Friede, Freude, Pustekuchen
Gedankenverloren betrachtet Rhys das Lichtspiel der Abendsonne im grünen Blätterhimmel der alten Weiden. Es raunt und wispert über ihm, als würden sich die knorrigen Bäume unterhalten. Rhys wundert sich nicht darüber. In den letzten Wochen ist ihm nicht nur seine hart antrainierte Selbstbeherrschung, sondern auch sein gesundes Urteilsvermögen abhanden gekommen.
Der Grund dafür liegt warm und anschmiegsam in seinen Armen. Dabei war er sich sicher gewesen, dass Arwen längst auf dem gleichen geheimnisvollen Weg verschwunden wäre, auf dem sie zu ihm gefunden hatte.
Die Wochen der Trennung konnten sie nicht aus seinen Gedanken verbannen. Ablenkung durch eine echte Schlacht war ihm auch nicht vergönnt gewesen, was jedoch durchaus sein Gutes hatte, angesichts seiner mangelnden Konzentrationsfähigkeit. Sein Halt am Weiher war eine Ausflucht, während die anderen eiligst zur Burg weiterritten. Eine Gnadenfrist, um das Unvermeidliche hinauszuzögern.
Ein ironisches Lachen zwängt sich lautlos aus seiner Kehle. Als ob er in irgendeiner Art und Weise die Handlungen dieses wundersamen weiblichen Wesens vorhersagen könnte. Statt dem erwarteten kalten, schwindenden Hauch einer Erinnerung, beschert sie ihm einen überaus lebendigen und leidenschaftlichen Empfang.
Seine rauen Hände fahren behutsam über ihre zarte, noch immer erhitzte Haut. Ihre tiefen Atemzüge streichen über seine Brust. Wie lange ist es her, dass sich eine Frau so vertrauensvoll in seine Arme gekuschelt hat? Und wann hat er eigentlich beschlossen, diese Nähe überhaupt zuzulassen?
Ein Anflug von Schuld durchzuckt Rhys. Arwen verdient einen ehrbaren Mann, der sie mit Achtung und Respekt behandelt. Keinen falschen Helden, der wie ein Barbar über sie herfällt. Auch wenn sie mit einem recht zufriedenen Lächeln eingeschlafen ist. Reine Illusion, dass er glaubte, die Kontrolle behalten zu können. Sein Körper reagiert auf diese Frau wie ein eigenständiges Wesen. Der neckende Ton ihrer melodischen Stimme, der verschwommene Schemen einer entblößten Schulter, das Funkeln ihrer tiefblauen Augen aus dem wogenden Blätterdickicht; mehr braucht es nicht, um sein Begehren gnadenlos zu entfachen.
›Das ist ihr Zauber‹, flüstert seine innere Stimme hinterhältig, ›und du wirst ihn zerstören, weil es das Einzige ist, was du perfekt beherrschst.‹
Rhys unterdrückt einen Fluch und nimmt Arwen fester in die Arme. Seine Lippen hauchen einen sanften Kuss in ihr feuchtes Haar, welches in der warmen Abendluft zu wilden Locken trocknet. Über ihren schlanken Rücken blickt er hinunter auf die weiche Rundung ihrer Hüfte. Eine kleine geflügelte Fee pustet einen Schweif Sternenstaub in seine Richtung. Die filigrane Zeichnung ist mehr als passend. Ebenso, wie das Ungeheuer auf seinem Leib.
Sachte schiebt er ein paar freche kastanienbraune Strähnen beiseite, die ihn an der Nase kitzeln. Seine Finger verharren in ihrem Haar. Rhys braucht einen Moment, um zu begreifen, was er längst gesehen hat. Kastanienbraun. Eine schöne, warme und völlig natürliche Haarfarbe. Das strahlende Rubinrot ist verschwunden. Vorsichtig bewegt er sich unter ihr. Nimmt ihre Hand in seine und schaut auf ihre Finger. Kurze Nägel, einer eingerissen, ein paar schmutzig und an zweien klebt sein Blut. Doch keiner schimmert noch in Regenbogenfarben.
›Ich hab's dir doch gesagt. Ihr Zauber schwindet und es ist deine Schuld‹, zwitschert es gehässig in seinem Kopf. ›Du solltest deine Chance ergreifen und auf den Handel mit dem Elf eingehen.‹
❦
Schwarz trabt mit sicheren Tritten den dunklen Burgberg hinauf. Am Himmel erscheinen die ersten Sterne und das silberne Licht des fast vollen Mondes mildert die schwarzen Schatten der hohen Festungsmauern. Schweigend haben sie den Weg vom Weiher zurückgelegt. Auch Arwen scheint ihren eigenen Gedanken nachzuhängen.
