9. Kapitel: Gefühle
Als ich am nächsten Morgen erwachte, blickte ich direkt in Nialls wunderschöne blaue Augen. Zärtlich streichelte er mir übers Haar und ein Lächeln umspielte seine Lippen, während er mich musterte.
„Ist was?", fragte ich ihn irritiert, woraufhin er zu grinsen begann.
„Ich bin nur überrascht, dass du hier in meinem Bett in meinen Armen liegst und ruhig schläfst.", antwortete er.
„Ähm...ich... ich... ähm.", stotterte ich.
Ich hatte noch nie erlebt, dass ich so stottern und kein ordentliches Wort herausbringen würde. Ich war mir etwas peinlich, weil ich in den letzten Tagen die selbstbewusste, schlagfertige Lucia, die ich sonst immer bin, war und jetzt bin ich ein schüchternes Mädchen, das keine Worte findet. Wie macht er das nur? In seiner Gegenwart bin ich irgendwie komplett anders. Er verändert mich so krass, dass ich mich selbst nicht mehr wiedererkenne, was aber positiv gemeint ist.
„Schon okay. Es ist nicht schlimm, dass du hier bei mir geschlafen hast. Dennoch wüsste ich gern den Grund. Allein schon nur, weil du sagtest, ich solle dich in Ruhe lassen und auf einmal liegst du hier in meinen Armen in meinem Bett.", erwiderte er auf mein Stottern und lachte.
Erst sagte ich nichts. Ich musste überlegen, was ich ihm sagen sollte, ohne dass er dachte, ich sei vollkommen behindert. Dennoch entschied ich mich für die Wahrheit.
„Nun ja. Ich hatte mehrfache Albträume und konnte dann halt nicht einschlafen, weswegen ich dann zu dir ins Bett gekrabbelt bin. Dann hast du einfach deine Arme um mich gelegt und mich zu dir gezogen. Ich war so müde, dass ich dagegen nichts gemacht habe und einfach schlafen wollte.", erklärte ich ihm.
„Du hast von Diego geträumt oder?", fragte er mich besorgt. Ich nickte nur. Ich wollte wirklich nicht daran denken.
„Das klingt schon so, als hättest du Depressionen.", stellte Niall fest.
„Du bist wohl Mediziner oder was?", fragte ich ihn.
„Nein, das leider nicht. Aber es hört sich so an. Du solltest dir wirklich ärztliche Hilfe holen, wenn du weiter schlaflose Nächte verbringst.", antwortete er.
„Ich möchte aber nicht als Psychopath abgestempelt werden. Und außerdem habe ich doch bei dir ganz gut geschlafen.", entgegnete ich und setzte mich auf.
„Das heißt, du willst immer bei mir schlafen oder wie soll ich das jetzt verstehen?", fragte er und grinste mich an.
„Vielleicht.", flüsterte ich und beugte mich über ihn.
Ich weiß nicht, was mich gerade dazu bewegt, aber ich möchte es gern mal ausprobieren. Ich beugte mich weiter über sein Gesicht. Niall schien zu wissen, was ich vorhabe und zog mich zu sich herunter.
Und dann klingelte mein scheiß Handy. Seufzend drehte ich mich zum Nachttisch, auf dem mein Handy lag. Mein Dad! Ich verdrehte die Augen und ging an mein Handy.
„Was gibt es denn?", fragte ich genervt.
„Ich wollte bloß fragen, wann du nach Hause kommst und wo um Gottes Willen du bist.", antwortete er.
„Sorry, dass ich dir oder Nico nicht Bescheid gesagt habe. Diego hat mich gestern nach dem Essen fast zusammengeschlagen. Ein Freund hat mir geholfen und ich habe bei ihm übernachtet.", erklärte ich ihm reumütig.
„Wie Diego hat dich zusammengeschlagen?", fragte er.
„Er war halt auch da beim Essen und hat mich erkannt und zur Rede gestellt, warum ich einfach so abgehauen bin und so.", gab ich zurück.
„So ein Arsch. Ich...."
Ich unterbrach ihn: „Dad, mir ist nichts passiert. Wie ich sagte, ein Freund hat mir geholfen."
„Also wann kommst du nach Hause?"
„Ich weiß nicht. Wir sind gerade erst aufgestanden. Ich weiß nicht, wann wir gefrühstückt haben und was er sonst noch so vor hat.", antwortete ich.
Niall fing an, mich zu kitzeln und meinte: „Na das!"
Ich kreischte und legte auf.
„Nia-hall! Lass das! Bitte!"
Ich stand auf, um wegzurennen und wollte aus dem Zimmer laufen. Doch Nialls Hände packten meine Hüfte und zogen mich zurück auf das Bett. Kaum dass ich mich versah, lag ich auf einmal unter ihm und schaute ihm tief in die Augen. Er lächelte mich an, was ich nur erwidern konnte.
„Was hast du jetzt vor?", fragte ich ihn leise, ohne den intensiven Blickkontakt zu unterbrechen.
„Das!", murmelte er und beugte sich zu mir runter.
