Kapitel 32

3 Wochen später....

Inzwischen bin ich wirklich gut von Harry weggekommen. In der Mittagspause sitze ich meistens bei ein paar Leuten aus meinem Studiengang, mit denen ich mich ziemlich gut verstehe. Mit Liam und Zayn treffe ich mich manchmal außerhalb der Uni mal zum quatschen. Ich habe den beiden inzwischen erzählt, dass ich nicht nur an Frauen interessiert bin und sie haben wie erwartet sehr gut reagiert. Sie haben sich sogar richtig gefreut und mir versprochen, mich zu verkuppeln. Ich weiß zwar nicht, ob ich dieses Angebot annehmen werde aber es ist ja nett gemeint.

Momentan bin ich aber echt zufrieden. Dadurch, dass ich mich mehr auf die Uni konzentrieren kann, bin ich immer auf dem neusten Stand und habe nicht mehr stapelweise Notizen vor mir liegen, mit denen ich nichts anfangen kann. Auch im Schwimmtraining klappt es einwandfrei. Mit Harry habe ich dort nichts mehr zu tun, da wir keine Partnerübungen mehr gemacht haben, wir haben uns mehr auf Zeitschwimmen konzentriert. 

Ich habe zwar immer mal wieder gemerkt, dass Harry mich gemustert und beobachtet hat, aber ich habe seine Blicke einfach ignoriert. Ein paar mal hat er versucht, mit mir zu reden, aber ich bin ihm ausgewichen. Niall hat mir auch öfter Nachrichten geschrieben, aber ich habe ihm nicht geantwortet. Ich wollte erst, aber dann habe ich die Harry und Niall mittags zusammen in der Stadt gesehen. Ich sags mal so, die beiden sahen äußerst vertraut aus.

Irgendwann hatte Harry wieder ein blaues Auge, ich habe ihn kurz in der Uni gesehen. Es sah ziemlich übel aus und wenn mich nicht alles täuscht, hat er auch gehumpelt, aber so stur wie ich bin, habe ich ihn nicht darauf angesprochen. Er hat es bestimmt Niall erzählt und da braucht er meine Hilfe nicht mehr. In der Woche war er auch nicht im Training. Mir solls egal sein. Ich habe mit den beiden abgeschlossen, solche Freunde brauche ich nicht.

Heute ist Samstag. Liam, Zayn und ich haben beschlossen, abends mal wieder feiern zu gehen. Nate kommt vielleicht auch noch dazu, allerdings erst etwas später. Ich habe in den letzten Wochen auch samstags im Restaurant gearbeitet, da ich abends nicht mehr schwimmen war. Ich hatte keine Lust, Harry zu begegnen. Der Vorteil daran ist, dass ich jetzt ein bisschen mehr Geld verdient habe, wie wenn ich nur freitags gekellnert habe.

Ich bin gerade duschen, als mein Handy klingelt. Genervt schalte ich das Wasser aus, kralle mir mein Handtuch und hüpfe zu den Waschbecken, wo das Handy liegt. Ich nehme den Anruf an und Liam meldet sich.

"Hey Liam!"

"Hi, ich wollt mal fragen, ob das mit heute Abend noch steht?", fragt er.

"Klar! Wann treffen wir uns?"

Liam gibt einen nachdenklichen Ton von sich. "Ist mir egal. So um halb neun am Club?"

Ich stimme ihm zu. Die Zeit ist gut. Gerade ist es sieben Uhr abends, dann kann ich noch etwas essen und mich in Ruhe fertig machen. Ich sage ihm also zu und gehe wieder zurück in die Dusche, da mir inzwischen echt kalt geworden ist. Als ich kurz darauf vor meinem Kleiderschrank stehe, überlege ich mal wieder hin und her, was ich anziehen soll. Nächste ist schon Weihnachten, dementsprechend kalt ist es auch.

Es würde mich nicht wundern, wenn wir dieses Jahr endlich mal wieder weiße Weihnachten hätten. Ich werde wohl nach Hause zu meiner Familie fahren. Ursprünglich hatte ich geplant, hier eine kleine Party zu schmeißen, da ich an dem selben Abend auch Geburtstag habe, aber den Gedanken habe ich inzwischen verworfen. Ich könnte natürlich ein paar aus der Uni einladen, aber dann eskaliert alles immer so schnell, und in meiner Wohnung kann ich das echt nicht gebrauchen.

Seufzend nehme ich mir ein weinrotes T-shirt aus dem Schrank, welches den Blick frei auf mein IT IS WHAT IT IS - Tattoo lässt, mit einer schwarzen Skinnyjeans.  Ich habe mir letzte Woche endlich eine dunkle Winterjacke gekauft, die im Angebot war. Nur mit meiner Jeansjacke wäre es inzwischen echt zu kalt gewesen. Ich habe keine Lust, schonwieder krank zu werden, nur weil ich zu geizig bin, etwas Geld für eine dickere Jacke auszugeben.

