31. Kapitel: Ideen

Als ich vom Krankenhaus nach Hause kam, wurde ich gleich von meinem wütenden Vater empfangen.

„Lucia, wo warst du? Ich habe bestimmt fünfmal versucht, dich zu erreichen."

„Reg dich mal ab. Ich war bei einem geschäftlichen Treffen.", antwortete ich und drängelte mich an ihm vorbei, um meine Schuhe auszuziehen und meine Tasche in die Ecke zu schmeißen.

„Was für ein Treffen? Davon wusste ich überhaupt nichts.", fragte er weiter.

Ich verdrehte die Augen, weil mich sein aufdringliches Verhalten jetzt schon wieder nervte. Ich hatte ihn ja echt lieb, aber manchmal übertreibt er einfach. Ich bin doch kein kleines Kind mehr.

„Wundert mich nicht, wenn es kein Geschäftstreffen der Firma war.", gab ich etwas angepisst zurück.

„Was denn dann?"

Ich könnte ausrasten. Er bringt mich gerade so auf die Spitze, dass ich am liebsten die ganze Wohnung zusammengeschrien hätte. Ich war noch nicht mal eine Minute zu Hause und schon muss er mich zutexten.

„Eigentlich wollte ich das nachher erzählen und erst einmal zu Hause ankommen. Aber nein! Mister Gomez muss alles sofort wissen. Manchmal könnte ich dich echt umbringen.", regte ich mich auf.

„Was?"

Ich schnaufte kurz. Nicht schon wieder. Immer dieses spanische Temperament! Ich versuchte stets, es unter Kontrolle zu halten, doch das erwies sich als nicht immer so leicht, wie man sich das dann vorstellte. Aber ich konnte ja nichts dafür, wenn mich rund um die Uhr jeder auf die Palme bringt.

„Ach egal! Ich erzähl es euch später. Ich muss jetzt dringend ein Telefonat führen.", meinte ich.

Ich ging in mein Zimmer, wo ich meinen Hut auf das Bett schmiss und mich in den Sessel fallen ließ. Gerade wollte ich nach meinem Handy greifen und musste feststellen, dass ich es in meiner Tasche hatte und die stand noch auf dem Flur. Fluchend holte ich meine Tasche und zückte dann mein Handy. Ich wählte Nialls Nummer.

„Hey Baby! Alles gut? Oder warum rufst du an?", meldete er sich.

Ich konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen. Meine Mundwinkel zogen sich einfach immer in die Höhe, wenn er mich „Baby" nannte. Keine Ahnung warum, es passierte einfach.

„Ja alles gut. Und bei euch so?"

„Na ja, stressig wie immer. Es wäre viel entspannter, wenn du hier wärst. Aber wir sehen uns ja bald wieder.", meinte er.

Ich hörte ein Seufzen. Ja, er vermisste mich genauso, wie ich ihn. Es war schrecklich, sich lange nicht zu sehen. Es zerrt an einem und frisst einen auf.

Vermutlich wäre es entspannter. Ich würde gern in seinen Armen liegen und seine Umarmungen genießen. Doch leider ist das in der Situation nicht möglich. Umso mehr freute ich mich darauf, ihn wiederzusehen.

„So schlimm?", fragte ich ihn, weil er eigentlich immer meinte, dass sie daran gewöhnt seien.

„Diego ist da etwas anders. Wir haben einen vollen Terminplan. Wir sind nie länger als zwei Tage in einer Stadt und dann haben wir meistens noch zwei bis drei Interviews und noch Pressekonferenzen.", antwortete er und ich musste zugeben, dass er wirklich etwas erschöpft klang.

„Das ist ja ziemlich viel. Also bei mir läuft es gerade prima. Du hast mich doch vorhin mitten in meinem Termin angerufen. Ich habe vor, Geld der Kinderkrebshilfe Sydney zu spenden und selber an dem Projekt mitzuarbeiten, um die Kinder zu unterstützen."

Ich musste wieder schmunzeln, als ich an die acht Kinder auf der Station zurückdachte. Zwar waren alle von ihnen krank, aber den wenigsten merkte man es an. Und das faszinierte mich schon auf eine gewisse Weise, wie normal sie damit umgehen. Andererseits sieht man auch, dass sie keine normalen Kinder sind und dass es ihnen nicht ganz so gut geht.

„Das ist doch großartig. Ich freue mich für dich, dass du etwas gefunden hast, was dir Spaß macht.", meinte er. Es ließ mich schmunzeln, wie Niall reagierte.

„Du weißt doch gar nicht, ob es mir Spaß macht.", grinste ich.

„Ich würde mal davon ausgehen, dass du dir etwas gesucht hast, was dir Spaß macht und wo du Freude daran hast. Es sei denn, du bist ganz schön dumm.", erwiderte er. Machte er sich gerade über mich lustig?

„Hey! Obwohl eigentlich bist du ja mit mir, der Dummen, zusammen. Es dürfte also nicht mein Problem sein.", entgegnete ich und lehnte mich zufrieden im Sessel zurück.

