Kapitel 15

Der Samstag vergeht ziemlich schnell. Ich überlege schon die ganze Zeit, was ich auf der Party anziehen soll, mein Schrank gibt leider nicht mehr viel her. Ich entschliesse mich dazu, von dem großzügigen Trinkgeld der Dame neulich mal wieder shoppen zu gehen. Eigentlich sollte ich wohl eher sparen, aber man muss sich ja auch mal etwas gönnen, ausserdem habe ich keine Lust, in einem Kartoffelsack feiern zu gehen.

In der Innenstadt kaufe ich mir ein neues Shirt und einen neuen Pulli von Adidas. Das Shirt ist weiß und der Pulli dunkelgrün mit einem gelben Adidaslogo. Außerdem kaufe ich mir noch ein neues Paar Sneaker und eine schwarze Jeans. Und damit ist mein Geld auch schon weg. Vielleicht hätte ich es doch bei den Schuhen belassen sollen, aber jetzt ist es eh schon zu spät. Ich packe die Klamotten alle in meine Schwimmtasche und gehe zum Training.

Schon von Weitem sehe ich, dass Harry draußen steht und sich mit Jim unterhält. Als ich näher komme, höre ich, dass es um die Party später geht. Jim will wohl auch kurz vorbeischauen, aber nicht lange bleiben. Ich sage nur kurz Hallo in ihre Richtung und gehe schnell rein zu den Umkleiden. Ich möchte erst später mit Harry reden und vorher weiss ich nicht, wie ich mit ihm umgehen soll.

Ich ziehe mich schnell um und gehe dann zu den Jungs in der Halle, die schon alle fertig sind. Ich war wohl ein bisschen spät dran. Irgendwann merke ich, dass Harry neben mir steht. Ich schaue zu ihm hoch und sehe, dass er sich nicht sicher ist, ob er etwas sagen soll oder nicht. Doch dann überwindet er sich doch dazu. "Es wurden anscheinend Fahrgemeinschaften gebildet und Willy hat gemeint, dass wir die Autos bei ihm abstellen können, da wir ja danach eh nicht mehr heim fahren werden. Vermutlich sind wir dann auch viel zu betrunken, wer weiss und..." - Ich unterbreche ihn in seinem Redefluss, da ich nicht verstehe, worauf er hinaus will, "Harry, sag doch einfach, was du willst". Er holt einmal tiefer Luft, ehe er fortfährt:" Möchtest du später bei mir mitfahren?" Ich sehe ihn etwas verwundert an. "Wir beiden sind die einzigen, die noch übrig sind, alle anderen Autos sind voll", erklärt er. Warum eigentlich nicht? Ansonsten müsste ich als einziger mit der Tube fahren, und abends ist das ja nicht unbedingt mein Fall.

"Gern, wenn das für dich okay ist", antworte ich Harry. "Für mich auf jeden Fall, ich dachte nur, dass..."- Er wird erneut unterbrochen, diesmal jedoch von Jim. Aber er brauchte es nicht zu sagen, ich weiss dass Harry auf mein komisches Verhalten hindeuten wollte.

Paul darf sich heraussuchen, was er in seinem letzten Training machen möchte. Er entscheidet sich für Volleyball im Wasser,womit wir alle mehr als einverstanden sind. Letztes mal hat das echt extrem viel Spass gemacht. Ich bin wieder mit Harry in einem Team. Zuerst fand ich es nicht so toll, aber die anderen meinten, dass das Team nur wegen uns beiden gegen die andere Gruppe gewonnen hat. Auch wenn das nicht unbedingt das ist, was ich momentan hören möchte, so muss ich doch zugeben, dass es teilweise wie Gedankenübertragung war. Egal wo ich den Ball hinspielte, Harry war zur Stelle, und umgekehrt genauso.

Als das Training vorbei ist, duschen wir alle und ziehen uns dann um. Als wir vor die Halle treten, halte ich Ausschau nach Harry, der ja wieder in einer Einzelumkleide war. Ich frage mich echt, warum er sich nicht einfach bei ums umzieht. Ich denke nicht, dass er so hässlich ist und sich deshalb nicht zeigen kann oder möchte. Bevor ich mir weiter Gedanken darum machen kann, sehe ich, wie er auf mich zukommt. "Sorry, ich war noch kurz auf dem Klo", entschuldigt er sich, da alle anderen bereits losgefahren sind. "Alles gut, jetzt bist du ja da", erwidere ich und wir laufen zu seinem Auto.

Ich muss zugeben, dass ihm sein Outfit extrem gut steht. Er trägt eine schwarze Jeans und ein goldenes Glitzerhemd. Auch wenn ich so etwas niemals anziehen würde, zu Harry passt es einfach. Als hätte er meine Gedanken gelesen, sagt er: "Siehst gut aus. Ist der Pulli neu?" - "Danke, kann ich zurückgeben, und ja hab ich mir heute gekauft." Mehr reden wir nicht. Smalltalk.

