Kapitel 24

Sie war unruhig. Das war eine Sache, die Koro-Sensei im Laufe der Unterrichtsstunde jenen Tages auffiel. Sie wirkte unkonzentriert, obwohl sie alle Aufgaben sorgsam löste, und auch keinerlei Fehler in ihnen hatte. Ihr Stift schwang hin und her, ein Zeichen, dass irgendetwas nicht so war, wie es sein sollte.

"Stimmt etwas nicht, Eleya-san?", fragte er schließlich, und sie sah auf.

"Ich... weiß es nicht. Nennen Sie es Eingebung, aber ich habe einfach so ein Gefühl, dass irgendwo gerade etwas wichtiges mehr als nur schiefgeht.", meinte sie, beunruhigt.

"Kann es nicht einfach nur ein schlechtes Gefühl sein?", fragte Maehara, was ihre Augen hin und her flackern ließ. Sie ließ sich Zeit mit ihrer Antwort.

"Mein Gefühl lag bisher nur selten falsch.", sagte sie mit tödlich ruhiger Stimme. "Eigentlich nie. Es gibt gewisse... Gründe dafür, aber... ich hoffe, dass du Recht hast." Dann ließ sie sich wieder auf ihrem Stuhl zurückfallen, und machte eine Handbewegung. "Fahren Sie einfach fort, Koro-Sensei. Es ist wohl besser, Sie kümmern sich heute nicht um mich."

Einen Moment hielt der Lehrer inne, bevor er nachgab. "Ganz wie du meinst, Eleya-san."

Nur wenige Minuten später klingelte ihr Handy, und eine Benachrichtigung poppte auf dem Bildschirm ihrer Kontaktlinse auf. Ihre Augen schmälerten sich.

"Das ist wichtig. Ich bin gleich wieder da."

Mit knappen, abgehakten Bewegungen lief sie aus dem Gebäude, entfernte sich ein wenig und nahm dann den Anruf entgegen.

"What's up?" ("Was ist los?")

"We, uh... We kind of have a situation here..." ("Wir, uh... Wir haben hier so etwas wie ein Problem...")

"What is it Tony?" ("Was ist es, Tony?"), fragte sie alarmiert, als die zerknirschte Stimme des Milliardären erklang.


"What the hell?! What are you doing over there?! I'm away for what, a week?! And you've already invented a robot with high intelligence that wants to kill us all, not even to mention humanity?! Are you out of your mind?!" ("Was zur Hölle?! Was tut ihr da drüben?! Ich bin fort für, wie lange, eine Woche?! Und du hast bereits einen Roboter mit hoher Intelligenz erschaffen, der uns alle umbringen will, um die gesamte Menschheit mal auszulassen?! Hast du den Verstand verloren?!"), wisperte Eleya wütend in ihr Telefon, dem Gehörten noch nicht ganz Glauben schenkend. "You do realize that there is already a threat that is about to do all that shit together that I am supposed to stop, and that I'm over here with a bunch of kids that should not have to even think about crap like that?!" ("Du verstehst schon, dass da bereits eine Bedrohung ist, die genau diese Scheiße tun wird und die ich aufhalten soll, und dass ich hier drüben mit einem Haufen Kinder zu tun habe, die nicht einmal über Dinge wie diese nachdenken sollten?!")

"I know, I know." ("Ich weiß, ich weiß."), hörte sie ihren guten Freund jammern, während sie sich den Nasenrücken massierte. Das hatte ihr gerade noch gefehlt. Sie atmete tief durch, die Wut noch immer in ihren Adern.

"You know what? Give the phone to Clint. Or Loki. Or anyone who won't let me explode right now." ("Weißt du was? Gib das Handy zu Clint. Oder Loki. Oder irgendjemandem, der mich jetzt nicht zum explodieren bringt.")

Rascheln war zu hören, bevor sie Clint's Stimme hörte. "Hey kiddo..." ("Hey Kleine...")

