7. Kapitel
Mit starken Kopfschmerzen und so müde, als hätte sie überhaupt nicht geschlafen, wachte Zeréna schließlich um kurz nach elf Uhr auf. Mit zusammengekniffenen Augen, um die Schmerzen besser ertragen zu können, sah sie sich um und wunderte sich, wo Candy war. Hatte sie nicht bei ihr übernachtet?
Gähnend schälte sie sich aus ihrer Bettdecke und machte sich auf den Weg zu der Kommode, in der sie ihre Kopfschmerztabletten aufbewahrte. Das würde vorerst reichen müssen. Während sie immer noch auf dem Schlauch stand, was den Aufenthaltsort ihrer besten Freundin anging, ließ sie den Rollladen hoch und machte sich daran, sich umzuziehen.
Und dann fiel ihr plötzlich wieder ein, was gestern passiert war.
Weisdu, dass ich schon ewig in dich verliebt bin.
Seine Worte hallten in ihrem Kopf nach und sie wurde schlagartig knallrot.
Verdammt, das konnte einfach nicht wahr sein. Vielleicht hatte sie das alles auch einfach nur geträumt. Ja genau, so musste es sein. Andernfalls würde sie Zane nichtmehr unter die Augen treten können.
Vorsichtig streckte sie den Kopf durch den Spalt zwischen Tür und Rahmen und sah sich im Flur um. Niemand zu sehen. Wo war Candy? Leise schlich sie die Treppen ins Erdgeschoss hinunter und hoffte, dass sie zuerst ihre beste Freundin entdecken würde, bevor sie auf Zane traf. Zu ihrem großen Glück saßen beide zusammen am Küchentisch und unterhielten sich.
Als Candy sie bemerkte, runzelte sie die Stirn. „Spielst du Ninja oder was wird das? Komm rein Schlafmütze, wir haben schon ohne dich gefrühstückt. Du hast ja ewig geschlafen."
Zeréna lachte verlegen und ihr Blick schweifte von Candy zu Zane, der entspannt mit den Unterarmen auf den Tisch gestützt an seinem üblichen Platz saß. Auf seinen Lippen lag ein Schmunzeln und es schien gerade so, als wäre nichts gewesen. Hatte sie doch alles nur geträumt?
Nachdenklich betrat sie die Küche und ging ohne ein weiteres Wort zum Kühlschrank, aus dem sie sich die Lasagne holte, die ihre Mutter vorgestern gemacht hatte. „Lasagne zum Frühstück?", fragte sie Zane lachend und Zeréna zuckte erschrocken zusammen.
„Ehm...ja, warum auch nicht. Brunch.", sagte sie und rang sich ein Lächeln ab, ehe sie sich zu den beiden anderen an den Tisch setzte. Wie konnte Zane nur so entspannt bleiben?
Hungrig machte sich Zeréna daran, die Lasagne zu essen, während sie von Candy mit Adleraugen beobachtet wurde. „Irgendwie bist du heute komisch.", murmelte sie nachdenklich und Zeréna verschluckte sich beinahe. Als Zane ihr auf den Rücken klopfte, machte es das Ganze nicht gerade besser.
„Komisch? Quatsch, wie kommst du denn darauf? Mir geht's prima, ich hab' nur ein bisschen Kopfschmerzen.", sagte sie schnell, nachdem sie aufgehört hatte, zu husten. Das Ganze war ihr wirklich mehr als nur unangenehm. Vermutlich würde sie Zane später darauf ansprechen müssen.
Candy wiederum streckte sich genüsslich. „Da du den ganzen Vormittag verpennt hast, ist uns nun leider nichtmehr allzu viel gemeinsame Zeit vergönnt. Mom holt mich in ner halben Stunde." Entsetzt sah sie ihre Freundin an.
„Was? Warum hast du mich denn nicht geweckt? Das ist ja furchtbar!", beschwerte sich Zeréna. Jetzt hatte sie kaum Zeit mit ihr verbringen können! Außerdem wollte sie im Moment keinesfalls mit Zane alleine sein. Sie wusste gar nicht, wie sie sich verhalten sollte.
„Doch, leider. Oma hat heute Geburtstag." Das Mädchen lachte entschuldigend und zuckte dann mit den Schultern. „Aber wir telefonieren. Und wir können ja in den nächsten Tagen mal wieder was machen. Dann kommst du mal zu mir." Zeréna schmunzelte leicht, auch wenn sie etwas traurig war. Sie hatten in den letzten Wochen einfach viel zu wenig gemeinsame Zeit gehabt.
Nachdem sie sich draußen noch ein wenig mit Zoe unterhalten hatte, waren die beiden schließlich weggefahren. „Das nächste Mal habt ihr sicher etwas mehr Zeit als heute. Das Ganze war nun mal etwas kurzfristig, aber da kann man leider nichts machen.", hatte Candys Mutter noch zum Abschied gesagt.