Er fährt los, und wie immer reden wir die ganze Fahrt über nichts. Langsam wird das hier zur Tradition. Als wir ankommen, weht ein relativ starker Wind. Ich denke, es wird heute noch ziemlich regnen, man merkt, dass der Herbst da ist. Wir steigen aus dem Wagen und meine ganze Frisur wird zerstört. Ich seufze und richte meine Haare im Seitenspiegel wieder. Harry steht belustigt neben mir und beobachtet das Ganze. Ich stelle mich ihm gegenüber und deute auf meine Haare. "Passt das so?" Er grinst und streckt seine Hand zu mir. "Fast. Darf ich?" Ich nicke und er streicht mir vorsichtig, als wären sie aus Glas, eine Haarsträhne aus der Stirn, die ich übersehen hatte.

Kurz verweilt seine Hand dort. Ich räuspere mich nach einem Augenblick und er zieht sie beschämt weg. "Fuck. Tut mir leid, ich war irgendwie in Gedanken", entschuldigt er sich sofort. "Passt schon", erwidere ich. "Sollen wir reingehen?" Er nickt und wir gehen los. Sein Auto steht etwas abseits vom Eingang. Ein paar Meter davor fängt es auf einmal an, wie aus Eimern zu schütten. Lachend renne wir zur Tür. Harry hält schützend seine Hände über meine Haare. Ist es so offensichtlich, dass es mir wichtig ist, eine gute Frisur zu haben?

Drinnen angekommen schüttelt er sich ein paar Wassertropfen aus seinen Locken und schüttelt seine Jacke aus. Ich muss sagen, durch ihn als meinen persönlichen und lebendigen Regenschirm habe ich deutlich weniger Wasser abbekommen als er. Aber ihm scheint das nicht so viel auszumachen. Kaum haben wir die Tür wieder geschlossen, werden wir schon von den anderen Jungs umstürmt. "Man wo bleibt ihr denn?! Wir dachten schon, ihr habt euch verfahren", rufen sie durcheinander. Anscheinend haben sie alle schon einen sitzen. "Wie viel habt ihr denn schon getrunken? Paul lallt ja jetzt schon", frage ich belustigt. "Nur ein paar Shots", ruft Danny und zieht uns an die Bar.

Nachdem Harry und ich uns auch jeder ein Bier genommen haben, treffen Niall, Liam, Zayn und ein paar andere Jungs ein, die ich aber nicht genauer kenne. Sie begrüßen uns alle und werden auch gleich dazu gedrängt, etwas zu trinken.

Die Stimmung ist ausgelassen. So ziemlich jeder ist schon nach kurzer Zeit etwas beschwipst, doch das stört und nicht. Wir tanzen ausgelassen und stoßen immer wieder auf Paul an. Irgendwann merke ich, dass mich jemand von hinten antanzt. Dessen Hände streichen sanft über meinen Rücken. Ich lasse mich nicht weiter beirren. Nach ein paar Tanzschritten drehe ich mich dann um und sehe, dass es Harry ist. "Wollen wir tanzen?", fragt er mich. "Wir sind doch schon längst dabei!", erwidere ich belustigt.

Um circa halb 2 gehe ich raus vor den Eingang. Es regnet immernoch und ich stelle mich unter das Dach. Ich brauche gerade einfach ein bisschen frische Luft. Jim war vorhin auch für zwei Stunden oder so da, aber er ist relativ schnell gegangen. Ich habe eine ganze Weile mit Harry getanzt und habe für diese Zeit einfach mal ignoriert dass er eben er ist. Dann hat sich auf einmal alles gedreht und ich bin hier raus gegangen. Harry ist glaube ich zur Bar.

Warum kann es so nicht immer sein? Wir haben uns jetzt den ganzen Abend so gut verstanden, aber eben auf freundschaftlicher Ebene. Aber nein- wir mussten uns ja unbedingt küssen. Und ja- inzwischen bin ich bei wir haben uns geküsst anstatt bei er hat mich geküsst. Ich meine, zugegebenermaßen habe ich ihn ja wirklich dazu ermutigt und er hat ja sogar noch kurz gewartet, ehe ich die letzten paar Centimeter überbrückt hatte.

