30. Kapitel: Max Williams

Mit einem riesigen Lächeln im Gesicht spazierte ich durch die Straßen der Innenstadt von Sydney. Die Sonne schien oben am klaren, blauen Himmel. Zum Glück schützten mich die Sonnenbrille und der Hut vor dem grellen Sonnenlicht, aber ich war das Wetter ja hier gewöhnt. Trotzdem war ich gut gelaunt und freute mich, Max Williams kennenzulernen. Wie üblich war zu dieser Zeit viel los, denn es war Samstag und Teenager, Kinder mit ihren Müttern und Studenten der Akademien schlenderten fröhlich durch die Straßen und unterhielten sich angeregt.

Als ich das kleine Café mit dem Namen Puschkin betrat, schweifte mein Blick durch den Raum. Doch hier saßen nur ein paar Schülerinnen, die sich über die Jungs in ihrer Klasse unterhielten, und ein paar ältere Frauen und Herren, die sich über die heutige Jugend beschwerten. Aber da ich wusste, dass das Café noch einen kleinen Außenbereich im Innenhof hatte, ging ich schnurstracks durch die Glastür. Hier lag ein Teil des Hofes im Schatten, der andere in der Sonne. Ich mochte diesen Hinterhof ungemein. Hier war immer alles ziemlich ruhig. Man konnte also perfekt entspannen in dieser kleinen Idylle. Und dann entdeckte ich einen jungen Mann, der bereits mit einem Kaffee in der Hand an einem der kleinen Tische saß. Ich ging auf ihn zu und als er mich erblickte, stand er auf und gab mir die Hand.

„Lucia, richtig?"

„Ja. Freut mich Sie kennenzulernen.", begrüßte ich ihn.

„Ach, lassen wir diese Förmlichkeiten. Du kannst mich ruhig Max nennen.", meinte er und lachte.

Sein Lachen war so herzlich, dass ich es gern noch einmal gehört hätte. Seine Art hatte schon etwas Sympathisches an sich und ließ mich sofort lächeln.

„Dann mach ich das ab sofort."

Ich setzte mich auf den anderen Stuhl, nahm meinen Hut und meine Sonnenbrille ab und legte sie vor mir hin. Erst jetzt konnte ich ihn ordentlich sehen und musterte ihn. Er hatte braune Haare, braune Teddybär Augen wie Liam und einen kleinen Drei-Tage-Bart. Er trug normale Jeans und ein blaues Shirt.

„Wow und jemand wie du ist Geschäftsfrau?", fragte er mich.

„Ja. Auch wenn es eigentlich nicht das ist, was ich genau machen wollte. Ich bin einfach nur in der Agentur von meinem Vater eingestellt worden.", antwortete ich.

„Ah, okay. Und wie alt bist du nochmal? Es kommt nämlich selten vor, dass sich so junge Menschen für dieses Projekt einsetzen."

„Ich bin 21. Aber ich frage mich, wie alt du denn bist. Schließlich habe ich gedacht, dass mir ein älterer Mann gegenüber sitzt. Ich dachte, dass das Medizinstudium eine Weile braucht.", erwiderte ich.

„Das braucht es auch. Und im Vergleich zu dir bin alt.", entgegnete er und lachte.

„Ach, so viel älter bist du doch auch nicht."

„Na ja ich bin 29."

„Nie im Leben.", staunte ich überrascht. Ich hätte ihn wirklich für jünger gehalten. Ich nahm mir kurz die Getränkekarte und bestellte mir dann einen Mango Saft.

„Wie kommt es nun, dass du dem Projekt so eine große Summe an Geld spenden willst?", fragte er mich. Doch in genau dem Moment klingelte mein Handy.

„Sorry.", murmelte ich nur und kramte es aus meiner Tasche. Ich stand auf und ging ran.

„Ja?"

„So Babe. Jetzt habe ich alle Zeit der Welt für dich.", meldete sich Nialls Stimme am anderen Ende der Leitung. Ach, wie ich ihn vermisse, wo ich ihn jetzt wieder hörte. Doch leider war mir der Zeitpunkt überhaupt nicht recht.

„Aber ich nicht. Ich bin gerade bei einem geschäftlichen Termin. Es war trotzdem schön, dass du dich nochmal bei mir gemeldet hast. Und deswegen vermisse ich dich wieder so unheimlich.", meinte ich.

„Na dann störe ich dich nicht weiter. Ich glaube, dass dein Termin sicherlich wichtig ist.", erwiderte er. Er klang sehr müde, wie ich feststellte. Aber das war ja klar, wo mir wieder in den Sinn kam, wie die Jungs auf der Bühne rumalberten und sich austobten. Also ich würde danach sicherlich tot müde ins Bett fallen.

