35. Kapitel: Ehrengäste

Louis und ich zogen uns an einen ruhigen Ort, wo man ungestört reden konnte, zurück. Dann erzählte ich ihm eigentlich alles, was passiert war. Er wusste nun, wie nervig ich Ellie fand und was auf der Party von Ed in New York abgelaufen ist.

„Ich kann genau nachvollziehen, wie du dich fühlst. Und wenn du mich fragst, hätte ich Ellie auch schon längst ausgeladen, aber Diego als auch Simon sind der Meinung, dass sie eine Bereicherung für die Band ist, vor allem was die neuen Songs angeht. Und ich möchte Nialls Verhalten auch nicht rechtfertigen oder ihn darin bestätigen, aber vielleicht solltest du dich für die Anschuldigung vorhin entschuldigen. Ich weiß, wie sehr Niall dich liebt. Er redet ständig von dir. Und Ellie ist wirklich nur eine Freundin für ihn.“, meinte Louis dann.

Wahrscheinlich hatte er damit vollkommen Recht. Ihn einfach so zu beschuldigen, war nicht richtig. Auch wenn Ellie sich an Niall ranmachte, zeigte er ihr nur die Aufmerksamkeit, die lediglich eine Freundin bekam.

„Na dann werde ich wohl zu ihm gehen und ihm meine Situation erklären.“, erwiderte ich und erhob mich.

„Danke für deine Ratschläge.“

Ich umarmte Louis herzlich. Ich war froh, ihn als Freund zu haben. Louis verstand mich einfach und gab echt gute Tipps, damit ich nicht irgendwo im nirgendwo landete. Er brachte stets ein Lächeln auf meine Lippen, wenn ich nicht ganz so gut gelaunt war wie jetzt. Und dafür könnte ich ihn einfach nur knuddeln und küssen wie eine Verrückte. Doch davon sah ich jetzt erst mal ab.

„Doch nicht dafür. Es ist selbstverständlich.“, schmunzelte er.

Mit schnellen Schritten lief ich auch schon wieder auf die Terrasse des Hotels, doch hier befand sich niemand  mehr, was ich recht komisch fand. Aber vielleicht hatten sie sich ja auch entschlossen, etwas anderes zu machen. Ich hatte keine Ahnung, wo sie alle waren geschweige denn wo sich Nialls Zimmer befand. Ich weiß auch nicht, wo Louis jetzt ist, um ihn zu fragen.

Ich ging also, ohne von irgendetwas einen Plan zu haben, zurück in die Lobby. Dort lief ich Paul über den Weg, der mich skeptisch ansah.

„Du willst da doch nicht schon wieder raus, oder?“, fragte er mich etwas belustigt.

„Nein, danke. Nicht schon wieder.“, antwortete ich.

Es war echt krass, wie viele Leute auf einmal vor dir stehen, Bilder von dir machen und du von allen Seiten Fragen gestellt bekommst. Wirklich etwas sehen konnte man auch nicht, weil von überall das Licht von Kameras aufblitzt. Ich frage ich also, wie Stars das aushalten können. Klar, man gewöhnt sich irgendwann daran. Aber keine Privatsphäre zu haben, würde mich an den Rand meines Lebens führen. Ich bin echt froh, dass ich nicht berühmt bin. Wohl oder übel werde ich durch Niall und den anderen oft damit konfrontiert. Und es kotzt mich echt an, wenn man noch nicht mal mit Freunden in die Stadt gehen kann, ohne gleich angesprochen zu werden oder Getuschel zu hören. Dabei geht es mir nicht darum, was sie über einen sagen, sondern dass alle die Aufmerksamkeit auf dich gerichtet haben. Für Hayley ist das wahrscheinlich nicht so das Problem. Sie liebt es von jedem, aber wirklich von jeden, beachtet zu werden, weswegen sie auch ein riesen Drama draus macht, was jemand über sie denken könnte.

„Da bin ich ja erfreut darüber. Sonst hätte ich dir hinterher springen dürfen, um dich aus der Masse der Löwen heraus zu holen.“, sagte er erleichtert, was mich zum Schmunzeln brachte.

Paul ist echt ein liebenswürdiger Mensch. Ich hab ihn echt gern, auch wenn ich anfangs Angst vor diesem Kühlschrank hatte, wenn ich ehrlich bin. Aber mittlerweile weiß ich, dass er wirklich für jeden Spaß zu haben ist und für die Jungs den Erzieher und Aufpasser spielt.

„Sag mal, du weißt nicht zufällig, wo Nialls Zimmer ist?“, fragte ich ihn.

