Kapitel 37
Es ist mal wieder Montag. Ich muss mich wohl oder übel wieder in die Uni quälen, da ich ab heute nicht mehr krankgeschrieben bin und ich habe auch keine Lust, dass der Stapel mit dem Zeug, was ich für die Uni wiederholen muss, noch höher wird. Ich stehe von meinem Bett auf und gehe ins Bad. Das Einzige, was mich aufheitert ist, dass übermorgen mein Geburtstag und Weihnachten ist und ich ab da natürlich für zwei Wochen erstmal keine Uni mehr habe. Mit einem Blick in den Spiegel müsste ich mich jedoch fast wieder übergeben- diesmal jedoch wegen meinem Anblick.
Ich dusche mich schnell mit kaltem Wasser ab, in der Hoffnung, dass zumindest meine Haare nicht mehr so ekelhaft strähnig in die Stirn hängen. Da habe ich mich jedoch getäuscht. Sie sind zwar nicht mehr fettig, aber meine Frisur sitzt absolut nicht. Unter meinen Augen haben sich tiefe Furchen gebildet und meine Wangenknochen stehen etwas mehr hervor als normalerweise. Ich befürchte, ich hätte vielleicht doch mehr essen sollen, anstatt nur Tee und Wasser zu trinken.
Auch als ich mir mein Shirt anziehe, sitzt es lockerer als sonst. Seufzend esse ich eine braune Banane- das Einzige was noch übrig ist- und nehme mir mein Unizeug. Auf dem Weg zur Tube sehe ich Liam. Da ich aber absolut keine Lust habe, mit ihm zu reden, gehe ich einen kleinen Umweg und steige in ein anderes Abteil ein. Als wir ein paar Stationen weiter anhalten, sehe ich Zayn, der aber Gott sei Dank bei Liam einsteigt. Ich stecke mir meine Kopfhörer in die Ohren und schalte die Musik auf meinem Handy an. I found- was auch sonst.
Ich spüre einen Kloß in meinem Hals und unterdrücke die Tränen. Noch vor ein paar Monaten war alles okay- bis eben Harry kam.
Als ich bei der nächsten Station aussteigen muss, sehe ich mich zuerst um. Ich habe absolut keine Lust, mit meinen tollen "Freunden" zur Uni zu laufen. Ich gehe durch den Hintereingang in das Gebäude und gehe direkt zu meinem Hörsaal. Gerade als ich durch die Tür gehen will, höre ich meinen Namen.
"Louis!" Ich erstarre. Es ist Harry, wer auch sonst. Was zur Hölle macht er hier? Seine Vorlesung ist am anderen Ende des Gebäudes. Ich sehe ich Augenwinkel, dass er auf mich zu rennt und wild winkt. Ohne ihn richtig anzusehen, gehe ich schnell in den Saal und setze mich ganz hinten auf meinen Platz. Keine Sekunde zu früh, denn in dem Moment kommt Harry an der Tür an und betritt den Saal.
Er steht vorn und blickt sich suchend um. Ich versuche mich möglichst tief in meinen Sitz sinken zu lassen, in der Hoffnung, dass er mich nicht entdeckt. Ich habe keine Lust, mit ihm zu reden. Zum Glück naht endlich die Rettung. Der Dozent betritt den Saal und sieht Harry verwundert an. "Junger Mann, ich glaube, Sie haben sich im Saal geirrt", sagt er. Harry dagegen schüttelt nur den Kopf, lässt seinen Blick weiter durch die Reihen schweifen und murmelt: "Nein nein, ich bin hier schon ganz richtig".
Der Dozent verdreht die Augen, inzwischen ist auch er genervt. Er schiebt Harry zur Tür. Gerade als Harry sich abwenden möchte, entdeckt er mich. Sein Blick bleibt an mir hängen und er bleibt wie erstarrt stehen. Der Dozent dagegen packt ihn am Arm und zieht ihn aus dem Raum. Dann schließt er die Tür, bleibt davor stehen und hält sie von innen zu. "Nicht dass dieser verrückte wieder reinkommt", murmelt er, womit er alle zum Lachen bringt- naja, alle außer mir.
Der Dozent beginnt gerade mit seiner Vorlesung, als mein Handy vibriert. Unauffällig werfe ich einen Blick darauf.
Harry: Louis bitte, ich muss mit dir reden!
Harry: Ich warte hier draußen, bis du den Raum wieder verlässt.
Er will allen Ernstes da draußen sitzen bleiben?! Zwei Stunden lang?! Der Kerl ist wirklich verrückt.
Während dieser ganzen Zeit sitze ich wie auf heißen Kohlen. Das Problem ist vor allem, dass meine nächste Vorlesung nur im Raum nebenan ist. Ich könnte also vor Harry flüchten aber solange er vor der Tür ist, geht das natürlich nicht. Als die Vorlesung vorbei ist, verlassen die meisten den Raum. Mir dagegen kommt gerade eine Idee.
Ich gehe nach vorne zu dem Dozenten, darauf bedacht, dass man mich von draußen nicht sieht. "Entschuldigen Sie, kann ich Sie etwas fragen?" Er bejaht und blickt mich erwartend an. "Der Kerl heute morgen war wegen mir da und wartet draußen vor der Tür. Ich will ihm aber nicht begegnen, obwohl ich in den Raum nebenan muss. Meinen Sie, Sie könnten mir helfen?"
