8. Kapitel: Reise in die Vergangenheit!
Niall drehte sich ruckartig zu mir um und sah mich nun aus seinen blauen Augen an.
„Oh... ich dachte, du schläfst noch.", murmelte er und fuhr sich nervös durch die blonden Haare, was total süß aussieht. Warte, was? Was zur Hölle denkst du Cia? Geht es dir nicht gut? Hast du Fieber?
„Jetzt nicht mehr.", erwiderte ich und lächelte ihn an. Natürlich erwiderte er mein Lächeln sofort und betrachtete mich jetzt näher.
„Du hast mein T-Shirt an. Steht dir!", stellte er fest.
„Ich wollte mein Kleid nicht wieder anziehen.", erklärte ich ihm.
„Du sahst darin atemberaubend schön aus.", meinte er.
„Danke.", sagte ich und wurde etwas rot. Moment mal ich wurde rot? Was ist nur los mit mir? Niall lachte leise.
„Setz dich doch.", forderte er mich auf, was ich dann auch sofort tat.
„Was für ein Lied war das, was du gespielt hast?", fragte ich ihn interessiert.
„Ach, nur ein Lied, Little Things, aus einem unserer Alben.", antwortete er.
„Es war trotzdem wunderschön.", meinte ich.
„Schön, dass es dir gefallen hat.", sagte er.
Ich griff nach seiner Gitarre und betrachtete sie. Langsam fuhr ich mit meinen Fingern über das sauber verarbeitete Holz. Ich setzte mich ordentlich hin und fing an, irgendein Lied, was mir gerade in den Sinn kam, zu spielen. Meine Wahl fiel auf „Angel In Blue Jeans". Natürlich sang ich mit, was für mich nur verständlich war.
Ich erinnerte mich wieder an die Zeit in Spanien, wo ich täglich im Garten unter dem Pavillon gesessen und gespielt hatte. Meistens hatte ich auf Wunsch meiner Grandma ihre Lieblingslieder gespielt. Ach, ich vermisste sie so. Seitdem ich hier in London bin, habe ich es nicht geschafft sie anzurufen, obwohl ich sie gerade so sehr brauche. Ich hätte nie gedacht, dass ich in diesem Moment meine Heimat so sehr vermisste. Wie gerne würde ich meine Grandma in den Arm nehmen und sie sehen, einfach nur mit ihr zusammen lachen. Sie sagte stets: „Wenn ein Mensch lacht, weiß man, dass er sich wohlfühlt und glücklich ist. Und wenn du glücklich bist, dann bin ich es selbstverständlich auch. Ich würde nur zu gern ihren leckeren Kuchen essen und mir ihr ihren selbstgemachten Kakao trinken. Ich wünschte, sie wäre jetzt bei mir und könnte mich sehen.
Nachdem ich die letzten Töne gespielt hatte, blickte ich zu Niall, der mich mit riesigen Augen und offenem Mund anstarrte.
„Mach deinen Mund zu, sonst fliegen noch Fliegen rein.", meinte ich und grinste ihn an.
„Das war... Wow. Weißt du, was für eine schöne Stimme du hast. Ich hätte nie gedacht, dass du Gitarre spielen und singen kannst.", sagte er.
„Ich sagte doch, du weißt gar nichts über mich.", entgegnete ich.
„Dann erzähl mir etwas von dir. Das, was ich jetzt schon weiß, fasziniert mich total, sodass ich noch mehr von dir wissen möchte.", forderte er mich auf und sah mich abwartend an.
„Na schön.", erwiderte ich, „Ich heiße Maria Lucia Gomez, bin 21 Jahre alt und komme aus Barcelona, wo ich am 12.05.1996 geboren wurde."
„Und du spielst super Gitarre und singst wirklich gut.", ergänzte er.
„Ja das auch. Nebenbei spiele ich auch noch Harfe, Klavier und Cello.", erwiderte ich.
„Wow. Wie stets mit deiner Familie?", fragte ich.
„Na ja mein Dad kommt aus Sydney und meine Mum aus Barcelona. Sie waren damals total verliebt ineinander und jetzt sind sie geschieden. Meine Mutter hat einen neuen Typen kennengelernt, diesen Diego.", sagte ich und wurde von Niall unterbrochen.
„Moment mal. Dieser Diego, der dich vorhin auf dem Flur geschlagen hat, ist dein Stiefvater?", fragte er, worauf ich nur nicken konnte und schon wieder kamen mir die Tränen.
„E-er h-hat m-mich f-früher s-schon i-immer g-geschlagen. I-ich d-durfte o-ohne s-seine E-erlaubnis n-nie raus. M-meine M-mum h-hat d-dagegen n-nichts g-gemacht. I-ich g-glaube s-sie w-wusste d-davon n-nichts.", erzählte ich ihm.
„Das tut mir echt leid. Aber bitte Cia, weine nicht.", meinte Niall und nahm mich in seine Arme. Ich kuschelte mich an seine Brust. Ich fühlte mich sicher, sicher vor Diego. Niall wischte mir die Tränen von den Wangen und reichte mir ein Taschentuch.
