Kapitel 69

Plötzlich habe ich das Gefühl, nicht mehr richtig Luft zu bekommen. Mir wird leicht schwarz vor Augen und alles dreht sich. Geschockt fahre ich ihm Bett hoch und - fange an zu lachen.
Harry sitzt hellwach neben mir im Bett und hat mir wohl die Nase zugehalten, damit ich aufwache. "Kannst du mich das nächste Mal bitte etwas sanfter wecken?", frage ich ihn genervt, aber dennoch gut gelaunt. Er grinst mich verschmitzt an und gähnt einmal herzhaft. Ich reibe mir über die Augen und strecke mich. "Tut mir leid, aber mir war langweilig und es hat sich so angeboten", entgegnet er. - "Na toll", grummle ich. Harry gibt mir einen kurzen Kuss. "Dr. Carter war vorhin kurz da und hat sich meinen Bauch angesehen. Aber weißt du was das Beste ist?", sagt er mit einem zufriedenen Lächeln auf den Lippen. - "Schieß los", fordere ich ihn auf.

"Erstens: Ich darf endlich duschen. Zwar nur mit Begleitung aber besser als nichts. Und Zweitens: Ich werde heute Mittag auf die Normalstation verlegt", erzählt Harry fröhlich. - "Wirklich? Das ist ja super! Dann geht es ja endlich bergauf mit deiner Gesundheit!", entgegne ich begeistert. Inzwischen ist Sonntagmorgen. Die Ärzte wollten Harry bis jetzt nicht auf die Normalstation verlegen. Es gab zwar keine Komplikationen mehr, aber sie wollten weiterhin seinen Gesundheitszustand unter Kontrolle behalten.

"Ja, scheint so. Sie wollen mich aber trotzdem noch ein paar Tage hier lassen", meint Harry. "Und Louis, bitte versprich mir etwas". Ich sehe ihn abwartend an. "Bitte geh heute mal wieder nach Hause. Ich kann nicht von dir erwarten, dass du immerzu bei mir sitzt. Du musst auch wieder zur Uni und es geht mir ja jetzt besser. Ich komme schon klar", bittet er mich. Seufzend nicke ich. "Na gut, ich gehe heute Abend heim, einverstanden?"
Harry nickt zufrieden. "Und ich wollte dich noch etwas fragen", meint er zögerlich und bekommt mal wieder rote Wangen.

"Was denn?"

"Meinst du, du könntest mir... vielleicht beim Duschen helfen? Also du musst natürlich nicht, aber bei einer Krankenschwester wäre es mir zu...ich weiß nicht wie ich es sagen soll."

Sofort nicke ich. "Klar, natürlich helfe ich dir. Ich freue mich, dass du mir soweit vertraust".

Während Harry sich nochmal hinlegt, um ein bisschen zu schlafen, räume ich bereits seine Sachen zurück in seine Tasche. Dann gehe ich raus, nehme mir aus dem Automat einen Kaffee und rufe Niall an.

"Hey, meldest du dich auch mal wieder? Ich habe dich schon vermisst. Es gibt in den Mittagspausen niemanden mehr, der sein Essen freiwillig mit mir teilt. Wie geht es Harry?", werde ich begrüßt. Ach ja, wie sehr vermisse ich doch Niall, die Labertasche. "Ja, ich kam bis jetzt nicht wirklich dazu, ich darf in Harrys Zimmer nicht telefonieren. Aber ihm geht es schon besser. Die Niere scheint wohl bis jetzt gut zu funktionieren. Harry wird später auf die normale Station verlegt und darf auch duschen und normales Essen zu sich nehmen", erzähle ich.

"Das freut mich. Liam und Zayn fragen auch ständig, wann sie ihn mal besuchen können, aber vielleicht geht das ja dann die nächsten paar Tage. War Anne in der Zwischenzeit mal da?", fragt mein bester Freund. - "Ja, gestern. Du hättest mich ja mal vorwarnen können, ich habe einen Schock erlitten, als ich erfahren habe, dass sie Harrys Mum ist. Und weißt du, was das Schlimmste daran ist?"

"Nein, was denn?"