Der würzige Geruch nach Holzfeuer und gebratenem Fleisch lässt seinen Magen erfreut grummeln. Ausgelassenes Gelächter schallt durch die angebrochene Nacht. Die Begrüßungsfeier für die Heimkehrer ist wohl schon in vollem Gange.
»Ach ja«, murmelt Arwen an seinen Hals. »Wir haben übrigens Besuch.«
Es gibt ein WIR? Ihren nächsten Satz versteht Rhys ebensowenig.
»Irgendein Sandkastenfreund von Martin ist mit einer Wagenladung toter Tierhaut aufgetaucht.«
»Mhm.« Sandkasten? Meint sie einen Ordensbruder aus der Missionsstation in Jaffa? Egal, sollen die frommen Brüder ein paar gemeinsame Gebete sprechen und ihren Segen allen spenden, die ihn haben wollen.
Schwarz hebt schnaubend den Kopf, als zwei der jungen Hofhunde aus dem offenen Burgtor geschossen kommen. Freudig bellend umkreisen sie Pferd und Reiter und laufen übermütig nacheinander schnappend wieder zurück. Rhys stutzt kurz. Die Wachen sollten bereits vor den Hunden Neuankömmlinge begrüßen. Prüfend geht sein Blick zu den Zinnen. Auch dort erkennt er keine Bewegung. Mühsam bekämpft er seinen aufsteigenden Ärger. Sicher haben die Posten ihn längst erkannt und halten sich im Hintergrund.
Das Klappern der Hufe hallt von den steinernen Wänden des gemauerten Durchganges im Vorhof zurück. Noch immer ist keine Menschenseele zu sehen. Dafür steigt der Lärmpegel ins Unerträgliche.
»Was zur Hölle treiben die denn?«, brummt Rhys ungehalten. »Das klingt, als wäre eine Horde Skoten bei den Schankdirnen von Aberdyfi eingerückt.«
»Scota war eine ägyptische Pharao-Tochter, die mit einem keltischen Prinzen nach Irland durchgebrannt ist. Ihr zu Ehren trägt das Volk ihrer Nachkommen diesen Namen.« Schwärmerisch verkündet Arwen ihm von hinten dieses unnütze Wissen. Rhys verdreht die Augen. Für Märchen hat er jetzt keine Geduld.
Der Hengst wittert den heimatlichen Stall und beschleunigt sein Schritttempo. Doch Rhys zieht die Zügel an und blickt sprachlos auf die grölende Menge, die sich im gesamten hinteren Burghof verteilt hat. Ein knappes Dutzend Feuerschalen erhellt den Platz. Die Reste eines Spanferkels stecken an einem Spieß über leuchtender Glut und verkokeln langsam. Die meisten Feiernden sind längst auf flüssige Nahrung umgestiegen. An der seitlichen Mauer stehen zwei Planwagen und Schwarz reagiert mit wütendem Stampfen auf die fremden Pferde, die daneben angepflockt sind.
»Sch, sch.« Beruhigend streicht Rhys seinem Roß über den Hals. Dabei kann er den Unmut des Tieres gut nachvollziehen. Er braucht dringend einen ruhigen Ort zum Nachdenken und kein ausuferndes Chaos in seiner Heimstatt. Niemand hier nimmt Notiz von ihrer Ankunft. Dieser gemeinschaftlich ausgelebte Leichtsinn lässt seine eben noch unterdrückte Verärgerung wieder hochkochen.
Mit leichtem Schenkeldruck lenkt Rhys den Hengst voran und verschafft sich einen Überblick. Evan hüpft mit einer kreischenden Eirlys auf den Schultern im Kreis um Rhiannon und das Baby. Dabei weicht er geschickt mit vielen ›Uhs‹ und ›Ahs‹ Sion aus, der in einem, ihm viel zu großen, hochgebundenen Wappenrock steckt. Der Junge schwingt ein kleines Holzschwert und brüllt mit Begeisterung einen Schlachtruf nach dem anderen. Pal und Rhodri sitzen am Feuer und schildern lautstark, gestenreich und stark ausgeschmückt den interessierten Zuhörern ihre erlebten Abenteuer. Am Brunnen fuchtelt Owain mit einem typisch gebogenen Shamshir herum, während ein großer dunkelhäutiger Mann abschätzend Owains Langschwert testet. Zwei weitere fremde Gesichter jonglieren zwischendrin mit brennenden Fackeln. Bruder Martin hockt schief vor einem großen Fass auf einem wackligen Schemel, den Kopf auf die verschränkten Arme gebettet. Sein Bierkrug liegt zwischen Essensrestern, Schmuckbändern und ... Blumen? Das gute Gebräu sickert am Fass hinunter in den sandigen Boden. Neben Martin thront ein blonder Hüne, umringt von einer ganzen Schar aufgedrehter Weiber.
