Kapitel 23
Hey, anscheinend wurde vielen das letzte Kapitel nicht angezeigt, aber dort dürft ihr auch gerne vorbeischauen😉
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Es ist Samstag. Die Woche verging quälend langsam. Heute Abend kommt Harry zu mir und morgen Nachmittag ist dann das Turnier, auf das wir schon so lange hin gefiebert haben. Den ganzen Tag habe ich damit verbracht, meine Wohnung aufzuräumen. Er hat zwar schon gesehen, dass hier immer das reinste Chaos herrscht, aber trotzdem möchte ich ihn nicht in eine Küche lassen, in der alles voll mit schmutzigem Geschirr steht. Ich habe noch eine Stunde, bis Harry da ist. Ich überlege kurz, doch dann ziehe ich mir Sportklamotten an und gehe joggen.
Schnell macht sich bemerkbar, dass ich schon lange nicht mehr laufen war. Ich bekomme Seitenstechen und meine Waden brennen. Aufgeben will ich jedoch nicht, also beiße ich die Zähne zusammen und jogge weiter. Nach einiger Zeit merke ich dann, wie die Schmerzen nachlassen, da sich mein Körper nun daran gewöhnt hat. Die kalte Luft brennt zwar etwas in meiner Lunge, immerhin hat es vor ein paar Tagen noch geschneit, doch ich ignoriere es. Am Ende meiner Joggingstrecke lege ich noch einen Sprint hin. Als ich auf die Uhr schaue, stelle ich erschrocken fest, dass es bereits 18:42 ist. Harry sollte um halb sieben da sein, das heisst, er steht jetzt bestimmt vor meiner verschlossenen Haustür und wartet.
Fuck, wenn ich nicht öffne, denkt er bestimmt, ich habe kein Bock, mich mit ihm zu treffen!
Als ich wieder zurück zu meiner Wohnung sprinte, rufe ich Harry an. Gerade als ich höre, dass er den Anruf annimmt, tutet es kurz und mein Bildschirm wird schwarz. Verdammte scheisse! Jetzt ist auch noch mein Akku leer! Das darf doch jetzt nicht wahr sein! Ich lege einen Zahn zu. Ich habe das Gefühl, meine Beine geben gleich nach und ich lande auf dem Boden. Als ich in die Strasse einbiege, in der ich wohne, sehe ich gerade noch, wie Harry auf der anderen Seite gerade die Strasse verlässt und Richtung Parkplatz läuft.
Ich sehe bereits Sterne und blinzle kurz, bevor ich mich wieder aufs Rennen konzentriere. Meine Beine bestehen nurnoch aus Gummi. "Verdammt, jetzt warte doch Harry", will ich brüllen, doch es kommt nur ein Keuchen aus meinem Mund. Ich komme immer näher zu ihm, doch gleichzeitig entfernt er sich gefühlt genauso schnell von mir. Es fühlt sich einfach nur an wie ein Albtraum, in dem man rennt aber nicht von der Stelle kommt. Schmerzen spüre ich auch keine mehr in meiner Lunge- ist das doch nur ein Traum, aus dem ich nicht aufwachen kann?
Wie durch Nebel sehe ich, wie er gerade seine Autotür öffnet und einsteigen will, als er sich jedoch umdreht, und mich endlich sieht. Ich bin nicht mehr weit von ihm entfernt, als ich jedoch den Boden an meinem Gesicht spüre. Es ist kein Traum. Ich habe Schmerzen. Und ich merke, wie ein warmes Rinnsal an meiner Stirn herunterläuft. Dann wird mir schwarz vor Augen.
Harry POV:
Pfeifend packe ich alle Sachen in den Korb, die ich zum Kochen brauche. Ich habe extrem gute Laune. Ich freue mich, für Louis zu kochen, auch wenn es nur wegen einer Wette ist. Tief in meinem Inneren sagt mir jedoch eine Stimme, dass weder ich noch Louis das nur als ein Wettkochen ansehen. Zumindest hoffe ich es. Der Junge mit den ozeanblauen Augen ist mir einfach wichtig geworden und ich bin froh, dass wir zumindest schon mal offiziell Freunde sind. Ich weiss zwar, dass Louis nicht schwul ist, aber das dachte ich bis vor zwei Jahren auch noch... und was nicht ist kann ja noch werde oder? Die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt.
Ich ziehe mir gerade meine Jacke an, als ich höre, wie ein Auto in unsere Garage fährt. Schnell nehme ich meine Schlüssel und den Korb. Ich verschwinde gerade durch die Hintertür, als ich vorne die Haustür aufgehen höre. "Harry?" Ich gebe keine Antwort. "Du kleine verdammte Schwuchtel, wo zum Teufel steckst du?!" Schnell schließe ich leise die Tür und renne zu meinem Auto. Ich gebe Gas und kann erst wieder ausatmen, als ich das Haus im Rückspiegel nicht mehr sehe.