Ich schaudere, wenn ich an Jacks bloßen Anblick denke. "Ich kenne Harrys Stiefvater. Ich bin ihm schon persönlich im Restaurant begegnet. Und ich sag dir eins: vor dem muss man wirklich Angst haben", erzähle ich. - "Scheiße, wirklich? War das bevor du mit Harry zusammen warst oder danach?"

"Gott sei dank noch davor. Ich glaube sonst hätte er mir gleich den Kopf abgerissen", entgegne ich und schaue aus dem Fenster, das auf einen kleinen Park zeigt. Einige ältere Leute mit Rollstühle sind unterwegs, aber auch Jüngere mit Krücken. Alle versuchen möglichst einen Platz in der Morgensonne zu ergattern. Zwischendurch ertönt immer mal wieder eine Krankenwagensirene.

"Das glaube ich auch. Warst du denn inzwischen mal Zuhause?", fragt Niall mit einem wissenden Ton in der Stimme. - "Ähm... nein? Aber ich musste Harry versprechen, den Abend heute Zuhause zu verbringen und morgen wieder in die Uni zu gehen", gebe ich kleinlaut zu. Niall seufzt. "Ich würde ja jetzt gerne eine Standpauke halten, aber ich bin gleich noch mit Liam und Zayn verabredet. Richte Harry viele Grüße aus und bis morgen in der Uni, ja?"

"Ja, mache ich. Bis dann", verabschiede ich mich.

Ich schnappe noch ein wenig frische Luft und gehe danach zu Harry zurück. Er ist inzwischen wieder wach. Dr. Carter und zwei Krankenschwester sind bei ihm. Anscheinend wird er wohl verlegt. "Hallo Dr. Carter", begrüße ich sie. "Guten Morgen. Wir bringen Ihren Verlobten jetzt auf die Station. Könnten Sie vielleicht seine Tasche nehmen?" Ich nicke und laufe dann hinter ihnen her.

Irgendwann kommen wir an Harrys Zimmer an - Gott sei Dank ein Einzelzimmer. "Ich habe gehört, Mr. Styles möchte, dass Sie ihm beim Duschen helfen?", fragt mich die Ärztin. Als ich bejahe, erklärt sie mir, was ich beachten muss. "Sollte Harry auch nur kleine Anzeichen von Schwindel aufweisen, bringen Sie ihn bitte sofort wieder ins Bett. Außerdem müssen Sie auf die Nähte achtgeben, dass diese nicht aufgehen, sowohl am Bauch als auch im Analbereich. Stefanie bringt Ihnen gleich eine Lotion, mit der Mr. Styles sich waschen kann, die die Wundheilung nicht beeinträchtigt. In der Dusche ist ein kleiner Absatz, auf den Ihr Verlobter sich bei Bedarf hinsetzen kann, falls er nicht genug Kraft hat. Und danach soll er sich bitte wieder ins Bett zurücklegen", erklärt sie mir. Warum schreibt sie mir nicht gleich ein ganzes Buch, vielleicht wäre das schneller gegangen. Aber naja, ich beschwere mich nicht, sondern suche aus Harrys Schrank, den ich bereits eingeräumt habe, frische Klamotten heraus. Er darf nun wieder richtige Boxershorts und Jogginghosen tragen, das wird ihn bestimmt freuen.

"Bereit?", frage ich ihn dann, als er mich vom Bett aus erwartend anschaut. Harry atmet einmal tief durch und schlägt dann die Bettdecke zurück. "Bereit".

Ich lege seinen Arm um meine Schulter und stütze ihn bis zum Badezimmer, das nur wenige Schritte entfernt ist. Die versprochene Lotion steht schon bereit, ebenso wie ein extra weiches Handtuch. "Louis?", fragt Harry plötzlich schüchtern, ohne mich anzusehen. Verwirrt sehe ich ihn an. "Ja?" Harry fährt sich einmal nervös durch die Haare und blickt mir dann in die Augen. "Meinst du... also könntest du... ähm vielleicht mit mir unter die Dusche? Ich komme mir sonst so blöd vor", gesteht er und bringt mich damit zum Lächeln. "Dir muss nichts unangenehm sein, Baby. Aber klar, wenn du dich damit besser fühlst, komme ich natürlich mit. Ich hätte eine Dusche eh dringend nötig. Kann ich mir dann vielleicht neue Klamotten von dir leihen?", frage ich. - "Klar, such dir dann etwas aus".

