Kapitel 29

Der Schuppen war düster, als sie ihn betrat. Holz knarrte, und irgendwo tropfte Öl auf den Boden. Trotzdem wirkte er nicht gruselig auf sie, wusste sie doch, wer sich hier verbarg. Letzten Endes hatte sie mit ihrer Behauptung, dass er überlebt hatte, recht gehabt.

"Should've known you'd hear me." („Ich hätte wissen müssen, dass du mich hörst."), hörte sie eine bekannte Stimme. Sie grinste.

"And I knew that you couldn't be dead - you're too much of a roach, just as I am." („Und ich wusste, dass du nicht tot sein konntest - dafür bist viel zu sehr wie eine Kakerlake, genau wie ich.")

"What can I say? Once an agent, always an agent." („Was kann ich sagen? Einmal ein Agent, immer ein Agent.")

Fury und sie sahen einander an, betrachteten den jeweils anderen. Der Direktor von Shield hatte schon bessere Tage gesehen, während Eleya scheinbar unberührt von der Situation war. Die leichten Augenringe waren das einzige, was verriet, wie wenig Schlaf sie bekommen hatte. Er entschied sich dazu, nicht weiter nachzufragen. Manches Mal, so wusste er, wurde sie müde von derlei Gesprächen. Auch, wenn sie sich, sollte es nötig sein, weigern würde, um Hilfe zu bitten. Nun jedoch hatte sie Loki, der ihr beistehen würde - so wenig es ihm auch gefiel, der Asgardianer war gut für seine beste Agentin, und würde alles tun, um ihr Wohlbefinden zu sichern.

"Any plans yet? Like, when you're going to tell them you're alive?" („Irgendwelche Pläne? Wie zum Beispiel wann du ihnen sagen wirst, dass du noch lebst?"), fragte sie, um die Stille zu durchbrechen.

Nick antwortete, ein leichtes Lächeln auf der Lippe, das ungewohnt schelmisch war. "I do. I suspect that Laura is going to ask Stark to repair this old thing, so I'll just reveal myself then and there." („Die habe ich. Ich vermute, dass Laura Stark fragen wird, das alte Ding hier zu reparieren, und werde mich einfach dann zeigen.") Um seine Worte zu unterstreichen klopfte er gegen den Traktor, der seit langem schon nicht mehr starten wollte.

"Your decision." („Deine Sache."), sagte sie schulterzuckend. "I already had Irina inform Lovro of our situation, so they should be safe. No details, but enough to have them listen." („Ich habe Irina Lovro über unsere Situation informieren lassen, also sollten sie sicher sein. Keine Details, aber genug, damit sie darauf hören sollten.")

"Good. Would be pretty bad to loose one of our best allies." („Gut. Wäre ziemlich ungünstig, einen unserer besten Verbündeten zu verlieren.")

"My thoughts exactly." („Das habe ich auch gedacht."), nickte Eleya. Ihre Stimme klang genauso, wie sie sich fühlte. Nick musterte sie noch einmal.

"You look tired as hell." („Du siehst müde aus.")

"That bad?" („So schlimm?"), seufzte sie, eine Hand über ihr Gesicht reibend. Eigentlich wusste sie es selbst, wann immer sie und Loki getrennt waren - insbesondere durch verschiedene Zeitzonen - vernachlässigte sie jeden Rhythmus. Auch jetzt hatte sie sich viel zu wenig Ruhe gegönnt. Ihr Kopf drehte sich zu der Tür, von der aus sie bereits Schritte hörte. Nick bemerkte es, und nickte zurück.

"So he's coming." („Er kommt also.")

"Good luck." („Viel Glück.") Sie zögerte. "I'm glad you're still here, though." („Ich bin froh, dass du noch da bist.")

Damit verschwand ihre Gestalt wieder, Nick in den Schatten verborgen, ein leichtes Lächeln auf den Lippen.

Ein Gähnen entwich ihr, als sie wieder bei Loki ankam, und an ihn kuschelte. Automatisch schlang er seinen Arm um sie, das Buch in der anderen Hand. Besorgt sah er Eleya an, die sich sonst selten eine solche Schwäche anmerken ließ.

"You need more sleep, love." („Du brauchst mehr Schlaf, Liebste."), merkte er an, und strich durch ihre Haare. Zufrieden seufzte sie bei dieser Berührung, Muskeln und Seele entspannt.

"It's hard to relax without you. Barely possible. Do you think someday, they'll understand that?" („Es ist schwer sich auszuruhen ohne dich. Beinahe unmöglich. Glaubst du, sie werden es eines Tages verstehen?")