Die Fahrt zu Louis' Wohnung vergeht schnell. Direkt davor finde ich keine Parklücke, also parke ich am Ende der Strasse. Ich nehme den Korb aus dem Kofferraum und werfe noch einen Blick auf die Uhr. Es ist 18:27, ich bin also zum Glück pünktlich. Nicht, dass Louis noch denkt, ich hätte keine Lust, mich mit ihm zu treffen!
Ich laufe zu seiner Wohnung und klingle. Es öffnet niemand. Ich läute noch ein paar mal- mit dem selben Ergebnis. Ich höre nicht mal Schritte... ich warte noch eine ganze Weile, bevor ich es erneut versuche. Nichts. Kein Louis. Hat er mich nur verarscht? Ich will gerade wieder gehen, als mein Handy klingelt.
Anruf von: Louis
Ich drücke auf den grünen Hörer. Ich erwarte ein hämisches Lachen, doch ich höre etwas Anderes. Ein Keuchen. Dann tutet es. Stille. Der Anruf wurde abgebrochen. Zitternd sperre ich mein Handy wieder. Bitte lass nicht das passiert sein, was ich befürchte. Das Keuchen klang... nach einem ganz bestimmten Keuchen. Hasst er mich so sehr?! Ich habe einen Kloß im Hals, als ich schließlich mein Handy in meine Jackentasche gleiten lasse. Bedrückt hebe ich den Korb wieder hoch und gehe zu meinem Auto.
Ich bin wie in Trance, hatte ich mich wirklich so sehr in Louis getäuscht? Hassen mich Liam, Zayn und Niall etwa auch so? Haben sie mir alle nur etwas vorgespielt? Ich stelle den Korb in den Kofferraum zurück und will gerade einsteigen, als mich eine plötzliche Wärme umfängt. Ich spüre ein Kribbeln in meinem ganzen Körper und drehe mich um. Louis.
Ich sehe gerade noch, wie er ein paar Meter sprintet und mich verzweifelt anschaut. Dann liegt er auf dem Boden. Sein Gesicht schürft auf dem Asphalt auf. Entsetzt knalle ich die Autotür zu und renne los. Er bewegt sich nicht mehr. Als ich bei ihm ankomme, stelle ich fest, dass seine Stirn aufgeschrammt ist und Blut herunterläuft.
Ohne zu zögern, fasse ich in seine Jackentasche, in der ich glücklicherweise den Schlüssel zu seiner Wohnung finde und hebe Louis dann vorsichtig hoch. Meine Gedanken sind auf einmal wie weggeblasen. Egal, ob er mich hasst, seine Gesundheit geht vor. Ich lege ihn vorsichtig auf der Couch ab. "Louis?", frage ich laut. Er wacht nicht auf. "Louis! Kannst du mich hören?", ich verpasse ihm ein paar Mal einen Klaps auf die Wange, bis ich auf einmal ein Seufzen höre und seine Augenlider flattern.
Dann schlägt er die Augen auf und ich blicke geradewegs in dieses tiefe Blau, das einen einfach fesselt. Verwirrt blinzelt er ein paar mal, wodurch auch ich mich wieder fange. Ich räuspere mich leise, bevor ich dann frage:" Kannst du dich daran erinnern, was passiert ist?" Er nickt leicht, bevor er jedoch das Gesicht verzieht. "Mein Kopf", jammert er. "Du hast einen ordentlichen Kratzer. Hast du mal einen Verbandskasten oder so?", frage ich und schaue mich um.
Er schaut mich kurz an, als wäre ich ein Gespenst, bevor er auf die Tür zur Küche deutet. Ich folge schnell der Richtung und sehe mich um. In einem Regal entdecke ich einen kleinen gelben Kasten. Ich schnappe ihn mir und gehe zu Louis zurück, der die Augen wieder geschlossen hat. Bestürzt renne ich zu ihm. "Louis! Wach auf!" Erschrocken reißt er sie wieder auf, nur um mich dann vorwurfsvoll anzuschauen. "Musst du so brüllen?", meint er. Erleichtert schiebe ich seine Beine ein Stück zur Seite, sodass ich mich zu ihm aufs Sofa setzen kann.