Als ich mich umgezogen habe, lege ich schnell eine Tiefkühlpizza in den Backofen. Genervt stelle ich fest, dass ich am Montag dringend wieder einkaufen gehen muss, sonst habe ich nächste Woche nichts zu essen. Nachdem meine Pizza leer ist, trinke ich noch schnell ein Glas Wasser und mache mich dann auf den Weg zur Tube.

Am Club angekommen, steht schon Liam davor und sieht auf sein Handy. Ich wette, dass er gerade mit Zayn schreibt. "Hey Liam, ist Zayn schon da?", frage ich, als ich neben ihm stehe. "Nein, aber er hat gerade geschrieben, dass er auch gleich kommt", erklärt er. Wusste ich es doch...

"Louis, darf ich dich mal was fragen?", sagt Liam auf einmal vorsichtig. Verwundert blicke ich ihn an. "Klar", versichere ich, gespannt darauf, was jetzt kommt. "Was genau ist eigentlich mit Harry und Niall passiert? Ich meine, du hast uns nie genau erzählt, warum du auf einmal nichts mehr mit den beiden zu tun haben möchtest". 

Ganz Unrecht hat Liam nicht, ich habe ihm nur gesagt, dass wir uns nicht mehr so gut verstehen. Seufzend überlege ich, wie ich ihm die Situation am Besten erkläre. "Es ist so: Ich habe Niall damals anvertraut, dass ich eventuell etwas für Harry empfinde oder beziehungsweise kurz davor war. Daraufhin hat Niall dann mit Harry über dessen Outing und so geredet und hat dadurch mehr oder weniger verraten, dass ich nicht hetero bin. Naja, was soll ich sagen, Harry hat daraufhin nicht so gut reagiert wie ihr", erzähle ich.

Liam sieht mich verwundert an. "Wie meinst du das?" Ich zucke mit den Schultern. "Er hat mich mehr oder weniger ausgelacht". - "Ausgelacht?! Im Ernst jetzt? Meinen wir den gleichen Harry? Der ist doch selbst schwul, dachte ich?" Ich nicke. "Ist er ja auch, deswegen habe ich seine Reaktion auch nicht verstanden", erkläre ich.

Liam gibt ein verstehendes Geräusch von sich. Gerade als er noch etwas sagen möchte, kommt Zayn um die Ecke und wir gehen in den Club. Nachdem wir unsere Jacken abgegeben haben, quetschen wir uns durch die ganzen Menschen hindurch zu einer Sofaecke, die noch frei ist. Kaum dass wir sitzen, bestellt Zayn schon ein paar Shots, welche wir gleich trinken.

Die Stimmung steigt und ich merke langsam, wie der Alkohol sich bemerkbar macht. Da ich aber nicht vor habe, mich komplett anzuschießen, greife ich nur zu einem Bier, Zayn und Liam spendiere ich auch eins.

Als ich von der Bar wieder zurück zu unserer Sitzecke komme, sitzt Zayn auf Liams Schoß und die beiden knutschen wild herum. Hoffentlich werde ich nie so schlimm. "Leute, Schluss jetzt, hier ist euer Bier!", rufe ich und setzt mich wieder auf meinen Stuhl. "Eine Sekunde", keucht Zayn, als sie sich für einen Moment trennen. 

Ich verdrehe die Augen und schaue auf mein Handy. Es ist weniger Zeit vergangen, als ich dachte. Nachdem Zayn wieder auf seinem eigenen Stuhl sitzt, stoßen wir endlich mit unserem Bier an. "Hast du den schon irgendjemanden hier in Aussicht?", fragt Zayn an mich gewandt. Ich zucke mit den Schultern und sehe mich um. "Nicht wirklich. Hier ist niemand mein Typ".

"Sollen wir tanzen gehen?", schlägt Liam vor und zerrt seinen Freund und mich ohne unsere Zustimmung auf die Tanzfläche, wo sich schon zahlreiche schwitzende Körper aneinander quetschen. Die Musik ist heute nicht so mein Geschmack, der Club hat für heute Abend wohl den DJ gewechselt. Trotzdem fange ich an zu tanzen. Ich möchte ja kein Spielverderber sein.

Ich muss zugeben, ohne Alkohol würde ich wohl nie einfach so hier herum tanzen, aber jetzt im Moment ist mir das ziemlich egal. Liam und Zayn sehe ich nicht mehr, sie sind in der Menschenmenge verschwunden. Während ich weitertanze, spüre ich nach einer Weile, wie sich jemand von hinten an mich drängt.

