Kapitel 24
Etwas rüttelt mich wach. Ich bin also doch nicht tot. Was für ein Glück! Oder auch nicht, wenn man bedenkt, dass noch kein bisschen des Schmerzes in mir nachgelassen hat. Zum gefühlt hundertsten Mal heute, versuche ich meine Augen zu öffnen. Ich möchte wissen, wo ich bin. Zu meiner Überraschung funktioniert es dieses Mal sogar.
Und wie ich es schon erwartet habe, bin ich im Krankenflügel. Vor meinem Kopf beugt sich Sirius. Jetzt erinnere ich mich daran, wie er mich damals aus der heulenden Hütte befreit hat. Es fühlt sich so an, als wäre seit dem eine Halbe Ewigkeit vergangen, so viel ist das aber garnicht. Nur vier Monate. Und doch hat sich in dieser Zeit so viel geändert. Vor allem heute Morgen. Falls ich überhaupt heute Morgen sagen kann, denn ich weiß nicht genau, welchen Tag wir haben und noch weniger die Uhrzeit.
Sirius bemerkt, dass meine Augen offen sind und sofort beginnt er, zu lächeln. Mit leiser Stimme fragt er: ,,Wie geht's dir?"
,,Ist jemand verletzt?" Ich gehe auf seine Frage überhaupt nicht ein. Gerade interessiert mich nur das eine.
,,Schlaf erstmal. Du brauchst Ruhe, Eleonora. Dich hat es nicht besonders leicht getroffen. Morgen früh kriegst du Antworten." Ich bin zwar nicht besonders zufrieden mit dieser Antwort, allerdings beruhigt mich seine Stimme und ich bin viel zu müde und zu schwach, um zu protestieren. Also schlafe ich unruhig und auch mit einer Angst, vor den Antworten, die ich morgen bekommen werde ein.
***
Und tatsächlich wecken mich am nächsten Morgen (glaube ich jedenfalls) die Strahlen der Sonne. Langsam öffne ich meine Augen. Vor meinem Bett steht niemand. Generell ist es hier leer. Es muss wohl noch ziemlich früh sein. Langsam setze ich mich auf. Und im nächsten Moment trifft mich der Schock. Drei andere Betten sind auch belegt.
Im einen liegt James. Allerdings sieht er nicht allzu schlimm verletzt aus. Er hält allerdings seinen Arm sehr komisch. Wahrscheinlich hat er ihn sich gebrochen. Aber Brüche kann Madam Pomfrey zum Glück sehr schnell behandeln. Im nächsten Bett liegt Maria. Sie sieht etwas geschwächt aus. Und sie hat auch viele Kratzer. Ich habe keine Ahnung, was ihr passiert ist, aber ich denke mal, dass sie in einen ähnlichen Genuss, wie ich gekommen ist. Hoffentlich hat sie den Cruciatis Fluch aber nicht wirklich abbekommen, sondern harmlosere Flüche.
Das, was mich aber zum auffahren veranlasst, ist das dritte Bett. Marlene liegt darin. Sie hat überall offene Wunden, ein paar Brüche kann ich erkennen, sie ist blass und hat ziemlich viele Kratzer. Das sieht wirklich nicht gut aus! Mir wird von diesem Anblick übel und sofort bekomme ich ein schlechtes Gewissen. Das ist alles meine Schuld!
,,Nein, es ist nicht deine Schuld, Eleonora." Ich schrecke hoch. Vor mir steht Dumbledore. Wann ist der hier rein gekommen? Und wieso wusste er, was ich denke? Kann Dumbledore denn Gedanken lesen? Würde ihm ehrlich gesagt ähnlich sehen.
,,Woher wussten Sie, dass ich das dachte?", frage ich leise und verunsichert.
,,Weißt du, der Mensch ist leicht zu durchschauen. Und alleine dein Gesichtsausdruck, als du deine Freundin in diesem Zustand gesehen hast, hat alles gesagt. Miss McKinnon hat es wirklich schwer getroffen. Sie hat einige Minuten alleine gegen Lord Voldemort persönlich kämpfen müssen. Für eine Fünftklässlerin war das eine grandiose Leistung. Ihr alle habt wirklich sehr gut gekämpft. Dennoch war es gut, dass wir zu Hilfe kamen. Alleine hättet ihr das wahrscheinlich nicht geschafft. Die Todesser werden immer stärker."