„Ich glaube, er ist gerade nicht gut auf dich zu sprechen. Und ich musste versprechen, keine vertraulichen Informationen weiterzugeben.“

Paul zuckte die Schultern, als wollte er mir sagen, dass es ihm leid tat. Doch so einfach lass ich mich nicht abwimmeln. Dafür war ich viel zu stolz und mein spanisches Temperament ließ das nicht zu. Ich war einfach zu ehrgeizig und stur, um jetzt aufzugeben.

„Bitte Paul.“, flehte ich ihn an und setzte leicht den Hundeblick auf, den ich jedoch nicht so gut könnte wie meine beste Freundin, „Ich muss mit ihm reden und ihm alles erklären und mich entschuldigen.“

„Na schön. Sein Zimmer ist in der 8. Etage Nummer 24.“, gab er nach, weil er wahrscheinlich wusste, dass ich ihn so lange nerven würde, bis er irgendwann etwas rausrücken würde.

In dieser Hinsicht war er schlauer als die meisten anderen. Die hätten erstmal eine Stunde mit mir diskutiert.

Schnell umarmte ich ihn, womit er nicht gerechnet hatte, und verschwand in Richtung der Fahrstühle. Ich hatte keine Lust bis in die achte Etage zu laufen. Runterlaufen ging noch, aber hoch… nein, niemals.

Ich klopfte an die Tür, doch nichts bewegte sich und ich hörte auch nichts. Aber ich wusste, dass Niall da sein musste, denn das Licht brannte. Also klopfte ich nochmal.

„Niall, ich weiß, dass du da bist. Bitte mach auf. Ich möchte mit dir reden.“, sagte ich einfach.

Ich kam mir komplett dämlich vor, als ich so mit der Tür redete. Normalerweise war nicht ich diejenige, die an die Tür klopfen musste. Doch jetzt wusste ich, wie sich mein Dad oder Hayley sich fühlen müssen, wenn sie immer vor meiner verschlossenen Tür standen und versuchten, mich irgendwie dazu zu bewegen, diese aufzumachen. Ich wusste einfach nicht, was ich machen sollte und kam mir auf einmal noch unbeholfener vor als vorher.

Da es letztendlich nichts weiter brachte, drehte ich mich wieder um und wollte gehen. Doch da würde die Tür geöffnet und jemand zog mich ins Zimmer.

Es passierte alles so schnell und ehe ich mich versah, wurde ich von Niall gegen die Wand gedrückt und spürte seine Lippen auf meinen. Ich war komplett überrascht und hätte niemals mit dieser Situation gerechnet.

Trotzdem fühlte es sich gut an, ihn wieder zu küssen, weswegen ich den Kuss leidenschaftlich erwiderte. Niall beförderte mich damit einfach immer und immer wieder ins Paradies. Er schaffte es immer aufs Neue, mich verrückt zu machen. Es blieb für mich ein Rätsel, wie er dies auf die unterschiedlichsten Weise zustande brachte. Mein Herz schlug einfach höher, wenn ich bei ihm war. Ich hatte das Gefühl, als würden sie beide zusammen schlagen, im gleichen Rhythmus, als wären sie füreinander geschaffen.

Schweratmend löste ich mich von ihm und sah in seine blauen Augen, in denen man deutlich seinen Zwiespalt sehen konnte. Eigentlich wollte er mich nicht sehen und trotzdem konnte er nicht ohne mich und begehrte mich.

„Eigentlich hatte ich mir unser Gespräch anders vorgestellt.“, brach ich zuerst das Schweigen, „Aber ich möchte mich für meine Anschuldigungen entschuldigen.“

„Du brauchst dich überhaupt nicht zu entschuldigen. Ich kann es nun nachvollziehen. Und mir ist erst da bewusst geworden, wie sehr Ellie sich an mich klammert. Ich sollte mich also eher entschuldigen. Und das, was ich über Max und dich gesagt habe, war nicht so gemeint und ich nehme sie zurück.“

Ich umarmte ihn einfach und nun standen wir so dumm im Zimmer rum. Aber der Moment war eigentlich mit der schönste an diesem Tag. Denn alles was davor passiert ist, verschlechterte meine Laune nur um weiteres. Ich spielte mit dem Gedanken, Niall von der Krankheit meines Vaters zu erzählen, entschied mich doch dagegen, weil er sich sonst so viele Gedanken und Sorgen machen würde.

„Denkst du wir schaffen es, alle zusammenzurufen? Zumindest die Jungs, damit ich euch von meinen Plänen erzählen kann.“, fragte ich ihn.

„Klar. Ich glaube, Harry ist gerade in seinem Zimmer. Liam und Hayley sind in einem komischen Freizeitraum oder so. Und Louis wird wahrscheinlich bei Harry oder am Telefonieren sein, so wie ich ihn kenne.“, antworte er und gemeinsam gingen wir Arm in Arm alle zusammen sammeln.