Rhys erkennt die sommersprossige Aedyth und die eigentlich so schüchterne Jenni, die es sich kichernd links und rechts auf den kräftigen Schenkeln des Kerls gemütlich machen. Die dralle Annwyl presst ihm von hinten ihren großen Busen in den Nacken und verziert sein geflochtenes Haar mit Gundelrebe und bunten Feldblumen. Als wäre das nicht genug, knien zu den Füssen des Mannes zwei weitere Mägde mit ausgebreiteten Röcken und aufgeknöpften Miedern.
Zweifelnd schaut Rhys sich um. Ist hier außer den Kindern noch irgendeiner halbwegs nüchtern?
Hinter einem der Wagen stolpert Dafydd hervor und richtet sich umständlich die Kleidung. Winkend rennt er Rhys entgegen.
»Da bist du ja. Stell dir vor, wir haben ... äh«, beginnt sein Bruder zu stammeln. Dafydds Blick geht an Rhys vorbei zu Arwen, die umständlich hinter ihm absteigt und dabei etwas vom breitesten Pferdearsch des Universums murmelt.
»Oh ... ooh.« Dafydds Augen werden größer und sein gerötetes Gesicht um einiges dunkler. Rhys muss sich nicht umdrehen, um zu wissen, dass Arwens lange Beine unbedeckt vom Pferderücken herunterschwingen.
»Wird das heute noch ein verständlicher Satz oder soll ich besser morgen kommen, wenn ihr wieder bei Besinnung seid?«, knurrt er seinen Bruder an und springt gewandt aus dem Sattel. »Was, zur Hölle, soll dieses Saufgelage?«
»Äh, na ja, wir, also es ist so ...« Dafydds Rede wird nicht wirklich besser. Dafür mischt sich Arwen ein. »Es gibt hier durchaus Menschen, die sich freuen, dass auch du wieder zurück bist. Jetzt sei nicht so griesgrämig.«
»Griesgrämig? Ich bin nicht griesgrämig. Ich bin stinksauer!« Rhys schüttelt Arwens Hand ab und schiebt Dafydd beiseite. »Owain!«, brüllt er nach seinem Hauptmann. »Wieso stehen keine Wachen am Tor? Verdammte Schlamperei. Was soll das Feuer vor den Stallungen? Wollt ihr hier alles abfackeln?«
»Häh?« Owain kommt leicht schwankend näher. »Wir haben uns doch abgewechselt?«
»Wobei? Beim Bierholen?« Mit schmalen Augen mustert Rhys Owains fremdländischen Begleiter.
»Ismi Malik«, stellt sich der Fremde mit einer leichten Verbeugung vor.
»Tasharrafna. As salamu alaykum«, begrüßt ihn Rhys ganz automatisch. Der Maure antwortet freundlich mit dem obligatorischen »Wa 'alaykum as salaam.«
Aus den Augenwinkeln registriert Rhys Arwens verwunderten Blick. »Es heißt soviel wie Willkommen«, brummt er erklärend. Die einfachen Begrüßungsfloskeln sind den meisten Kreuzfahrern geläufig. Doch keiner hier muss wissen, dass er die wenigste Zeit im Heiligen Land unter seinesgleichen verbracht hat.
Arwen überrascht ihn mit einem koketten Zwinkern und einem geflüsterten »Marhaba.« Er bekommt jedoch keine Gelegenheit, ihrem erstaunlichen Wissen auf den Grund zu gehen. Dafydd hat Martin wachgerüttelt und zerrt ihn mit dem blumengeschmückten Pfingstochsen im Schlepptau heran. Der Mönch breitet torkelnd die Arme zu einer innigen Umarmung aus und blubbert mit einer beachtlichen Bierfahne: »Dem Herrn sei Dank, mein Freund.«
Schnell weicht Rhys einen Schritt zurück und klopft dem wankenden Geistlichen begütigend auf die Schulter. Auch den restlichen Anwesenden ist sein Erscheinen nun aufgefallen und alle versammeln sich lebhaft durcheinander rufend, um ihr kleines Grüppchen.