„Ich erzähle dir dann später, was ich heute gemacht habe. Ich liebe dich.", verabschiedete ich mich vom ihm.

„Ich dich auch Baby."

„Sorry. Ich...", entschuldigte ich mich bei Max.

„Schon okay. Es ist wichtig, dass du den Anruf deines Freundes angenommen hast. Fernbeziehungen können nicht immer leicht sein. Ich sage das aus eigener Erfahrung und nicht, um dich davon abzuhalten. Aber nun zurück zu meiner Frage. Warum willst du das Geld dieser Sache spenden?", meinte er und nippte an seinem Kaffee.

„Um ehrlich zu sein, habe ich keine Ahnung, was ich sonst mit dem Geld machen soll. Ich dachte, es wäre eine gute Idee, es den krebskranken Kindern zu spenden beziehungsweise der Station, um ihnen möglichst eine Freude zu bereiten. Sie sollen Spaß haben und nicht nur die ganze Zeit an ihre Krankheit denken. Vielleicht nutzt man das Geld ja auch, um etwas der Forschung beizusteuern.", beantwortete ich ehrlich seine Frage.

„Es hat mich sehr überrascht und ist mir sehr wichtig, dass du das Geld spendest."

„Das ist ja nicht das einzige, was ich machen will. Ich möchte die Kinder auf ihrem Weg unterstützen. Ich würde sie gerne kennenlernen, für sie da sein, praktisch wie eine Art Betreuerin. Ich möchte sie zum Lachen bringen und Zeit mit ihnen verbringen. Ich will nicht nur irgendjemand sein, der Geld gespendet hat, ich will involviert sein.", erklärte ich ihn und triefte nur so vor Enthusiasmus.

„Okay. Mir gefällt deine Einstellung. Was hältst du davon, wenn wir gleich hinfahren?", fragte er mich.

Ich schaute kurz auf meine Uhr, um festzustellen, dass es schon auf 15 Uhr zuging. Aber da ich zu Hause sowieso alles erledigt hatte, dürfte das wohl kaum ein Problem sein. Hayley könnte sich auch so beschäftigen. Sie findet immer etwas, was sie machen kann, sonst wäre sie auch nicht Hayley. Trotzdem überlegte ich kurz, ob das so eine gute Idee war, gleich mit ihm mitzugehen. Schließlich kannte ich ihn nicht wirklich, obwohl er mir sehr sympathisch ist und ich ihn nett finde.

„Na schön. Ich werde mitkommen.", entschied ich mich dann endlich und lächelte ihn an.

„Super. Dann bezahle ich schnell und wir gehen zum Krankenhaus."

Ich protestierte, dass er mir meinen Saft bezahlte, doch er machte es trotzdem und bezeichnete es als reine Höflichkeit.

Lachend unterhielten wir uns auf dem Weg zum Krankenhaus. Ich lächelte die ganze Zeit und musste wegen seinen Witzen und Geschichten dauernd lachen. Ich vergaß völlig, wo wir waren und für einen kurzen Moment vergaß ich sogar, dass ich Niall vermisste. Doch dann sprach mich Max darauf an.

„Wie ich ja schon mitbekommen habe, bist du glücklich vergeben. Wer ist denn der Glückliche?", fragte er nach und es war auch völlig in Ordnung, schließlich hatte ich ihn das auch schon gefragt, doch er wollte nicht wirklich drüber reden und stempelte es mit einem „Nicht so wichtig" ab.

„Na ja. Das ist etwas kompliziert. Mein Freund ist Niall Horan.", sagte ich, nun ja, etwas zurückhaltend.

„Nicht dein Ernst. Dann bist du also die Spanierin, die ihn zum Anfang abserviert hatte und dann wild spekuliert wurde, was er mit ihr hat?"

Es schockte mich, dass er so etwas wusste, weil ich ihn eigentlich für einen Typen gehalten hatte, der zivilisiert ist und keine Klatschblätter liest. Aber heutzutage kann man sich ganz schön irren, obwohl meine Menschenkenntnis nicht gerade schlecht ist.

„Ja, die bin ich. Und ich glaube, dass es jetzt ziemlich kompliziert wird, alles zu erzählen und zu erklären. Aber eines interessiert mich jetzt doch wieder: Woher weißt du das?", antwortete ich und fragte einfach nach, um meine Verständnislosigkeit aufzuklären.

„Durch Millie. Sie ist ein riesen Fan und hält mich stets auf dem Laufenden.", erwiderte er lächelnd.