Er verstand sofort, wen sie meinte. Nicht die Avengers oder Fury, die einen kleinen Teil bereits begreifen konnten, sondern den Weltsicherheitsrat, dessen Entscheidung sie und Loki getrennt hielt. Manches Mal fürchtete sie, dass es ihnen nie erlaubt würde, frei durch die Welt zu reisen, zu leben, wie es ihnen gefiel. Loki antwortete nicht, denn was sollte er sagen? Sie waren Menschen, und nicht mehr. Sie hatten kein solches Band wie ihres jemals verspürt, konnten es nicht spüren wie sie. Es war einzigartig, einmalig. Die Avengers hatten genug Übernatürliches gesehen und erlebt, um es erahnen zu können - doch die Menschen des Rates nicht. Sie saßen sicher und weit entfernt von den Geschehnissen entfernt, scheuten nicht einmal davor zurück, eine Atombombe auf eine der größten Städte des Landes zu schießen. Eine Atombombe, die beinahe seiner Liebsten das Leben gekostet hätte.

"It will be alright, my dear. We'll get through this." („Es wird alles gut werden, Liebste. Wir werden es durchstehen.")

Sie summte einen zustimmenden Ton, langsam einnickend. Er küsste sie sanft auf die Stirn, kurz bevor sie in den Schlaf entglitt. Laura Barton lief in diesem Moment an der Tür vorbei, auf der Suche nach ihnen. Ihr Blick war weich, als sie ihre Tochter in den Armen ihres Seelenverwandten sah.

"Fury's shown up. There's sort of a meeting, but I believe it's more important that she gets her rest... Should I tell them you'll join later on?" („Fury ist aufgetaucht. Er hat eine Art Meeting einberufen, aber ich glaube es ist wichtiger, dass sie ihren Schlaf bekommt... Soll ich ihnen ausrichten, dass ihr später dazukommt?")

"Yes, that would be perfect. Thank you, Lady Barton." („Das wäre perfekt. Danke, Lady Barton."), antwortete er leise, dankbar. Sie lächelte, und drehte sich wieder um.

"I know I haven't been there for most of her life... but take good care of her. She is my daughter, and I'll show no mercy should she be hurt. She trusts you, so I will trust her." („Ich weiß, dass ich das Meiste ihres Lebens nicht mitbekommen habe... aber pass gut auf sie auf. Sie ist immer noch meine Tochter, und ich werde keine Gnade zeigen, solltest du sie verletzen. Sie vertraut dir, also werde ich ihrem Urteil trauen.") Sie pausierte, sah zurück zu ihm, sein Nicken. "I'll leave you to it then." („Ich lasse euch dann mal besser allein.")

Schon war sie wieder weg, ließ ihre Tochter voller Vertrauen bei ihm. Er sah auf sie herab, weich. Die Augen ihrer Mutter hatten denselben Ausdruck getragen wie die von Frigga, wenn sie ihn oder Thor ansah. Er küsste ihre Stirn.

"You deserve it, my love... All the rest in the world." („Du verdienst es, Liebste... jede Ruhe der Welt.")

"She's asleep?" („Ist sie eingeschlafen?") Laura nickte, was ihn erleichtert seufzen ließ. Sie standen ein wenig abseits der Gruppe, immer noch in Hörweite, aber nicht so, dass sie störten. "Good. I should've known she has to see we're fine first." („Gut. Ich hätte wissen müssen, dass sie erst sehen muss, dass es uns gut geht.")

"She's grown so much." („Sie ist so groß geworden."), flüsterte seine Frau, lehnte sich in seine Seite. Er nickte. "It's so... unreal that she's here." („Es ist so... unglaublich, dass sie hier ist.")

"I know. I still find myself wondering every day." („Ich weiß. Das denke ich selbst jeden Tag aufs Neue.") Clint spürte, wie sie ihr Gewicht ein wenig verlagerte. Beinahe abwesend strich er über ihren gewölbten Bauch, spürte, wie ihr jüngster Sohn gegen seine Berührung trat. "I think I know what you just did up there..." („Und ich glaube ich weiß, was du da oben noch gemacht hast...")

"Mh?", fragte sie, scheinbar unwissend. Ihr Mann lachte.

"The usual 'you hurt her, I'll hurt you'-speech. Every one of us made it since Loki's back. I believe he secretly rolls his eyes already, even if he takes it very, very seriously." („Die typische ‚Du tust ihr weh, ich tu dir weh'-Ansprache. Ich glaube langsam geht es ihm auf die Nerven, auch wenn er sie sehr, sehr ernst nimmt.")

"I hope so." („Das hoffe ich."), sagte Laura, ihre Augenbrauen zusammengezogen. "I don't want to see her suffer any more than she already has. She bears years of pain, if not decades." („Ich will nicht sehen, wie sie noch mehr erleidet. Sie trägt die Bürde von Jahren, wenn nicht Jahrzehnten von Schmerz.")

"She's not that old yet, you know." („Sie ist noch nicht so alt, schon vergessen?")

"But what she's lived through counts for that." („Aber was sie durchgemacht hat zählt sehr wohl dafür."), erwiderte sie. Darauf konnte er keine Antwort geben.

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