Prolog
>>Der Schneesturm war verebbt und eine unnatürliche Ruhe umgab Sheila. Sie fühlte sich schrecklich einsam und verlassen. Es war so fürchterlich, nicht zu wissen, ob ihre Mutter noch lebte und wo sie war, dass sie die Zeit nur noch unwirklich wahrnahm. Ihr Gesicht war taub geworden und sie drückte ihre Wange an den weichen, mit Eiskristallen übersäten Mantel. Plötzlich rauschte etwas durch die Luft, es waren große, majestätische Schwingen! Sheila zuckte zusammen und warf ihren Kopf herum...<<
Anemonius wusste sofort, dass etwas passiert war. Noch nie hatte er Tamira so aufgeregt gesehen. Sie sprang in den Saal und krächzte atemlos: "König, König... Menschen sind in unseren Wald eingedrungen!" Anemonius starrte sie verwirrt an. "Aber Tamira, Sie wissen doch, wir können die Menschen nicht vom Wald fernhalten! Und solange sie keine Sasayaku sind, werden sie uns nicht finden. Was ist also der Grund Ihrer Aufregung?" Tamira stammelte: "Aber das ist es ja- der Kairus glüht rot! Er sagt eindeutig, dass die Menschen..."
Anemonius keuchte auf. "Was?", rief er fassungslos. Ohne eine Antwort abzuwarten flog er hinaus in die große Gemeinschaftshalle der riesigen unterirdischen Höhlen. Eine große Masse war schon vor dem Kairus versammelt. Der Anblick war unheimlich. Der ganze Steinkreis bebte und glühte wie heiße Lawa, er schien jeden Moment zu explodieren. Anemonius nahm kaum die panischen Schreie wahr, sondern bahnte sich einen Weg durch die Menge. Als er nur noch wenige Zentimeter von der Steinwand entfernt war, wandte er sich zu seinem Volk: "Anscheinend haben Sasayaku den Wald betreten! Ich bitte euch, versteckt euch in euren Höhlen und rührt euch nicht, bis ich wieder da bin. Ich werde mit Tamira nach oben fliegen und die Situation überprüfen." Er nickte seiner Stellvertreterin sicher zu. In dieser Situation musste man als Oberhaupt die Ruhe bewahren, das wusste er.
Sofort hörte man empörte Schreie wie: "Lasst den König nicht gehen!" oder: "Das ist viel zu gefährlich!" Doch Anemonius war nicht zu stoppen. Er schwang über die vielen Untertanen hinweg, gefolgt von Tamira, um der Gefahr entgegenzutreten. Die Schwingen der Beiden rauschten über die Köpfe davon, hinauf auf die Erdoberfläche. Niemand durfte mehr ihn und sein Volk aufspüren, das musste er verhindern!
Endlich war er durch eins der Portale geflattert, hinaus in den eisigen Wald. Tamiras hastete ihm hinterher. "Anemonius... ", keuchte sie, "Wo sollen wir nach den Menschen suchen? Sollten wir nicht lieber eine Armee.." "Nein!", unterbrach sie Anemonius, "Wir haben sowieso kaum eine Chance gegen die Menschen, wenn sie bewaffnet sind. Wir müssen zuerst sehen, welche Gefahr für uns besteht!"
Er raste weiter durch den Wald, konnte aber die besorgten Blicke seiner Begleiterin förmlich spüren. Am liebsten hätte Anemonius sie unter seinen Flügel genommen und sie beruhigt. Aber das konnte er nicht, als König Emanons. Wo sollte er nun nach den Sasayaku suchen? Der Wald war so groß!
Er rauschte gerade unter ein paar hochgeschossenen Fichten hindurch, da fiel sein Blick auf eine Person, die mitten im Schnee lag, die Augen geschlossen. Erschrocken bremste er ab und rief Tamira. Auch sie erblickte das Kind, ein Mädchen. Beide hielten an und flatterten zu Boden. Ein wenig Schnee wirbelte auf, als sie aufsetzten, und ließ sich auf der Wange des Mädchens nieder.
Plötzlich regte sich etwas in dem blassen Gesicht. Anemonius zuckte zusammen und flatterte erschrocken zurück. Das Mädchen begann, sich zu bewegen! Er sah Tamira durchdringend an und machte ihr deutlich, sie solle sich verstecken. Beide flogen hinauf auf einen Baum und beobachteten, was nun geschah.
Das Mädchen blinzelte und richtete sich langsam auf. Es schien verwirrt und verängstigt. Nun tappte es langsam durch den Schnee. Anemonius nickte Tamira zu. Dieses Mädchen trug keine Waffen bei sich. Sie sollten es verfolgen und angreifen!
Was er zu dieser Zeit noch nicht wissen konnte, war, dass er die falsche Person anvisierte und sie vielleicht die einzige war, die seine Welt vor noch viel größerer Gefahr retten konnte...
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