Vorfreude

Dieses Kapitel widme ich @Weenaz , die mir unermüdlich im Kampf mit den hinterhältigen Kommas beisteht. Danke für Deinen kritischen Blick auf die Logik und Dein Verständnis für Rhys, der es Arwen wirklich nicht leicht macht.

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»Umarme mich, lieb Sommerwind,
wie dämlich doch die Menschen sind. Mein Glück kann gar nicht größer sein, bald kehr ich mit dem Liebsten heim. Und das Beste, ich könnt' lachen,
ich musste gar nichts weiter machen ...«

Frohgemut hüpft Aranel durch die behagliche Zuflucht in den luftigen Höhen einer uralten Eiche und trällert vergnügt vor sich hin. Von außen ist es ein unscheinbarer Eichhörnchenkobel, doch von innen weitläufig wie ein feudaler Landsitz.

Er wandert durch die einzelnen Räume und zu seinem Glück gesellt sich eine kleine Portion Wehmut. Gemeinsam haben sie ihre Behausung eingerichtet. Geradlinige, einfach strukturierte Möblierung, ganz wie Tásúil. Daneben gibt es kleine, verspielte Elemente, die Aranel beigesteuert hat und welche überraschend gut zueinander passen.

Die Finger des Elfen gleiten über Tásúils Büchersammlung, berühren den getrockneten Blütenkranz vom Frühlingsfest, streicheln die weichen Kissen ihrer gemütlichen Kuschelecke. Erinnerungen durchfluten ihn. Aus dem Weidenregal nimmt er eine Herzmuschel, bläst sanft hinein und hört das Rauschen der Wellen, wie in der Vollmondnacht, als er und Tásúil am Strand beieinander lagen.

Seufzend legt er die Muschel zurück. Einige Teile werden sie mitnehmen, auf jeden Fall die geschnitzte Rose, die Tásúil ihm vor Jahren schenkte und den Ohrschmuck aus blauschillernden Eichelhäherfedern, die Aranel für seinen Geliebten anfertigte.

Doch viel wird es nicht sein. Im Palast der Elfenkönigin gibt es alles und davon reichlich und noch vieles mehr. Na wenn schon. Aranel holt sich einen großen Leinenbeutel und verstaut seine Flöte, sowie ein paar seiner Lieblingssachen. Dafür werden sie endlich wieder rauschende Feste erleben, mit Tanz und Musik und allerlei Vergnügung.

»Du bist schon am Packen?« Tásúil lehnt am Türrahmen und hebt erstaunt die Augenbrauen.

»Och, ich sortiere nur ein klein wenig vor. Wobei, von der großen Liebe deiner Menschen ist nicht viel zu bemerken, bisher. Außer, dass die beiden körperlich ganz gut harmonisieren, sehe ich nur Geheimniskrämerei und Misstrauen.«

Gedankenverloren tritt Tásúil an seine Seite und ergreift ebenfalls die Herzmuschel. »Da hast du nicht Unrecht. Womöglich habe ich mich in ihnen getäuscht.« Traurig streichelt er die Muschelschale, deren perlmuttfarbenes Inneres zu leuchten beginnt.

»Du wirst alt, mein Lieber. Das trübt die Wahrnehmung«, neckt Aranel den Gefährten. Zugleich nimmt er ihn in den Arm und vergräbt die Hände in Tásúils langem Haar. »Vergiß die dummen Menschen. Wenn wir erst wieder in der Sídhe bei den anderen sind, brauchst du dich um nichts mehr kümmern. Wir lassen uns bedienen und genießen die schönen Dinge des Lebens.«

Bekümmert blickt Tásúil in die leuchtenden Amethystaugen Aranels. »Mein Wirken hier ist mir keine Last.« Er legt die Hand an die Wange des Liebsten. »Doch dir fehlt unser Volk, nicht wahr?«

Aranel schaut verlegen zu Boden. »Wir leben hier schon sehr, sehr abgeschieden. Ich bin halt auch nicht so ein Büchernarr wie du.« Seine Umarmung wird inniger und er knabbert an Tásúils spitzem Ohr. »Wir hatten eine wunderschöne Zeit an diesem Ort. Das werde ich nie vergessen. Außerdem können wir doch hin und wieder zurückkommen und ein wenig ausspannen. Urlaub nennen das deine Menschen.«

Tásúil reagiert mit einem spöttischen Grinsen. »Du meinst eher ausnüchtern, mein Herz.« Seufzend drückt er seine Stirn an die des Gefährten. »Die Magie wird verschwinden, wenn wir länger fortbleiben und der Zauber dieses Landes geht für immer verloren. Doch es reißt mich entzwei, wenn ich dich verliere.«

Eng umschlungen teilen sie ihren Kummer und suchen Trost in der Nähe des anderen. Aus sanften Liebkosungen wächst verzweifeltes Begehren und das Feuer ihrer Leidenschaft verdrängt jeden Gedanken an eine endgültige Entscheidung. Die störende Kleidung raschelt, fällt zu Boden, zusammen mit dem Schmerz über ihre verschiedenen Meinungen. In jedem Kuss, in jeder Berührung, spüren sie die Liebe des anderen und versinken im Rausch der Gefühle.

Der Sommerwind tanzt durch ihr Heim, streichelt ihre erhitzten Leiber und trägt ihr lustvolles Stöhnen hinaus zu den Bäumen, deren Laub das Lied der Lebenslust mit einem rauschenden Rascheln über das Land trägt.

Ermattet liegt Aranel in den Armen seiner großen Liebe und möchte am liebsten für immer in diesem Zustand verweilen. »Lass uns nicht mehr streiten. Es sind noch ein paar Tage bis Alban Hevin. Wie immer unsere Wette ausgeht, Hauptsache, wir bleiben zusammen.«



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