
"Horace hat ein Telegramm erhalten mit einem Steckbrief, auf der Steht, dass ein gesuchter Verbrecher aus dem Gefängnis entkommen ist und auf die Jagd nach junge Frauen ist, um ihnen Schlimmes anzutun und sie danach zu töten. Und da wir wissen, dass du auf dem Weg zu Matthew bist und du Storm nicht bei dir hattest, sind wir sofort auf der Suche nach dir gewesen. Und nun haben wir dich gefunden", erklärt Daniel ihr und ist mehr als erleichtert, dass es seiner besten Freundin gut geht, die obendrein auch die beste Freundin seiner Liebsten ist.
"Bin ich froh, dass ihr mich rechtzeitig gefunden habt", klingt Anna erleichtert, alle anderen sind es auch und meinen, dass sie sie sofort zu ihren Ehemann bringen werden. Sie wollen sich schon auf den Weg machen, doch nach nur wenigen Metern erstarrt Anna, stockt, keucht auf und hält sich den Bauch fest. Ihre Freunde drehen sich sofort zu ihr um und sehen sie erschrocken an.
"Anna!"
"Was ist los?"
"Ist was mit dem Baby?"
Vor Schmerzen keuchend und krümmend bringt die schwangere Frau kaum ein Wort heraus. Sie atmet tief durch, ehe sie die Worte herauspresst. "Ich weiß auch nicht, ich habe so schlimme Schmerzen", bringt sie unter Schmerzen hervor und krümmt sich wieder. "Vielleicht ist es der Stress."
"Vermutlich", vermutet Daniel und meint, dass es besser wäre, sie zu Michaela zu bringen.
"Aber es ist zu weit weg", entgegnet Ninova. Das Reservat ist am nächsten, vielleicht kann Cloud Dancing ihr helfen."
"Na gut."
Sie wollen weiter, jeder Schritt, den Anna macht, ist wie ein Stechen im Bauch, der sich zu verschlimmern scheint und der sie fast in die Knie zwingt.
"Keine Angst", sagt Ninova, die immer neben Anna hergeht, "Wir sind gleich da."
Keuchend und pustend ringt Anna um Atem, versucht weiter zu atmen, dann stockt er wieder.
Sie wird, obwohl man es kaum in der Dunkelheit erkennen kann, blass wie eine Leiche.
"Anna, geht es dir gut?", fragt die Indianerin besorgt, sogar Daniel bleibt stehen und kommt zu ihnen. Anna aber antwortet ihnen nicht.
"Anna?"
Mit geweiteten Augen schaut die schwangere Frau auf ihre Kleidung runter. Zuerst ist nichts zu sehen, dann aber macht sich so langsam aber sicher ein kleiner Fleck breit.
Mit geweiteten Augen schaut sie zu ihren Freunden auf und Panik steht in ihren hellen Augen.
"Das Baby kommt."
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