"Don't even let me get started on this one! Which safe house are you currently travelling to?" ("Lass mich gar nicht erst anfangen an diesem Punkt! Zu welchen Safe-House seid ihr auf dem Weg?"), meinte sie kurzgeschlossen, und für einen kurzen Moment herrschte Stille am Telefon, als wäre Clint sich nicht sicher, ob es eine gute Idee wäre, ihr genau dieses jetzt zu nennen.

"Uhm... it's ours..." ("Uhm... Es ist unsers...")

Eleya erstarrte.

"Look, I know you might not want to come to that one now, considering you're not that fond of seeing them right now, but-" ("Sieh mal, ich weiß, dass du vielleicht nicht zu diesem kommen willst, wenn man bedenkt, dass du nicht gerade begeistert davon bist, sie gerade jetzt zu sehen, aber-")

"What's the damage right now?" ("Wie sieht's mit dem Schaden im Augenblick aus?"), unterbrach sie ihn, in ihrem Kopf ein wildes Karussel.

Clint seufzte. "Pretty bad. I think everyone had to take a lot of what that little witch you warned us about put into our heads. Nat and Loki were hit quite badly. I think, Nat's having flashbacks to the RR, and Loki..." ("Ziemlich schlimm. Ich denke, dass jeder eine ordentliche Menge von dem abbekam, was die kleine Hexe, vor der du uns gewarnt hast, in unseren Kopf getan hat. Nat und Loki wurden recht heftig erwischt. Ich denke, dass Nat Flashbacks zum RR hat, und Loki...")

Sie hörte ihn praktisch seine Achseln zucken, und wusste augenblicklich, worum es ging. Daher also hatte ihr schlechtes Gefühl gerührt.

"I think Steve was hit hard as well. Bruce too. We might need some time to recover." ("Ich denke, dass es Steve ebenfalls hart getroffen hat. Und Bruce auch. Wir brauchen wahrscheinlich einige Zeit, um uns zu erholen."), fuhr er fort. Sie biss sich auf die Lippe.

"And you?" ("Und du?")

"I was able to escape this time. Tony as well, though I think he might got manipulated before..." ("Ich war in der Lage, der Sache dieses Mal zu entkommen. Tony ebenfalls, auch, wenn ich denke, dass er vielleicht vorher schon manipuliert worden ist...")

"During the fight for the scepter?" ("Im Kampf um das Zepter?"), runzelte sie die Stirn.

"It would be possible. Could be the reason he wanted to built something to protect the world, you." ("Es wäre möglich. Könnte der Grund sein, warum er etwas bauen wollte, um die Welt zu schützen, dich.")

"That would've been possible in different ways." ("Das wäre auch auf andere Art möglich gewesen.") Eleya schürzte ihre Lippen, ging die Fakten noch einmal in ihrem Kopf durch. Schließlich seufzte sie, und nickte. "Alright. I'm coming. I'll inform Karasuma of the most neccessary details, and then I'm on my way. Make sure the students are safe. If he gets the documents of him, that I've coded, it might get even worse." ("Okay. Ich komme. Ich werde nur noch eben Karasuma die wichtigsten Details berichten, und dann bin ich auf dem Weg. Stelle sicher, dass die Schüler sicher sind. Wenn er die Dokumente von ihm bekommt, die ich verschlüsselt habe, wird es vielleicht noch schlimmer als jetzt.")

"Fly safe." ("Flieg sicher.")

"You too." ("Du auch.")

Damit legte sie auf. Atmete durch. Ihre Schritte brachten sie zurück in den Raum, den sie nur wenige Minuten vorher verlassen hatte.

"Karasuma? Code Red." ("Karasuma? Code Rot."), ließ sie ihre Stimme erklingen. Karasuma zuckte zusammen, bevor er auf ihre vollkommen ernste Stimme und Haltung sah. Ihre Lippen waren zusammengepresst. "This is not a drill." ("Das ist keine Übung.")

Ein wenig Farbe verließ sein Gesicht, als er ihre Anspannung bemerkte. Sein eigener Körper streckte sich. "Was?!"