Ich öffne den Kasten und nehme Desinfektionszeug heraus. "Das könnte jetzt etwas brennen", sage ich und er kneift die Augen zu, als ich etwas auf die Wunde sprühe. Ich tupfe vorsichtig das übriggebliebene Blut ab. Tief scheint die Wunde zum Glück nicht zu sein. Ich klebe zum Abschluss noch ein Pflaster darauf und Louis öffnet seine Augen wieder.
"Alles okay? Siehst du verschwommen oder so? Ansonsten bringe ich dich und Krankenhaus, nicht dass du noch eine Gehirnerschütterung oder so hast. Also falls dir schlecht werden sollte oder so, sag Bescheid".
Louis' POV:
Verwundert blicke ich Harry an. Er hält mir gerade einen ganzen Vortrag darüber, was sonst passieren könnte, und wie sich Anzeichen für eine Gehirnerschütterung bemerkbar machen. Als er jedoch nicht stoppt, hebe ich meine Hand und drücke meinen Zeigefinger auf seine Lippen, was ihn verstummen lässt. "Harry, woher weisst du das alles so genau?" Er blickt zur Seite, bevor er antwortet:" Ach, das hört man doch alles immer richtig oft oder man liest es". Ich verdrehe die Augen. "Du hast mit gerade einen ganzen Vortrag darüber gehalten. Und sag mir jetzt nicht, dass du Medizin studiert hast".
Ich bekomme jedoch nur ein Kopfschütteln zur Antwort. "Ist egal. Fakt ist jetzt aber, dass du komplett verschwitzt bist und vielleicht duschen solltest, damit du morgen fit bist". Da ich weiss, dass er nicht weiter darauf eingehen wird, richte ich mich seufzend auf. Er erhebt sich, sodass ich ebenfalls aufstehen kann. "Tja dann... werde ich mal gehen", meint er plötzlich.
Geschockt sehe ich ihn an. "Warum denn das?" Er zuckt mit den Schultern und geht Richtung Haustür. Ich folge ihm. Als er die Hand auf den Türgriff legt, schubse ich ihn jedoch leicht davon weg. "Warum willst du denn gehen?", wiederhole ich meine Frage. Zögernd antwortet er nach einer Weile: "Naja, ich denke mal nicht, dass du willst, dass ich hierbleibe, oder?" - "Wieso sollte ich das nicht wollen?"
"Naja, deine Freundin.. die kommt doch sicherlich gleich noch nach, oder?" Verwirrt blinzle ich. Freundin? Welche Freundin denn??? Anscheinend hatte ich mal wieder laut gedacht, denn prompt antwortet er: "Na die, bei der du warst, als du mich angerufen hast. Ihr klangt ziemlich beschäftigt". Plötzlich wird mir klar, was er meint. "Was genau hast du denn gehört?", frage ich. - "Naja ähm... ein Keuchen? Klang, als hättet ihr Spass".
Auch, wenn es womöglich gerade nicht zur Situation passt, aber ich muss loslachen. Ich kriege mich gar nicht mehr ein, während Harry nur daneben steht. Nach einer Weile sagt er auf einmal "War klar. Machs gut", und will verschwinden. Ich ziehe ihn jedoch erneut zurück und schnappe nach Luft. Dann fange ich an, zu erklären. "Harry, ich glaube, du hast da was falsch verstanden. Ich war joggen, falls man das an meinen Klamotten nicht erkennt. Ich war zu weit von hier entfernt, also habe ich dich angerufen. Derweil bin ich hierher gesprintet. Als zu abgenommen hast, ist eine Sekunde später mein Akku leer gegangen. Und ja.... probier mal, ruhig zu atmen, während du sprintest".
- "Du warst... oh...", ist das Einzige, was er herausbekommt. "Du dachtest, ich würde mich nicht mit dir treffen wollen, oder?", hake ich nach. Er nickt langsam und sieht beschämt zu mir. "Sorry", nuschelt Harry. Ich winke nur ab. "Hauptsache, wir haben das jetzt geklärt. Hast du denn noch Lust, zu kochen?" Er nickt eifrig. "Klar. Dann geh du mal duschen und ich hole meine Sachen aus dem Auto".
Ich gehe kopfschüttelnd ins Bad und ziehe meine Sachen aus. Dann schaut ich mich im Spiegel an. Igitt. Ein paar Blutreste kleben noch an meiner Stirn um das Pflaster herum und meine Haare sind komplett verschwitzt. Riechen tue ich auch nicht sonderlich angenehm. Und der arme Harry musste mich in so einem ekelhaften Zustand auch noch tragen. Ich glaube zumindest kaum, dass er mich auf dem Boden hinter sich her geschliffen hat.
Ich schalte das Wasser in der Dusche an und stelle mich darunter. Ich bin gespannt, was Harry gerade in der Küche so zaubert.
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