19. Kapitel: Alone?

Ich hatte mich wohl gerade verhört oder? Ich soll David heiraten? Warum sollte ich genau das machen? Diego spinnt doch. Das ist alles bloß ein blöder Scherz. Doch David bewies mir, dass das alles kein Spaß war, weil er vor mir niederkniete und meine Hand in seine nahm.

Ich war total geschockt und konnte keine wirkliche Regung zeigen. Das ist einfach alles nur ein Albtraum. Meine Mum und Diego wollen mich verheiraten, damit sie mich los sind. Nico sind sie sowieso los, weil er in New York wohnt und höchstens zweimal im Jahr zu Besuch kommt.

Das war bestimmt Diegos Idee und ich weiß jetzt schon, auf was es hinauslaufen wird. Eine beschissene Zwangsheirat, weil ich David überhaupt nicht liebe, und das weiß Diego auch. Es kommt mir so vor, als sei das schon länger geplant. Warum auch sonst sollte Diego Niall sagen, dass er sich von mir fernhalten soll? Weil ich nämlich schon jemandem versprochen wurde, den ich nicht liebe, deren Familie viel Geld hat, spanisch, traditionell und kirchlich ist, einem Mann, der eine ordentliche, berufliche Kariere haben würde, nicht so wie Niall, der vielleicht 10 Jahre etwas von seiner Musiklaufbahn hat.

Eigentlich läuft eh alles darauf hinaus, dass mein Leben nur zerstört wird. Ich würde einen Mann heiraten, den ich niemals lieben könnte, allein schon nur, weil er einst mein bester Freund war. Damit würde ich zur Hausfrau werden, könnte meinen Lebenstraum nicht leben und dürfte in spätestens einem Jahr das erste Kind groß ziehen.

Das ist nach meiner Ansicht die falsche Richtung, die mein Leben einschlagen würde. Wahrscheinlich wäre es wie das Gefängnis damals. Ich wäre so eingeschränkt in meinem Lebenstil, dass ich mich vermutlich irgendwann dagegen wehren bzw. Selbstmord begehen würde. Das ist nicht die Vorstellung von meinem Leben.

David strich mir sanft über die Hand. War ja klar, dass er es toll fand, mich zur Frau zu bekommen, schließlich liebte er mich. Ich blickte durch den Raum. Nico warf mir einen sorgenvollen Blick zu, alle anderen sahen mich nur erwartungsvoll an.

„Was sagst du dazu, Lucia?", fragte meine Mum mich.

„Was? Wozu?", fragte ich komplett verwirrt.

„David hat dir eine Frage gestellt.", gab sie zur Antwort.

Ich hatte gar nicht bemerkt, dass und was er mich gefragt hatte, aber ich konnte mir denken was es war: „Maria Lucia Gomez willst du meine Frau werden?"

Nein!

Nein, das wollte ich nicht. Ich will mein Leben so leben, wie ich es will. Ich entriss David meine Hand und sah ihm mit einem entschuldigenden Blick an.

„Ich kann das nicht. Es tut mir leid... sorry.", murmelte ich und rannte in den Flur, wo ich schnell in meine Jacke schlüpfte und mit meinem Handy in der Hand durch die Tür eilte.

„Lucia!"

„Maria Lucia Gomez du kommst sofort zurück."

„Lucia, ich habe dich zu einer höflichen Person erzogen. Komm zurück."

„Cia"

Ich ignorierte alle Rufe und knallte die Tür hinter mir zu. Schnell lief ich durch das Viertel, völlig orientierungslos, aber es war mir egal wohin, einfach nur weg. Tränen rannen mir über meine Wangen und es interessierte mich nicht, wie verstört mich die Menschen ansahen, an denen ich zu so später Abendstunde vorbeilief.

Mir war es gerade auch so egal, was jetzt Davids Eltern von mir hielten. Meine Mum hatte mich ja gut erzogen und schämte sich gerade für mein Verhalten, zumindest kannte ich sie nur so. Diego würde mich am liebsten wieder zusammenschlagen und mich erniedrigen, weil er solch einen Spaß dabei hatte, mein Leben zu zerstören. Und Nico, ja Nico konnte mir auch nicht weiterhelfen, so gerne er es auch möchte.