„Danke.", schniefte ich, „Und dann wären da noch meine Grandma, die immer zu mir hält und mich versteht, und mein Bruder Nicolas, der ein bekannter Journalist in New York ist. Wir haben eine sehr innige Beziehung zu einander und ich konnte mich nur schwer von ihm lösen, als er nach New York zog."
„Interessant. Wie sind die Feste so in Spanien? Ich habe viel Gutes gehört, habe aber leider noch nie eins besuchen können.", fragte er mich.
„Es wird traditionelle Musik gespielt, wozu man Flamenco tanzt. Alle haben Spaß und lachen. Es gibt spanische Spezialitäten, die man zwischendurch verspeisen kann. Meistens haben wir immer bis in die Nacht dort gesessen und manchmal ein Lagerfeuer gemacht und die Sterne beobachtet.", schwärmte ich.
Doch als ich wieder dran dachte, dass ich die letzten Monate nie hatte auf ein Fest gehen können, weil es Diego mir nicht erlaubte, sank meine Euphorie schlagartig.
„Das klingt so, als wären es schöne Erinnerungen von dir. Aber warum guckst du denn jetzt so traurig?", stellte er fest.
Wie durchschaut er mich so leicht? Noch nicht mal Hayley schafft das, obwohl sie mich schon viel länger kennt als Niall. Das geht so nicht. Ich habe es überhaupt nicht gern, dass jemand meine Person so leicht durchschauen kann.
„Seit Diego mit meiner Mum zusammen ist, hat er mir verboten auf Straßenfeste und so zu gehen.", klärte ich ihn auf.
„Dann wird es wohl mal Zeit, dass du wieder eins besuchst.", meinte er.
„Ja, da hast du Recht.", entgegnete ich.
Wir schwiegen eine Weile. Wenn ich über Niall nachdachte, wusste ich ebenso wenig über ihn wie er über mich, bevor ich ihm mein Leben in Kurzfassung erzählt hatte.
„Und nun erzähl mir etwas über dich. Ich weiß gar nichts über dich, außer, dass du in der Band One Direction bist und Gitarre spielen kannst und die wunderschönsten Augen der Welt hast.", forderte ich ihn auf.
„Du findest also, dass ich die wunderschönsten Augen der Welt habe?", fragte er, worauf ich wieder etwas errötete und er zu schmunzeln begann.
„Ja irgendwie schon.", murmelte ich und schaute ihm tief in seine blauen Augen.
Er kam näher, doch ich drehte mich weg. Ich kenne ihn nicht wirklich. Warum also sollte ich ihn jetzt küssen, wenn ich noch nicht mal weiß, was ich für ihn fühle? Warum muss alles so kompliziert sein?
„Also erzähl mir etwas über dich!", forderte ich ihn wieder auf.
„Na schön.", meinte er und fing an, mir einiges über sich zu erzählen.
Nachdem er mir alles erzählt hatte, wusste ich, dass er am 13. September 1993 in Mullingar, Irland geboren wurde. Sein Vater Bobby und seine Mutter Maura sind geschieden und er hat einen älteren Bruder Greg, der mit seiner Frau Denise ein Kind, Theo, Nialls Neffen, hat. Niall liebt Essen über alles und er spielt in seiner Freizeit Golf und Fußball. Er hat seine eigene Golfagentur gegründet und sucht nach jungen Talenten für diese. Er erzählte mir noch viel mehr, um jetzt nicht alles zu nennen. Wir verbrachten viel Zeit damit, uns Geschichten aus unserer Kindheit zu erzählen. Letztendlich wurde es sehr lustig, sodass wir bis in die späte Nacht oder besser gesagt den frühen Morgen bei ihm auf dem Sofa saßen und über alles Mögliche quatschten.
„Wie sollten langsam ins Bett gehen.", meinte ich.
„Du willst hier schlafen?", fragte Niall ungläubig.
„Ich habe echt keine Lust, mich um diese Uhrzeit durch die Nacht nach Hause zu schlagen.", antwortete ich.
„Ach so, okay. Dann komm, ich zeig dir das Gästezimmer.", erwiderte er.
Es war 3 Uhr am Morgen, als ich durch einen weiteren Albtraum erwachte. Immer und immer wieder träumte ich von Diego, wie er mich zusammenschlug. Das unerwartete Wiedersehen hatte mir doch mehr zugesetzt, als ich es erwartet hatte.
Ich schlug die Bettdecke zurück, stand auf und lief in Nialls Zimmer. Er schlief friedlich und sah dabei so süß aus. Warum finde ich, dass das süß ist? Aber ich hatte jetzt keine Lust, darüber nachzudenken. Ich war einfach zu müde. Und so legte ich mich zu Niall ins Bett und kuschelte mich an ihn. Ohne, dass er es merkte, legte er einen Arm um mich und zog mich an sich. Wenige Minuten später war ich auf dem Weg ins Traumland und konnte ruhig schlafen.
So! Geschafft, ich hätte mich gedacht, dass ich es schaffe, diese Woche noch Kapitel zu veröffentlichen. Ich hoffe, dass es euch gefällt.
Was läuft da zwischen Niall und Lucia?
Schönen Sonntag noch.
Chloe :)
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