6. Kapitel

„Zane?" Candy tätschelte ihm die Wange und verengte misstrauisch die Augen, während sie neben ihm auf dem Boden kniete. „Lebst du noch?" Nachdem sie ihm noch eine Weile auf seiner Backe herumgetätschelt hatte, stand sie seufzend auf. „Keine Chance, der schläft tief und fest. Ganz nebenbei hat er eine ziemliche Alkoholfahne, halte dich also besser von ihm fern falls er aufwacht."

Zeréna seufzte und musterte den am Boden liegenden Zane, unter dessen Kopf sie inzwischen ein Kissen gebettet hatte. „Ich kann ihn doch nicht einfach hier auf dem Boden liegen lassen. Er erkältet sich noch.", meinte sie besorgt.
„Da kannst du ja nichts dafür, er hat sich das selbst zuzuschreiben. Oder willst du ihn da hochtragen?" Candy deutete mit einer Kopfbewegung Richtung Treppe.

„Das Sofa würde ja schon reichen.", murmelte sie. Natürlich hatte ihre Freundin recht. Zane war einfach viel zu groß als das sie ihn hätten irgendwo hintragen können. Und schleifen wollte sie ihn auch nicht unbedingt.
„Hör mal, deck ihn einfach zu und dann gehen wir ins Bett. Wenn er aufwacht kann er selber aufs Sofa liegen.", schlug Candy vor.

Zuerst wollte Zeréna wiedersprechen, aber das war wohl die einzige Möglichkeit, die sie hatten. Aufwachen würde Zane sicher nichtmehr so schnell. Und morgen konnte er erstmal erklären, was das ganze hier zu bedeuten hatte!
Seufzend fuhr sie sich durch die Haare und nickte schließlich. „Du hast ja recht.", gab sie zu und erntete einen triumphierenden Blick von Candy.

„Geh schon mal vor und zieh dich um, nimm einfach irgendwas aus meinem Schrank. Du weißt ja, wo du alles findest." Candy klopfte ihr beim Vorübergehen auf die Schulter und pfiff leise vor sich hin, während sie die Treppen hinaufging und im ersten Stock verschwand.

Zeréna seufzte erneut. „Dann hole ich dir mal eine Decke.", sagte sie leise zu Zane, obwohl sie wusste, dass er sie nicht hören konnte. Im Wohnzimmer zog sie eine Schublade aus dem Regal und holte zwei flauschige Decken heraus, ehe sie damit zu Zane zurückkehrte.

„Dann wollen wir mal." Sie kniete sich hin und legte die Decken neben sich ab, ehe sie Zane zur Seite drehte, wie sie es beim Erste-Hilfe-Kurs gelernt hatte, damit sie die Decke unter ihn bekam. Sie stopfte die Decke ordentlich an seinen Rücken und drehte ihn dann auf die andere Seite, ehe sie die Decke ordentlich ausbreitete und das Kissen wieder vorsichtig unter seinem Kopf platzierte.

Schmunzelnd breitete sie die andere Decke über ihm aus. „Dann frierst du auch nicht, wenn du später aufwachst." Sie strich ihm die Haare aus dem Gesicht und fragte sich, warum er sich so betrunken hatte. War ihr Streit daran schuld?

Dann kam ihr das erste Mal der Gedanke, wie abgelegen sie wohnten. War Zane etwa mit dem Motorrad gefahren? Aber das hätte Zeréna doch gehört. Vielleicht hatte er sich ein Taxi genommen...
Kopfschüttelnd erhob sie sich wieder. Es würde ihr auch nichts nützen, sich darüber den Kopf zu zerbrechen. Morgen würde er ihr ohnehin alles erklären müssen. Sonst könnte er gleich wieder nach Hause gehen!

Gedankenverloren ging sie nochmal in die Küche, um sich ein Glas Wasser zu holen, was sie auf die Idee brachte, Zane auch Wasser hinzustellen. Er wusste zwar, wo die Küche war, würde sich aber sicherlich freuen, wenn sie ihm eines hinstellen würde. Also kramte sie in der kleinen Kammer neben der Küche herum, um nach den kleinen Wasserflaschen zu suchen, die sie immer im Haus hatten.

Als sie schließlich welche Gefunden hatte, hob sie triumphierend eine auf und drehte sich um, um die Kammer zu verlassen, erschrak jedoch zu Tode. Vor ihr stand ein ziemlich kaputt aussehender Zane. „Zane, um Gottes Willen, leg dich wieder hin! Du siehst total fertig aus!" Entschlossen schob sie ihn aus der Kammer, diesmal Richtung Wohnzimmer. „Leg dich auf die Couch, na los. Keine Wiederrede!"

Sie drückte Zane an den Schultern auf das Sofa. „Hinlegen. Und du bleibst da sitzen, bis ich wiederkomme, ja?" Skeptisch vernahm sie ein schwaches Nicken und stellte die Wasserflasche vor ihm auf dem Couchtisch ab. Schnell holte sie die Decken und das Kissen aus dem Flur und eilte zurück ins Wohnzimmer.

„Zera...was sagen.", murmelte Zane leise, der sich inzwischen hingelegt hatte.
„Das hat auch bis morgen noch Zeit Zane. Schlaf dich erstmal aus." Sie breitete die Decke erneut über ihm aus und kniete sich zu ihm runter. „Was machst du nur für Sachen."

Zane lächelte sie aus halb geschlossenen Augen matt an. Diesmal hatte er sich wohl wirklich ziemlich übernommen.
„Du bisso wunderschön.", sagte er leise und schloss die Augen. Was? Hatte sie das gerade richtig verstanden. Ungewollt fielen ihr die Worte von Candy wieder ein, obwohl sie diesen Unsinn nicht hatte glauben wollen. Er hatte sicher einfach nur zu tief ins Glas geschaut, das war alles.

Schläfrig öffnete er wieder die Augen und sah sie einfach nur an. „Weisdu, dass ich schon ewig in dich verliebt bin.", murmelte er mit. Es hörte sich so an, als wäre seine Zunge bleischwer.

Zerénas Herz setzte für einen Moment aus. Ihr Verstand akzeptierte die Worte nicht, die sie gerade gehört hatte. „Was? Verliebt?" Zane nickte schwach und plötzlich schlich sich eines seiner typischen Grinsen auf sein Gesicht. „Überraschung. Da bisdu baff, nh?" Aber Zane fielen immer mehr die Augen zu und man sah ihm an, dass er es schwer hatte, sich wach zu halten.

„Zane, du...du redest wirres Zeug, schlaf jetzt erstmal, wir können morgen darüber reden.", sagte sie sanft und versuchte zu verbergen, wie verwirrt und durcheinander sie gerade war. Hatte Candy also wirklich recht gehabt? Oder lag es am Alkohol.

Zane seinerseits schmunzelte mit geschlossenen Augen. „Des war wohl n Korb." Zeréna bleib einfach schweigend neben ihm sitzen und wartete, dass er auch wirklich eingeschlafen war und nicht noch irgendwelche Sachen vor sich hinmurmelte, ehe sie aufstand und nach oben zu Candy ging, die ihr einen kritischen Blick zuwarf.

„Hast du einen Geist gesehen oder was ist dir passiert?" Zeréna schüttelte nur den Kopf und zog sich schnell um.
„Ich bin einfach sehr müde. Lass uns morgen reden." Immer noch durcheinander schaltete sie das Licht aus und legte sich schweigend neben ihrer besten Freundin ins Bett. Wie sollte sie jetzt nur schlafen können?

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