Als sich seine Lippen auf meine legten, explodierte alles in mir. Mein Herz brannte wie Feuer und in meinem Bauch flatterten tausende von Schmetterlingen. Mir wurde auf einmal so heiß wie noch nie zuvor. Ich legte meine Hände in seinen Nacken und zog ihn näher zu mir. Niall grinste in den Kuss hinein. Als seine Zunge vorsichtig über meine Lippen strich, öffnete ich diese. Seine Hände strichen zaghaft meine Hüfte entlang. Dort, wo er mich berührte, kribbelte meine Haut. Als wir uns voneinander lösten, kuschelte ich mich wieder an ihn.
Mir fiel auf, dass Hayley doch Recht hatte und ich mich gerade Hals über Kopf in Niall Horan verliebte. Und ich hatte meinem Bruder versprochen, vorsichtig zu sein. Vielleicht hätte ich doch nicht auf ihn eingehen sollen. Aber es fühlte sich einfach so gut an. Er ließ alle meine schlechten Erinnerungen, Gedanken und Ängste, die ich über Diego hatte, verschwinden, wenn er mich nur ansah oder berührte oder etwas in seinem supersüßen, irischen Akzent sagte.
„Normalerweise mache ich so etwas nicht gleich beim ersten Mal.", meinte ich.
„Ich auch nicht. Du hast mich aber vom ersten Moment an, als ich dich gesehen habe, fasziniert.", erwiderte er.
„Obwohl ich so gemein zu dir war, was mir sehr leid tut. Ich möchte nur nicht verletzt werden, falls du das verstehst. Ich habe Angst mich ernsthaft zu verlieben, immer mit dem Vorwand verletzt zu werden.", sagte ich.
„Ich werde dich nie absichtlich verletzen, das verspreche ich dir, Lucia.", flüsterte er.
„Ich glaube, ich bin dabei, mich in dich zu verlieben.", gestand ich ihm. Er küsste mich auf die Stirn
„Aber jetzt gibt es Frühstück. Ich sterbe vor Hunger.", sagte ich, nachdem ich aufgestanden bin. Ich trug immer noch Nialls T-Shirt, was mich schmunzeln ließ.
„Was gibt es denn jetzt zum Schmunzeln?", fragte Niall.
„Ich habe immer noch dein T-Shirt an.", antwortete ich.
„Wenn du willst, kannst du es behalten.", meinte Niall und lächelte mich an, „Aber jetzt frühstücken wir erst mal."
Nachdem wir gefrühstückt hatten, packte ich meine Sachen zusammen. Auch wenn es komplett blöd aussah, wenn ich in Nialls T-Shirt und hohen Schuhen durch London lief, mir blieb nichts anderes übrig. Ich schaute auf mein Handy und mir sprang sofort die Nachricht von Hayley ins Auge.
(H= Hayley, L= Lucia)
H: Hey wo bist du? Dein Dad meinte, dass du bei einem Freund, der dich vor Diego gerettet hat, geschlafen hast. Wer ist denn dieser Freund?
L: Kann ich dir das später erklären?
Natürlich folgte ihre Antwort sofort, die mal wieder für Hayley so üblich ist, weil sie ein ungeduldiger Mensch ist.
H: Nein, jetzt! Wenigstens den Namen. Den Rest kannst du mir später erzählen.
L: Na schön... Niall Horan.
H: Du machst Witze oder?
Ich antworte ihr nicht mehr und ging mit meinen gepackten Sachen hinunter ins Wohnzimmer, wo Niall auf der Couch lag und Musik hörte. Als er mich sah, setzte er sich sofort auf und musterte mich.
„Du willst doch nicht jetzt schon gehen oder?", fragte er mich und ein Hauch von Traurigkeit hing in seiner Stimme.
„Eigentlich schon. Hayley fragt schon nach mir.", antwortete ich.
„Dann fahre ich dich. So läufst du mir nicht in London über die Straßen.", erwiderte er.
„Wenn es dir nichts ausmacht.", entgegnete ich.
„Nein, ich hatte eh nichts anderes vor.", meinte er und nahm meine Hand. Gemeinsam verließen wir sein Haus und stiegen in seinen Range Rover.
Als wir vor dem Haus, wo ich wohnte, hielten, stieg ich aus, was Niall mir gleich tat. Die Leute, die an mir vorbeigingen, sahen mich sehr komisch an. Ist ja auch kein Wunder. Ich lief mit einem T-Shirt, das mir ungefähr 5 Nummer zu groß war, ohne Hose und Schuhe herum. Wir gingen hoch zur Wohnung.
Vor der Tür gab ich ihm einen Kuss auf die Wange und sagte: „Danke nochmals für alles."
„Kein Problem.", meinte er. Ich öffnete die Tür und Nico fiel mir gleich um den Hals.
„Wo warst du, Süße?", fragte er mich gleich.
„Ähm..."
Mir fiel auf, dass Niall noch in der Tür stand. Und ich hatte meinem Bruder doch versprochen, vorsichtig zu sein und mich nicht auf ihn einzulassen. Wenn er herausfindet, dass ich bei ihm... Ach er wird es sich eh zusammenreimen, wenn er Niall sah. Und genau in diesem Moment bemerkte Nico Niall.
So das war ein neues Kapitel. Ich hoffe, dass es euch gefällt. Vielleicht habt ihr ja ein paar gute Vorschläge, was noch alles passieren könnte. Ich würde mich über Kommentare riesig freuen.
Schöne Woche noch
Chloe :)
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