„Na wenn das so ist! Aber was ich dich eigentlich fragen wollte, ist, wie du so mit der Sache klarkommst, dass du etwas mehr in die Öffentlichkeit gerutscht bist."

Um ehrlich zu sein, hatte ich noch nicht so viel davon mitbekommen. Klar hatte ich jetzt ein paar Follower auf den einzelnen Social Media Seiten. Es ist mir auch bewusst, dass mich nicht alle mögen und ich deswegen ein paar Hates bekomme. Aber sonst ist da auch nichts weiter.

„Ganz gut. Um ehrlich zu sein, ist es mir egal, ob die Leute mich toll finden oder nicht. Hauptsache ich weiß, was meine Freunde über mich denken, das ist mir wichtig. Ich hoffe nur, dass ich nicht in eine riesen Gruppe von Fans oder was auch immer gerate. Mit meiner Klaustrophobie ist das nicht das optimalste. Ich versuche zwar immer, mich zu beherrschen. Aber wenn ich dann dort allein bin und kein Plan habe, was ich machen soll, gerate ich schon etwas in Panik.", sagte ich.

„Damit kenne ich mich aus. Denn mir geht es mit der Klaustrophobie nicht anders. Du schaffst das schon."

„Ich wollte dich eigentlich noch etwas fragen. Denkst du es wäre möglich, dass ihr, wenn ihr hier in Sydney seid, mal ins Krankenhaus kommt und den krebskranken Kindern dort etwas vorsingt? Es muss nicht viel sein. Sie würden sich freuen, euch mal zu sehen.", fragte ich und hoffte innerlich, dass es klappen würde.

„Klar. Die Jungs hätten bestimmt nichts dagegen. Wir müssen das nur mit Diego absprechen."

„Super, klasse. Dann will ich dir nicht weiter deinen Morgen klauen. Ich muss mich jetzt noch vor meinem Dad rechtfertigen und kann dann erst entspannen. Ich vermiss dich. Ich liebe dich.", verabschiedete ich mich von ihm.

„Ich dich auch, Baby. War schön, dass du dich nochmal gemeldet hast."

Nach dem Gespräch mit Niall fühlte ich mich gleich viel besser. Seine positive Ausstrahlung gab mir das Selbstbewusstsein, das mir noch etwas gefehlt hatte, um wirklich meinen Plan in die Tat umzusetzen. Ich habe schon so viele Ideen, die ich unbedingt durchsetzten möchte, damit die Kinder glücklich sind. Ich weiß nur nicht, wie mein Dad das finden wird. Ich kann nie so wirklich einschätzen, was er denkt oder was er vorhat. Das war bei Diego ganz anders. Ich wusste immer, dass er gegen mich arbeitete und mir stets versuchte, das Leben schwer zu machen.

Ich ging also in das Wohnzimmer, wo mein Dad ganz entspannt auf der Couch lag und Hayley auf dem Sessel saß, während sie an ihrem Handy tippte. Normalerweise sieht man meinen Vater nicht oft, wie er entspannt auf dem Sofa liegt. Er sitzt sonst immer in einem Haufen von Arbeit, aus dem man ihn nicht gerade leicht herausbekommt.

„Ja, also ich sollte euch ja noch erzählen, was ich heute so gemacht habe.", fing ich an, um die Aufmerksamkeit der beiden zu erlangen.

„Na da bin ich aber mal gespannt. Du hast heute früh ein ganz schönes Geheimnis draus gemacht.", meinte meine beste Freundin und legte ihr Handy auf dem Tisch ab.

Ich erzählte ihnen also von Max und meiner Idee mit der Spende und dem Projekt. Ich stellte ihnen die Kinder bis ins Detail vor und schwärmte nur so von der Arbeit. Ich muss sagen, dass mir die paar Stunden heute schon sehr gefallen haben und es mir unendlich viel Spaß gemacht hat, mit den Kindern zu spielen und mit ihnen zu reden.

„Denkst du, dass du das neben deiner eigentlichen Arbeit schaffst?", fragte mein Dad und wirkte auf mich etwas kalt.

„Ja, ich denke schon."

„Na dann hoffe ich für dich, dass es das ist, was du machen möchtest, das dir Spaß bereitet."

Okay, das kam jetzt doch etwas unerwartet. Ich verstand ihn manchmal echt nicht. Es wirkte er so kalt und ihm gefiel die Idee eher weniger und dann gab es da noch den Dad, der glücklich ist, wenn ich glücklich bin.

„Was hast du denn vor, dem Projekt beizusteuern?", fragte mich Hayley. Sie war in den letzten Minuten sehr ruhig gewesen, was eigentlich nicht wirklich zu ihr passte.