Als wir alle gemeinsam in einem der drei Aufenthaltsräume saßen, unterbreitete ich ihnen meine Idee, was sich gar nicht so einfach gestaltete, denn immer redete mir einer dazwischen, obwohl ich noch nicht mal richtig angefangen hatte. Es brachte mich echt auf die Spitze und irgendwann verlor ich dann die Beherrschung.

„Haltet jetzt eure scheiß Klappen. Ich will jetzt einmal alles erzählen und danach könnt ihr gern eure Meinung dazu geben. Ich frage mich echt, wie ihr das hinbekommt, dass ihr bei einer Besprechung nicht zehn Stunde braucht, weil dauernd jemand dazwischen quatscht.“, rief ich durch den kompletten Raum.

Alle starrten mich an. Jede einzelne Person in diesem Zimmer sah mich an, als hätte ich nicht mehr alle Tassen im Schrank. Aber ich hatte mein Ziel erreicht, denn jeder an unserem Tisch hielt jetzt den Mund. Nur Niall musste sich das Lachen verkneifen.

„Was… was hast du gesagt?“, fragte Harry vorsichtig, der mich jetzt mit angsterfüllten Augen ansah.

Tja, wenn man halt kein Spanisch konnte, verstand man es auch nicht. Nur Niall hatte jedes einzelne Wort, das ich gesagt hatte, klar und deutlich verstanden. Es ist halt so, wenn ich mich aufrege, dass mein spanisches Temperament zum Vorschein kommt. Niall zieht mich deswegen meistens auf und muss immer lachen. Trotzdem meint er, dass er es süß findet, wie ich mich immer aufrege.

„Kann ich jetzt anfangen, ohne dass mir jemand dazwischen quatscht?“, fragte ich in die Runde und bekam ein allgemeines Nicken zurück.

„Okay, gut. Wie die meisten von euch ja wissen, bin ich ein Teil der Kinderkrebshilfe hier in Sydney geworden. Ich habe die Kinder dort auf der Station kennengelernt und sie sind mir wirklich sehr ans Herz gewachsen. Ich begleite sie durch die schwierige Zeit ihrer Krankheit und wenn es ihnen mal nicht so gut geht, belastet es mich selbst schon. Die Kinder versuchen wirklich Tag für Tag, ihren Träumen ein kleines Stück näher zu kommen. Doch leider ist es ihnen nicht wirklich möglich, dass sie diese verwirklichen. Es fehlt einfach an Geld und Forschung, dass sie die Möglichkeit bekommen würden, ihr Leben so zu führen, wie es normale Kinder auch machen. Sie wollen unbedingt einen Alltag haben, zur Schule gehen und einfach dazugehören. Und da hatte ich die Idee, dass ich sie vielleicht morgen mit auf euer Konzert nehmen könnte. Als ich ihnen erzählt habe, dass ich da so meine Kontakte habe, waren sie ganz begeistert. Und um mehr Geld für die Forschung zu sammeln, wollte ich ein Charity Konzert veranstalten und fragen, ob ihr unter anderem dort spielen könnt für einen guten Zweck. Also was haltet ihr davon?“

„Erstmal muss ich dazu sagen, dass ich es beachtlich und echt klasse finde, dass du dich so für die Kinder einsetzt.“, meinte Liam und die anderen stimmten ihm zu.

Niall sah mich lächelnd an und zog mich auf seinen Schoß. Stolz drückte er mir einen Kuss auf die Stirn.

„Ich glaube, dass das mit dem Konzert morgen klar geht. Wir haben nichts dagegen und wenn Diego etwas sagt, wird er spätestens einen Tag später seinen Job verlieren. Sie sind einfach unsere Ehrengäste.“, ging Louis dann auf meinen ersten Vorschlag ein.

„Ich glaube auch, dass wir das ganz gut hinkriegen werden.“, gab auch Harry seine Meinung kund.

„Nur so als Vorwarnung: Max kommt auch mit, da er größtenteils für die Kinder verantwortlich ist. Mit den Eltern der Kinder ist auch alles geklärt.“, informierte ich sie.

„Okay, dann hätten wir das schon mal erledigt. Und was deinen zweiten Vorschlag angeht. Ich weiß nicht, ob man den so schnell umsetzen kann. Wir sind zwar eine Woche in Sydney, aber ich weiß nicht, ob andere Kollegen auch Zeit haben.“, warf Liam ein.

„Klar werden sie das. Ellie hat Zeit. Sie wird es bestimmt machen. Ich könnte noch Shawn, Ed, Selena und Katy fragen. Und Harry hat doch auch noch Kontakte. Er kann zum Beispiel mal Taylor fragen. Und Louis könnte vielleicht noch Steve dazu bringen, hierher zu kommen. Also ich glaube wir kriegen genug zusammen.“, entgegnete Niall.