Ich ziehe mir mein Shirt über den Kopf und - um Gottes Willen, die Dusche ist wirklich dringend nötig. Ebenso müsste ich mich mal wieder rasieren, mein Dreitagebart ist inzwischen mehr als überfällig. Er ist jetzt schon ein Sechstagebart. Ich streiche mir unzufrieden übers Kinn und verziehe das Gesicht. "Schau nicht so angewidert, du siehst trotzdem noch gut aus", sagt Harry und grinst. - "Wenn du meinst", entgegne ich wenig überzeugt und lasse meine Jogginghose auf den Boden fallen. Harry starrt mich an und lässt seinen Blick über meinen halbnackten Körper schweifen. "Weißt du was komisch ist?", fragt er plötzlich. Ich sehe ihn fragend an.

"Ich hätte eigentlich gedacht, dass mich in Zukunft jeder halbnackte Mensch, der vor mir steht anwidern wird. Oder dass ich Angst habe und ständig... daran denken muss. Aber naja... bei dir ist das irgendwie nicht so", gesteht er und wird rot im Gesicht. Dieses mal übertragen sich seine roten Wangen sogar auf mich. Es bedeutet mir wahnsinnig viel, das von ihm zu hören. Ich hatte mir im Voraus bereits Gedanken gemacht, wie er reagieren wird, wenn ich nackt neben ihm unter der Dusche stehe. Ich hatte mir schon überlegt, einfach meine Boxershorts anzulassen. "Das ist toll, Hazza", sage ich und lächle ihn glücklich an, was er erwidert.

Ich sehe, wie er etwas zögert und sich wohl nicht ganz traut, sein Nachthemd auszuziehen. Klar, wir haben uns bereits zweimal nackt gesehen, aber da waren wir entweder nicht in Zweisamkeit oder die Umstände haben es nicht zugelassen, den Körper des anderen genauer unter die Lupe zu nehmen. "Bei drei?", frage ich deshalb und zeige auf sein Nachthemd und meine Shorts. Er nickt scheu. "Eins", zähle ich. "Zwei", sagt Harry. "Drei", flüstern wir gemeinsam und entkleiden uns vollständig. Als ich meine Boxershorts zur Seite geschmissen habe und mich wieder aufrichte, bin ich geplättet von Harrys Aussehen. Auch er starrt mich an und mustert meinen Körper neugierig. "Fuck bist du heiß", bringt er hervor. "Das kann ich nur zurückgeben", gestehe ich.

Trotz seiner Naht am Bauch ist sein dieser immernoch definiert. Er ist nicht zu muskelbepackt aber auch nicht zu wenig - eigentlich genau perfekt. Auch wenn sein Körper immernoch von abheilenden Hämatomen und Wunden übersäht ist, mindert das seine Schönheit keineswegs. Die zahlreichen Handabdrücke am Leistenbereich sind noch ein wenig zu sehen, ebenso wie das Würgemal, aber sie verblassen immer mehr. Ich habe ungelogen noch nie einen so wunderschönen Mensch gesehen. Mein Blick wandert weiter runter und... okay, ich gehe nicht genauer darauf ein. Mir fällt sowieso nur ein Wort dazu ein. Riesig.

Ich betrachte sein Tigertattoo auf Harrys Oberschenkel, da es meistens durch seine Boxershorts beziehungsweise Badehose verdeckt ist. "Es tat scheiße weh", sagt Harry, als er meinen Blick bemerkt. - "Das kann ich mir gut vorstellen", entgegne ich grinsend. Harrys Augen gleiten nocheinmal kurz über meinen Körper- bleiben einen Moment auf der Höhe meines Schrittes hängen- und landen schließlich wieder bei meinen Augen.