"Ich weiß genau, worauf Sie spekulieren, Mr. Tomlinson", meint er grinsend. Trotzdem erfüllt er mir den Wunsch und führt mich neben den Pult. Dort befindet sich für Brandnotfälle eine weitere Tür, die in den Nebenraum führt. Eigentlich darf sie also nur von den Angestellten der Uni benutzt werden. Glücklicherweise schließt er sie mir auf und ich stehe im Nebenraum. "Aber das war eine Ausnahme, klar?", fragt er amüsiert. "Ja natürlich. Vielen vielen Dank", sage ich und setze mich erleichtert auf meinen Platz.
Kaum dass ich sitzt, kommt Nate zu mir. "Hey Louis, schon lange nicht mehr gesehen. Wo warst du denn die ganze Zeit?", begrüßt er mich und plumpst auf den Stuhl neben mir. "Guten Morgen. Ach ich war letzte Woche krank", winke ich ab. "Oh, du Armer. Geht's dir jetzt wieder besser?", fragt er. - "Ja, ich hatte wohl bloß etwas Falsches gegessen", meine ich.
"Achso okay. Du sag mal, hast du eigentlich Streit mit Harry?", fragt er plötzlich. Geschockt blicke ich ihn an. "Ähm.. naja... indirekt?", sage ich zögerlich. "Okay, er hat mich nämlich draußen abgefangen und gemeint ich soll dir ausrichten, dass du bitte zurückkommen und mit ihm reden sollst", erklärt Nate. Ich verdrehe genervt die Augen, als in dem Moment auch mein Handy wieder vibriert.
Harry: Ich habe dich nicht gesehen, ich stand eigentlich vor der Tür...
Harry: Kannst du bitte nochmal zurückkommen?
Harry: Wir haben uns anscheinend verpasst.... Bitte!
Als ich kurz davor bin, zu ihm zu gehen und ihn anzubrüllen, er solle mich doch endlich in Ruhe lassen, wird mir die Entscheidung jedoch schon abgenommen. Laute Geräusche dringen vom Flur in den Raum.
"Bitte, lassen Sie mich zu Louis!", höre ich Harrys Stimme. Der Professor, den wir gleich haben, antwortet genervt: "Verschwinden Sie endlich, Sie haben doch bestimmt gerade selbst Unterricht!", fährt er Harry an. Durch die inzwischen geöffnete Tür sehe ich, wie sich beide gegenüber stehen und sich anfunkeln. "Gehen Sie endlich!"
Harry schüttelt den Kopf. "Ich muss doch nur mit ihm reden!" Er fleht den Professor weiter an, während die ganzen Studenten hier im Raum über ihn lachen. Fast schon tut er mir leid, doch dann denke ich wieder daran, was er alles getan hat und verwerfe meine Gedanken schnell wieder.
In dem Moment schüttelt er die Hand des Professors ab, der ihn am Ärmel festgehalten hat und rennt in den Raum. Er braucht nicht lange suchen, da ich relativ weit vorn sitze. Als er mich sieht rennt er auf mich zu und bleibt vor meinem Tisch stehen. Er geht etwas in die Knie, sodass wir auf Augenhöhe sind und schaut mich an. Alle Anderen hinter uns sind aufgestanden, um zu sehen, was sich hier abspielt.
"Harry, bitte geh", murmle ich, ohne ihn anzuschauen. "Nein, bitte hör mir zu", bittet er mich in einem flehenden Ton. Im Augenwinkel sehe ich, wie selbst der Professor inzwischen die wütenden Falten auf seiner Stirn geglättet hat und uns verwundert beobachtet. Plötzlich packt Harry meine Hand und nimmt sie in seine. "Bitte, ich muss wirklich mit dir reden", wiederholt er.
"Kannst du bitte einfach gehen?", frage ich, meine Stimme klingt leicht zittrig und ich verfluche mich innerlich dafür. "Ich gehe erst, wenn du mit mir kommst", legt Harry bestimmt fest. "Ich kann nicht", sage ich leise. Immernoch liegen alle Blicke auf uns.
"Louis, bitte ich...", fängt er an, doch ich unterbreche ihn. "Man, was verstehst du an nein denn nicht?!", fahre ich ihn an und reiße meine Hand aus seiner. Etwas erschrocken sieht er mich an und möchte noch etwas sagen, doch Nate kommt ihm zuvor und zieht ihn sanft aber bestimmt von mir weg. "Ich glaube, es ist besser wenn du jetzt endlich gehst", sagt er zu ihm. Harry wirft mir noch einen letzten Blick zu und ich sehe, dass seine Augen matt und trüb aussehen. Sie tragen nicht mehr das schöne Funkeln in sich. Dann verlässt er geknickt den Raum und schließt die Tür hinter sich.
Ich atme tief durch und lehne mich auf meinem Stuhl zurück. "Alles okay?", fragt Nate mich, während ich versuche das Getuschel im Raum auszublenden. Ich möchte gar nicht wissen, was sie alle über die Situation gerade denken. Ich weiß ja selbst nicht, was ich davon halten soll. Harry möchte wohl unbedingt mit mir reden, aber auf leere Entschuldigungen kann ich wirklich verzichten. Er hat mir Hoffnungen gemacht und alle meine Freunde weggenommen. Das ist nichts, was ich einfach so mal verzeihen kann.
Das Schwimmtraining heute Abend kann ich auch vergessen, da würde ich ihm ja schonwieder begegnen. Toll, jetzt war ich schon seit so langer Zeit nicht mehr dabei, wenn es so weiter geht, schmeißen sie mich wirklich aus dem Team und suchen sich einen Neuen. Dann ist es genau so, wie ich es ganz zu Anfang befürchtet hatte, als Harry in London aufgetaucht ist.
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