28. Kapitel: Slow Hands
Ich blieb wie angewurzelt stehen, doch wurde von Harry nach vorn geschoben und Niall zog mich zum Van. Ich sah genau das Bild vor mir. Mein Bruder mit der Kamera in der Hand, wie er uns belagerte.
Ich dachte, dass er als Journalist für eine komische Politikzeitschrift arbeitete und nicht für irgendein Klatschblatt. Zumindest hatte ich das nicht von ihm erwartet, schließlich verstanden wir uns so gut, dass er mir das doch gesagt hätte, wenn er woanders arbeiten würde. Oder nicht? Komisch fand ich das auf jeden Fall. Er wusste ganz genau, wie scheiße ich es fand, mich in London vor die Paparazzi zu stellen und wir hatten schon mehrmals darüber geredet, dass es echt lästig sein musste berühmt zu sein, weil man dann immer belagert wird. Er hatte mir da sogar vollkommen zugestimmt und dann zog er jetzt diese Sache ab. Bei allem Respekt, obwohl der noch nicht mal wirklich da war, so enttäuscht war ich von meinem Bruder noch nie gewesen.
Total benommen stieg ich in den Van ein, gefolgt von Harry, der schnell die Tür zuzog, damit wir losfahren konnten.
„Alles okay?", fragte mich Niall leise.
„Ja, ich denke schon. Mich hat bloß etwas abgelenkt.", antwortete ich und schwieg dann die ganze Fahrt über.
Ich machte mir immer wieder Gedanken darüber, was Nico da gewollt hatte. Hat er mich die ganze Zeit belogen? Spielt er mir nur etwas vor? Oder ist er einfach zu feige, um mir zu sagen, dass er woanders arbeitet? Ich hab jetzt keine Ahnung mehr, was ich von meinem Bruder halten soll, wie ich mich ihm gegenüber verhalten soll und vor allem ob ich ihm vertrauen kann.
Wir hielten vor einer riesen Villa, die etwas weiter außerhalb in einem kleinen Wäldchen versteckt lag. Sie war hell beleuchtet und vor dem Haus schwirrte schon eine Vielzahl von Menschen herum. Die Party war auf jeden Fall in vollem Gange.
Nachdem wir ausgestiegen und zur Tür gegangen waren, hatten wir bestimmt schon mindestens acht Promis gesehen. Auch wenn ich niemanden davon zu kennen schien, war es doch ein ehrenvolles Gefühl, so viele von ihnen zu sehen und kennenzulernen. Im Flur angekommen, kam uns der Gastgeber der Party entgegen. Ed Sheeran. Hayley neben mir war total hin und weg. Sie freute sich riesig, Bekanntschaft mit Ed oder Madonna oder wen auch immer zu machen.
„Hey! Schön, dass ihr da seid. Hinten an der Bar gibt es alle möglichen Drinks. Lexie macht euch alles, was ihr wollt.", begrüßte er uns, ehe er aus der Haustür verschwand.
„Na dann wollen wir uns heute mal einen Spaß machen.", kam es von Louis, der sogleich mit El in Richtung Wohnzimmer ging.
Auch Harry tat es ihm gleich und zog sich an die Bar zurück. Liam und Hayley kuschelten und knutschten irgendwo auf einer Couch herum, sodass mir schon fast mein Essen von heute Mittag hochkam. Niall zog mich auch mit zur Bar und als wir so dahin liefen, bemerkte ich die ganzen Blicke, die auf mir lagen. Ich konnte das überhaupt nicht verstehen und fragte mich, was an mir denn so besonders sein sollte. Ich war auch nur wie jeder andere hier im Raum. Jeder hatte sich angemessen gekleidet und sonst tanzen, betrinken und quatschten alle.
„Warum starren die mich denn alle so an?", fragte ich Niall laut, weil er mich sonst durch die Musik nicht verstanden hätte.