Sie nickte steif. Koro-Sensei wackelte aufgeregt und überfordert mit den Tentakeln. "W-was ist denn jetzt so plötzlich los?!"

"Ein Notfall.", antwortete sie, ohne große Regung. "Mir wurden Informationen zugetragen, die wichtiger sind, als dieses Projekt. Ich werde umgehend aufbrechen, um mich der Sache zu widmen, und bitte Sie hiermit, sich nicht einzumischen. Das ist eine rein vertrauliche Sache, in der Sie nichts zu sagen oder zu tun haben."

Ihre Stimme war kalt wie Stahl. Einigen der Schüler lief ein Schauer über den Rücken, und in diesem Moment verstanden alle, dass dies ernst war. Ihre 'spezielle Ausbildung' wurde deutlich. Sie wandte sich zu den Jüngeren.

"Ritsu, entferne dich sofort aus dem Internet. Ihr alle, schaltet es so schnell aus wie möglich. Ich will ihm keine Gelegenheit geben, an dieses Projekt zu kommen." Ihre Augen fuhren über die Reihen, die mucksmäuschenstill waren. "Egal ob ihr mich mögt oder nicht, dies ist eine Anweisung aus der höchsten Instanz. Sorgt dafür, dass alle Geräte, die ihr und eure Familien besitzen, keine Möglichkeit haben, ins Internet zu gelangen. Im Augenblick ist das mehr als wichtig. Tätigt keine Anrufe, und antwortet nicht, wenn ihr angerufen werdet, bis ich diese Anweisung widerrufe. Am besten ihr haltet einen ordentlichen Abstand zu allen Geräten, die auch nur im Ansatz etwas mit dem Internet zu tun haben oder interagieren." Sie wandte sich an Karasuma. "Informieren Sie bitte Ihre Vorgesetzten, dass ein Notstand ausgerufen wird. Panik soll vermieden werden, wir werden uns darum kümmern. Versuchen Sie, mir den Rücken so weit wie möglich freizuhalten, und die Sicherheit der Schüler zu gewährleisten. Ich kann noch nicht abschätzen, ob und wann sie in eventuelle Probleme geraten könnten. Ich habe Ihnen eine Leitung aufgebaut, die gesichert sein dürfte. Wenn Kommunikation wirklich nötig ist, dann über diese Verbindung." Wieder wurde ihre Stimme scharf, bis die Englischlehrerin der E eintrat, die durch ihre Lautstärke alles gehört hatte. "Irina. Informiere Lovro, dass digitale Unternehmen sofort abgebrochen oder verschoben werden sollen. Anrufe sind nicht möglich, und auch keine digitalen Nachrichten. Das gilt für alle; digitale Nachrichtenübertragung, egal welcher Art, sind ab jetzt tabu." Zuletzt fiel ihr Blick auf Koro-Sensei. "Auch für Sie gelten diese Regeln, damit ich mich klar ausdrücke. Ich versuche nicht, sie einzudrängen oder einzuschränken, doch im Augenblick bitte ich Sie, alle Reisen, die Sie vielleicht geplant haben, zu unterlassen. Bleiben Sie im Schulgebäude, und verlassen Sie es unter keinen Umständen - es hängt mehr davon ab, als Sie vielleicht glauben würden."

Mit einem Nicken ihrerseits zeigte sie das Ende des Vortrags an, und Karasuma erwiderte.

"Viel Glück."

"Danke."

Dann rauschte sie aus der Tür, und Karasuma sah zur Klasse.

"Ihr habt sie gehört. Sie hat soeben nicht für die Regierung, sondern auch für den Weltsicherheitsrat gesprochen. Darum haltet euch bitte an diese Anweisungen. Es besteht kein Grund zur Panik, es wird sich bereits um das Problem gekümmert."

Nach und nach ging ein Nicken durch die Klasse, und Karasuma beeilte sich, ins Lehrerzimmer zu gelangen.

"Was zum Teufel nochmal ist nur los..."

"Aber was ist denn bitte wichtiger als die Erde zu retten...", hörte er Koro-Sensei noch jammern...

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