„Wer ist Millie?"

„Ich werde sie dir nachher vorstellen. Sie ist einer meiner Patientinnen.", meinte er gelassen, „Also was läuft da genau zwischen euch?"

Ich hasse es, wenn Leute immer nochmal nachhacken, obwohl ich vorher schon gesagt hatte, dass das schwer zu erklären sei. Aber gut, ich kann es ihm nicht übel nehmen. In solchen Sachen sind wir doch alle gleich. Wir sind einfach neugierig und ich glaube, dass ich keinen kenne, der es nicht auch nurein bisschen ist.

„Nun ja. Zum Anfang fand ich ihn total scheiße, zumindest sein Verhalten. Doch dann hat sich das irgendwann verändert und jetzt sind wir offiziell zusammen und sind glücklich, wie es gerade ist. Das einzige Problem, das ich habe, ist, dass wir meistens an verschiedenen Orten sind und uns deswegen nicht sehen können. Aber groß ändern kann ich es jetzt auch nicht.", fasste ich alles im Schnelldurchlauf zusammen. Mehr brauchte er halt einfach nicht zu wissen, denn es ist mein Privatleben und eigentlich dürfte es keinen interessieren.

„Es ist das Wichtigste, dass ihr beide damit glücklich seid.", meinte er und ging durch den Eingang des Krankenhauses. Ich hatte gar nicht bemerkt, dass wir schon angekommen waren, folgte ihm aber einfach, ohne ein Wort zu sagen.

Er verschwand dann kurz in dem Gemeinschaftsraum für die Ärzte und Krankenschwestern, um sich umzuziehen.

„Na dann. Lass und mal zu ihnen gehen. Meistens sind alle im Aufenthaltsraum, wo sie spielen, wenn sie natürlich in der Verfassung dazu sind.", meinte er und ging voraus.

Natürlich blieb mir nichts anderes übrig, als ihm hinterherzulaufen. Ich musste aber zugeben, dass ich eine super Sicht auf seine breiten Schultern hatte. Normalerweise stehe ich auf Männer mit breiten Schultern. Vielleicht hat er es mir deswegen etwas angetan. Ich schmunzelte. Max sieht echt gut aus, auch wenn ich mich frage, wie er neben der Arbeit als Arzt es schafft, seinen Körper so gut in Form zu halten.

Er blieb vor einer Tür stehen und wartete dort auf mich. Dann drückte er die Klinke herunter und öffnete die Tür. Sofort lief ein kleines Mädchen auf ihn zu und sprang ihm in die Arme.

„Schön, dass du wieder da bist.", meinte sie und lächelte ihn an.

„Ich hab Besuch für euch mitgebracht. Das ist Lucia.", sagte er und das Mädchen schaute mich mit ihren großen karamellbrauen Augen an. Sie besaß eine niedliche Stupsnase und ein süßes Lächeln. Ihr Gesicht wurde von braunblonden, welligen Haaren eingerahmt.

„Aww. Die ist ja hübsch. Ist das deine Freundin, Max?", fragte sie mit ihrer hohen Stimme. Sie musterte mich immer noch durchdringlich und grinste mich süß an.

„Dankeschön. Aber nein, ich bin nicht seine Freundin.", antwortete ich, „Wer bist du denn?"

„Ich bin Charlotte. Ich bin vor einer Woche 5 geworden.", schmunzelte sie.

Dann kam ein anderes Mädchen mit blonden, kurzen Haaren und blauen Augen, die mich sehr an Niall erinnerten, zu uns.

Max setzte Charlotte wieder auf dem Boden ab und sah zu dem kleinen Mädchen herunter, das nun genau neben dem Mädchen mit den blonden Haaren stand. Beide starrten mich an. Die eine fasziniert, die andere skeptisch.

„Und wenn du nicht seine Freundin bist, was machst du dann hier?", fragte sie.

„Ich bin hier, um euch zu helfen und mit euch Spaß zu haben.", gab ich ehrlich zurück.

Warum sollte ich in dieser Hinsicht lügen. Eigentlich machte es mich in einer gewissen Weise stolz, dass ich die Mittel und Möglichkeiten hatte, diesem Projekt etwas beizusteuern.

„Pah. Das sagen alle und dann machen sie es doch nicht.", sagte sie vorwurfsvoll und dampfte davon.

„Hab ich was falsch gemacht?", fragte ich Max.

„Nein hast du nicht. Rose ist nur sehr speziell. Seitdem sie weiß, dass die Medikamente nicht anschlagen und die Chemo auch nicht, verschließt sie sich vor jedem und zieht sich zurück."