„Dafür gibt es viele Gründe."
Er musterte mich von oben bis unten und grinste dann breit.
„Hä? Ich bin doch wie jeder anderen hier auch.", gab ich zurück und sah ihn verständnislos an.
„Oh nein, du bist nicht wie jeder hier. Du siehst einfach umwerfend gut und heiß zugleich aus. Deswegen schauen vor allem die Typen dir nach. Und weil du meine erste, richtig offizielle Freundin bist, seit es One Direction gibt."
„Nicht dein Ernst?"
„Und ob. Aber das ist nebensächlich. Lass uns einfach Spaß haben.", meinte er und wandte sich dann einer jungen Frau zu.
Das musste dann wohl Lexie sein. Und ich musste zugeben, dass Ed sich da eine mega hübsche Barkeeperin ausgesucht hatte. Sie hatte braune, wellige Haare, die ihr bis über die Schultern reichten. Ihre Wangenknochen stachen hervor und ließ ihr Gesicht wunderschön aussehen. Ich fand ihre Augen sehr faszinierend. Je nachdem wie das Licht fiel, wirkten sie das eine Mal grün, oder braun schimmernd wie Karamell oder auch blau.
Kein Wunder, dass Harry, der am Tresen saß, nicht die Augen von ihr lassen konnte. Ich schmunzelte in mich hinein und grinste ihn dann an. Er hob nur abwehrend die Hände, als ob es nicht das wäre, wonach es aussieht, aber dumm und blind bin ich nicht.
„Was möchtest du?", fragte mich Niall.
„Oh... ähm einmal Wodka Cola bitte.", antwortete ich.
Nachdem ich dann auch mein Glas hatte, nahm ich einen kleinen Umweg zu Harry.
„Starr sie nicht die ganze Zeit so an! Rede mit ihr!"
Dann ging ich zu Niall, der sich mit einer blonden Frau unterhielt. Lächelnd legte er einen Arm um mich, als ich bei ihm angekommen war.
„Ellie darf ich dir meine Freundin Lucia vorstellen."
„Hey. Freut mich, dich kennenzulernen.", sagte sie freundlich und zog mich direkt in eine Umarmung.
„Das kann ich nur erwidern."
„Niall und ich sind alte Freunde. Und es freut mich umso mehr, dass er nun endlich mal eine Freundin hat.", meinte sie. Ach ja klar, Ellie Goulding, die total tolle, beste (Ex-)Freundin. Sie lächelte Niall an und ein deutliches Glitzern war in ihren Augen erkennbar.
„Oh ja. Lucia ist super talentiert."
„Ach, das stimmt doch überhaupt nicht.", winkte ich Nialls Aussage ab.
„Und ob das stimmt. Sie ist wirklich musikalisch, hat eine wunderschöne Klangfarbe in ihrer Stimme und spielt nebenbei nur ein paar Instrumente.", strahlte er und ich konnte nur den Kopf schütteln.
„Er übertreib ein wenig."
„Ach wirklich? Wie interessant."
Ich konnte genau die Verunsicherung in ihrer Stimme hören, auch wenn es dafür keinen Grund gab. Sie ist schließlich die erfolgreiche Sängerin nicht ich. Ich mach Musik nur aus Freude. Ich werde ihr also bestimmt keine Konkurrenz sein.
„Ja wirklich. Du müsstest sie mal hören."
„Ein anderes Mal vielleicht. Wir sehen uns bestimmt nachher noch.", meinte sie dann, weil ihr die Situation wahrscheinlich zu unangenehm wurde.
