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Ich kaute auf meiner Lippe herum. Was war heute nur für ein Tag? Ein komischer, da war ich mir auf jeden Fall sicher.

Alles begann damit, das ich die Kette fand ... Oder fand sie mich? Oje, es ist ja so was von kompliziert etwas zu erzählen, was bereits vorbei ist. Das hätte ich nie und nimmer in meinem Leben gedacht.

Okay, fangen wir mal ganz von vorne an. Heute früh klingelte der Wecker. Lil, mein kleiner Bruder (Ich weiß es ist dämlich als Junge Lil zu heißen aber er heißt so) krähte schon früh am morgen tierisch laut meinen Namen.

"Emma, Emma!", schrie er.

Ich verdrehte die Augen und machte das ich aus dem Bett kam. Puh. So ein Lärm am schönen (ruhigen) frühen Morgen. Aber ich hatte mich an den Krach gewöhnt. Einen "ruhigen" Morgen gab es leider nicht.

Dann sah ich es. Das Fenster war offen.

"EMMA!!!", schrie Lil.

Ich ignorierte ihn. Etwas an dem Fenster zog mich magisch an ... Nur was? Ich musste es einfach herausfinden. Ich musste.

Ich ging langsam zum Fenster und passte auf, dass ich nirgendwo drauftrat. Mein Zimmer war klein. Obwohl klein noch nicht einmal der richtige Ausdruck für mein kleines Zimmer war. Es war einfach  ... einzig!

Jetzt war ich endlich da. Am Fenster. Es war das einzige schöne an meinem Zimmer. Es glitzerte in allen Farben des Regenbogens. Ja, es glitzerte. Aber heute glitzerte es noch zehn mal mehr. Denn da war etwas. Das etwas hing am Fenstergriff. Es war silbern. Und hatte eine lange Schnur dran. Was heißt da Schnur ... Es war eben ein Band wie von einer Kette. Oder eher gesagt: Es WAR auch eine Kette. Und es ist auch immer noch eine Kette. Sie glänzt wunderschön silbern und spiegelte die hell scheinende Sonne.

Vorsichtig löste ich sie vom Fenstergriff. Ganz vorsichtig, damit sie auch bloß nicht kaputt ging, denn sie ist sicher teuer. Ja, sie ist auch teuer ... Glaube ich. So viel habe ich noch nicht herausgefunden. Und dann sah ich endlich, wie schön die Kette aussah. Sie war einfach nur wunderschön.

Silbern war sie. Silberblau. Ich liebe schon immer blau. Schon solange ich denken kann. Silbern war mir bisher immer einfach nur viel zu teuer gewesen. Aber vielleicht ändert sich das ja schon ganz bald?

Und sie hatte ein Herz. Ganz vosichtig fuhr ich über seine Oberfläche. Sie war ganz glatt. So glatt wie ihr es euch sicher nicht mal im Traum vorstellen könnt. Es gab keine raue Stelle. Alles war ganz glatt. Glatt wie ... Keine Ahnung. Ich finde kein passendes Beispiel. Denn es gibt in der Welt der Homines ... Ich meine Welt der Menschen! Okay, jetzt bin ich auch schon durcheinader. Ich wollte doch VON VORN anfangen!

Auf jeden Fall war diese Kette wunderschön. Ich betrachtete sie lange. Das mein Bruder jetzt wie wild an meine Zimmertür klopfte beachtete ich nicht. Er war zum Glück noch zu klein als daser einfach so an meine Türklinke kam.

Dann sah ich es. Die Kette konnte man aufklappen! Zumindest sah es so aus ... Aber man konnte sie auch wirklich aufklappen, dass weiß ich jetzt. Und ich weiß auch, dass ich diesen Schritt den ich getan habe noch bereuen werde.

"EMMA, MACH AUF!", schrie Lil.

Ich ignorierte es natürlich. Ganz bestimmt nicht würde ich ihm jetzt einfach so den Zutritt zu meinem Zimmer gewähren.

"Nein", rief ich deshalb zurück. 

Ich wusste ganz genau, dass er jetzt zu unseren Eltern rennen würde und mich verpetzten würde, dass ich ihn schon wieder nicht reinließ. Aber das war mir im Moment völlig egal. Obwohl es mich sonst immer total aufregte. Denn bis Lil mit seinen winzig kleinen Füßen zu Mami und Papi (Ich nenne sie sonst natürlich nicht so. Das mache ich nur für Lil) ist, habe ich die Kette schon längst irgendwo versteckt.

Aber so passierte es nicht. Sondern anders. Ich frage mich bis jetzt noch immer, wie es dazu kam, das Lil nicht das übliche tat.

"Du bist gemein!", sagte er laut und krabbelte davon. Also ich hörte das er halb auf dem Boden krabbelte und halb lief.

"Tschüss!", flüsterte ich ihm leise hinterher. Obwohl flüstern ja eigentlich so gut wie immer leise ist, oder kann man auch laut flüstern?

Dann wandte ich mich wieder der Kette zu. Sie sah eigentlich immer noch haargenau so aus wie vorher. Sie glitzerte silberblau in der Sonne und war ganz glatt. Glatter als alles in der Welt der Menschen.

"Öffne mich, öffne mich!", hörte ich plötzlich eine Stimme, und es schien mir so als würde sie wirklich aus der Kette kommen.

Aber das konnte nicht sein. Seit wann konnten Ketten denn bitte sprechen? Von so etwas hatte ich echt noch nie gehört.

"Öffne mich, öffne mich!", wiederholte die Kette, und es schien mir jetzt zum zweiten mal so, als würde die Stimme aus der Kette kommen.

"Okay", sagte ich.

Ich würde wohl der Kette vertrauen müssen. Obwohl ... Warum hatte ich das denn eigentlich getan? Seit wann vertraute ein normaler Mensch einer Kette? so etwas tat doch wirklich echt niemand!

"Doch, ich", sagte ich jetzt leise und etwas jammernd klingend. "Ich, Emma-Lilia Mortem mache so etwas ... Beklopptes eben."

Dann öffnete ich die Kette. Ich dachte etwas gutes würde folgen. Aber das tat es nicht. Ich hätte weiterhin normal leben können ... Aber so hatte ich alles verloren. Alles, was mir vorher nicht besonders viel wert gewesen war. Aber auch alles andere. Denn jetzt gab es für mich nur noch einen Gedanken. Einen einzigen.

Denn die Kette hatte mein normales Leben völlig verändert.

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