Als der Wind wieder stärker wird, gehe ich nach drinnen, wo ich mir noch ein Bier nehme. "Eyy wo warst du so lange??", fragt mich Niall und hängt sich wie eine Klette an meine Schulter. Meine Güte, ist der voll. "Ich war an der frischen Luft". - "Ahhh verstehe. Und wo ist das?" Oh mein Gott. Vor allen pustet er mir die ganze Zeit seinen Atem ins Gesicht, von dem einem ja schon schlecht wird. "Ich werde dann auch mal heimgehen. Wie kommst du nach Hause?" Niall braucht eine Weile, bis er mich versteht. "Ich schlafe bei... Limm", antwortet er. "Bitte wer?" - "Le...Li...Liam! Richtig! Zu dem gehe ich!" Es wird ja immer schlimmer. "Okay, dann trink mal besser nichts mehr, ja?" Damit verabschiede ich mich von ihm. Den Anderen sage ich auch, dass ich jetzt gehe und Paul bedankt sich noch für die tolle Party.

Ich bin gerade auf dem Weg nach draußen, da sehe ich eine Gestalt im Flur liegen. Als ich näherkomme, sehe ich, dass es Harry ist. "Harry?" Er dreht sich leicht zu mir um, doch seine Haare liegen im Gesicht. Ich streiche sie ihm aus der Stirn, da er dazu wohl gerade nicht in der Lage ist. "Lewis! Da bist du ja!", lallt er freudig und blinzelt ins Licht. "Louis heisse ich, ja. Was machst du hier?" Er dreht sein Gesicht wieder zum Boden. "Soo müüde". Ich mustere ihn. Er scheint sich ja regelrecht abgefüllt zu haben.

"Wo schläfst du heute Nacht?", frage ich Harry. Er kichert. "Na hiier hihihi". Seufzend nehme ich seine Jacke, die neben ihn liegt und streife den einen Ärmel über seinen Arm. "Was machst du?", fragt er verwirrt. "Du kommst jetzt mit zu mir. Ich kann dich ja schlecht hier auf dem Boden liegen lassen. Achtung, ich ziehe dich mal ein Stück hoch, damit du deine Jacke anziehen kannst". Ich ziehe ihn unter den Armen ein bisschen hoch. Dabei streife ich jedoch immer wieder seinen Oberkörper. "Hihihihi hör auuf. Das kiitzelt", lacht er auf einmal los. Ich verdrehe die Augen, so langsam nervt diese Klette.

Ich streife ihm die Jacke über und ziehe ihn auf die Beine. Er stützt sich an der Wand an und legt seinen anderen Arm über meine Schulter. Ich dagegen stütze ihn an der Hüfte. "Gehen wir jetzt heimm?", kichert er los. "Wir gehen zu mir", erwidere ich. "Wirst du dann mit mir schlafen?", fragt er auf einmal. - "Träum weiter, Großer, du schläfst mal schön alleine". Ich weiss absolut nicht, was ich gerade von der ganzen Situation halten soll. Leider Gottes habe ich ein zu großes Herz. Ich konnte ihn nicht einfach da auf dem Boden liegen lassen. Er seufzt leise. "Schade", murmelt er. Ich überhöre das einfach mal. Er kann ja gerade nicht mehr klar denken.

Nach einer Weile kommen wir endlich an meiner Wohnung an. Immerhin regnet es nicht mehr, aber Harry ist unterwegs gestolpert und in einer Pfütze gelandet, weshalb jetzt seine ganze Hose pitschnass ist. Ich ziehe ihn die Treppen hoch und wir betreten die Wohnung. Ich führe ihn hinter mir her in mein Schlafzimmer, wo er es sich gleich bequem macht. "Harry, du musst deine Hose ausziehen, sonst wirst du krank", doch ich höre nichts anderes außer ein leises Schnarchen. Na toll.

Ich verdrehe die Augen und Knöpfe dann seine Hose und sein Hemd auf. Ich ziehe ihm beides aus. Eigentlich ist das ja kein ungewohnter Anblick für mich, ich habe ihn ja schon so oft in seiner Badeshort gesehen. Dennoch muss ich leider zugeben, dass er einen verdammt guten Körper hat. Er ist kein Muskelpacket, aber trotzdem sieht er definiert aus. Kurz überlege ich, was ich jetzt machen soll. Ich könnte auf der Couch schlafen, aber sonst werde ich morgen höllische Rückenschmerzen haben.

Ich gehe in die Küche, stelle Harry ein Glas Wasser neben das Bett und gehe noch kurz ins Bad. Als ich zurück ins Schlafzimmer komme, liegt er in der Mitte meines Betts. Ich ziehe mich bis auf meine Shorts aus und lege mich neben ihn. Dann ziehe ich die Decke über uns. Vorsichtig rolle ich Harry etwas auf die Seite. Zum Glück wacht er nicht auf. Anfangs liege ich neben ihm und halte unbewusst ständig die Luft an. Es ist ja nicht so, dass ich noch nie mit Niall oder so in einem Bett geschlafen habe, aber mit Harry ist das nochmal etwas anderes. Irgendwann schlafe ich dann endlich ein, bis ich jedoch nach kurzer Zeit von einem Geräusch geweckt werde.

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Bitte das Voten nicht vergessen 😊

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