Nachdem sie gegangen war, stellte mich Niall noch ein paar anderen Leuten vor. Drunter waren zum Beispiel sein ehemaliger Bandkollege Zayn und seine Freundin Gigi als auch Selena Gomez und Shawn Mendes. Alle schienen wirklich richtig nett zu sein und mit der Zeit machte mir die Party sogar Spaß. Ich zog nicht mehr nervös an meinem kurzen Kleid herum, stattdessen lachte ich viel und tanzte mit El und Hayley. Auch die Jungs zogen wir irgendwann auf das Parkett, nachdem sie ein bisschen was intus hatten, außer Niall, der noch nicht viel getrunken hatte. Trotzdem scheute er sich nicht davor, mit uns zu tanzen.
Eng umschlungen tanzten Niall und ich etwas weiter abseits der anderen. Ich sah kurz zur Bar rüber. Dort unterhielt sich Harry schon den ganzen Abend angeregt mit Lexie, wenn sie nicht gerade Cocktails zusammenmixen musste. Ich habe noch nie gesehen, wie Harry ein Mädchen jemals so angestrahlt hatte. Ich lächelte kurz, ehe ich mich wieder zu Niall wandte.
Seine blauen Augen strahlten und zogen mich wie immer in ihren Bann. Sie beförderten mich direkt in eine andere Welt, eine Fantasiewelt. Darin gab es nur ihn und mich. Es wirkte wie eine kleine Luftblase. Wir brauchten nur uns, nichts anderes und das machte diesen Ort so besonders und magisch für mich. Ich kuschelte mich einfach an seine Brust und legte meinen Kopf auf seiner Schulter ab. Ich atmete den Duft seines Aftershaves ein und genoss diesen Moment mit ihm. Seine Nähe, seine Wärme und seine Berührungen waren wie eine Droge für mich und das Verlangen danach wurde immer größer.
Doch unsere Zweisamkeit wurde plötzlich unterbrochen, als ich von jemandem angerempelt wurde. Ich ging zwei Schritte zur Seite, um zu sehen, wer es war. Ich verdrehte nur die Augen, als ich vor mir Ellie sah und seufzte innerlich, als ich sah, wie sie Niall ansah. Kapiert sie es einfach nicht, dass er keine Gefühle für sie hat und sie einfach nur Freunde sind? Anscheinend ja nicht.
„Oh sorry. Ich hab euch nicht gesehen.", entschuldigte sie sich und setzte ein Lächeln auf, was auf mich ziemlich falsch wirkte.
„Ja genau.", erwiderte ich etwas ironisch.
„Kommt nicht wieder vor.", entschuldigte sie sich wieder.
„Schon okay. Wir wollten jetzt sowieso gehen.", meinte Niall.
Total irritiert und fragend sah ich ihn an. Er flüsterte mir einfach nur ins Ohr: „Wir gehen irgendwo hin, wo wir ungestört sind."
„Was? Ihr wollt schon gehen?", fragte Ellie enttäuscht.
„Ja leider. Wir haben morgen früh noch ein Interview.", antwortete Niall und machte Anstalten zu gehen.
„Ich komme gleich nach. Ich muss nur noch mal schnell auf Toilette.", informierte ich ihn.
Er drückte mir schnell einen Kuss auf die Stirn, ehe er sich vom Gastgeber verabschiedete. Ich machte mich auf den Weg in Richtung Badezimmer und kurz bevor ich die Tür aufmachen wollte, stellte sich mir Ellie in den Weg. Wütend starrte sie mich nun an.
„Was willst du von mir?", fragte ich sie genervt.
„Dass du meinen guten Freund in Ruhe lässt, bevor du ihm noch weh tust oder ich ihm sagen muss, dass du nur auf seine Berühmtheit abfährst.", antwortete sie mit einem gespielt süßem Lächeln.
„Ach ja? Du weißt ja so viel über mich. Das schockiert mich jetzt, dass du mich durchschaut hast.", erwiderte ich ironisch, „Aber ich glaube eher, dass du nur eifersüchtig bist, weil er nicht dich liebt und er nur mit dir befreundet sein will. Man erkennt es an deinem Blick, wie du ihn ansiehst, Ellie. Du kannst mir nichts vormachen. Du stehst einfach immer noch auf ihn."
