Feuerflamme
Leon und ich waren mindestens eine halbe Stunde weiter in die Richtung von vorhin geritten, bis der Wald immer heller wurde und wir bald in steiniges, kahles Gebiet erreichten, wo nur manchmal ein paar Sträucher wuchsen. Das Pferd folgte einem Kiesweg bis ich in der Ferne eine Art Dorf ausmachen konnte. In dessen Zentrum befand sich ein ziemlich großer Baum, einfach so, obwohl sonst weit und breit nichts wuchs.
Als wir das Dorf erreichten begrüßten die Menschen Leon fröhlich und mich starrten sie feindselig an. Ich fragte mich bloß weshalb? Was hatte ich ihnen getan?
,,Warum schauen mich alle so komisch an?" fragte ich, ohne aufzuhören beruhigend zu lächeln. ,,Naja du bist eine Eiskriegerin. Du trägst die Farbe blau. Die Farben wurden vor langer Zeit von Elaina, der Göttin und Vorfahrin der Erschafferin von Elemtry, festgelegt. Außerdem sind die Stämme seit langer Zeit verfeindet." erklärte Leon. Doch eine Frage hatte ich noch: ,,Aber warum hast du mich dann gerettet? Und weshalb willst du mir jetzt auch noch helfen?
Leon sagte nichts und ich ging so ein paar Möglichkeiten durch, doch eine ließ mich erschaudern. Was wenn er mich an seine Leute ausliefern möchte? Plötzlich hatte ich Angst, dass mein Vertrauen schon wieder ausgenutzt wurde, wie damals bei Rocco, auch wenn ich ahnte, dass es diesmal was ganz anderes war.
,,Antworte mir!" rief ich.
,,Ich... du wirst es gleich erfahren." sagte Leon nach kurzem Zögern.
Bald wurde mir klar, dass unser Ziel gar nicht der riesige Baum im Zentrum des Dorfes war, denn wir ritten einfach weiter und als wir auch an den letzten Häusern vorbei waren, erkannte ich unser eigentliches Ziel. Ein schmaler Weg führte auf ein großes Gebirge zu. Als wir es erreichten erkannte ich, dass ein Tunnel in den Berg hineinführte und das Pferd davor stehen blieb. Wir stiegen ab und Leon band das Pferd an einem toten Baum fest. ,,Also los." sagte er und ging auf den dunklen Eingang zu.
Ich wollte gerade fragen, ob wir denn keine Taschenlampe oder sowas hätten doch da war er schon in dem Tunnel verschwunden, als hätte ihn die Dunkelheit verschluckt und ich wollte hier nicht alleine stehen bleiben, also lief ich ihm hinterher.
Als ich den Tunnel betrat sah ich genau wo sich Leon befand. Die Leuchtstreifen an seinem Schwert und seiner Kleidung verrieten, wo er sich befand.
Ich achtete sehr darauf nicht über Geröll zu stolpern und merkte gleich drauf, dass dies gar nicht nötig war, denn der Boden war völlig eben und ich stieß nicht einmal mit meinem Fuß gegen einen Stein oder knickte in einer Kuhle im Boden um. Ich spürte die Steinwände an meiner rechten Schulter und wollte ausweichen, doch ich stieß so nur auf der anderen Seite gegen harten Stein.
,,Keine Sorge, bald sind wir wieder draußen." hörte ich Leon vor mir sagen und fühlte mich wirklich ungeschickt, da er einfach mühelos durch den schmalen Gang spazierte. - So hörte es sich jedenfalls für mich an.
Tatsächlich endete der Tunnel kurz darauf und ich musste mir die Hand vors Gesicht halten, um nicht vom grellen Sonnenlicht geblendet zu werden, da meine Augen noch an die völlige Finsternis gewöhnt waren. Doch dann erkannte ich, dass ich mich in einem Art Felsenkessel befand. Vor, hinter und neben mir ragten Wände aus Stein auf. Ich legte den Kopf in den Nacken und blickte nach oben, zu den gewaltigen Bergspitzen. Plötzlich zischte ein ziemlich großes Geschöpf über den Himmel und setzte zur Landung an. Ich wollte meine Augen nicht trauen. War das hier ein überdemensionaler Vogel? fragte ich mich. Seine Federn leuchteten in verschiedenen Rot- und Gelbtönen. Die dunklen Augen des Tieres musterten mich misstrauisch. Im nächsten Moment fuhr ich herum, als ein Heulen mich zusammenzucken ließ. Ein riesiger, ebenfalls rot glühender Wolf war aufgetaucht und ich sah, wie Leon respektvoll den Kopf vor beiden Geschöpfen neigte. Ich tat es ihm gleich, da ich nicht wusste, was ich sonst tun sollte. Der Wolf kam auf mich zugetrabt und blieb vor mir stehen. Er überragte mich um fast zwei Köpfe und stand aufrecht da.