„Na ja, ich spende der Stiftung dort Geld und bin dort so eine Art Betreuer für die Kinder. Ich möchte, dass sie so normal wie wir leben können, ohne die ganze Zeit an ihre Krankheit zu denken. Ich hatte vor ein Charity Event zu veranstalten. Es sollen einfach ein paar Stars ein Konzert geben. Und das gesammelte Geld geht dann an die Krebsforschung Sydney.", erzählte ich ihr von meiner Idee.

„Das finde ich cool."

Freudig klatschte meine Freundin in ihre Hände.

„Na da hast du dir ja etwas vorgenommen, Lucia. Man bekommt nicht einfach mal so ein paar Stars, wie du es ausgedrückt hast, zusammen, damit sie ein Konzert geben.", meinte mein Vater und stand mit seiner Kaffeetasse auf, um sich noch einen Kaffee zu machen.

„Eine Band haben wir zumindest schon.", entgegnete Hayley.

„Und ich glaube, dass Ed nicht nein sagen wird.", erwiderte ich lächelnd.

„Ach, mach doch, was du willst."

Ich kicherte. Ich war einfach zu stur, um nachzugeben, also blieb mir nichts anderes übrig, als die Idee umzusetzen.

„Ich werde das morgen mal Max vorschlagen."

Während ich den Bulgursalat zubereitete, stand Hayley wartend vor dem Ofen, in welchem der leckere Auflauf nach dem Rezept meiner Grandma vor sich hin köchelte und schmorte. Wie oft hatte sie ihn mir gemacht und nun war sie nicht mehr da. Ändern konnte ich es sowieso nicht, weswegen ich es langsam akzeptierte.

„Ist Max eigentlich niedlich?", fragte mich Hayley plötzlich und drehte sich zu mir um.

„Au! Na danke auch."

Durch ihre Frage wurde ich für einen Moment abgelenkt und schnitt mir voll in die Handfläche.

„Also ist er niedlich.", schlussfolgerte sie für sich selbst. Ich verdrehte nur die Augen und ging zum Waschbecken, um das Blut abzuspülen.

„Er ist mir ganz sympathisch. Er hat einfach eine nette Art, die jeden zum Lächeln bringt. Und er ist komplett anders als Niall. Aber wieso interessiert es dich?", meinte ich.

Hayley folgte mir ins Bad, wo sich unser kleiner Arzneischrank befand, aus dem ich eine Kompresse und eine Binde hervorholte.

„Einfach nur so."

Ich wusste sofort, dass sie gelogen hatte. Meine Freundin war wirklich die mieseste Lügnerin, die es gab.

„Du lügst. Also weswegen fragst du?", hackte ich nach. Nebenbei verband ich meine Hand

„Na ja, weil ein Artikel über euch herausgekommen ist und jeder denkt, dass er dein Neuer ist."

„Ach, was die Presse sich immer so zusammenreimt. Darf man jetzt nicht mehr mit einem Mann oder auch Freund in der Öffentlichkeit rumlaufen. Einfach nur lächerlich.", lachte ich.

„Also läuft da nichts zwischen euch?"

„Nein, natürlich nicht. Ich liebe Niall und das weiß Max auch. Zwischen uns würde nie mehr als Freundschaft laufen.", antwortete ich und ging zurück in die Küche mit Hayley im Schlepptau. Sie holte den Auflauf aus dem Ofen und ich schnitt weiter das Gemüse.

„Weiß Niall schon davon?"

„Warum musst du immer so neugierig sein? Aber um deine Frage zu beantworten, ja er weiß davon. Er war der erste, dem ich das erzählt habe.", schnaufte ich etwas.

„Ah okay... und..."

Weiter kam sie nicht, denn mein Handy hatte angefangen zu klingeln. So ein Glück aber auch. Meine beste Freundin würde mir sonst noch das Ohr abkauen. Sie konnte echt nervig sein, aber ich liebte sie trotzdem wie eine Schwester. Sie versteht mich einfach am besten und kannte sowohl meine Stärken als auch meine Schwäche. Sie wusste eigentlich so gut wie alles über mich und ist immer für mich da. Deswegen kann ich ihr es auch nicht wirklich übel nehmen, dass sie so neugierig und wissbegierig ist. Das zählt halt mit zu ihrer Persönlichkeit. Wäre das plötzlich weg, würde wahrscheinlich ein ganz anderer Mensch vor mir stehen.

Ich griff nach meinem Handy, dass neben mir lag.

„Ja, hallo?"

„Lucia..."

„Dass du es wagst anzurufen."

Hey Leute. Ich finde persönlich, dass es nicht eines der besten Kapitel ist und ziemlich langweilig ist.

Wer könnte wohl der Anrufer sein?
Wie findet ihr die Idee mit dem Charity Event?

Oben habe ich ein Bild von Lucias Dad Daniel Gomez eingefügt. So stelle ich ihn mir vor. Ich hoffe, dass er wenigstens etwas eurer Vorstellung entspricht.

Ab dieser Woche habe ich etwas mehr Zeit, neue Kapitel zu schreiben, weil es meine letzte Schulwoche ist.

Schöne Woche :D

Chloe :)

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top