»Rurik hat unsere ganze Wolle aufgekauft. Wir haben dafür Zimt, Pfeffer, Nelken, Muskat und Mandeln, feines Leder und ein paar Feuersteine bekommen.« Mit glänzenden Augen textet Dafydd ihn zu.
»Was denn, keine Granatäpfel?«, giftet Rhys. »Kaffee hat er auch keinen«, mosert Arwen dazwischen.
»Oh, mir ist ganz komisch«, lallt Bruder Martin. Rhys drückt ihm die Hand gegen die Brust und hält ihn aufrecht. »Untersteh dich! Spuck auf die Füße von deinem Saufkumpan.«
Der nordländische Weiberheld greift dem Mönch lachend unter die Arme und dreht ihn beiseite. Mit einem lauten Rülpsen übergibt sich Martin. »Jetzt geht's mir besser«, seufzt er erleichtert.
Rhys versucht vergeblich das Gewühl der Menge zu durchdringen. Sein Bruder schnattert weiter eifrig auf ihn ein. »Rurik sagt, die Tuchhändler in London oder Brügge sind ganz versessen auf so gute Wolle, wie unsere. Dort würden wir viel mehr dafür bekommen, als von den geizigen Mönchen in Strata Florida.«
»Schön. Dann bau dir ein Schiff und segel los«, faucht Rhys Dafydd an. Die erzwungene Nähe der vielen Menschen macht ihn nervös. Doch sein grimmiger Blick und die angespannte Haltung verfehlen bei den überdrehten Leuten die sonst so gut funktionierende Abschreckung.
Mit verschränkten Armen stellt sich Ulfar ihm in den Weg. »Ich will mein Weib zurück«, fordert er zornig. »Die verrückten Hühner haben sie ins Gesindehaus gesperrt. Mit meinem Jungen.«
Rhys schnaubt aufgebracht. Hat er sich ernsthaft auf sein Zuhause gefreut? Er blickt zu Dafydd, um eine Erklärung zu bekommen, doch dieser ist auf einmal sehr wortkarg. Dafür meldet sich Arwen mit blitzenden Augen. »Sie sind nicht eingesperrt, sondern vor dem da in Sicherheit gebracht. Dieser Bastard hat Mari und Shay verprügelt!«
»Stimmt nicht! Oder hat sie mich etwa beschuldigt?«, zischt Ulfar böse. »Ach so, die blauen Flecken sind nur ein Hautausschlag und Moira hatte plötzlich spontanes Nasenbluten, oder was?« Arwen drängt sich an Rhys vorbei und zeigt anklagend auf Ulfar.
»Das war ein Versehen«, behauptet dieser und bemüht sich um eine neutrale Miene.
»Ein Versehen ist, dass solcher Abschaum eine Familie hat.« Arwen bebt regelrecht vor Wut. Der Dolch an ihrem Schenkel kommt Rhys wieder in den Sinn. Der Gedanke, dass sie ihm den tödlichen Stahl jederzeit zwischen die Rippen hätte jagen können, macht ihn eigenartigerweise ziemlich scharf. Mit der Präsenz einer furchteinflößenden Rachegöttin ist Arwens Ausstrahlung atemberaubend.
»Ich habe ehrenhaft gehandelt und die Dirne geheiratet, als sie schwanger war«, verteidigt sich Ulfar beleidigt.
»Wie alt war sie da? Vierzehn? Was ist da ehrenhaft? Du bist mindestens doppelt so alt wie sie. Wer weiß, war das Ganze freiwillig.« Arwen lässt sich von dem Aushilfsschmied nicht einschüchtern. Die Augen aller Umstehenden richten sich auf Rhys. Er soll den Disput klären.
Scheiße, aber auch.
Von Martin kann er sich keine Hilfe erhoffen. Der lehnt im Vollrausch an der Schulter dieses Rurik. An der anderen Seite des Nordmannes hängen die sabbernden Mägde. Rhys knirscht mit den Zähnen. Er darf sich nicht von seinen Gefühlen für Arwen beeinträchtigen lassen. Wenn er dem Sehnen seines Körpers nachgibt, verwandelt er sich ruck, zuck ebenso in ein hechelndes Hündchen.
»Holt Mari!«, fordert er mit Nachdruck.
»Ihr Vater hat auf der Hochzeit bestanden«, flüstert ihm Dafydd zu. »Ganz so freiwillig wollte Ulfar sie nicht heiraten.«
Rhys kann es nicht beurteilen. Er war zu der Zeit anderswo damit beschäftigt, am Leben zu bleiben.
Die Menge teilt sich und eine ängstliche Mari tritt nach vorn. Sie macht einen Knicks und blickt mit eingezogenem Kopf angestrengt zu Boden.