Ich ließ mich auf eine Bank fallen und vergrub meinen Kopf in meine Hände. Würde ich mich jetzt im Spiegel ansehen, könnte ich die rot verquollenen Augen gleich als erstes erkennen. Aber jetzt war mir das so was von egal. Eigentlich war mir gerade alles egal. Ich wollte nur nicht wieder nach Hause, wenn man es überhaupt so nennen kann, wo alle anderen von mir verlangten, dass ich Davids Frau werde und mir damit meine komplette Zukunft verbaue.

Ich kann es einfach immer noch nicht glauben, dass sie es schon so lang geplant hatten. Wie konnte meine Mum da zustimmen, ohne sich auch nur Gedanken darüber zu machen, wie ich das finden würde. Sie war doch immer diejenige, die meinte, ich solle auf mein Herz hören und auf die Liebe vertrauen. Eine Zwangsheirat! Wie hirnverbrannt musste man sein, um auf diese Idee zu kommen.

Ich brauchte jetzt jemanden zum Reden. Hayley war gerade erst nach Hause gekommen und würde jetzt im Bett liegen, weil sie einfach ihren Schönheitsschlaf brauchte. Niall, Niall wollte ich eigentlich nicht anrufen, denn er würde sich zu viele Sorgen um mich machen.

Da fiel mir ein, dass Louis gesagt hatte, ich könnte ihn immer anrufen und er hätte immer Zeit für mich. Also griff ich nach meinem Handy und wählte Louis' Nummer aus meiner Kontaktliste. Ich dachte schon, dass er nicht rangehen würde, weil es so spät war.

„Cia, weißt du, wie spät es hier ist?", fragte er müde und ich hörte, dass er kurz gähnte, aufstand und sich leise aus dem Zimmer bewegte.

„Sorry Lou...Aber ich brauch gerade echt einen guten Freund.", entschuldigte ich mich bei ihm.

„Was ist denn passiert?", wollte er wissen.

„Heute war bei uns zu Hause eine Art Geschäftsessen. Nur stellte sich heraus, dass es eher ein Verlobungsessen war. Diego will mich mit David, einem ehemaligen Freund von mir, der mich liebt, ich aber ihn nicht, verheiraten. Gegen meinen Willen soll ich David heiraten.", erzählte ich ihn die wesentliche Situation.

„Eine Zwangsheirat?", fragte er ungläubig nach, „Aber du hast doch nicht vor... Was wird aus Niall?"

„Ich werde David ganz bestimmt nicht heiraten, egal was Diego von mir verlangt. Er kann mich mal.", meinte ich.

„Gute Einstellung. Kommst du auch ohne mich dort klar?", fragte er.

„Du würdest herkommen?", antwortete ich stattdessen.

„Natürlich doch. Wir würden diesem Diego zeigen, wo es langgeht.", meinte Louis und ich musste schmunzeln.

„Aber würde Simon euch das nicht übel nehmen?"

„Ach der, der soll bloß froh sein, dass wir dann nicht einen anderen Plattenvertrag unterschreiben.", gab Louis zurück, als würde es ihn überhaupt nicht interessieren.

„Na dann. Aber ich glaube ich sollte wieder nach Hause, bevor meine Mum noch einen Suchtrupp losschickt.", erwiderte ich.

„Pass bloß auf dich auf. Ich möchte nicht von Niall verprügelt werden, weil ich dir falsche Tipps gegeben habe und du deswegen nicht heil zu ihm zurückkehrst.", entgegnete Lou und gähnte wieder.

„Dann geh bloß schlafen, bevor du morgen nicht ordentlich funktionierst.", forderte ich ihn auf.

„Sagst du, die um 2 Uhr am Morgen noch durch ganz Barcelona wandert."

„Ja, ja, ich geh ja schon.", meinte ich.

„Ruf mich morgen.. äh heute nach der Beerdigung deiner Grandma nochmal an.", bat er mich.

„Ja, mach ich, versprochen. Schlaf gut, Lou!", verabschiedete ich mich von ihm und legte auf. Dann trat ich den Rückweg nach Hause an.

Als ich vor unserem Haus stand, fand ich, dass es das Beste war, dass ich die Hintertür benutzte, um ins Haus zu gelangen. So schnell, wie es ging, lief ich die Treppe zu meinem Zimmer hoch, damit es niemand merkte. Doch als ich mein Zimmer betrat, saß jemand auf dem Bett und ich wollte schon kehrt machen.