,,Sir, darf ich Sie etwas fragen?", frage ich unsicher.
,,Aber sicher doch."
,,Was hat es mit den Todessern und Voldemort auf sich?"
,,Hm, das ist eine schwierige Frage. Ich werde mich bemühen, sie richtig zu beantworten. Du weißt bestimmt, dass Tom Riddle, so ist sein echter Name, dein Onkel ist. So hieß auch deine Mutter mit Nachnamen. Allerdings habe ich schon damals bemerkt, dass die beiden anders sind. Deine Mutter war herzlicher. Und sie war längst nicht so arrogant. Ich habe damals nur Tom aus dem Waisenhaus geholt. Deine Mutter wurde von einer anderen Lehrerin in der Winkelgasse begleitet. Tom wollte aber alleine gehen. Er war damals schon anders.
Die Jahre vergingen und ich bemerkte immer mehr den Unterschied zwischen den beiden. Ich mochte deine Mutter. Sie war sehr gut in Verwandlungen. Generell eine talentierte Hexe. Anscheinend hat sie das auch an dich weitervererbt. Auch nach der Schule wählten die beiden dann verschiedene Wege. Deine Mutter wurde zum Auror und Tom arbeitete in einem Laden namens 'Borgin & Burkes'. Und dann lernte deine Mutter deinen Vater kennen. Und du warst deren Kind. Kurz nach der Geburt deiner Schwester wurde deiner Mutter klar, wie böse und gemein Tom wirklich war. Er hatte in der Zwischenzeit schon viele Menschen umgebracht. Also seid ihr in das Heimatsdorf deines Vaters gezogen. In Russland.
Tom hatte aber noch nicht genug Macht, um euch zu finden. Erst zog er sich zurück. Ich weiß heute noch nicht, was er in dieser Zeit gemacht hat. Allerdings hoffe ich, dass ich das noch herausfinde. Und dann besorgte er sich Anhänger. Es wurden mit den Jahren immer mehr. Und vor einem Jahr fand er euch und brach in euer Haus ein. Er wurde aber von eurem Vater nach dem Tod eurer Mutter in einem Duell besiegt, also konnte er nicht alle von euch töten.
Und vor allem in den letzten Monaten wurden es immer mehr Anhänger.
Vielleicht ist dir schon aufgefallen, dass es zur Zeit sehr viele Todesfälle, Überfälle und Einbrüche gibt. Alles ist sein Verdienst. Und das der Todesser. Die Todesser sind seine Anhänger. Sie sind alle durch ein dunkles Mal gekennzeichnet. Und glaube mir, wenn ich dir sage, dass sie von Tag zu Tag mehr werden. Und stärker. Wir sollten sie fürchten und ich bin mir sicher, dass es einen großen Krieg geben wird. Darauf sollten wir uns gefasst machen."
Irgendwie klingen Dumbledores Worte ziemlich hart. Er sagt sogar, dass es einen Krieg geben wird. Und das schon bald. Das ist erschreckend.
,,Aber Sir, wenn mein Vater wusste, dass Voldemort der Bruder meiner Mutter ist und aus England kommt. Wieso sind wir dann hier her gezogen?"
,,Das meine Liebe, hat folgenden Grund. Dein Vater dachte, und ich finde das ist auch sehr logisch, dass Voldemort mit euch dort am wenigsten rechnen würde. Er hat auch am Anfang nicht gewusst, wo ihr seid. Deswegen hat er in anderen Ländern gesucht. Bis er dann durch Regulus Black erfahren hat, dass du auf Hogwarts gehst und im Haus Slytherin bist. Und weil du dort warst, dachte er, es wäre ein Kinderspiel, dich auf seine Seite zu ziehen.
Und eins muss ich dir sagen. Du hast in den letzten Stunden grandiose Leistungen vollbracht. Und auch wenn du nicht die schönsten Familienhintergründe hast, zählen die Entscheidungen, die du triffst. Und da hast du heute eindeutig die richtigen getroffen. Deine Mutter wäre so stolz auf dich, also sei ihr bitte nicht sauer, dass sie dir die Wahrheit verschwiegen hat. Sie hat dir nur das alles nicht erzählt, weil sie dich, und auch deine Schwester schützen wollte."