»Hat Ulfar dir beim Empfang deines Sohnes Gewalt angetan?«, fragt Rhys unverblümt. Er will diese Sache schleunigst beenden. Mari schüttelt den Kopf. »Nein, Mylord.«
»Na wenn schon«, ereifert sich Arwen. »Nur weil ein junges Mädchen einmal den falschen Kerl anlächelt, muss sie doch nicht den Rest ihres Lebens in der Hölle verbringen! Wo sind wir denn hier - im tiefsten Mittelalter?« Auf die irritierten Blicke der anderen reagiert sie mit genervtem Armwedeln. »Ach, vergesst es.« Trotzig presst sie die Lippen aufeinander.
Diese vollen, weichen, süßen Lippen, die er noch immer auf seinem Körper spüren kann ... Rhys schüttelt sich innerlich. Diese Ablenkung muss sofort aufhören.
»Eine Frau gehört zu ihrem Mann und ein Kind zu seinem Vater«, hört er sich selbst sagen. Das ist nunmal die Ordnung der Dinge, auch wenn ihn Ulfars selbstgefälliges Grinsen mächtig stört. »Moira wird von dir entschädigt«, knurrt Rhys ihn an, »und gib in Zukunft Acht auf deine Frau und den Jungen. Sollten die beiden aus Versehen stürzen oder gegen den Türrahmen laufen, dann häng ich dich in den Block und lass die Weiber die Züchtigung übernehmen.«
Ulfar dreht grunzend ab und winkt Mari, ihm zu folgen. Ergeben trottet sie ihm nach.
Rhys atmet auf. Das wäre geklärt. Jetzt noch die gefährlichen Feuer vor den Stallungen löschen und danach das, welches in seinen Lenden lodert.
»Wie jetzt? Das entscheidest du einfach so? Ohne Zeugenbefragung oder Beweissichtung?« Arwen starrt ihn entgeistert an. »Das ist so typisch imperialistischer Feudalherr!«, schleudert sie ihm wütend entgegen und rauscht durch die Menge davon, die ihr, im Gegensatz zu ihm, bereitwillig Platz macht.
»Was? Ist das was Schlechtes?« Misstrauisch beäugt er die Männer, die neben ihm stehen. Martin blinzelt wie ein verschlafener Uhu und blässt ratlos die Wangen auf. Dafydds Kommentar zu Arwens Worten muntert ihn auch nicht auf. »Keine Ahnung, aber so wie sie es gesagt hat, klang es nicht besonders nett.« Und dieser Rurik schnalzt mit der Zunge und blickt begehrlich ihrem hüftschwingenden Abgang hinterher. »Was für ein Rasseweib!«, hört Rhys ihn murmeln.
»Vorsicht, Händler! Strapaziere nicht meine Gastfreundschaft!«, raunzt Rhys Rurik an. Sein Frust entlädt sich auch auf die säumigen Burgwachen. »Owain! Besetz die Wachposten!«, brüllt er nach seinem Hauptmann und schwingt sich wieder auf den Rücken seines Pferdes. »Bewegt eure faulen Ärsche oder ich lass euch von den Zinnen baumeln!« Der mächtige Hengst bahnt sich mühelos seinen Weg Richtung Stall. Am Brunnen beugt sich Rhys geschickt aus dem Sattel und langt nach einem vollen Wassereimer. Diesen kippt er schwungvoll über das glutsprühende Feuer neben dem Gebäude und den bereits angesengten, selig schnarchenden Tabor.
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Rurik beugt sich zu Bruder Martin. »Das meint er nicht ernst, oder?« Der Mönch schnauft angestrengt und wiegt bedenklich den Kopf. »Klasse. Einen reizenden Burgherrn hast du hier«, brummt Rurik und verlagert sein Augenmerk von der davonstürmenden Furie zu den erwartungsvoll lächelnden Damen in der Nähe.
»Ja, mein Bruder ist großartig«, verkündet der junge Lord vor ihm mit Begeisterung. Rurik hebt zweifelnd die Augenbrauen und auch Martin blickt reichlich fragend.
»Was denn? Es spritzt kein Blut und es sind keine Knochen gebrochen. Er hat heute richtig gute Laune.«
»Lass die Finger vom Bier«, brummt Bruder Martin. »Das musst du gerade sagen«, empört sich Dafydd. Der Mönch verpasst ihm einen treffsicheren Nasenstüber. »Werd nicht frech, Bürschchen. Mir wird davon nur schlecht, aber du fängst an zu spinnen!«
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