Kapitel 2 Morgendämmerung

Als sie auf dem Hof ankamen, war es bereits 3 Uhr morgens. Jess war mit zum Hof gekommen, da sowieso geplant war, dass die zwei Mädchen um 9 Uhr eine gemeinsame Reitstunde haben sollten. Ihre Eltern würden sich also nicht wundern, wenn sie nicht da war.

Die beiden Freundinnen führten die drei Pferde zur Weide. Nuri und Polly durften nach dem Abzäumen und dem Kontrollieren der Hufe direkt dort hin.

„Und was machen wir jetzt mit ihr?", fragte Jess, „Ich meine, wir können sie ja nicht einfach dazu stellen, oder...?"

„Stimmt. Aber im Nordstall ist noch eine Box frei oder wir stellen sie in Pollys oder Nuris Box."

„Dann lass uns sie doch in Pollys Box stellen", entschied Jess.

Gesagt, getan. Im Schein ihrer Handytaschenlampen brachten sie die Stute in den Stall. Sie wollten weder, dass Emmas Vater Jack wach wurde noch die anderen Pferde mehr stören als nötig. Einige blubberten der Stute neugierig entgegen, andere sprangen erschrocken auf. Nur einige wenige blieben liegen.

„Tut mir Leid Merkur, ich wollte dich nicht wecken. Bleib einfach liegen Mille, alles ist gut.", flüsterte Emma zwei Ponys zu. Sie holte noch schnell etwas Futter, während Jess nach einer passenden Abschwitzdecke suchte. Mit einem Arm voll Heu und dem Handy in der Hand, war es gar nicht so leicht, die richtige Box zu finden. Doch letztendlich fand Emma diese recht schnell, immerhin kannte sie den Stall wie ihre Westentasche.

„Und was machen wir jetzt? Wollen wir wie geplant hier schlafen oder gehen wir doch rein? Es ist echt kalt geworden", wandte sie sich an Jess.

„Also, wenn es für dich ok ist, würde ich trotzdem gerne hier schlafen", antwortete ihre Freundin.

„Klar! Holst du dann noch zwei Extradecken für uns? Ich überprüfe eben noch Nuris Box."

Emma hatte schon vorsorglich zwei Schafsäcke im Stall deponiert und Nuris Box ausgemistet. In dieser lag nur noch ein relativ frischer Haufen, da Nuri kurz vor ihrem Ausflug noch einmal geäppelt hatte. Emma sammelte diesen schnell ein und streute noch eine weitere Schicht Stroh über die Stelle. Das restliche Einstreu war aber zum Glück sauber und trocken, sodass sie sich schnell hinlegen konnten.

Als um 5:00 Uhr Jess' Handywecker klingelte, sah die Stute nicht mehr aus wie ein Dämon. Nur ihr Fell war noch struppig. Allerdings sah es um einiges schöner aus, als die zerzausten Haare der schlaftrunkenen Mädchen, in denen zusätzlich noch einige Strohhalme hingen.

„Hast du gut geschlafen?", fragte Jess. „Nein überhaupt nicht. Die Pferde waren irgendwie sehr laut und ich meine, wir haben knapp zwei Stunden geschlafen. Ich glaube, ich wäre weniger müde, wenn ich gar nicht geschlafen hätte", behauptete Emma.

Quietschend öffnete sich die Stalltür und es ertönten tapsende Schritte, die in ihre Richtung kamen. Dann hörten sie ein schnüffelndes Geräusch, bevor sich eine schwarze Hundenase durch den Türspalt schob, gefolgt von einer Pfote. Diese schob die Tür nun gänzlich auf und eine Golden Retriever Hündin kam mit wedelndem Schwanz herein.

„Guten Morgen Lola! Wo hast du denn Mona gelassen?", begrüßte Emma sie gähnend. Mona war Lolas einjährige Tochter, die als einzige aus dem Wurf nicht verkauft worden war. Ihr Vater war ein Berner Sennen Hund aus dem Dorf und sie sah ihm sehr ähnlich.

Immer noch müde, schälten Emma und Jess sich aus ihren Schlafsäcken und liefen zitternd zu der Stute herüber. Warum war es morgens immer so schrecklich kalt? Dann nahmen sie ihr die Abschwitzdecke ab und begannen, ihr Fell zu bürsten. Zum Glück wärmte diese Arbeit sie etwas. Erst jetzt bemerkten sie eine blutige Schramme am rechtem Hinterbein, bei der Emma vermutete, dass diese der Grund ihrer gestrigen Panik war.

Lola hatte beide Pfoten auf den oberen Rand der Holzwand gestellt und blickte nun interessiert herein. Nach einer Weile kam auch Mona dazu. Doch schon nach kurzer Zeit wurde es der jungen Hündin zu langweilig und sie forderte ihre Mutter schwanzwedelnd zum Spiel auf.

Bis jetzt hatte die Stute sich nicht an den Hunden gestört, doch das Geraufe auf der Stallgasse machte sie nervös, also warf Emma die beiden hinaus. "Diese verrücken", schimpfte sie grinsend. Dann kehrte sie zu ihrer Arbeit zurück.

Während Jess der Stute einige Kletten aus Fell und Langhaar bürstete, tastete Emma das Hinterbein des Pferdes ab, um sicher zu gehen, dass sie keinen Bruch hatte. Da die Stute nicht gelahmt hatte, war dies sehr unwahrscheinlich, aber Emma wollte sicher gehen.

Beim Zukunftstag, den ihre Schule jährlich veranstaltete, war sie bei einem Tierarzt, der ihr zeigte, wie man Gliedmaßen von Hunden abtasten musste, um einen Bruch festzustellen. Bei Pferden konnte das doch nicht so anders sein, oder? Emma war zwar kein Profi, aber sie ertastete nichts auffälliges, weshalb sie eine einfache Heilsalbe holte und sie auf die Schramme strich. Wenn sie Glück hatten, war diese schon bald verheilt. Trotzdem würden sie später einen Tierarzt anrufen.

Nachdem sie sie ausgiebig geputzt hatten, rannten Emma und Jess hinüber zum Haus. Dort kletterten sie durch das von Emma offengelassene Fenster in Emmas Zimmer, zogen sich um, sammelten sich das Stroh aus den Haaren und schlurften dann in die Küche.

Gegen 6 Uhr kam Emmas Vater herein. Er wunderte sich nicht, weshalb Jess mit am Frühstückstisch saß, war er es doch gewohnt. In den Ferien und am Wochenende wohnte Jess beinahe bei ihnen, daher lag eine Zahnbürste für sie im Badezimmer und ein kleines Fach in Emmas Schrank war mit Klamotten von ihr gefüllt. Ihm war es recht, solange sie sich mit um die Pferde kümmerte und keinen Ärger machte. Und das tat sie, beziehungsweise das tat sie nicht.

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Nach über 2 Jahren Überarbeitung (WTF?) mehreren Schreibblockaden und vielen Harry Potter Fanfictions geht es hier jetzt endlich weiter. Ich hoffe ihr freut euch :)

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