„Das ist ja schrecklich. Gibt es für sie denn keine Aussichten?", meinte ich.

„Nein leider nicht. Bei ihr ist der Krebs schon bis zum Nervensystem vorgedrungen.", gab er zurück.

Wahrscheinlich würde ich genauso reagieren, wenn man mir sagt, dass ich keine Chance auf eine Heilung habe. Ich wüsste dann genau, dass ich sterben würde und könnte das Leben nicht mehr ernst nehmen. Ich würde jedem Arzt die Schuld geben, auch wenn sie nichts dafür können. Wie auch Rose wäre es meine Entscheidung, sich zurückzuziehen. Dieses Schicksal möchte ich nicht haben und kann es mir nicht wirklich vorstellen, wie es ist Leukämie zu haben.

Die zwei Stunden, die ich mit Max bei den Kindern verbrachte, warf für mich einen völlig anderen Blick auf die Krankheit und ihre Betroffenen als vorher. Ich lernte die acht Kinder kennen, die hier zurzeit auf der Station betreut wurden und die mir jetzt schon ans Herz gewachsen waren.

Charlotte und Rose könnten nicht unterschiedlicher sein und trotz anfänglicher Schwierigkeiten, hat sich Rose doch ein bisschen mir gegenüber geöffnet.

Dann gab es noch Jason, der mich aufgrund seiner musikalischen Künste sehr beeindruckte. Musik ist für ihn ein Ausgleich, um sich nicht zu sehr mit der Krankheit zu beschäftigen. Er meinte, dass er so wie ein normaler Mensch leben möchte und zu gern mal auf einer großen Bühne stehen würde. Mit seinen jungen 15 Jahren machte er auf mich einen reifen Eindruck und ich muss zugeben, dass er schon echt süß ist mit den braunen Augen, den blonden Haaren und den Sommersprossen.

Hannah, ein 9-jähriges, schüchternes Mädchen, war echt talentiert. Sie kann für ihr Alter außerordentlich gut zeichnen und ist zudem sehr kreativ. Sie hat viele und verrückte Ideen, auf die ich nie im Leben kommen würde. Max meinte, dass sie schon seit ihrem vierten Lebensjahr hier auf der Station ist. Bei ihr gibt es gute aber auch schlechte Tage, was man bei ihr extremer ist als bei den anderen.

Tommy ist 5 und ausgesprochen intelligent. Er kann bereits Aufgaben für die 6. Klasse lösen und ist somit ein riesen Genie. Wissenschaften und Astronomie interessieren ihn unheimlich und er versucht stets mithilfe von Fachzeitschriften, die elektronischen Geräte auf der Station umzubauen, was nicht immer ganz so perfekt läuft, wie er sich das vorgestellt hat.

Kelly ist die kleine Komikerin und mit ihren 12 Jahren weiß sie viel über eigentlich alles. Sie bringt die Kinder immer zum Lachen und kommentiert alles, was ihr in den Sinn kommt. Andererseits ist sie auch das kleine Girly der Gruppe. Meistens hat sie eine Schleife in den braunen Haaren, die immer perfekt fallen. Mit ihren dunkelbraunen Augen bekommt sie alles, was sie will, was mich sehr an Hayley erinnert, die ebenfalls so ist.

Alexander ist genauso alt wie Kelly. Er hingegen ist der etwas sportlichere Typ. Er spielt super gut Fußball und kennt sich in jedem Bereich jeder Sportart blendend aus. Durch seine freche Art fällt er jedem sofort auf und ärgert hin und wieder mal die Mädchen der Station. Trotzdem verstehen sich alle super mit ihm.

Und den krönenden Abschluss bildet die 14-jährige Millie. Sie weiß alles über Promis und ihr Leben. Sie ist einfach immer auf dem neusten Stand. Vielleicht ist sie deswegen auch eine kleine Tratschtante. Sie liebt One Direction über alles und würde alles tun, um bei einem Konzert dabei zu sein und Harry umarmen zu können. Vielleicht lässt sich das ja einrichten.

Ich hatte in der kurzen Zeit, die ich mit allen hatte, alle lieb gewonnen und versuchte nun, dass sie Freude am Leben trotz ihrer Krankheit hatten. Und ich wusste auch schon genau wie.

Hier ist ein neues Kapitel. Ich konnte es während des Wochenendes leider nicht hochladen, da ich einen Überraschungsbesuch meiner besten Freundin bekommen habe.

Wie findet ihr die Idee, das Geld einer Krebsstiftung für Kinder zu spenden? Und was könnte sie vorhaben, sodass die Kinder Freude am Leben verspüren?

Schöne Woche :D

Chloe :)

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