„Na dann lasst uns an die Arbeit gehen.“

Die nächsten Stunden waren wir nur am Telefonieren und Planen. Von einigen kam eine Absage und andere stimmten zu. Am Ende des Tages hatten wir insgesamt dreißig Stars darunter auch Bands zusammen, die sich bereiterklärten, bei dem Charity Konzert mitzumachen. Es kamen zum Beispiel Little Mix, Ed Sheeran, Shawn Mendes, Selena Gomez, Katy Perry, Calvin Harris, 5 Seconds of Summer, Justin Timberlake und viele mehr.

Ich hätte nie gedacht, dass wirklich so viele kommen würden, um diese Aktion zu unterstützen. Ich war hellauf begeistert und erschöpft, weswegen ich neben Niall auf dem Bett in einen tiefen Schlaf fiel.

Am nächsten Tag verbrachte ich den Großteil des Nachmittags in der Klinik bei den Kindern. Ich hatte ihnen gleich zu Anfang gesagt, dass wir heute alle gemeinsam ein Konzert besuchen würden. Und ab da haben sie mich mit Fragen durchlöchert. Sie waren so aufgeregt und nervös, dass Max die Gruppe gar nicht wiedererkannte.

„So lebendig habe ich sie ja noch nie gesehen. Wie hast du das geschafft.“, sagte er erstaunt. Ich zuckte nur mit den Schultern.

Die Zeit bis zum Konzert verging schnell. Paul holte uns mit einem kleinen Bus ab, in welchem wirklich alle Platz fanden. Vor allem die kleine Charlotte erfreute sich an dem Bodyguard. Sie hing sich dauernd an seinen Arm und lachte. Es freute mich sehr, zu sehen, dass sie alle ihren Spaß hatten und glücklich waren.

Als wir in der Arena in die VIP Loge von Paul gebracht wurden, kamen alle Kinder nicht mehr aus dem Staunen raus.

„Es sind so viele Leute hier.“, meinte Tommy und sah sich mit offenem Mund um.

Charlotte klammerte sich noch immer an Paul und überredete ihn dazu, hier bei uns zu bleiben. Wir warteten noch ca. fünfzehn Minuten, bis die Lichter auf einmal ausgingen. Dann kam One Direction auf die Bühne und die Menge kreischte. Mein rechtes Trommelfell ist auf jeden Fall schon geplatzt, denn Millie hatte einen ihrer Fanmomente.

„Er sieht so gut aus.“, schwärmte sie neben mir und sah Harry total vergöttern an.

Ich widmete meine Aufmerksamkeit den Jungs, die zusammen das Konzert mit dem ersten Song eröffneten. Danach begrüßten alle die Fans.

„Hallo Sydney. Wir freuen uns sehr, heute hier für euch zu spielen. Wir können es nur immer wieder sagen, aber ohne euch, würden wir jetzt nicht hier stehen.“, meinte Harry.

„Das Konzert heute ist etwas ganz besonderes. Wir würden es gerne unseren Ehrengästen Charlotte, Rose, Tommy, Jason, Hannah, Alexander, Kelly und natürlich Millie widmen. Das ist nur für euch. Ihr müsst wissen: alle von ihnen haben es nicht gerade leicht in ihrem Leben und haben mit einer Krankheit zu kämpfen. Wir freuen uns, ihnen mit diesem Konzert einen Traum erfüllen zu können und unterstützen sie natürlich auch nächste Woche Freitag auf dem Charity Event der Kinderkrebshilfe. Es wäre schön, wenn auch ihr sie unterstützen könntet. Aber nicht so viel Gerede. Wir sind ja hier um Musik zu machen. Also habt Spaß.“, setzte Niall Harrys Ausführungen fort.

Das Konzert war einfach klasse. Die Kinder finden es toll, lachen und erfreuen sich an der Musik. Max ist zufrieden und eigentlich ich alles perfekt.

Das Konzert steht kurz vor dem Ende und was wäre es für ein Konzert, wenn nicht etwas schief gehen würde. Vor meinen Augen kippte Rose einfach um. Paul und Max waren sofort zur Stelle. Besorgt sah ich zu Rose und mein Blick glitt zu Niall, der etwas geschockt zu uns herüber sah. Liam schien es auch bemerkt zu haben und brach das Konzert wegen einer technischen Störung ab. Ich sah nur Rose auf dem Boden liegen. So schwach und alles war meine Schuld.

Endlich ein neues Kapitel. Ich hoffe es gefällt euch.

Was haltet ihr von den Ideen bezüglich des Charity Konzertes?

Wie findet ihr Louis als guten Freund?

Schöne Woche noch

Chloe :)

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top