Ihr Blick war jetzt einfach klasse. Ich rauschte an ihr vorbei in Richtung Haustür, wo Niall bereits auf mich wartete.
Kaum waren wir in seinem Hotelzimmer angekommen, suchte ich sogleich die Toilette auf, weil ich auf der Party ja verhindert wurde.
Ich stand gerade am Waschbecken, um mir etwas Wasser ins Gesicht zu schmeißen, als sich zwei starke Arme um meine Taille schlangen und dieser jemand meinen Hals mit Küssen besetzte. Mit einem Grinsen im Gesicht drehte ich mich zu Niall um, der mich dann schlagartig schelmisch angrinste.
„Dein Kleid stört mich gerade irgendwie ein bisschen, auch wenn du heute Abend wunderschön aussahst.", flüsterte er mir mit seiner rauen Stimme ins Ohr. Sein Atem streifte meine Wange und ließ mich kurz stocken.
„Wenn es dich doch so stört, warum änderst du das dann nicht?", fragte ich ihn.
„Alles zu seiner Zeit."
Und schon befanden sich seine Lippen auf meinen. Der Kuss war von Anfang an fordernd und voller Verlangen gewesen. Auf dem Weg aus dem Badezimmer zum Bett knöpfte ich sein Hemd auf, das irgendwo auf dem Boden landete.
Nachdem Niall uns beide auf das Bett gezogen hatte und ich nun auf ihm saß, wanderten seine Hände zu dem Reißverschluss des Kleides an meinem Rücken. Seine Hände strichen mir über den nackten Rücken, was mir eine leichte Gänsehaut verpasste. Überall, wo er mich berührte, kribbelte meine Haut. Ich blendete alles um uns herum aus. Es gab nur ihn und mich. Ich spürte das Verlangen mit jeder Berührung mehr in mir hoch kriechen. Der Kuss wurde noch fordernder und intensiver. Mein Herz brannte und meine Adern schienen zu explodieren.
Mir wurde ganz warm und irgendwie störte mich mein Kleid nun auch ein bisschen. Da Niall der gleichen Ansicht war, streifte er es mir über die Schultern und ließ es zu Boden fallen. Als ich wieder zu ihm aufsah, betrachtete er meinen Körper von oben bis unten, ehe seine Augen wieder meine fanden. In seinen Augen brannte das Feuer und ich hatte das Gefühl, dass sie dunkler geworden waren. Wir versanken wieder in einem heißen Kuss, während der restliche Stoff, der noch extrem störte, seinen Weg auf den Boden fand. Seine Berührungen waren so angenehm und das Verlangen so groß, dass ich mich Nialls Macht einfach total hingab.
Er schien es auch nicht länger auszuhalten und sah mich kurz an. Ich wusste ganz genau, was er mich fragen wollte, und ohne die Frage auch nur zu hören, nickte ich ihm zu. Ich vertraue ihm, ich liebe ihn. Das Gefühl, als wir uns vereinigten, ist einfach nicht in Worte zu fassen. Es war so, als wäre er ein Teil von mir und ich ein Teil von ihm und wenn eines davon fehlen würde, könnte das andere nicht weiter existieren. Die Leidenschaft, das Verlangen und die Liebe des anderen konnte man durch die kleinste Zärtlichkeit fühlen. Die Gedanken des anderen perfekt lesen und ergänzen. Wir verschmolzen zu einer Person und doch waren wir es nicht. Ich kann nur sagen, wie sehr ich ihn liebe.
Endlich ein neues Kapitel geschafft. Ich dachte schon, dass ich damit nie fertig werde.
Wie findet ihr Ellie und Lexie so?
Sorry, wenn ihr ein totale Fans von Ellie Goulding seid, aber hier wird sie eine etwas andere und spezielle Rolle spielen.
Ich wünsche euch einen guten Start in die Woche.
Chloe :)
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