"Wollen wir dann?", fragt er und zeigt auf die Dusche. Als ich nicke, dreht er sich zögerlich um und steigt in die Dusche. Ich muss mich bemühen, nicht die Luft zwischen den Zähnen einzuziehen, aber nicht aufgrund Harrys knackigen Hinterns - also natürlich ist dieser knackig, doch deswegen meinte ich nicht - sondern weil ich das erste mal wirklich seine Verletzung sehe. Eine mehrere Zentimeter lange, dunkle Naht zieht sich von seinem Eingang nach oben. Dort wo sie endet, beginnt das dunkle Hämatom, wo Harry auf sein Steißbein gefallen ist. Sein kompletter Po ist von abgeklebten und geklammerten Wunden übersäht. Ich kann mir kaum vorstellen, dass Harry dies ohne die starken Schmerzmittel, die er intus hat, aushalten würde.

"Sieht scheiße aus, oder?", fragt er leise, als ich meinen Schock wohl nicht allzu gut überspielen kann. - "Ich denke es ist sinnlos, es zu leugnen", stelle ich vorsichtig fest. Harry nickt verstehend. Er streckt mir die Hand entgegen und zieht mich zu sich in die Dusche. Ich stütze ihn etwas und schalte das Wasser an. Es prasselt angenehm auf uns herunter. Harry lehnt sich etwas kraftlos an die Wand. "Alles okay?", frage ich sofort. - "Ja, ich bin nur ein bisschen müde", gesteht er.  "Ich beeile mich", verspreche ich. Ich nehme seine Hand, drehe sie mit der Handfläche nach oben und will etwas von der Lotion daraufgeben. "Kannst... kannst du das vielleicht machen?", fragt Harry erstaunlicherweise. Sofort nicke ich und drücke einen Klecks Lotion auf meine Hand.

Ich beginne bei Harrys Haaren. Währenddessen verpasse ich ihm eine Kopfmassage, wodurch er genießerisch seufzt und die Augen schließt. Als seine Locken genug eingeschäumt sind, lasse ich meine Hände vorsichtig seinen Hals, an dem noch die leichten Würgemale zu sehen sind, hinunter zu seinen Schultern gleiten. Ich streiche sanft über seinen Rücken, zumindest so weit ich ran komme, da Harry immernoch an der Wand lehnt und dann über seine muskulöse Brust. Ich spüre sein Herz unter meiner Hand schlagen. Es ist ein etwas schnellerer Rhythmus, aber dennoch im Normalbereich. "Ist das okay?", frage ich, als ich bei seinem Bauch angelangt bin. Der Lockenkopf nickt schwach und hat die Augen noch halb geschlossen. "Du hast es gleich geschafft", sage ich. Ich reinige den Bereich um die Naht herum, bis ich jedoch auf der Höhe seines Penis angelange. "Das machst besser du". Ich gebe ihm einen Klecks Lotion auf die Hand und er wäscht sich, während ich ihn an der Hüfte festhalte. Als er fertig ist, reinige ich meinen eigenen Körper noch schnell und stelle dann das Wasser ab.

Ich öffne die Duschtür, nehme das Handtuch und wickle es um Harry. Dann klappe ich den Klodeckel nach unten, lege ein Handtuch darauf und helfe Harry, sich darauf zu setzen. Ich trockne mich selbst grob ab, wickle das Tuch um meine Hüfte und rubble dann mit seinem Handtuch sanft über Harrys Locken. "Jetzt sehe ich aus wie ein Besen", murmelt er, als er sich in dem Spiegel sieht. - "So siehst du doch immer aus", scherze ich und erhalte einen empörten Klaps gegen den Bauch. Während ich Harrys Haare entknote, mir und anschließend auch ihm die Stoppeln vom Kinn rasiere, legt Harry seine Arme um meine Taille. Er ist mit seinem Gesicht auf der Höhe meines Bauchs, wo er sich auch gleich dagegen lehnt. Dass ich immernoch halb nackt bin scheint ihn zum Glück nicht zu stören.

Als ich fertig bin, helfe ich ihm in seine Klamotten und ziehe auch mir eine Jogginghose und ein Shirt von Harry an. Dann helfe ich ihm wieder in sein Bett zurück. "Danke für deine Hilfe", murmelt Harry und schließt die Augen. - "Ich habe das gerne gemacht".

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