,,Hallo Grace. Ich habe dich erwartet. Hattest du eine angenehme Reise?" fragte er und ich war überrascht, dass er in der Sprache der Menschen mit mir kommunizieren konnte.
,,Ja, ich... Woher..." stotterte ich und es war mir peinlich, dass ich gerade jetzt keinen vernünftigen Satz herausbrachte.
,,Ich habe Leon beauftragt dich zu finden, da ich wusste, dass du bald diese Welt betreten würdest. Ich bin Feuerflamme und das dort drüben ist Aschenfeuer." mit einem Kopfnicken zeigte er auf den Feuervogel. ,,Wir sind die Beschützer des Stammes der Feuerkrieger. Du bist wie du siehst eine Eiskriegerin. Jeder Stamm trägt eine bestimmte Farbe. Deine ist blau, wie die der Eiskrieger. Leons ist rot, also ist er ein Feuerkrieger. Die Naturkrieger tragen grün und die Sturmkrieger grau oder weiß." fuhr Feuerflamme fort. Ich nickte.
,,Dann sind die Stämme tatsächlich verfeindet?" fragte ich und Feuerflamme nickte. So war es logisch, dass die Dorfbewohner mich feindselig angeschaut hatten..., überlegte ich.
,,Aber warum erzählst du mir das alles und wieso wollt ihr mir helfen?" Ich war immer noch misstrauisch gegenüber Leon und diesen Fabelwesen.
,,Es ist so, eigentlich hast du recht. Aschenfeuer und ich sind die Beschützer der Feuerkrieger. Jeder Stamm hat jeweils zwei Beschützer in Form von Kreaturen wir Einhörner, Drachen oder ähnliches, welches nicht menschlich ist. Elaina ist die Göttin, wacht über die Beschützer und achtet darauf, dass das Gleichgewicht bewahrt bleibt. Nun kommst du ins Spiel." Langsam wandelte sich meine Furcht in Neugierde um. ,,Ich glaube in der Welt wo du aufgewachsen bist nennt die sich Ariana. Hier ist sie als Lucia berüchtigt. Eine ehemals tapfere und kluge Sturmkrieger Verteidigerin. Doch sie wollte mehr sein, wollte eine Führende sein und um ihr Ziel zu erreichen ging sie über Leichen. Sie ermordete unter anderem den damaligen Führenden des Stammes der Sturmkrieger und ließ es wie einen Unfall aussehen, indem sie noch versuchte ihm zu helfen, aber scheiterte und er starb. So wurde sie Führende, aber das reichte Lucia nicht. Ihr Durst nach mehr Macht wurde so stark, dass wegen ihr der zweite große Krieg in Elemtry ausbrach, da sie versuchte Göttin von Elemtry zu werden und Elaina zu töten, welche nur durch eine Sache getötet werden kann. Doch um an diese Information zu kommen, bestach Lucia einen der Beschützer der Stämme, denn nur sie wissen, wie man Elaina ihre Unsterblichkeit nehmen kann." erzählte Feuerflamme weiter und ich war hörte umso gespannter zu, wie ein kleines Kind, welchem die Eltern gerade aus einem Märchenbuch zum einschlafen vorlasen. Nur mit dem Unterschied, dass das was Feuerflamme mir erklärte keine erfundene Geschichte war, sondern eine unglaublich hinterlistige Tat.
,,Doch zum Glück schlossen sich alle Stämme zu einer gigantischen Armee zusammen, gegen die über mittlerweile mächtige Fähigkeiten besitzende Lucia zu kämpfen. Sie hatte mehrere Elementartiere getötet, um an ihre Kräfte zu kommen und diese in sich aufzunehmen." Ich verzog angewidert das Gesicht. Wie konnte jemand bloß so grausam sein? Doch ich wusste nicht, was Elemtartiere waren... Aber Feuerflamme schien meinen Fragenden Gesichtsausdruck bemerkt zu haben und fügte hinzu: ,,Elementartiere sind die Fabelwesen, welche ich zu Beschützern ausgewählt wurden und meistens frei in der Natur leben. Nur wenn ein großer Krieg ausbricht, werden sie von den Beschützertieren gerufen um zu kämpfen." Ich nickte, um zu signalisieren, dass ich verstanden hatte.
,,Letzten Endes und nach vielen Opfern, welche dieser grausame unnötige Krieg gefordert hatte, ist es der Armee, die gegen Lucia in den Kampf gezogen sind gelungen, sie zu schlagen und sie zu verbannen. Doch leider scheint es so, als hätte sie einen Weg gefunden, nach Elemtry zurück zu kehren." Ich nickte wieder und musste schlucken. Also mussten wir es schaffen sie aufzuhalten.
---------------------------
1271 Wörter
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top