„Wo warst du, Lucia?", fragte meine Mum und sah mich an. Ihre Blicke durchbohrten schon fast meinen Rücken. Seufzend drehte ich um und verdrehte etwas die Augen.

„Weg!", antwortete ich kurz und knapp. Ich wusste, dass jetzt wahrscheinlich eine ganze Predigt folgen würde, so wie ich meine Mutter kannte.

„Es war ziemlich unhöflich, einfach so zu gehen. Was sollen denn Claudia und Victor von uns denken? So habe ich dich nicht erzogen Lucia. Unverschämtheit, einfach so abzuhauen, nichts zu sagen und noch nicht mal auf Anrufe oder Nachrichten antworten. So kenne ich dich nicht. Das ist nicht das Mädchen, das hier noch vor fast 7 Monaten gewohnt hat. Ich bin sehr enttäuscht von dir.", meinte sie.

„Mama! Dieses Mädchen bin ich auch nicht mehr. Die vielen Reisen und der Job haben mich zu der selbstbewussten Person gemacht, die ich jetzt bin. Und was Claudia und Victor von mir denken, ist mir egal. Ich werde David definitiv nicht heiraten. Wo ist meine Mum hin? Wo sind deine Prinzipien hin? Diego muss dir ja total das Hirn gewaschen haben. Du weißt ganz genau, dass Grandma so etwas nie für mich gewollt hätte. Du sagst, dass du von mir enttäuscht bist, das kann ich nur zurückgeben.", erwiderte ich ruhig, weil ich keine Lust hatte, mich um diese Uhrzeit mit einer Mum zu streiten.

Ehe sie etwas sagen konnte, fuhr ich fort: „Und jetzt würde ich dich bitten, mein Zimmer zu verlassen. Der Tag morgen wird anstrengend genug für mich werden."

Ohne ein weiteres Wort ging sie aus dem Zimmer und ich ließ mich erschöpft auf dem Bett fallen. Was für ein anstrengender Tag das doch war. Nach ein paar Minuten war ich auch schon eingeschlafen.

An diesem Morgen stand ich ziemlich früh auf, weil ich einfach nicht mehr schlafen konnte. Ohnehin hatte ich nicht gerade viel Schlaf gehabt. Ich bin bestimmt im fünfzehn Minutentakt aufgewacht. Ich habe mich hin und her gewälzt. Die Träume waren die schlimmsten. Irgendwann gab ich es auf, dagegen anzukämpfen und versuchte einfach zu schlafen, indem ich mir die ganze Zeit vorstellte, ich würde bei Niall im Bett liegen und er würde einen Arm um mich legen.

Allein schon nur der Gedanke, dass heute die Beerdigung meiner Grandma war, wühlte mich viel zu sehr auf. Zur Entspannung schnappte ich mir meine Gitarre und ging hinunter in den Pavillon, wo ich immer meiner Grandma Lieder vorgespielt hatte.

Ich setzte mich auf die Bank und spielte „Alone" von Alan Walker. Ich genoss die ersten Sonnenstrahlen, während ich dieses Lied so dahin spielte. Ich schloss meine Augen und konzentrierte mich ganz auf die Musik, sodass ich es gar nicht bemerken würde, wenn jemand kommen würde.

„Das war echt schön.", sagte jemand, als ich endete.

Ich öffnete meine Augen und blickte direkt auf ein rotes T-Shirt, dass sich um die Schultern spannte. Mein Blick glitt nach oben zu seinem Gesicht, um festzustellen, um wen es sich handelt.

Als ich erkannte, dass es David war, wandte ich mich ab und fragte nur kalt: „Was willst du von mir?"

„Reden.", kam es kurz zurück.

Hier ist das neue Kapitel.
Es tut mir wirklich leid, dass ich schon über einen Monat kein neues Kapitel geschrieben hatte. Jeder kennt ja die Vorweihnachtszeit, wo man viel zu tun hat, und kurz vor Weihnachten ist meine Familie etwas kleiner geworden,weshalb ich nicht schreiben konnte und die 2 Wochen nach den Ferien und auch jetzt noch haben die Lehrer uns mit Tests, Klassenarbeiten und Hausaufgaben überfüllt.

Ich hoffe, ihr könnt mir verzeihen und freut euch über dieses Kapitel.

Schöne restliche Woche

Chloe :)

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