An der Statue erkenne ich, dass es ein Kerl sein muss. Er legt seine Hände von hinten an meine Hüfte und wir bewegen uns miteinander. Ich reibe meinen Hintern an ihm, woraufhin ich ein leises Keuchen höre. Ich muss sagen, der Typ scheint eine gute Figur zu haben.

Als das Lied um ist, drehe ich mich um und erblicke einen ziemlich hübschen und heißen Kerl. "Wie heißt du?", frage ich ihn. "Toby, und du?" - "Louis. Wollen wir was trinken gehen?", schlage ich vor. Er grinst und nickt. Wir gehen zur Bar und ich stelle fest, dass er etwas größer ist, als ich. Er hat blonde Haare, die er etwas zurückgegelt hat und braune Augen, die regelrecht funkeln. Aber Harrys Augen sind schöner.

Okay, nein! Diesen Gedanken verwerfe ich gleich wieder. Harry hat hier nichts zu suchen. Ich schüttle leicht meinen Kopf und nehme den Shot entgegen, den mir Toby reicht. Wir stoßen an und ich blicke mich kurz um. Etwas weiter weg sehe ich jemanden, der Niall ziemlich ähnlich sieht, aber ich täusche mich bestimmt. Das wäre schon ziemlich großer Zufall, wenn er ausgerechnet heute auch hier wäre.

"Wie alt bist du?", fragt Toby. "Fast 21. Und du?", antworte ich. "Ich bin 22. Studierst du hier?" Ich nicke. "Ich werde Physiotherapeut. Zweites Jahr. Eins habe ich noch vor mir.", erzähle ich. - "Cool, einen Masseur kann man immer gut gebrauchen", scherzt Toby. "Und bist du vergeben oder Single?", fragt er und leckt sich über die Lippen. Ich überlege kurz, ob ich ihm trauen kann. "Ähm ich bin single", gebe ich zu. Er zieht die Augenbrauen hoch. "So jemand wie du kann doch unmöglich single sein. Und du bist also schwul?" Ich schüttle entschieden den Kopf. "Themawechsel", nuschle ich und schiebe ihm einen Drink hin. Wir unterhalten uns eine ganze Weile und ich erfahre, dass Toby momentan nichts studiert oder lernt. Sein Vater streckt ihm Geld vor, er scheint eine ganz schöne Bonze zu sein.

Mein Alkoholspiegel steigt wieder. Als ich das nächste Mal auf mein Handy blicke, ist es schon nach zwei Uhr. So langsam aber sicher dreht sich jedoch alles um mich herum. Ich stehe von meinem Barhocker auf. "Möchtest du gehen?", fragt Toby verwundert. Ich schaffe es gerade noch, zu nicken. 

"Sollen wir zu mir gehen?", schlägt er vor. Diese Frage höre ich jedoch nicht, ich nicke immernoch, weshalb er meine Antwort wohl als Ja auffasst. Er holt unsere Jacken und wir gehen zum Ausgang. Als wir dort ankommen, bin ich etwas verwundert, als er mich in ein Auto ziehen möchte, doch ich bin nicht in der Lage, mich dagegen zu wehren. Er wird mich jetzt bestimmt zu mir nach Hause fahren.

Ich lege mich auf die Rückbank und er setzt sich zu mir. Warum er jedoch nicht vorn einsteigt, verstehe ich nicht. Dass Toby selbst nicht gerade wenig Alkohol getrunken hat und somit nicht fahren kann, habe ich schonwieder vergessen. Kurz darauf merke ich, wie er mit seinen Lippen meinen Hals berührt und sich daran herab küsst. Dann landen seine Hände an meinem Hosenbund, woran er herum nestelt.

Ich weiß nicht genau, was er mit mir macht. Es dreht sich immernoch alles und ich bin nicht in der Lage, klar zu denken. Dann spüre ich, wie er mir meine Hose ein Stück herunter zieht und seine Hände auf meinen Schritt legt. Der Stoff meiner Shorts ist noch dazwischen, aber ich möchte das nicht. Ich versuche mich zu wehren, aber das scheint Toby nur noch mehr anzuspornen. "Von wegen du seiest nicht schwul", murmelt der Blonde, doch ich bekomme es nur nebenbei mit. Er klettert halb auf mich drauf und bewegt seine Hüfte auf meiner, wodurch seine Erektion immer wieder meine Mitte berührt. Ich bin allerdings nicht erregt.

Im Gegenteil: Ich hasse, was er gerade macht. Gerade, als er sich wieder meinem Schritt zuwendet, höre ich ein paar laute Geräusche. Ich schaffe es nicht, meine Augen zu öffnen. Plötzlich wird alles schwarz.

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Ich würde mich wieder über ein paar Votes oder auch mal Kommentare freuen😊

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