***
Lange Zeit muss ich noch über Dumbledores Worte nachdenken. Er hat so viel gesagt und das muss ich erstmal verarbeiten. Generell muss ich die letzten Stunden erstmal verarbeiten. Also nutze ich die Zeit, in denen noch niemand von den anderen wach ist, um darüber nachzudenken.
Doch lange bleibt mir diese Stille nicht gewährt, denn Maria ist auch kein Langschläfer. Und zwar ganz und gar nicht. Kaum ist sie wach stürmt sie auf mich zu, als ob sie nicht überall Kratzer hätte. Langsam bekommt sie aber auch mehr Farbe im Gesicht.
,,El, wie geht es dir? Du siehst echt schlimm aus. So sollte dich Sirius nicht sehen. Mhm...haben die hier irgendwo Schminke?"
,,Komm mal runter Maria. Es ist alles gut. Mir geht's blendend. Und nein es gibt hier keine Schminke. Allerdings hättest du ein bisschen Concealer auch mal nötig." Wir beide beginnen zu lachen. Es ist einfach immer die gleiche ironische Art, mit der wir miteinander reden. ,,Wie geht's dir?", hänge ich noch an, als wir uns wieder eingekriegt haben.
,,Auch ganz gut. Aber ich spüre, das ich scheiße aussehe. Das mag ich nicht. Ich glaube, ich hab es von uns allen aber noch ganz gut abbekommen. Bellatrix hat nur ein wenig Gefallen am Cruciatus Fluch gehabt." Hätte ich jetzt Wasser im Mund, wäre das jetzt im ganzen Raum verteilt. Maria sagt das so, als ob der Cruciatus Fluch nichts schlimmes wäre.
,,Was? Wer ist Bellatrix?"
,,Sirius' allerliebste Cousine. Eins nette Frau. Hast du sie denn gesehen? Sie hatte keine Maske an. Wahrscheinlich hat sie jemand von unserer Seite ihr weggesprengt. Hätte derjenige aber echt lassen sollen. So musste ich , als wir gegeneinander kämpfen ständig ihr hässliches Gesicht sehen." Maria hat schlichtweg immer, egal, wie beschissen die Situation ist, einen Witz parat.
,,Ähm, das war ich. Und ja ich weiß genau, wen du meinst. Anscheinend mag sie den Cruciatus Fluch ziemlich."
,,Okay lass uns jetzt aber nicht über Schmerzen reden. Darauf habe ich gerade echt keine Lust."
,,Okay, ich hab aber noch eine Frage. Weißt du, was genauer mit Marlene ist?"
,,Ähm nein, nicht ganz. Bin auch ziemlich früh zusammengeklappt, sobald wir hier waren. Aber besonders gut sieht es nicht aus."
,,Da hast du Recht."
,,So jetzt hab aber ich auch noch ne Frage. Was, um alles in der Welt ist dort eigentlich passiert? Ich meine, warum würdest du von ihm entführt?Also so wichtig kannst du ja wohl kaum sein, dass du eine extra Todeseinladung brauchst."
,,Ich hab keine Lust, die Geschichte fünf Mal zu wiederholen. Mach ich dann, wenn ein paar mehr da sind."
,,Okay, wenn du meinst. Wusstest du, dass James im Schlaf redet? Ich hab ihn heute Nacht irgendetwas plappern hören. Hab allerdings nichts verstanden. Ich glaube allerdings, dass ich das Wort 'Lily' rausgehört habe."
Sofort beginnen wir beide zu kichern. Manchmal ist es einfach nur süß zu sehen, wie sehr James in Lily verknallt ist. Er ist nur zu dumm, ihr das auch wirklich zu erklären. Aber das wird er schon noch schaffen.
,,Haltet die Klappen, ich will schlafen" beschwert sich jemand von hinten. Wir drehen uns um, und sehen, wie sich James sein Kissen über den Kopf zieht. Anscheinend ist er, genau so wie Amelia, ein Langschläfer.
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Und ich habe es irgendwie geschafft, noch ein Kapitel zu schreiben. Und das in so kurzer Zeit. Jetzt müsst ihr mich feiern! (Okay, nein nicht wirklich.) Ich hoffe euch gefällt das Kapitel!
Eure Anna <3
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