Seufzend ging sie die Auffahrt wieder hinauf zurück ins Haus und schloss die Tür hinter sich, wo sie auch schon von Zane erwartet wurde. Bevor sie wieder damit beginnen konnte, sich unnötig Gedanken zu machen, sah sie ihn Finster an. „Und du erklärst mir jetzt, was da gestern bei dir los war. Sonst kannst du gleich nach Hause gehen!"
Zane nickte nur. „Du bist der Boss. Auf ins Wohnzimmer." Ohne ein weiteres Wort drehte er sich um und ging tatsächlich in die Richtung des großen Raumes. Zurück ließ er eine verwirrte Zeréna. Hatte er gerade wirklich zugestimmt?
Kopfschüttelnd lief sie ihm nach und setzte sich gegenüber von ihm auf einen Sessel. Zane seufzte und sah sie mit einem gewissen Grad an Reue in seinem Blick an. Bereute er, was er gestern gesagt hatte? Würde er das Thema anschneiden?
„Erstmal wollte ich mich entschuldigen. Schon wieder. Das war eine ziemlich bescheuerte Aktion." Er fuhr sich nachdenklich durch die Haare und lehnte sich im Sofa zurück. „Ich hätte gestern nicht einfach abhauen sollen. Ich brauchte in dem Moment einfach schnell Abstand. Dass du auch einfach nicht akzeptierst, wenn ich nein sage."
Zeréna zog eine Augenbraue hoch. „Wolltest du mir dein Verhalten erklären oder mir Vorwürfe machen? Gestern sagtest du irgendwas von ‚Es liegt nicht an dir'. Aus dir wird man echt nicht schlau Zane. Auch sie lehnte sich zurück und seufzte, während sie Zane ganz genau beobachtete. Er sollte ja nicht auf die Idee kommen, ihr irgendwelche Märchen zu erzählen.
„Tut mir leid, das kam falsch rüber. Ich wollte eher sowas sagen, wie, dass ich in dem Moment nicht damit klargekommen bin. Und dann bin ich zu Cole gefahren und hab mit ihm über dieses und jenes geredet."
Der Name Cole ließ sie hellhörig werden. „Wie konntest du bitte so betrunken sein, wenn du nur bei Cole warst?", fragte sie skeptisch und Zane lachte.
„Vielleicht hatten wir ein paar Bier."
„Ein paar Bier zu viel meintest du wohl. Du warst komplett weg Zane. Das erklärt vielleicht auch die komischen Sachen, die du gesagt hattest. Meintest du irgendwas davon ernst?"
Sofort sah Zane sie alarmiert an. „Ich hab' was gesagt? Was hab' ich gesagt?", fragte er schnell und irgendwie war aus seiner Stimme ein nervöser Unterton heraus zu hören.
Verwirrt sah Zeréna ihn an. „Du kannst dich nicht erinnern? An gar nichts?" Sie wusste nicht so recht, ob sie glücklich darüber sein sollte oder ob das unangebracht war.
„Absolut nicht. Also lenk nicht vom Thema ab und sag mir, was ich gesagt hab!", forderte er sie auf und sah sie durchdringend an. Nun wurde Zeréna nervös. Warum hatte sie das Thema nur angesprochen?
„Nun, eigentlich hast du nur immer wieder betont, wie hübsch ich doch bin und dass du so viel Nettigkeit von mir gar nicht verdient hast." Sie legte so viel Selbstsicherheit in ihre Stimme, wie sie nur irgendwie konnte, dennoch fühlte sie sich sofort schlecht. Schnell verdrängte sie den Gedanken wieder. Sie wollte nur verhindern, dass Zane verletzt wurde. Eine Notlüge sozusagen.
Skeptisch musterte sie. „Und das war alles?", hakte er nochmal nach und sie nickte bekräftigend. Sofort entspannte er sich sichtbar. „Das ist doch nichts Neues, das sag ich dir andauernd. Siehst du, sogar halb ohnmächtig erkenne ich deinen wahren Wert.", frech grinste er sie an und Zeréna wurde ganz schwer ums Herz.
Zane hatte es nicht verdient, so von ihr angelogen zu werden. Und dennoch traute sie sich nicht, ihm davon zu erzählen, denn sie hatte Angst. Wovor genau, wusste sie auch nicht so genau. Vor der Wahrheit? Davor, ihm eine Antwort geben zu müssen und ihn damit zu verletzen?
Zane hatte definitiv etwas Besseres verdient, das war sicher. Und dennoch war sie so egoistisch und log ihn an, weil sie ihn nicht verlieren wollte.
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